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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

B
Zitat von Jetti:
Ja, und eine theoretische Frage die ich mir stellte: Würde ich für IHN ( aus welchem Grund auch immer) auf all dies verzichten,wenn es denn nicht anderes ginge?

Hmm... Beziehungstechnisch gesehen natürlich nicht. Warum auch? Wieso solltest du dich zwischen Familie und ihn entscheiden sollen müssen? Und wenn, Bruder geht vor Luder. Blut ist dicker als Wasser.. Kennst ja die Kalendersprüche selbst. Bei der Liebe musst du dich nicht entscheiden. Lieben kannst du sie alle und zur selben Zeit.

Zitat von Jetti:
Zu sagen, es ist auch ohne IHN fantastisch und wunderschön, das ist momentan meiner allergrößter Wunsch. Nur scheint mir das vollkommen utopisch, sicher durch die Angst immer mit diesem Kummer leben zu müssen. Ich möchte die Zeit gern vordrehen, dorthin, wo ER mich nicht mehr interessiert, es mich nicht berührt IHN allein oder mit Freundin zu sehen.
Wenn es doch nur bald soweit wäre...

Ja, vielleicht erscheint es dir als fern leuchtender Stern. Unerreichbar, endlos weit weg. Behalte diesen fernen Stern immer im Auge. Irgendwann, wenn die Umstände passend, der Weg bereitet, der Boden bestellt ist, wird die Saat aufgehen. So ist es immer. Ich weiss auch was dein Ego sich wünscht. Die Freud zu wollen, ohne das Leid. Freud führt aber immer durch das Leid. Und umgedreht. Du möchtest aber das Leid vorspulen, direkt zur Freud. Gehe nicht über Los... So funktioniert es aber nicht. Du wirst beide Aspekte ganz bewusst durchleben müssen. Vergeude nicht deine Energie damit, das Leid zu unterdrücken, weil dann automatisch die Freud erscheint. So ist es nicht. So ist es nur in deinem Verstand. Aber nicht in der Wirklichkeit. So kommst du aus deiner eigenen Nummer nicht mehr raus. Record in a Trap. Sang Elvis damals schon.

Zitat von Jetti:
Was ist es dann, wenn nicht Liebe, sich mit einem anderen Menschen verbunden zu fühlen, sich ihm anzuvertrauen, Nähe zu spüren, Dinge oder Erlebnisse miteinander zu teilen....?

Dat mut Liebe sin...Glaube du verwechselst da etwas. Der Irrtum ist einfach, man denkt, die Liebe, den Hass oder what ever man fühlt, läge am Objekt. Das Objekt gibt mir das Gefühl xy. Das stimmt einfach nicht. Du gibst es dir selber. Du erzeugst es immer in dir selbst. Ganz gleich worum es sich für eine Emotion handelt. Das Objekt triggert dich dazu deine z.B. Liebe hervorzuholen. Das Objekt ist aber niemals die Ursache. Ist ja auch logisch. Wenn xy die Ursache meiner Liebe wäre, dann müsste xy die Ursasche der Liebe bei allen Menschen sein. Dann müssen alle anderen xy ebenso lieben wie ich. Das ist aber nicht so. Es hat also mehr mit dem Subjekt, als dem Objekt zu tun. Liebe verbindet die innere Spaltung zwischen Objekt und Subjekt. Liebe ist etwas so vollkommenes, da können wir als Individuum nicht überleben.
Nicht das Objekt ist die Ursache. Es ist nur der externe Auslöser für interne Phänomene. Allumfassende Liebe bedeutet soviel wie: Deine Liebe ist nicht mehr nur auf dieses eine Objekt reduziert. Das du im Stande bist, das Gefühl zu lieben auf die gesamte Dimension der Objekte anwenden kannst. Nicht nur auf ein oder zwei oder drei. Wenn du ein mal erkannt hast, dass du der alleinige Schöpfer deiner Emotionen, Gefühle und Gedanken bist, dann bist du frei von den Objekten. Deine Abhängigkeit ist verschwunden. Aber auch frei von den Subjekten. Auch die Abhängigkeit zu deinen Subjekten wir verschwinden. Das eine kann nicht ohne das andere. Du als Individuum bist nicht mehr. Da wo früher dein Individuum war, ist nun Liebe.
Wie soll man es verständlich formulieren? Vermitteln direkt lässt es sich nicht. Es lässt sich nur erfahren. Und sämtliche Religionen bieten uns verschiedene Wege und Techniken zur Auswahl. Aber mit dem selben Ziel. Die Göttlichkeit und Schöpferkraft in dir zu erkennen. Dann erkennst du sie auch in allen anderen Menschen, Tieren, Pflanzen, in allem.
Du, ich, wir alle sind unterschiedliche Manifestationen des selben Phänomenes. Trotz aller unserer Unterschiede, in uns wohnt das selbe Phänomen inne. Zwischen uns beiden besteht keinerlei Unterschied. Deine Form ist ein Ausdruck dieser Energie. Meine Form ist ein weiterer Ausdruck der selben Energie. Alles ist Ausdruck dieser einen formlosen Energie, die alle Form durchdringt. So ist es. Ich kann dich nicht leidend machen, ohne mich selbst leidend zu machen. Ich kann dich nicht liebend machen, ohne mich selbst liebend zu machen.

