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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

Ampelmännchen
@Jetti , ich denke dass du über das Es ist so mit der Zeit automatisch zu dem Es ist besser so kommst. Mit dem ersten Schritt der Akzeptanz und dem Bewusstwerden, dass es keine Umkehrbarkeit mehr gibt werden Wünsche, Träume, aufgegeben weil sie mit einer im zusammenhang dieser Wünsche stehenden Person nicht mehr realisierbar sind.
Das bringt die zu einer Neuorientierung. Einer neuen Fokussierung. Damit erfährst du Neues in deinem Leben was dir wieder Freude bringen und ein Loslassen deiner alten Gefühle bewirken kann.
Dadurch realisierst du, dass dir das Leben im Neuen wieder Gutes gibt, du zufriedener wirst und irgendwann erkennst, dass es so besser ist.
Zitat von Jetti:
Was mir aber bewusst ist, dass es andere Dinge/ Ereignisse geben könnte, die für mich ganz furchtbar schlimm wären, und mein gegenwärtiges Erleben sicher relativieren würden. Das soll bitte nie passieren!

Im Juni 2019 trennte ich mich schweren Herzens von einer alleinerziehenden Frau mit zwei Kinder und habe mir anschließend große Vorwürfe aus unterschiedlichen Gründen gemacht. Drei Monate später verstarb mein mir sehr nahestehender Vater ganz plötzlich. Das relativierte meine vorherigen Probleme und hatte keine Relevanz mehr für mich.
Vier Monate später lernte ich meine letzte Ex und ihre drei Kinder kennen. Aus mehreren Gründen flog mir die Beziehung um die Ohren. Unter anderem wegen meiner ExEx und deren zwei Kinder und meines Vaters wegen.
Seit zehn Monaten verarbeite ich nun die letzte Trennung und habe immer mehr erkannt, dass ich nicht nur diese Beziehung verwursten sondern mich zusätzlich mit den zwei anderen Ereignissen auseinandersetzen muss.
Mein Fokus lag für sehr lange Zeit nämlich nicht auf mich und jedes Ereignis, welches dass vorherige relativerte führte nur dazu, dass die Last nur immer größer wurde.
Klar, ich kann mir die armen Menschen in den Hochwassergebieten ansehen und mir bewusst machen, dass diese Leute wirklich Probleme haben weil sie Hab und Gut und Familie verloren haben aber meinen eigenen Gefühlen die ich durchlebe relativiere ich dadurch auch nicht und es macht daher meine Probleme nicht kleiner.

Aber irgendwann, und daran glaube ich, wird es, ob mit oder ohne Partner, einem besser gehen und man wird zufrieden, glücklich sein. Rückblickend wird man dann sehen, dass sich alles wie ein roter Faden durch das Leben zieht und alles seinen Sinn hat was man erleben musste und durfte weil man in dem Jetztmoment ja zufrieden, glücklich ist.
Jede Trennung, jeder Verlust, jedes Leiden ist dann plausibel weil sie mich damit zu dem glücklichen Heute geführt haben.
Daran muss man glauben.

06.08.2021 10:51 • x 1 #766


B
Zitat von Ampelmännchen:
Aber irgendwann, und daran glaube ich, wird es, ob mit oder ohne Partner, einem besser gehen und man wird zufrieden, glücklich sein.

Warum denn auf eine ungewisse Zukunft schieben? Genau da ist das Problem. Vergebene Hoffnung. Irgendwann wird es nicht passieren. Jetzt in diesem Augenblick oder niemals. Warum ist das so? Weil du nur unabhängig von den aüßeren Umständen und gegebenheiten glücklich und zufrieden sein kannst. Das ist nicht etwas was von Außen auf uns zu getragen wird. Nein, nein. Es muss ausschließlich aus unserem Inneren kommen. Du musst es sein. Werden kannst du es nicht. Sonst hat dein Zufriedenheit keine Wurzeln in dir. Deine Zufriedenheit und Wohlbefinden wurzelt im Außen. Das ist das ganze Dilemma. Denn da das Außen unberenenbar und ungerecht ist, wird das nicht funktionieren. In 100000000 Jahren nicht. Nicht das Außen muss sich ändern damit wir Zufriedenheit und Wohlbefinden erfahren. Wir müssen uns dafür ändern. Unser Inneres muss sich dafür ändern. Thema, Verantwortung für sich übernehmen.

