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Der Mann, der mir den Boden unter den Füßen wegzog

FebruarChaton
Da ich meine Geschichte nicht im "Kontaktsperre"-Thread spamen möchte, ich aber merke, wie gut mir die Aufarbeitung tut - und wie toll Ratschläge und Feedbacks sind, eröffne ich hier meinen eigenen Strang, in dem ich meine Trauer und meinen Liebeskummer verarbeite. Auch für die Retrospektive, immer mal wieder nach zu lesen, wo man mal stand, wie es weiterging, ist wertvoll für mich. Dies wird ein langer Text - aber ich brauche das um weiterzukommen.

Wir lernten uns vor einem halben Jahr in Berlin über eine App kennen. Da ich sah, dass er aus Paris kam betrachtete ich das alles als ein zwangloses Date mit einem attraktiven Mann - ich hatte Lust auf einen Drink. Auf dem Weg zum Date sprachen mich zwei Männer auf der Straße an und sagten mir, ich sei die schönste Frau weit und breit. Das stärkte mein Selbstbewusstsein und so verunsicherte es mich auch nicht, dass er einfach umwerfend aussah, als er ankam. Da wir in der Bar aufgrund seiner Corona Papiere abgewiesen wurden, spazierten wir eine halbe Stunde zu einer anderen Lokalität. Das veränderte alles. Wir kamen direkt in ein tiefes Gespräch - errieten auf Anhieb, wo unsere Wurzeln liegen, stellten fest, dass wir die gleiche Kindheit hatten, die gleiche Karriere in Angriff nahmen - und ich mich sogar vor einem Jahr bei ihm beworben hatte. Wir stellten fest, dass wir am gleichen Tag Geburtstag haben und die gleichen politischen Ansichten, wie gemeinsame Werte besitzen. Wir kamen in diese Bar - lachten, witzelten, neckten und und ich wollte dieses Date als wunderschöne Erfahrung abschließen, mit der Erkenntnis, dass es da draußen Menschen gibt, die einen verzaubern, die man einfach plötzlich auf seinen Wegen trifft.

Es wurde recht kalt, ich entschloss mich, aufzubrechen, nach Hause zu fahren. Er bat mich, ihn in sein Apartment zu begleiten, eine heisse Dusche zu nehmen und einfach nebeneinander einzuschlafen weil er mich nicht gehen lassen will. Ich lehnte dankend ab - das wäre nicht mein Stil.

Ich rief mir ein Taxi, lief los - und er lief mir hinterher, hielt mich fest und küsste mich. Dieser Kuss war so alles verändernd, dass ich perplex ins Taxi fiel und sprachlos war.
Als ich zu Hause ankam, hatte ich schon die erste Nachricht. Dass dieser Kuss unglaublich war, dass er mich wiedersehen muss. Und was ich morgen machte. Er lud mich zu einer Firmenfeier ein, da sein Arbeitgeber in Berlin angesiedelt ist und er eine Woche im Monat in Berlin verbringt.

Ich dachte mir, gut, er stellt mich direkt seinen Kollegen vor, das ist flott, aber ich wollte ihn sehen. Also ging ich hin. Wir verbrachten einen tollen Abend, seine Kollegen waren lustig und aufmerksam, er hatte nur Augen für mich, stellte mich gleich als sein Date vor, küsste mich auch. Und wir gingen zu ihm nach Hause. Beseelt wie kleine Kinder schliefen wir nebeneinander ein. Am nächsten Morgen hatten wir das erste Mal sechs. Es war intensiv, zärtlich, irgendwie, wie das erste Mal.

Daraufhin schlug er vor; dass wir brunchen gehen und ins Kino, denn eine gute Freundin aus Paris wäre aktuell da und die hätte eine Filmpremiere organisiert. Auch sie lernte ich kennen. Deren Eltern sind lebenslange Freunde, er stellte mich als gute Freundin vor. Der Film war schrecklich, wir schliefen dabei ein, danach entschieden wir, lieber wieder nach Hause zu gehen und was zu Essen zu bestellen.
In der Nacht teilte er mir mit, dass er in Paris mit einer Frau zusammenlebt, sie 5,5 Jahre zusammen gewesen wären, seit zwei Jahren aber nichts mehr liefe und er sich nun von ihr trenne. Er habe sie nie geliebt, sie habe ihm aber Stabilität in schlechten Zeiten gegeben und er müsse da raus. Er hätte sie sowieso nur betrogen und so eine Beziehung möchte er nicht aufrecht erhalten. Außerdem teilte er mir mit, dass er einen 10 jährigen Sohn von einem one night stand habe, den er mit 23 gehabt habe. Ich könnte nun entscheiden, ob ich den Weg mit ihm gehe - und er wird steinig, aber er würde das mit mir wollen. Ab diesem Zeitpunkt waren wir zusammen und er verkündete dies auch seiner Familie, seinen Freunden, ich tat dies ebenso.