Zitat von Jetti:
Ja, und ich liebe doch auch meine Geschwister, meine Nichten und Neffen, meine Eltern. Auf ganz unterschiedliche Weise natürlich, aber auch da gibt es doch ein besonderes Band. Zwar schon unterschiedlichsten Belastungen ausgesetzt, aber trotzdem ist es nicht nur eine familienbedingte Zusammengehörigkeit.

Es gibt da eine sehr schöne Technik. Ein kleines Experiment. Geht so: jedem Menschen den du ab jetzt begegnest, sagst du zu dir selbst, still und leise, ich liebe dich! Zu jedem, der dir begegnet. Ist zuerst albern. Weiss ich. Ging mir ebenso. Nach kurzer Zeit wirst du in dir eine positiver Veränderung in dir spüren. Mach das paar Tage und beobachte dich dabei, was sich in dir zeigt. Fühlt sich das richtig oder falsch an? Was geschieht da in dir? Beobachte was sich in dir zeigt. Und erkenne.

Dann, wenn du willst, kannst du nach einiger Zeit das Wort Liebe durch das Wort Hass ersetzen. Zu jedem innerlich sagen: ich hasse dich. Beobachte was sich in dir zeigt. Und erkenne.
Zitat von Jetti:
Tatsächlich schrieb ER mir auch mal etwas zu diesem Thema, über dass ich im Moment grad wieder ziemlich nachdenke. ER sagte, dass die Liebe zu Kindern, Geschwistern....maximal ein Trost sei. Aber der eigentliche Sinn des Lebens darin besteht, die wahre und einzige Liebe zu einem ganz bestimmten Menschen zu erleben.


Wie du dir denken kannst, ich sehe es auch anders wie er. Aber das soll nichts heissen. Wenn das seine Bestimmung ist und er damit glücklich, dann ist das ok und durchaus legitim. Es gibt viele Wege sein Leben zu leben. man selbst hat ja die freie Wahl, sich zurück zu ziehen, wenn einem die Ansichten nicht passen. Man ist ja nicht abhängig in seiner Liebe.

08.09.2021 12:26 • x 1 #886


Jetti
@Bumich
Danke, dass Du so umfangreich geschrieben hast. Gerade ist wenig Zeit, aber ich werde mir das später nochmal in aller Ruhe durchlesen. Weil es auch so eine andere Sichtweise auf die Dinge ist, von denen man denkt, sie funktionieren nur genau so, wie man das eben kennt.
Glaub mir, ich nehme das alles sehr ernst. Aber der Gedanke, jetzt vom Schreibtisch aufzustehen, durch die Firma zu gehen und das Experiment zu starten, erheitert mich grad ein bisschen.....

Zitat von Bumich:
jedem Menschen den du ab jetzt begegnest, sagst du zu dir selbst, still und leise, ich liebe dich! Zu jedem, der dir begegnet.

.....denn bestimmt läuft mir zuerst der Chef über den Weg.

08.09.2021 13:33 • x 1 #887


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

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Jetti
Nun möchte ich gern nochmal was zum Text von heute Mittag schreiben. Eine ganze Menge an Gedanken geht mir durch den Kopf, möglich, dass gar nicht alles in einen Beitrag passt. Mal sehn.

Zitat von Bumich:
Wieso solltest du dich zwischen Familie und ihn entscheiden sollen müssen?

Das war nur eine theoretische Überlegung. Weil ER eben meinte, es sei der wahre Sinn des Lebens diesen EINEN Menschen zu lieben, und das andere nur ein Trost. Was ja bedeuten würde, man könne darauf verzichten.
Es gibt da ein Zitat von Mascha Kaleko, das ebenfalls in diese Richtung geht:
Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr.
Sagt ja irgendwie das Gleiche.
Nun weiß ich nicht, ob ich sowohl IHN als auch die Dichterin falsch verstehe, aber ganz so denke ich eben nicht.
Keine Ahnung, vielleicht suche ich auch nur nach einem Fehler an IHM, der es mir leichter macht mit der Situation zurechtzukommen. Wäre auch denkbar.