06.08.2021 12:37 • x 1 #767


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

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FrauDrachin
Zwei Dinge fallen mir an deinem Beitrag auf:

Zitat von Bumich:
Weil du nur unabhängig von den aüßeren Umständen und gegebenheiten glücklich und zufrieden sein kannst.

Ich finde, es ist schon Druck und eben Nicht-Akzeptanz glücklich und zufrieden sein zu wollen. Oder eben wie Jetti schreibt, es ist so reicht nicht, es soll es ist gut so sein. Das bringt eine Wertung hinein, dass es eben falsch ist, wenn ich nicht glücklich und zufrieden bin, dass ich etwas ändern muss.
Die Chance läge darin, bewußt beim es ist so zu bleiben, was anderes bleibt uns eh nicht übrig, und eben nicht zu es ist gut so zu wollen, bzw. zum glücklich sein. Wenn ich jetzt unglücklich bin, ist das so.
Vielleicht die Einstellung: es ist wie es ist, und es ist genau so, wie es sein sollte
Gibt das nur in meinem Kopf Sinn?
Zitat von Bumich:
Wir müssen uns dafür ändern. Unser Inneres muss sich dafür ändern.

Vielleicht ist genau das der Holzweg.
Wenn ich mich ändern soll oder will oder gar muss, dann verlege ich ja wieder die Akzeptanz auf die Zukunft, wenn ich mich geändert habe. Das jetzt ist nicht ok, wenn es sich nicht glücklich und zufrieden bin, dann muss ich mich ändern.
Irgendwie sind das zwei Seiten einer Medaille bemerke ich gerade immer mehr... Es macht nicht immer und nur bedingt Sinn, mich ans Außen anzupassen, und genauso kann ich nicht verlangen, dass sich das Außen an mich anpasst.
Ich gebs zu, nicht ganz ausgegoren der Gedanke, bin gespannt was ihr daraus macht.

Jedenfalls muss sich Akzeptanz auf das Innen und das Außen beziehen, als das was wir als Gut und auf das, was wir als Schlecht bewerten, sonst ist es eben keine Akzeptanz.

06.08.2021 13:07 • x 2 #768


B

Velleicht hilft das etwas zum Verständnis.

06.08.2021 15:07 • x 1 #769


Ampelmännchen
@burnich ...ich bin mir, glaub ich, nicht so ganz sicher wie du das meinst:
Zitat von Bumich:
Jetzt in diesem Augenblick oder niemals. Warum ist das so? Weil du nur unabhängig von den aüßeren Umständen und gegebenheiten glücklich und zufrieden sein kannst.

Ich bleibe mal bei dem Beispiel in meiner Familie. Nach dem Tod meines Vaters hätte ich meiner Mutter vermutlich nicht sagen können warum dein glücklich sein auf morgen verschieben? Du musst dich frei von den äußeren Umständen machen und somit wirst du heute oder morgen wieder zufrieden sein.
Oder habe ich dich da komplett falsch verstanden?
Ich meinte nicht, dass ich rumsitze und warte, dass mir positive Dinge zufliegen und ich dadurch bestimmt irgendwann wieder glücklich werde. Ich muss natürlich auch traurig und unglücklich im Leben sein. Woher soll ich sonst wissen was Glück und Zufriedenheit ist?