Da er nicht getrennt von mir sein wollte, beschlossen wir, zusammen zu reisen, wir reisten nach Prag, wir reisten nach Paris, dort lernte ich seine besten Freunde kennen, wir reisten nach Barcelona, nach Marbella, wo ich seine anderen besten Freunde kennenlernte, nach Berlin, wo er meine Familie und Freunde kennenlernte und in die Normandie, wo er ein Haus besitzt.

Zwischendurch fingen Streitereien an - über meinen Alk., da ich Alk. nicht kontrollieren kann und dementsprechend mich mal einen Abend nicht melde oder einfach ziemlich unkontrolliert werde. Das waren seine red flags die er auch offen ansprach. Meine red flags waren der ständige Kontakt zur Ex wegen des gemeinsamen Hundes. Und, dass er alleine nach Amsterdam und Barcelona reisen musste, um dort zu kif*en. Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, ließ ihn aber machen.

Als ich nach zwei Monaten der Reise wieder nach Berlin musste - fuhr er nach Paris und zog bei seiner Ex aus. Zurück zu seinen Eltern, wo er heute noch lebt weil es schwer ist, eine gute Wohnung in Paris zu finden. Und dann starb meine Katze und ich war am Boden zerstört. Zeitgleich fuhr er nach Amsterdam um abzuschalten. Mir kam komisch vor, dass er an einem Abend nicht ansprechbar war - also verfolgte ich sein Social Media Verhalten. Ich entdeckte, dass es da eine neue Frau gab, die ein Bild von Amsterdam postete, es sah aus wie sein Hotel. Ich rief ihn an, fragte ihn, was da abging, er meinte, sie wäre eine gute Freundin und er habe sie nicht getroffen, er sei einfach versackt. Nach drei Tagen kam er dann nach Berlin, ich stellte ihn nochmals zur Rede und fragte ihn, was da wirklich gewesen sei. Er schaute mir in die Augen und sagte, er habe nie mit ihr geschrieben, sie nie getroffen, ich solle mich entspannen.
Konnte ich aber nicht. Also schrieb ich der Dame. Sie sagte mir, dass er ihr nie schrieb, als hätte er eine Freundin - und dass sie sich für zwei Stunden auf Drinks getroffen hätten. Sie sagte mir, dass er ihr am nächsten Tag schrieb, dass er jemanden in Berlin habe und herausfinden müsse was das ist und dass er sie deshalb auch nicht anfassen wollte. Sie schickte mir die Screenshots, und sagte, es wäre nichts gelaufen und er hätte es am nächsten Abend beendet.
Da wusste er ja schon, dass ich sie im Auge hatte und misstrauisch war. Ich empfand das als großen Vertrauensbruch, da man sowas nicht macht, wenn man in einer exklusiven Beziehung ist.
Er sagte, er wollte sie treffen und sich von ihr verabschieden, da sie ein Jahr lang per Texte Kontakt hatten, ihre Oma kürzlich starb und er sie nicht so hängen lassen wollte. Er log mir einfach dreist ins Gesicht, das konnte ich nicht mehr verkraften und ab da war ich eine misstrauische Furie.

In dieser Woche des permanenten Streits, der Vorhaltungen, Heulattacken, Zusammenraufen, fanden wir heraus, dass ich schwanger war. Wir hatten mit Pille verhütet aber irgendwo in der Normandie ist es passiert. Das veränderte die gesamte Dynamik abermals. Erst waren wir glücklich darüber, dann stritten wir jeden Tag, dass es zu früh sei, wir nicht wissen, wo wir wohnen sollen, er ein Trauma durch seinen Sohn hat, dass jemand ihm ein Kind anhängen wolle - dass wir die Entscheidung auf Eis legten. In der Zwischenzeit entwickelte ich eine Sepsis aufgrund von einer Brust OP und musste notoperiert werden. Durch die Schwangerschaft musste dies in örtlicher Betäubung vorgenommen werden, ich erlitt Höllenqualen - die Implantate wurden bei vollem Bewusstsein entfernt, und er stand mir die ganze Zeit zur Seite. Dennoch stritten wir jeden Tag aufgrund meiner extrem Emotionalität durch die Hormone und konnten einfach nicht entscheiden, ob wir es behalten oder nicht.