Zitat von Bumich:
vielleicht erscheint es dir als fern leuchtender Stern. Unerreichbar, endlos weit weg. Behalte diesen fernen Stern immer im Auge.

Naja, leider kreise ich immer noch um meine Sonne und muss mich erstmal aus der Umlaufbahn lösen, um irgendwann den fernen Stern zu erreichen. Auch wenn längst eine Sonnenfinsternis alles verdunkelt und kein Leben mehr zulässt, mich in letzter Konsequenz davon zu loszusagen, ist noch nicht gelungen.
Die Reise zum fernen Stern, bedeutet ja eine Zukunft ohne IHN. Ich weiß, dass es dazu keine Alternative gibt und ich dahin muss, damit es mir wieder besser geht. Aber ich fürchte, ich halte wohl tatsächlich irgendwie auch am Schmerz fest, weil es immer noch eine Verbindung mit IHM bedeutet. Auch wenn das für mich so quälend ist. Selbst gewähltes Leid sozusagen.

Zitat von Bumich:
Du möchtest aber das Leid vorspulen, direkt zur Freud.

Ja, wäre doch gut, wie beim Kasettenrecorder mal den Schnellvorlauf zu drücken.
Ich soll ja nicht irgendwelche Zeiträume ins Auge fassen. Aber nun hat die Leidenszeit die Glückszeit an Tagen gemessen schon überholt, und das finde ich
nicht grad so toll.
All das laugt mich unheimlich aus, und mir fehlt Kraft und Zuversicht.

Soweit erstmal, mir fallen schon die Augen zu. Die Fortsetzung folgt morgen.....
Ich wünsche allen ein gute Nacht und schalte mir jetzt gleich wieder die Alphawellen an. Das ist eine schöne Gewohnheit geworden. Danke.

08.09.2021 21:32 • x 4 #888


Jetti
Zitat von Bumich:
Wenn xy die Ursache meiner Liebe wäre, dann müsste xy die Ursasche der Liebe bei allen Menschen sein. Dann müssen alle anderen xy ebenso lieben wie ich.

Naja, ganz so einfach ist das vielleicht nicht. Vor der Liebe kommt erstmal das Verlieben, und da spielen schon ganz individuelle Faktoren eine Rolle. Ein anderer Mensch löst Gefühle in mir aus, weil er durch sein Wesen, Aussehen oder Merkmale etwas anspricht, was bei mir mit positiven Erfahrungen verankert ist. Der Wunsch entsteht, diesen Menschen näher kennenzulernen. Teilt man ähnliche Werte, Interessen, Zukunftsvorstellungen usw. und es entsteht Bindung durch Intimität und Nähe, dann wächst aus der Verliebtheit irgendwann die Liebe. Diese ermöglicht es auch, Konflikte auszuhalten, die Macken des Anderen anzunehmen und eine tiefe Verbundenheit trotz schwieriger Momente zu erreichen. Liebe ist also irgendwie auch das Ergebnis eines Prozesses (finde grad kein besseres Wort) und deshalb bezieht sie sich schon auf diesen Menschen. Was ja auch logisch ist. Aber eben nicht heißt, dass alle Anderen ihn deshalb auch lieben müssten.

Es ist ein schöner Gedanke, all das in sich selbst zu tragen, was man zum Glücklichsein braucht.
Aber mancher Mangel wird eben auch von außen gefüllt, den ich vielleicht gar nicht selbst beheben kann. Mal an meinem Beispiel erzählt: In meiner Familie wurde kaum über Gefühle gesprochen, mein Vater kann das bis heute nicht. Und auch mein Ehemann löste alles immer auf praktische Art und Weise.
Als dann im letzten Jahr dieser Mann in mein Leben trat, war ich so fasziniert davon, dass da jemand so offen und vertraut mit Gefühlen umgeht. Ich konnte ihm so vieles erzählen und er hörte mir ohne Vorbehalte zu. Danach hatte ich mich wohl unbewusst gesehnt, mich bis dahin mehr oder weniger damit abgefunden, wie ich es in meinem bisherigen Umfeld erlebt hatte
Nun ist mir das wieder verloren gegangen und es schmerzt mich unglaublich. Wie soll ich mir das allein erfüllen?
Auch dass ER so an Literatur interessiert ist, hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Bei mir auf dem Dorf hat keiner einen Nerv dafür, da geht es darum die Arbeit zu erledigen, man schwatzt über dies und das, oder Dinge die das unmittelbare Tun betreffen. Das ist durchaus nicht negativ gemeint, hat vielleicht auch nicht unbedingt was mit Dorf oder Stadt zu tun. Bei mir im Büro erlebe ich ähnliches, da brauche ich bei den Kollegen auch nicht damit anzufangen, wenn ich mal wieder ein schönes Gedicht gefunden habe. Interessiert einfach niemanden.
Deshalb war auch mein Wusch so groß, wenigstens noch freundschaftlich mit IHM in Verbindung zu bleiben. Würde ich mich bei IHM melden, käme sicher auch etwas Nettes zurück.