06.08.2021 19:43 • x 1 #770


Jetti
@FrauDrachin
@Bumich
@Ampelmännchen

Erst einmal vielen Dank für Eure Gedanken zum Thema annehmen, dessen was ist. Würde mir dies gelingen, wäre ich schon mal wirklich erleichtert. Nicht glücklich unbedingt, aber sicher zufriedener. Und tatsächlich geht es meiner Meinung nach gar nicht in erster Linie um das Glücklichsein.
Zitat von Bumich:
Es muss ausschließlich aus unserem Inneren kommen

Ich verstehe das so: Wenn ich für mich selbst erkenne und annehme, dass sowohl das Schöne und das Traurige zum Leben dazugehören, werde ich ruhiger sein können. Die Einstellung und die Gewichtung zu Dingen die im Außen passieren, liegt in mir selbst. Aufhören zu kämpfen, gegen das was meiner Vorstellung nicht gerecht wird.
Eben den inneren Frieden zu finden, damit das Außen seine Macht verliert.
Zitat von Ampelmännchen:
Ich muss natürlich auch traurig und unglücklich im Leben sein. Woher soll ich sonst wissen was Glück und Zufriedenheit ist?

Genau. Und vielleicht nicht nur, weil mich die Tiefen des Lebens lehren, die sonnigen Zeiten zu schätzen, sondern weil beides einfach zum Leben dazugehört.
Zitat von FrauDrachin:
Das bringt eine Wertung hinein, dass es eben falsch ist, wenn ich nicht glücklich und zufrieden bin, dass ich etwas ändern muss.

Zitat von Ampelmännchen:
warum dein glücklich sein auf morgen verschieben? Du musst dich frei von den äußeren Umständen machen und somit wirst du heute oder morgen wieder zufrieden sein.

Es wird immer wieder Ereignisse im Leben geben, die mich für eine gewisse Zeit aus der Bahn werfen können. Und dann ist der Schmerz groß und berechtigt. Aber er darf und sollte eben nicht in solcher Weise Besitz von mir ergreifen, dass er mich am Leben verzweifeln lässt.
Leider ist das bei mir irgendwie der Fall. Und deshalb will ich mir die Situation wohl erträglicher machen durch den Gedanken: Es ist besser so, wie letztlich alles gekommen ist
Aber ich weiß, Ihr habt recht: Es ist so. Dies zu sagen, erfordert Kraft, aber man kann sich daran nicht vorbeimogeln.
Das Leben erfüllt nicht alle Wünsche, aber dafür schenkt es manchmal auch schöne Dinge, die man gar nicht auf seiner Liste hatte.

Zitat von FrauDrachin:
dann verlege ich ja wieder die Akzeptanz auf die Zukunft, wenn ich mich geändert habe.

Vielleicht eher so: Wenn ich das einmal erreicht habe, das Dasein in all seinen Facetten anzunehmen, und das Leben trotzdem gern zu leben, das Leben sogar zu lieben, dann bin ich stark im Inneren.
Klar, weil ich das jetzt noch nicht bin, liegt die Akzeptanz noch in der Zukunft. Aber spätere Ereignisse werden vielleicht weniger belastend sein, weil ich ja im Frieden mit dem Leben an sich bin.

Zitat von FrauDrachin:
es ist wie es ist, und es ist genau so, wie es sein sollte

Damit komme ich widerrum nicht so ganz klar. Weil es so scheint, als gibt es eine Bestimmung hinter allem. Oder interpretiere ich in das Wort sollte jetzt zuviel hinein?

Wie immer es auch sei. Die Theorie ist mir in vielen Dingen sehr einleuchtend, aber in der Praxis scheitere ich. Klammere am Vergangenen und kämpfe gegen das Leben. Wahnsinn!

@Ampelmännchen
Zu Thema Relativieren geht mir auch noch einiges durch den Kopf. Interessant, von Deinen Erfahrungen zu lesen. Dazu möchte ich gern noch etwas schreiben. Nur ist es heute etwas spät, und die Gedanken nicht mehr so ganz sortierbar.

Allen einen guten Start ins Wochenende!

06.08.2021 21:50 • x 2 #771


Ampelmännchen
Zitat von Jetti:
Damit komme ich widerrum nicht so ganz klar. Weil es so scheint, als gibt es eine Bestimmung hinter allem. Oder interpretiere ich in das Wort sollte jetzt zuviel hinein?