Eine Woche später flog er wieder zurück nach Paris. Ich weinte die Tage davor und den Tag pausenlos, wollte nicht dass er geht. Und als er zum Flughafen fuhr, setzte bei mir eine Blutung ein. Ich fuhr ins Krankenhaus, er wollte zurück kommen, ich sagte, er soll fahren, er müsste sich um seine Wohnung kümmern, es würde alles schon werden. Im Krankenhaus diagnostiziere man eine bevorstehende Fehlgeburt. Irgendwie waren wir beide dann erleichtert. Zumindest diese Entscheidung würde uns abgenommen werden. Ein paar Tage später dann das Wunder und zugleich der Schock: der Fötus hatte es geschafft. Und wieder fingen unsere Diskussionen an, wie wir das bewerkstelligen sollten. Irgendwann kommunizierte er klar, dass wir es nicht machen sollten, es wäre zu früh dafür.
Ich entschied mich für eine Abtreibung um die Beziehung nicht zu gefährden, er kam dafür nach Berlin, wir zogen es zusammen durch und ich dachte, ich konnte aufatmen.

Eine Woche später kamen seine Eltern extra nach Berlin um mich kennenzulernen. Sein Vater ist Deutscher aber durch kulturelle Umstände hat er 50 Jahre kein Deutsch gesprochen, seine Eltern waren auch noch nie in Deutschland. Mit mir redete er deutsch wie ein Wasserfall und mein Ex Freund war ganz perplex darüber. Wir hatten eine tolle Zeit und er sagte mir, dass seine Eltern mich richtig mochten. Wieso stellte er mich auch noch seinen Eltern vor, wenn er es sowieso beenden wollte. ich verstehe das alles nicht.

Leider stritten wir weiter - ich hatte das Gefühl, dass er nicht ehrlich zu mir ist, also schaute ich in sein Handy und fand Chats (konnte die Texte nicht mehr lesen) die archiviert waren, mit einer Menge Frauen, alle aus den letzten Tagen aus Paris. Außerdem, dass er seine Ex vermisste. Ich stellte ihn zur Rede, er rastete aus. Sagte, dass er die Freundin in seiner Ex vermisst und dass er mit diesen Frauen nichts geschrieben hätte, mich nie betrogen hätte und ich sein Vertrauen missbraucht hätte. Er entschied sich, wieder nach Amsterdam zu fliegen, um abzuschalten und zu kif*en.

Es gab noch mal einen heftigen Streit, da ich verstehen wollte, warum er sich mit Frauen trifft und ob er eine offene Beziehung benötigt, dann solle er es sagen und es beenden. Er verneinte dies und sagte, dass er mich liebte.
Er stieg ins Taxi zum Zug nach Amsterdam. Ich erstellte mir ein Fake Bumble Profil, und entdecke ein frisch erstelltes Dating Profil für Amsterdam. Daraufhin brach die Welt zusammen und ich machte Schluss. Er begrüßte dies und sagte, es sei zu viel passiert, wir wären zu instabil, er brauche Leichtigkeit in seinem Leben, ich hätte ihn zu sehr verletzt mit meinen Aufs und Abs - dass ich aber hormonell gesteuert war und durch meine persönliche gesundheitliche Hölle ging, vergaß er dabei völlig.

Die Trennung war vor zwei Wochen. Ich bin, wie man im "Kontaktsperre" Thread lesen kann, am Boden zerstört. Nun meldete er sich durch meine Kontaktsperre häufig, bis der Höhepunkt kam und er mich Samstag Nachts anrief, ich aber nicht ranging. Danach unterstellte er mir, ich sei mit Männern und betrunken - dabei war ich in einem Biergarten und als ich seinen Anruf sah, zusammengebrochen war. Ich schickte ihm Bilder der Nacht als Beweis und auch eine Nachricht an eine Freundin, dass ich aufgrund des Anrufs nach Hause fahre, weil ich so geweint habe.

Daraufhin schlug er vor, dass wir uns in Brüssel treffen sollten, mit diesem Text:

"Ich glaube nicht, dass wir beide individuell da stehen, um eine gesunde Beziehung zu führen, und ich denke, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Ich muss die Dinge noch verarbeiten. Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen, ob wir jemals wieder zusammenkommen werden. Ich wäre allerdings fein damit, (wenn für dich auch in Ordnung), 2-3 gute Tage zusammen zu verbringen. Nur wir zwei.

Eine Zeit nur für uns, um als zwei Erwachsene zusammen zu sein, die sich lieben. Kein Druck, keine Erwartungen oder Reden über unsere Fehler. Sich nur auf die Gegenwart und aufeinander konzentrieren, den Fortschritt des anderen überprüfen. Leichtigkeit zusammen erleben. Was denkst du?