Hier im Forum lese ich oft von der Enttäuschung, sofort blockiert zu sein, oder keine Antworten mehr auf Nachrichten zu erhalten. Isnogud, so ging es Dir ja auch. Die Wucht des Schmerzes ist wohl dadurch noch viel größer, eben durch den Eindruck nun dem Anderen nun egal zu sein. Aber auf Dauer hilft es möglicherweise besser, um loszulassen. Einen Abschluss zu finden. Was mir immer noch nicht gelingt. Leider.

Zitat von Bumich:
Da wo früher dein Individuum war, ist nun Liebe.

Aber WER kommt denn wirklich dorthin? Sollte man sich das zum Ziel machen?
Um immer wieder von Neuem daran zu scheitern? Das Ego mischt doch immer mit.
Vielleicht darf man das auch nicht erwarten, sondern muss sich erstmal nur auf den Weg machen.
Aber trotzdem wird die Liebe zu den Menschen, die mir nahestehen immer größer sein, als gegenüber Bekannten, Kollegen oder gar Fremden. Weil man ganz einfach in unterschiedlicher Intensität verbunden ist. Oder auch gar nicht.
Darum geht es vielleicht auch nicht. Sondern offen und unvoreingenommen anderen Leuten zu begegnen, den Menschen zu sehen. Aber trotzdem wird es immer wieder Grenzen geben, durch Anschauungen und Verhaltensweisen, die ich nicht akzeptiere. Das muss doch ebenso möglich sein.

Zitat von Bumich:
Liebe verbindet die innere Spaltung zwischen Objekt und Subjekt.

Das habe ich leider nicht verstanden. Das Objekt ist der Mensch den man liebt, das Subjekt bin ich selbst? Innere Spaltung weil ich ojektgebunden liebe?
Fragen über Fragen.....

Doch bei der wichtigsten Frage wird mir nur die Zeit irgendwann eine Antwort geben: Werde ich den Kummer jemals soweit überwinden, dass ich wieder Lebensfreude spüre? Mag sein, der Schmerz vergeht nie vollständig, aber er sollte bitte nicht auf Dauer alles kaputtmachen. Irgendwann nur noch eine blasse Erinnerung sein. Nichts wünsche ich mir mehr im Moment.
Sorry, ist wohl ein ähnlicher Schluss wie gestern. Aber ich lasse es jetzt trotzdem mal so stehen.....

09.09.2021 10:17 • x 2 #889


B
Zitat von Jetti:
Glaub mir, ich nehme das alles sehr ernst.

Glaub mir, ich merke das wohl. Woran? Ganz einfach. Es gibt 2 Gründe warum fagen gestellt werden. 1. Weil nach Erkenntnis und Antworten gesucht werden. 2. Weil nach Bestätigung für sein Tun und seine Sichtweise gesucht wird.
Bei dir ist eindeutig ersteres der Fall . Du willst Erkenntnis und Antworten. Wie immer sie auch aussehen. Eine gewisse Offenheit ist dazu schon nötig.

Zitat von Jetti:
Aber der Gedanke, jetzt vom Schreibtisch aufzustehen, durch die Firma zu gehen und das Experiment zu starten, erheitert mich grad ein bisschen.....


Zitat von Jetti:
.....denn bestimmt läuft mir zuerst der Chef über den Weg.

Dein Chef ist auch nur ein Mensch. Ein Mensch wie du und ich. Hinter seinen kulturellen, ökonomisch- wirtschaftliche Maskerade ist er genau wie du und ich, hinter unserer Maske. Auch er unterliegt den selben Gesetzen, wie alles andere auch. Er unterscheidet sich nicht von uns. Unsere Masken mögen unterschiedlich sein, aber der Träger dahinter unterscheidet sich in keinster Weise.Das was du dein Ich nennst, sind nichts weiter als deine vielen Masken, die du dir zugelegt hast.
Die Masken sind aber nicht das Problem. Das Problem ist die Identivikation mit den Masken. Weil es einfach nicht stimmt.
Also, ob Chef oder Reinigungskraft spielt keine Rolle. Aber, allein schon daran zu denken, verändert etwas in dir. Ja oder nein?
Ich bin auf deine Erfahrung gespannt. Wie Flitzebogen.