Ich denke nicht, dass damit hinter den Gegebenheiten eine Bestimmung steht. Es geht vermutlich vielmehr darum, die Dinge so anzunehmen wie sie sind weil du selbst äuf die Dinge im Außen keinen Einfluss nehmen kannst. Dinge passieren im Leben weil sie so passieren sollten. Du kannst den Lauf der Dinge nur so akzeptieren und annehmen weil du es eben nicht verhindern kannst. Vielleicht geht es um eine gewisse innere Erwartungshaltung die man an das Leben vor allem für die Zukunft hat.
Wenn ich mich davon frei machen kann, bin ich vermutlich in der Lage den Moment im Hier und Jetzt zu genießen ohne darüber in Sorge zu sein es morgen verlieren zu können. Sollte ich es morgen verlieren, ist es nicht so schlimm weil ich keine Erwartung diesbezüglich hatte und mir vorher klar war, dass nichts unendlich ist und ich daher dankbar sein darf für das gestrige.

Das Leben ist nicht hart, unfair, gemein zu dir. Das Leben ist einfach das Leben und alle Dinge sind so weil sie so passieren sollten.
Gar nicht so einfach, das verständlich in Worte zu verpacken.

07.08.2021 04:59 • x 4 #772


I
Guten Morgen

Ich habe die letzten Abende gearbeitet und deswegen nicht so den Kopf für Lebensphilosophie. Es sind ja wirklich wieder viele tolle Anregungen dabei herausgekommen. Obwohl schon alles geschrieben wurde, fasse ich es für mich auch noch mal zusammen.

Das reine Glück, bzw. die dauerhafte Abwesenheit von Schmerz ist eine Utopie für mich. Vieles lässt sich nicht steuern und man kann nur versuchen, das beste daraus zu machen. Sicher hilft es, in allem einen Sinn oder eine Chance zu erkennen. Bei manchen Schicksalsschlägen gelingt das aber nur bedingt, weil das Leben manchmal einfach verdammt ungerecht ist.

Jettis Bild mit dem Gasthaus, in dem alle positiven und negativen Gefühle geduldet sind wie Reisende, gefällt mir immer wieder gut.
Alle haben Berechtigung.
Wirklich blöd wird es, wenn man, wie Jetti es beschreibt, permanent unglücklich ist und sich dem so hilflos ausgeliefert fühlt. Ich denke, da muss aber jeder auch seine eigenen Strategien entwickeln, das Ruder herumzureisen.

Manche gehen ein Jahr ins Ausland, oder meditieren, finden zu Gott... Ich weiß nicht, Jetti, hast du vielleicht einen alten Traum, dessen Verwirklichung den Neuanfang deines Lebens darstellen könnte? Etwas, was du nur für dich machst, um dich zu verwirklichen? Unabhängig von der Akzeptanz deiner Familie etc.pp.?

Was ich für mich mittlerweile positiv sehe ist, dass mich alles irgendwie innerlich reifen lässt. In dem Moment wos weh tut denke ich natürlich nicht: oh wie gut, die nächste Möglichkeit, mehr über mich herauszufinden und mich weiterzuentwickeln. Das kommt erst danach und manchmal auch erst bei neuen Begegnungen/Situationen in denen ich mein eigenes Handeln oder meine Gefühle dann schon besser einordnen kann.

Gerade nach zwei sehr schönen Tagen wurde hier in der Kennenlernphase der blöde Satz ausgesprochen wir sollten unsere Erwartungshaltungen abgleichen.
Und obwohl ich recht nüchtern an alles rangegangen bin und nicht mal soooo dolle verknallt bin, hat mich das doch wieder tief getroffen.
Aber ich kann meinen Schmerz gerade besser einordnen als noch vor einem Jahr. Tut nicht weniger weh deshalb, aber ich verstehe dass es gar nicht so sehr um den Mann geht, sondern hauptsächlich um meine innere Kränkung.

07.08.2021 09:37 • x 5 #773


I
Gartengedanken III

Er hat das Kennenlernen beendet. Und obwohl ich auch schon kurz vor dieser Entscheidung stand und merkte, es passt vieles nicht - ich hätte diese Entscheidung wieder nicht treffen und durchziehen können.

