Ich habe gerade das Gefühl, irgendwie planlos zwischen den Stühlen zu stehen und nicht zu wissen ob ich ganz viel schreiben kann oder mir gar nichts einfällt weil sich die Gedanken über mich ein meinem Kopf völlig überschlagen. Und das ist oftmals so. Ich fange an über mich nachzudenken und der Gedanken verläuft urplötzlich in eine Sackgasse und wird von einem anderen Gedanken über mich unterbrochen. Strukturiertes Denken über mich, so glaube ich oft, ist nicht möglich.
Dazu bin ich ein Mensch, der dazu neigt, wenn er denn dann anfängt über sich zu reden, sich klein und kaputt zu quatschen. Das Haar in der Suppe suchend. Es ist wie eine Lawine, die immer mehr negative Möglichkeiten über mein Wesen mitnimmt und sie ins Tal herunterbrüllt.
Ab und an kommen dann Gedanken an die Oberfläche, dass so vieles was ich über mich rede totaler Unsinn ist. Entweder weil ich dann der Überzeugung bin, dass es doch eigentlich gar nicht wahr ist oder weil ich der Überzeugung sein möchte, dass es nicht wahr ist was ich schlechtes über mich denke.
Selten bin ich dann froh darüber mich als gut zu sehen. Oftmals ist es so, dass ich dann enttäuscht darüber bin, dass ich mich überhaupt als so schlecht sehe.
Darum finde ich es eben auch so bedrückend, dass andere in mir etwas sehen was ich nicht sehen kann oder mich meinetwegen davon überreden lasse und es endlich einfach mal dauerhaft glauben kann.
Meine Selbstwahrnehmung wird immer wieder durch mich selbst unterbrochen. Mal ins gute und mal ins schlechte und das ist über so viele Jahre einfach anstrengend und ermüdend.
Auf die Frage Warum möchte ich nicht mehr.... fällt mir dann einfach keine Antwort mehr ein weil mir die Erfahrung erzählen möchte, dass sich eh nichts mehr ändern wird.
Eine Fahrt durch den Tunnel mit dem Blick auf das Helle am Ende mit dem Glauben, dort eh niemals anzukommen. Auch das ist vielleicht ein Denken, eine Energie, die den Weg des leichtesten Widerstandes wählt.
Ich bin im Zwiespalt zu mir selbst. Ich halte mich grundsätzlich zum Beispiel nicht für besonders mutig. Egal ob es um das reklamieren im Baumarkt, das zugehen auf andere Menschen, einen Jobwechsel geht. Ich habe mir andererseits aber auch schon durch einen Fallschirmsprung letztes Jahr bewiesen, dass ich sehr mutig sein kann. Hab mir die Angst jedesmal selber ausgeredet. Eine Freundin meinte danach ab jetzt weißt du, zu was du in der Lage bist und dich vor fast nichts mehr fürchten musst.
Eine kurze Zeit hielt dieser Glaube an aber ich bin eben ich und ich rede es mir wieder selbst kaputt. Habe den Glauben an meinem Mut wieder verloren, bin enttäuscht deswegen über mich selbst weil ich ja eigentlich tief im inneren weiß, dass es dazu keinen Grund gibt.
Meine Chefinnen halten viel von mir. Sowohl als Mensch und als Arbeitnehmer und honorieren es daher sogar sehr gut. Ich mag meinen Beruf nicht. Mochte ich noch nie. Er erfüllt mich nicht im geringsten. Jeden Morgen quäle ich mich im allerletzten Moment mit einem Tief aus dem Bett weil mich die Verantwortung dazu zwingt. Bin ich dort, möchte ich nur noch weg. Bin ich zuhause, möchte ich oft wieder dorthin weil mir daheim das Alleinsein auf den Kopf drückt. Ein Grund, weshalb ich dieses Jahr nur einen Tag Urlaub hatte und noch über 50 Tage zur Verfügung habe. Die fallen bei uns nicht weg.
Seit Jahren überlege ich immer wieder worin meine Stärken liegen könnten und was ich damit anfangen könnte. Ich komme nicht drauf. Verharre in diesem Beruf und in meiner Komfortzone, bleibe mutlos und weiß, dass es mir auf Dauer damit nicht gut gehen wird.