09.09.2021 12:16 • x 2 #890


B
[url=/post2649469.html#p2649469]Zitat von Jetti[/url]
Naja, ganz so einfach ist das vielleicht nicht.
Naja, vielleicht doch?

Zitat von Jetti:
Vor der Liebe kommt erstmal das Verlieben, und da spielen schon ganz individuelle Faktoren eine Rolle. Ein anderer Mensch löst Gefühle in mir aus, weil er durch sein Wesen, Aussehen oder Merkmale etwas anspricht, was bei mir mit positiven Erfahrungen verankert ist. Der Wunsch entsteht, diesen Menschen näher kennenzulernen. Teilt man ähnliche Werte, Interessen, Zukunftsvorstellungen usw. und es entsteht Bindung durch Intimität und Nähe, dann wächst aus der Verliebtheit irgendwann die Liebe. Diese ermöglicht es auch, Konflikte auszuhalten, die Macken des Anderen anzunehmen und eine tiefe Verbundenheit trotz schwieriger Momente zu erreichen. Liebe ist also irgendwie auch das Ergebnis eines Prozesses (finde grad kein besseres Wort) und deshalb bezieht sie sich schon auf diesen Menschen. Was ja auch logisch ist. Aber eben nicht heißt, dass alle Anderen ihn deshalb auch lieben müssten.

Es stimmt was du sagst. Er löst Gefühle in dir aus. Er bringt dich dazu, diese Gefühle in dir zu produzieren. So nenne ich es mal. Der Erschaffer dieser Gefühle bist aber allein du. Deine Gefühle und Gedanken existieren doch nur in dir. Oder wo existieren sie sonst noch? Liebe existiert nur in dir. Hass existiert nur in dir. Es ist dein persönliches psychologisches Drama. Es liegt in deiner persönlichen Verantwortung. Er ist der Grund, aber nicht die Ursache. Die Ursache liegt in dir. Sonst nirgends.
Die Schöpferkraft ist in dir. Himmel und Hölle sind kein geographischer Ort, weit entfernt. Beide existieren nur in dir. Hier und jetzt. Sonst nirgends.
Man darf Liebe nicht Beziehung verwechseln. Beide haben nichts miteinander zu tun. Beziehung bedeutet nichts anderes als ein Tauschgeschäft. Du gibst mir das was mich triggert. Und ich gebe dir das was dich triggert. Positiv triggert. Das negative Triggern kommt dann später, wenn die Illusion von Liebe zerplatzt ist. Liebe ist etwas vollkommen anderes. Keine Bedürfnisbefriedigung ist mehr nötig. Es ist ein sich aufeinander beziehen. In einer Beziehung bin ich mir wichtger. Im sich beziehen wird der andere wichtiger. Ein Ergründen des anderen. Also ganz konträre Ansätze und Wege.

Zitat von Jetti:

Es ist ein schöner Gedanke, all das in sich selbst zu tragen, was man zum Glücklichsein braucht.

Ja. Glücklichsein ist zwar nur ein Nebenprodukt. Eine positive Nebenwirkung. Aber ja. Ob es so ist oder nicht, lassen wir mal dahingestellt. Allein der Gedanke daran verändert etwas in dir. Ob man nun daran glaubt oder nicht. Nur allein ein Gedanke daran verändert etwas in uns. Man muss gar nichts weiter tun. Nur sich selbst beobachten.
Zitat von Jetti:
Interessiert einfach niemanden.
Deshalb war auch mein Wusch so groß, wenigstens noch freundschaftlich mit IHM in Verbindung zu bleiben. Würde ich mich bei IHM melden, käme sicher auch etwas Nettes zurück.

War bei mir auch so. Aber sie wollte/konnte keine lockere Freundschaft. Und ich vermutlich auch noch nicht so ganz.
Aber ich war schon einmal an dem Punkt, wo das Gefühl der Liebe, das Gefühl sie zu brauchen übersteigt.

Zitat von Jetti:
Aber WER kommt denn wirklich dorthin? Sollte man sich das zum Ziel machen?


Wenn du mich fragst, auf jeden Fall. Jeder Augenblick wo wir keine Liebe in uns spüren, wo wir nicht in Liebe verweilen, ist ein vergeudeter Augenblick. Am Ende zählt nur wie viel und wie tief du in deinem Leben geliebt hast. Alles andere ist bedeutungslos. Ein Leben ohne Liebe ist ein vergeudetes Leben.

Zitat von Jetti:
Die Wucht des Schmerzes ist wohl dadurch noch viel größer, eben durch den Eindruck nun dem Anderen nun egal zu sein.