Ich sehe mich gerade wieder in meinem Garten und suche mein Kind.
Es fühlt sich so an, als wäre es gerade dabei in den Brunnen zurückzuklettern.
Dabei war doch der Wasserstand in den letzten Wochen merklich gestiegen.

Wir gucken zusammen runter und sind uns einig, da runter zurück wollen wir nicht mehr. Da unten ist jetzt kein guter, geeigneter Platz mehr.
Ich glaube, wir müssen im Apfelbaum ein Baumhaus bauen, wo man vor kurzen Regenschauern geschützt ist und von oben den Überblick behalten kann.

Das fühlt sich richtig an. Aktiv etwas zu bauen, einen angenehmen Rückzugsort zu schaffen. Irgendwie anders als sich in einem Loch zu verkriechen. Mit ganz vielen Lichterketten und gemütlichen Kissen.

Puh, jetzt geht's mir tatsächlich gleich ein bisschen besser.

07.08.2021 10:43 • x 3 #774


Jetti
Zitat von Ampelmännchen:
Gar nicht so einfach, das verständlich in Worte zu verpacken.

Das merke ich auch immer wieder. Aber es ist hilfreich, finde ich, das hier mal zu tun, eben überhaupt Worte zu finden, um die Gedanken auch ein bisschen zu strukturieren.
Ich denke, ich weiß, was Du meinst.
Zitat von Ampelmännchen:
Sollte ich es morgen verlieren, ist es nicht so schlimm weil ich keine Erwartung diesbezüglich hatte und mir vorher klar war, dass nichts unendlich ist

Das scheint mir für mich unerreichbar. Gerade im Bezug auf die Liebe. Klar kann ich nicht erwarten, mit einem Partner für immer zusammen zu sein. Aber wenn die wunderbaren Gefühle da sind, Verbundenheit, Nähe....dann hofft man doch, dass es nicht gleich morgen wieder vorbei sei. Und wenn, dann kann es auch erstmal schlimm sein. Weil auch die negativen Gefühle gelebt werden wollen.
Allerdings verstehe ich schon das Grundsätzliche. Erwartungen loslassen, das Leben bejahen und letztlich auch dankbar dafür zu sein.
Zitat von Ampelmännchen:
Dinge passieren im Leben weil sie so passieren sollten.

Was mich immer und immer wieder quält, ist meine eigene Verantwortung. Warum bin ich so spät aufgewacht? Habe mich nicht eher mit mir auseinandergesetzt?
Sollte das auch so sein? Das passt irgendwie nicht.
Hätte ich all die Veränderungen für mich schon eher vorgenommen, dann wäre im letzten Jahr vielleicht eine Chance für mich da gewesen. ICH habe Dinge versäumt, Zeit verstreichen lassen.......diese Gedanken belasten mich ungemein.
Andererseits überlege ich mir auch, wenn die Voraussetzungen anders gewesen wären, dann hätten ja auch die Dinge anders laufen können. Vielleicht wäre ER gar nicht in mein Leben getreten.
Ja ich weiß, zuviel wäre, hätte, wenn. Alles nichts bringende, kraftraubende Gedanken. Ich MUSS das abstellen.
Zitat von Ampelmännchen:
dass sich alles wie ein roter Faden durch das Leben zieht und alles seinen Sinn hat was man erleben musste und durfte weil man in dem Jetztmoment ja zufrieden, glücklich ist.

Dazu muss ich das Fadenknäul erstmal entwirren! Wird wohl nicht funktionieren, ohne das an der ein oder anderen Stelle ein Knoten zurück bleibt. Am Ende zieht sich der Faden auf jeden Fall nicht in gerader Linie, sondern in vielen Kurven und Irrwege entlang.
Zitat von Ampelmännchen:
jedes Ereignis, welches dass vorherige relativerte führte nur dazu, dass die Last nur immer größer wurde.