Und das mag ich an mir nicht weil ich halt irgendwo glaube oder glauben möchte, dass es keinen Grund dafür gibt.
Aber wenn man nicht vollständig hinter sich steht wird das kaum klappen. Es ist unglaublich schwer und kleinste Dinge können einen wieder um mehrere Schritte zurückwerfen.
Ich vergleiche mich in meinem Selbstbild gar nicht mal ständig mit anderen. Was den Mut angeht sicher schon aber manchmal höre ich mich in der Gruppe etwas sagen und denke mir daraufhin hättest du bloß die Klappe gehalten. Höre mich Lachen oder sehe ein Verhalten von mir und denke plötzlich wie peinlich. Mein Gegenüber wird sich vermutlich nichts dabei denken, ich kann auch keinen Grund nennen warum ich mich schlagartig kritisiere...ich mag dann einfach nicht so sein.
Das klingt jetzt vielleicht total bescheuert...Mir fällt auf, dass ich sehr viel mit überschlagenden Beinen irgendwo sitze. Die Arme auf dem Oberschenkel abgestützt und die Schultern nach vorne zeigen....So wie Jetti lese ich viel zu viel und versuche irgendwo dort draußen Antworten zu finden. Also lese ich über Körpersprache. Was sie aussagt und wie sie sich auf einen selbst auswirkt und kann mich selbst für meine Körpersprache kritisieren weil sie nicht aufrecht ist, nicht selbstbewusst, ja tatsächlich sogar nicht männlich ist. Anstatt es einfach so hinzunehmen weil es bequem ist...nein, dann und wann muss Kritik geübt werden.
Es ist also so als würde irgendetwas in mir gegen sich arbeiten wollen. Als Kind, wenn ich traurig war, hab ich manchmal Zeichnungen von mir zerrissen nur um mich noch trauriger zu fühlen. Heute ist das gottlob nicht mehr so aber die letzten Monate hatte ich Momente, in denen ich fast in meine Gitarre getreten hätte oder mir der Gedanke kam, mit einer Spraydose durchs Haus zu gehen und Wänden und Möbel einen schwarzen Streifen zu verpassen.
Warum ist das so? Wieso macht man sich vor zwei Jahren durch Schuldgefühle krampfhaft nach Jahren Abstinenz wieder zum Raucher und zerstört sich und dadurch so vieles was man sich durch Kampfsport aufgebaut hat?
Wie kann man sich mögen wenn man solch Gedanken mit sich rumtragen kann und sich selber schädigt? Über schlimmere Gedanken die in tiefen Phasen kommen können möchte ich gar nicht groß schreiben.
Weshalb mag man seinen Geburtstag nicht, mag keinen Besuch sondern besucht lieber obwohl man eigentlich weiß, dass es schöne und gesellige Abende sein können? Warum der Hang zur Melancholie, zum innerlichen Drama? Wieso verurteilt man sich für manches Verhalten anderen gegenüber wenn andererseits Erklärungen dafür hat?
Es gibt noch weiteres hinter dem ich nicht stehe und was mich sehr belastet aber über alles mag ich nicht schreiben.
Ich habe halt oft das Gefühl nicht reif zu sein in so vielem weil ich mich nicht akzeptieren möchte oder nicht verstehen möchte. Als hätte ich von der Welt keine Ahnung.
Vielleicht ist das der Grund warum ich so unglaublich gerne etwas für andere mache. Für eine Partnerin und deren Kinder zum Beispiel. Quatsch mit ihnen zu machen. Ihnen was beizubringen. Ihnen zu helfen. Ihnen Freude zu bereiten. Weil es mich vor mir selbst flüchten lässt. Weil ich selbst wie kleines Kind beim toben sein kann. Weil ich mir immer wieder zeigen kann zu was ich in der Lage sein kann. Weil ich in Familie vielleicht den einzigen Sinn sehe.
...ja, vielleicht doch weil ein kleiner Teil vom Außen mein Selbstwert steigen lässt. Dann wäre das vorherige, von mir Geschriebene gelogen.
Ich weiß es einfach nicht.
15.09.2021 12:10 •
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