Was steckt denn hinter deinem Schmerz? Was steckt dahinter, dem anderen nicht egal sein zu wollen? Welcher Mangel?
Tauche in den Schmerz ein und betrachte was dahinter steckt.
Zitat von Jetti:
Aber trotzdem wird es immer wieder Grenzen geben, durch Anschauungen und Verhaltensweisen, die ich nicht akzeptiere. Das muss doch ebenso möglich sein.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Liebe bedeutet doch nicht alles für gut befinden und alles mit sich machen lassen.
Liebe ist auch Grenzen setzen. Nämlich dann, wenn deine physische und psychische Gesundheit in Gefahr ist. Aus Liebe zu dir selbst.
Zitat von Jetti:
Das habe ich leider nicht verstanden. Das Objekt ist der Mensch den man liebt, das Subjekt bin ich selbst? Innere Spaltung weil ich ojektgebunden liebe?
Fragen über Fragen.....


Ganz genau. Du Subjekt. Er Objekt. Eine Sujekt- Objekt, Objekt- Subjekt Beziehung. Innere Spaltung, weil du Objekt und Subjekt als 2 entgegengesetzte, von einander getrennt existierende Erscheinungen betrachtest. Hier bin ich. Da bist du.
Vereinigung ist so nicht möglich. Wir werden immer Subjekt und Objekt bleiben. Immer getrennt und allein. Was soll man da tun? Wie soll man etwas vereinen, was nie getrennt war?

Zitat von Jetti:
Doch bei der wichtigsten Frage wird mir nur die Zeit irgendwann eine Antwort geben: Werde ich den Kummer jemals soweit überwinden, dass ich wieder Lebensfreude spüre? Mag sein, der Schmerz vergeht nie vollständig, aber er sollte bitte nicht auf Dauer alles kaputtmachen. Irgendwann nur noch eine blasse Erinnerung sein. Nichts wünsche ich mir mehr im Moment

Du hast dir die Antwort selbst gegeben.

Zitat von Jetti:
Aber ich fürchte, ich halte wohl tatsächlich irgendwie auch am Schmerz fest, weil es immer noch eine Verbindung mit IHM bedeutet. Auch wenn das für mich so quälend ist. Selbst gewähltes Leid sozusagen.

Es liegt allein an dir. Es liegt allein in deiner Verantwortung

09.09.2021 14:10 • x 3 #891


I
Hallo ihr Lieben,
Zitat von Jetti:
Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr.

Ich mag Mascha Kaleko auch sehr! die andern sind nur Wellenspiel, du aber bist der Hafen....
Es geht hier um eine sehr romantisierende Liebe, denke ich. Ähnlich wie auch Ringelnatz seine Muschelkalk bedichtet hat. Das ist wunderschön. Ich bilde mir aber auch ein, dass beide Lyriker trotz allem keine Kinder von Traurigkeit waren. Hier müsste man also genauer definieren, was mit dem einen Menschen dann gemeint ist und wie man das konkret auslebt. Ich lese da das Versprechen heraus, immer wieder zum der/dem einen Anker zurückzukehren, eben trotz der ganzen Freiheiten, die man sich anderweitig nimmt.

Zitat von Jetti:
Als dann im letzten Jahr dieser Mann in mein Leben trat, war ich so fasziniert davon, dass da jemand so offen und vertraut mit Gefühlen umgeht. Ich konnte ihm so vieles erzählen und er hörte mir ohne Vorbehalte zu. Danach hatte ich mich wohl unbewusst gesehnt, mich bis dahin mehr oder weniger damit abgefunden, wie ich es in meinem bisherigen Umfeld erlebt hatte
Nun ist mir das wieder verloren gegangen und es schmerzt mich unglaublich. Wie soll ich mir das allein erfüllen?


Das kann ich sehr gut nachvollziehen, da es mir hier ähnlich ging. Das ist genau das goldene Kerzenständer-Thema.
Meine Mutter hat es über ihren jetzt-Mann mal so formuliert: früher wusste ich nur, dass ich anders bin. Als ich dann F. kennenlernte und dieses Leben, da fühlte ich mich wie das hässliche Entlein, dass endlich bei den Schwänen angekommen ist.
Jetzt ohne Wertung Schwan/Ente - so ging es mir auch und das hat diesen Mann so besonders gemacht - diese tiefe, grundvertraute, gemeinsame Basis, die man sooo selten bei anderen Menschen findet. Sich gesehen zu fühlen, verstanden bzw. sich zumindest nicht erklären zu müssen.
Natürlich liebe ich meine Familie und auch meine wenigen Freundinnen, aber dieses Gefühl angekommen zu sein / dort hin zu gehören, das fehlt dort ganz oft für mich.
Ich kann sehr gut verstehen, warum du das nicht loslassen willst Jetti!