Das hat mir zu denken gegeben. Ja, und es ist wohl so, dass vieles andere bei einem Schlicksalsschlag (erstmal) in den Hintergrund tritt. Vielleicht bekommt auch manche vorherige Sorge dann völlige Bedeutungslosigkeit, weil man sie völlig überbewertet hatte.
Aber sich hast Du recht, dass Unverarbeitetes nicht deswegen abgelegt wird. Obwohl man es im Augenblick nicht mehr so stark und belastend spürt. Trotzdem ist es wohl noch da, und summiert sich auf, so wie Du es schreibst.
Und andererseits kann dann eine Last auch nicht einfach aufgelöst werden, wenn plötzlich etwas ganz Schönes, Gutes passiert. Hilft aber vielleicht dabei, die Traurigkeit loszuwerden.

07.08.2021 11:28 • x 2 #775


I
Zitat von Jetti:
Aber sich hast Du recht, dass Unverarbeitetes nicht deswegen abgelegt wird. Obwohl man es im Augenblick nicht mehr so stark und belastend spürt. Trotzdem ist es wohl noch da, und summiert sich auf, so wie Du es schreibst.
Und andererseits kann dann eine Last auch nicht einfach aufgelöst werden, wenn plötzlich etwas ganz Schönes, Gutes passiert. Hilft aber vielleicht dabei, die Traurigkeit loszuwerden.

Das trifft für mich gerade den Nagel auf den Kopf, gerade in Hinblick auf die aktuelle Erfahrung.
Es hat mich von der letzten Wehmut der Trennung abgelenkt, sich gut angefühlt, aber es hat mein Thema auch nur kurzweilig überdeckt und jetzt recht demonstrativ wieder offen gelegt.

Egal ob mit oder ohne IHN Jetti, deine persönliche Baustelle bleibt mehr oder weniger die gleiche, denke ich.
Und ich bleibe dabei, du wirst bestimmt auch wieder eine wunderschöne Beziehung führen, wenn es soweit ist.
Und ich auch... Irgendwann

07.08.2021 11:37 • x 1 #776


Ampelmännchen
Zitat von Jetti:
Hätte ich all die Veränderungen für mich schon eher vorgenommen, dann wäre im letzten Jahr vielleicht eine Chance für mich da gewesen. ICH habe Dinge versäumt, Zeit verstreichen lassen.......diese Gedanken belasten mich ungemein.

Selbiges geht mir seit Jahren schon durch den Kopf und auch ich belaste mich mit diesen Gedanken hätte ich mich mehr gesehen dann wären heute eventuell sogar eigene Kinder im Haus... etc.
Eventuell! Das ist der Knackpunkt. Wissen tue ich gar nichts. Diese Gedanken gilt es abzustellen und das Hier und Jetzt zu akzeptieren.
Es sollte wohl so sein, dass ich mir über gewisse Dinge in meiner Vergangenheit keine Gedanken gemacht hatte. Das ich heute etwas bedaure liegt vermutlich wieder an meiner eigenen Erwartungshaltung oder vielleicht auch mit der Unzufriedenheit im Jetzt und dem Irrglauben, wäre es anders gelaufen wäre heute alles oder vieles besser. Davon sollte man sich befreien.
Zitat von Jetti:
Dazu muss ich das Fadenknäul erstmal entwirren!

Vom Zeitpunkt des zufriedenen Lebens im Jetzt auf die Vergangenheit rückblickend wird ein Knäul gar nicht zu entwirren sein. Denn du bist ja zufrieden im Jetzt und alles vorherige erscheint schlüssig weil du ja sonst nicht im zufriedenen Jetzt wärst.

Ist wirklich spannend eure Posts hier zu lesen und zu erfahren was euch so durch den Kopf geht. Spannend auch wie man selber über gewisse Dinge denkt über die man, also ich, sich nie so wirklich Gedanken gemacht hat.
Toller Strang.

07.08.2021 11:51 • x 2 #777


B
Zitat von Ampelmännchen:
Ich bleibe mal bei dem Beispiel in meiner Familie. Nach dem Tod meines Vaters hätte ich meiner Mutter vermutlich nicht sagen können warum dein glücklich sein auf morgen verschieben? Du musst dich frei von den äußeren Umständen machen und somit wirst du heute oder morgen wieder zufrieden sein.

Das bedeutet nicht das man nicht auch traurig und mitfühlend sein darf. Genau darum geht es ja. Das anzunehemen was ist. Ist Trauer da, dann trauere. Aber der Tod gehört zum Leben. In einigen Kulturen wird gefeiert und getanzt. Von Trauer keine Spur. Dort ist der Tod nichts schlimmes. Leben und Tod gehören dort zum natürlichen Kreislauf der zyklischen Existenz. Weder gut noch schlecht. Trauer ist eine gute Gelegenheit das Wesen des eigenen Todes genauer zu erforschen.
Wenn man sich denn traut seinen eigenen Tod in die Augen zu schauen. Als mein Dad unerwartet starb, vor 6 Jahren, auf der Beerdigung haben wir es richtig ausgiebig krachen lassen. Natürlich war die Trauer da. Aber auch die Freude und Ausgelassenheit. Tränen der Trauer. tränen der Freude. Ich habe in der Zeit bei mir fest gestellt: Im Grunde trauerte ich nicht um ihn, sondern um mich selbst. Weil er nicht mehr zu meiner Verfügung steht. Wo er doch immer so lieb und hilfsbereit war. In der Nacht wo er unerwartet starb, erschien er mir im Traum und verabschiedete sich von mir und meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. So ganz genau bekomme ich das nicht mehr auf die Reihe. Er stand da im Traum und hat gewunken. Dann bin ich aufgewacht und wusste erst nicht was das jetzt bedeuten soll. 2 Stunden später rief meine Mom an. Da ergab alles plötzlich Sinn.

Meine Mom ist 82 und schwer krank, seit 3 Jahren. Ich stelle mich darauf ein. Der Augenblick wird kommen. Ist hart beim Verfall zuzusehen. Und nichts machen zu können. Ist nicht leicht viele male zu ihr zu fahren, mit der Befürchtung sie tot in ihrer Wohnung zu finden. Oft dachte ich, jetzt ist es so weit. Mit 82, was will man noch erwarten? Jetzt ist sie gerade mal wieder im KH. Iwas stimmt nach ihren Ops noch nicht.
Meister Eckhard sagt: Nicht die Zeit ist es die voran schreitet. Wir sind es die vorbei gehen. Auf- oder festhalten lässt sich das nicht. Warum erzähle ich das alles? Keine Ahnung.
Die Dinge werden weiter passieren. Freude, Leid, Trauer. In sich verwurzelt zu sein bedeutet Urvertrauen. Als eine Art Hintergrundrauschen. Schwer zu beschreiben.
Zitat von Ampelmännchen:
Oder habe ich dich da komplett falsch verstanden?
Ich meinte nicht, dass ich rumsitze und warte, dass mir positive Dinge zufliegen und ich dadurch bestimmt irgendwann wieder glücklich werde. Ich muss natürlich auch traurig und unglücklich im Leben sein. Woher soll ich sonst wissen was Glück und Zufriedenheit ist?

Absolut richtig. Ohne Glück kein Unglück. Alle die hier sind haben ihr Glück gewählt. Iwann haben sie sich entschieden glücklich sein zu wollen. Und wo sind wir gelandet? Im unglücklich sein. Ein Paradox der Existenz. Alles haben wir für unser Glück getan und genützt hat es alles nichts. Wie kommt das wohl? Weil beides untrennbar miteinander verbunden ist. Sie scheinen gegensätzlich und getrennt. Sind es aber in keinster Weise. Da gibt es nichts zu wählen. Beides wird kommen und beides wird gehen. Wenn du weder dein Glück noch dein Unglück wählst, lebst du in wahlloser Freiheit. Der Weg in sein Glück führt immer durch sein Unglück. Und der Weg in sein Unglück führt immer durch sein Glück. Beide Wege müssen gegangen werden. Nichts darf unterdrückt werden. An nichts darf sich geklammert werden. Unser Glück reißt uns mit. Unser Unglück reißt uns mit. Und nie gehen wir bewusst durch sie hindurch. Wer durch beide Dualitäten bewusst hindurch geht, wird etwas erstaunliches, phänomenales, verblüffendes erkennen.