09.09.2021 15:12 • x 1 #892


B
Zitat von Isnogud:

Das kann ich sehr gut nachvollziehen, da es mir hier ähnlich ging. Das ist genau das goldene Kerzenständer-Thema.
Meine Mutter hat es über ihren jetzt-Mann mal so formuliert: früher wusste ich nur, dass ich anders bin. Als ich dann F. kennenlernte und dieses Leben, da fühlte ich mich wie das hässliche Entlein, dass endlich bei den Schwänen angekommen ist.
Jetzt ohne Wertung Schwan/Ente - so ging es mir auch und das hat diesen Mann so besonders gemacht - diese tiefe, grundvertraute, gemeinsame Basis, die man sooo selten bei anderen Menschen findet. Sich gesehen zu fühlen, verstanden bzw. sich zumindest nicht erklären zu müssen.
Natürlich liebe ich meine Familie und auch meine wenigen Freundinnen, aber dieses Gefühl angekommen zu sein / dort hin zu gehören, das fehlt dort ganz oft für mich.
Ich kann sehr gut verstehen, warum du das nicht loslassen willst Jetti!

Das kann wohl jeder nachvollziehen. Diese Form von Wahrnehmung und Beachtung und einer gewissen Wichtigkeit.
Die Frage ist aber doch: Warum brauche ich jemand anderen, um mich so zu Fühlen? Warum kommt meine Wichtigkeit und Beachtung nicht aus mir selbst heraus? Das ist doch die Frage. Warum benötige ich andere, um meine Wichtigkeit und Beachtung zu erkennen? Bin ich mir etwa nicht Achtung und Wichtigkeit genug? Das ist doch die Frage. Es geht schließlich nicht darum wie Hunz und Kunz dich findet. Ob wichtig oder unwichtig. Sondern wie du dich findest. Und anscheinend findest du dich selbst nicht für wichtig genug. Erst wenn es auch ein anderer tut. Findet mich ein Jemand langweilig, bin ich langweilig. Findet mich ein Jemand wichtig, bin ich wichtig. Aber ist es wirklich so? Eine Blume blüht auch wenn sie nicht bewundert und beachtet wird. Eine Blume ist nicht weniger bewundernswert, nur weil niemand sie bewundert.

Viele Menschen Denken, Liebe und Glücklichsein, Zufriedenheit wäre das größte und seltenste, was einem passieren kann.
Und so Leben sie in emotionaler Armut. Es ist nicht das größte und nichts besonderes, außergewöhnliches. Es ist die Basis, die Wurzel, die grundlegendste Vorraussetzung für eine stimmige und gesunde Geisteshaltung. Du kannst sie verschwenden und vergeuden. Verschenken und verschleudern Es steht unendlich davon zur Verfügung. Es ist die Basis. Liebe ist das einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt. ... Immer diese künstliche Verknappung.

09.09.2021 16:47 • x 1 #893


I
Zitat von Bumich:
Wichtigkeit und Beachtung

Es geht ja nicht zwingend nur um Wichtigkeit und Beachtung. Mir in erster Linie vielleicht schon primär (shame on me), aber in Jettis Fall ja auch vordergründig um die Inhalte, welche man mit dem Menschen teilen kann...

Klar kann man auch schöne Sachen mal alleine genießen. Aber der Mensch als soziales Wesen will Erlebnisse doch auch mal teilen, bestätigen und bestätigt werden...
Auch wenn man mit sich im Reinen ist, verarmt man doch seelisch irgendwann, wenn einem das Umfeld ständig nur mit neutralem Wohlwollen begegnet ?

09.09.2021 16:53 • x 3 #894


Jetti
Zitat von Isnogud:
diese tiefe, grundvertraute, gemeinsame Basis, die man sooo selten bei anderen Menschen findet. Sich gesehen zu fühlen, verstanden bzw. sich zumindest nicht erklären zu müssen.

Das hast hast Du wunderschön geschrieben. Danke.

10.09.2021 06:33 • x 1 #895


Jetti
Zitat von Bumich:
Tauche in den Schmerz ein und betrachte was dahinter steckt.

Eintauchen ist grad ein sehr passendes Bild für mich.
Und ja, ich versuche ziemlich genau zu ergründen, was genau es ist, dass mich dermaßen verzweifeln lässt. So vieles spielt da eine Rolle, auch meine Versäumnisse, Irrwege und Fehler. Damit komme ich immer noch nicht klar.

Um zu Erfassen oder zu Beschreiben, entstehen in Gedanken oft auch Bilder. Und für meine momentane Situation ist es irgendwie das Folgende:

Manchmal sehe ich mich selbst so, als würde ich auf offenem Meer treiben. Ab und an kommt Land in Sicht, und ich weiß, dort ist das Leben. Dann schwimme ich ein Stück in diese Richtung, aber nicht mit aller Kraft, denn hier draußen irgendwo ist ER. Im Moment ist es ruhig, aber ich bin mir sehr bewusst, dass der nächste Sturm kommen wird, so wie ich es schon oft erlebe habe. Dann peitscht der Wind die Wellen auf, türmt sie meterhohen Wänden, die über mir zusammenbrechen. Ich werde unter Wasser gezogen. Blanke Angst, nicht mehr nach oben zu kommen, qualvoll zu ertrinken. Aber ich kämpfe, tauche wieder auf, werde hin und her geworfen, bis sich das Meer endlich wieder beruhigt. Völlige Erschöpfung. Ewig wird meine Kraft nicht mehr reichen, ich MUSS an Land kommen, denn hier draußen werde ich nicht überleben können.
Das Wasser spiegelt den blauen Himmel, Sonnenstrahlen glitzern darin.... ein wenig möchte ich mich noch treiben lassen....

10.09.2021 07:55 • x 1 #896


B
@Jetti Bye the Way, du solltest Romane, Geschichten, Bücher schreiben. Dein Schreibstyle ist sehr bildlich und bedeutungsschwanger.

Also kurz um, du fühlst dich wie in einer kleinen Nussschale, führerlos und ohne Steuerrad, verloren im endlosen Ozean des Lebens, den Wellen und Stürmen hilflos ausgeliefert und findest den sicheren Hafen nicht? Lost in Space.
Aber wenn der Ozean ruhig ist, das Wetter gut, dann willst du dich treiben lassen?
Du willst immer gutes Wetter, aber nie schlechtes?
In deiner Metapher bist du der Ozean, sind deine Gefühle die Wellen, , dein Ego/Verstand die Nussschale, deine Gedanken die Wolken, deine Liebe die Sonne, das Land dein Tod?

10.09.2021 11:07 • x 2 #897


Jetti
Zitat von Bumich:
du solltest Romane, Geschichten, Bücher schreiben

.....na, ich denke, da wärst Du viel eher geeignet.
Lustig, dass Du zwischen den Zeilen eine Nussschale entdeckt hast. Die sollte ich direkt noch einfügen....
Tatsächlich hat auch nicht jedes Element eine ganz bestimmte Bedeutung, manches dient einfach nur zur
Beschreibung des Bildes. Aber ja, so wie Du das liest, macht es durchaus auch Sinn. Nur, dass das Land eigentlich das Leben/die Zukunft darstellt, wo ER dann aber nicht mehr da ist. Und der Ozean ist die Situation, in der ich verharre....

Ich muss mich kurz fassen, schreibe grad von Arbeit aus. Aber weil ich später dann unterwegs bin, wollte ich noch fix antworten. Auf alle Fälle scheint es bewiesen, dass Du bessere Geschichten schreiben kannst, da Du die bildliche Sprache viel mehr beherrschst. Danke für den Blick auf meine Zeilen.

10.09.2021 12:10 • x 1 #898


B
@Jetti dieser Gedanke geistert in mir schon länger. Nur habe ich eigentlich gar nichts zu erzählen. Alles was mit Worten gesagt werden kann, wurde schon x mal von anderen gesagt. Und über das was mit Worten nicht gesagt werden kann, das jenseits aller Worte und Begrifflichkeiten, darüber kann nun mal nichts gesagt werden. Es kann nur eigends erfahren und erkannt werden. Mein Buch wäre nur voller weißer, leerer Seiten. Das Unbeschreibliche kann man eben nicht beschreiben. Und würdest du dir ein Buch mit hunderten leeren Seiten kaufen? Für teuer Geld?

10.09.2021 14:46 • x 2 #899


Jetti
@Bumich
Zitat von Bumich:
Und würdest du dir ein Buch mit hunderten leeren Seiten kaufen? Für teuer Geld?

Vielleicht?! Wenn es sich um ein Werk des berühmten Bumich handelt, nach dessen Lektüre die Erleuchtung versprochen wird.
Du musst es nur dahingehend anpreisen, die Auflage streng limitieren, möglichst jedes Exemplar mit persönlicher Widmung versehen.....und schon hast Du im Handumdrehen einen Bestseller gelandet!

Wie im Märchen Des Kaisers neue Kleider.

11.09.2021 02:42 • x 2 #900


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