Wie war das in dem Video nochmal! Die Liebe sagt: Ich bin alles. Die Weisheit sagt: Ich bin nichts. Zwischen diesen beiden Polen existiere ich.
Weder an Glück, noch an Unglück, Liebe, Hass, was auch immer.

07.08.2021 12:45 • x 2 #778


I
Zitat von Ampelmännchen:
Vom Zeitpunkt des zufriedenen Lebens im Jetzt auf die Vergangenheit rückblickend wird ein Knäul gar nicht zu entwirren sein.

Ich denke auch, man kann sich den Faden nur betrachten, vielleicht auch für sich noch einige Knoten lösen, aber ihn komplett entwirren, das geht vermutlich nicht. Die Dinge sind geschehen. Punkt.

Ich habe mal ein Trennungsvideo gesehen, wo es darum ging, die emotionale Verbindung symbolisch zu lösen in dem man Papier zerschneidet.
Das könnte ich mir gut als regelmäßige Übung vorstellen um sich selbst zu vergeben und neu anzufangen:

Ein Fadengewirr nehmen und sagen so war es und dann durchzuschneiden und zu sagen ich vergebe mir. Danach könnte man mit einer anderen Woll-Farbe einen neuen Faden anknoten und sagen ich bin es mir wert, jetzt ein neues Kapitel aufzuschlagen und das alte ruhen zu lassen
Die neue Farbe wird mit der Zeit auch einige Knötchen bekommen, aber ich habe sie bewusster im Blick, kann auf sie acht geben, eine Trockenblume einflechten wenn etwas schönes passiert ist.
Während ich das so schreibe fällt mir ein, dass ich mir schon vor Monaten ein Album gekauft habe, in dem ich schreiben und zeichnen wollte, was gerade in meinem Leben so los ist. Nicht nur trauriges, auch das Schöne. Das beginne ich heute in dem ich einen dicken roten Faden einzeichne, der über alle Seiten mäandern soll. Mal ganz wirr, mal gerade, jenachdem wie es mir gerade geht.

Ich glaube wirklich, das solche symbolischen Handlungen ganz viel Kraft haben. Bisher habe ich das selbst leider viel zu wenig ausprobiert.


Zitat von Bumich:
Im Grunde trauerte ich nicht um ihn, sondern um mich selbst. Weil er nicht mehr zu meiner Verfügung steht.

Sowas von wahr!
Und das hat mir oft ein schlechtes Gewissen bereitet, weil ich mich dabei so extrem egoistisch fühle.

07.08.2021 13:12 • x 2 #779


ElGatoRojo
Zitat von Jetti:
Und tatsächlich geht es meiner Meinung nach gar nicht in erster Linie um das Glücklichsein.

Du kannst vom Leben kein Glück verlangen. Man kann nur foh und dankbar sein, wenn man danach erinnern kann, dass es manchmal diese so empfundenen Momente für dich gegeben hat - Wochen, Tage oder auch nur nur eine Stunde.
Zitat von Jetti:
Aber wenn die wunderbaren Gefühle da sind, Verbundenheit, Nähe....dann hofft man doch, dass es nicht gleich morgen wieder vorbei sei.

Wobei die Verbundenheit damit schon die Basis sein kann, bei einem Menschen zu bleiben, mit dem das mal so war - auch wenn es in der Gegenwart nicht mehr so enthusiastisch ist.
Zitat von Ampelmännchen:
Das ich heute etwas bedaure liegt vermutlich wieder an meiner eigenen Erwartungshaltung oder vielleicht auch mit der Unzufriedenheit im Jetzt und dem Irrglauben, wäre es anders gelaufen wäre heute alles oder vieles besser. Davon sollte man sich befreien.

Das ist das Schwerste. Du hast heute die Erfahrung, die Fehler von gestern nicht mehr machen zu wollen. Aber man kann nicht zurück und sie korrigieren. Sie begleiten dich immer als Schatten und du wirst die Erinnerung nicht los. Es hilft nur, sie nicht als Ärgernis, sondern eher als sportliche Niederlage zu sehen. Das macht es leichter.

07.08.2021 14:10 • x 3 #780


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