Ich bin immer noch verletzt und werde noch Zeit brauchen, um zu heilen und Dinge zu verarbeiten, aber ich möchte auch fair sein und sehen, wie wir uns individuell entwickeln und was passiert, wenn wir zusammen sind. Ich denke, es ist eine gute Gelegenheit. "

Ich weiß nun nicht, ob ich da hinfahren soll, weil ich Alpträume habe und einfach Angst habe, dass er zweigleisig fährt - was ich durch die Reaktionen unserer lieben Community aber so deute.
Beim Schreiben merke ich, wie schlimm das alles auch für ihn gewesen sein muss, aber eben auch für mich. Ich weiß, es war Null auf Hundert und wenn man es so schnell so versemmelt, dann sollte man wohl besser ruhen lassen. Aber die Gefühle sind da. Vielleicht hilft die Zeit. Ich weiß es einfach nicht.

27.06.2022 19:48 • x 1 #1


E
Hallo,

Du scheinst auf großes Drama zu stehen und hast einen ebenbürtigen Spielgefährten gefunden. Was sich daraus entwickelt, ist Chaos pur. Magst du das wirklich?

Für mich liest sich deine Story schlimm an, ungesund irgendwie. Aber ich wünsche mir auch eine völlig andere Art Beziehung und nicht wie ein Rosamunde Pilchner Roman. Wenn du Drama magst, go for it. Ansonsten lass es bleiben, es ist sehr vorhersehbar, was noch kommt, zumindest für mich.....

27.06.2022 20:00 • x 13 #2


A


Der Mann, der mir den Boden unter den Füßen wegzog

x 3


FebruarChaton
Liebe @Ella

Danke für deinen prompten und offenen Text. Was denkst du, was passiert - im Sinne von Vorhersehbarkeit?

Es endet in zwei Tagen Sechs und das Drama geht von vorne los?

27.06.2022 20:05 • x 1 #3


Sunnysideoflife
Was suchst du in dieser Beziehung? Was wünscht du dir ?
Das ist für mich keine Beziehung sondern ein Krimi, der dauernd den Drehort wechselt. Spürst du dich ohne Gefühlsterror? Emotionale Abhängigkeit entwickelt sich aus solchen up and downs.
Was willst du ? Nur wenn du dir das ehrlich beantwortest, weisst du was du tun sollst ️

27.06.2022 20:09 • x 2 #4


D
Hey,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum auch wenn eigentlich niemand hier sein möchte.

Alles an deiner Geschichte klingt viel zu schnell. Arbeit/Freunde/Familie auf einen Ruck und dann soll es doch Bitteschön passen. Die Hormone haben mal richtig verrückt gespielt und was schnell nach oben geht, kann noch schneller nach unten absacken.

Zwei attraktive Menschen, die sich gefunden haben und zusammen das große Drama leben. Ständig grenzüberschreitendes Verhalten deinerseits mit im Handy lesen und nachspionieren und er, der die Flucht in andere Länder braucht um abzuschalten und Bestätigung von anderen Frauen benötigt. Dabei scheint ihr beide noch ein Problem mit diversen Genussmitteln zu haben.

Kurzum, entscheide selbst, ob ein Leben in ständiger Drama-Achterbahn etwas ist, was du gerne weiterhin möchtest.

27.06.2022 20:13 • x 2 #5


FebruarChaton
Vielen vielen Dank für eure Rückmeldungen, es öffnet einem die Augen, auch wenn man denkt, man könne alles klar sehen.

Ja. Ich bin emotional abhängig, ja, offensichtlich lieben wir beide das Drama oder auch nicht. Denn eigentlich möchte ich etwas stetiges, kein ewiges Rumreisen. Keine Genussmittel oder dritte Personen innerhalb einer monogamen Beziehung.

Ich kann aber nicht abstreiten, dass ich tiefe Gefühle für ihn habe - und das auch fernab von dem Drama - denn wir hatten auch gute, ruhige; sehr schöne Tage.

Was würdet ihr raten? Kann man so einen "Krimi" in etwas beständiges ändern, zB, wenn ich dort hinfahre? Oder keine Chance - lieber erstmal ruhen lassen?

27.06.2022 20:18 • #6


tobi2017
Er hat Kontakt mit vielen Frauen. Legt sich Dating App's zu wenn er Amsterdam ist.

Er macht dir Vorwürfe wegen dein Alk., geht aber selbst regelmäßig K*ffen.

Er hatte/hat eine Beziehung mit einer Frau mit der er über 5 Jahre zusammen war/ist und sucht sich dann eine andere Frau, da er nie für Sie was empfunden hat.

Für mich klingt das nach einen Player, der keine ernsthafte Beziehung will und mehrere Affären pflegt, als eine monogame Beziehung.

Er misstraut dir, obwohl du jeglichen Grund dafür hast. Hast du ihn mal einen Grund dafür gegeben?

27.06.2022 20:22 • x 4 #7


B
Liebe Te!
Ich sehe es wie die anderen. Wenn du auf Drama abfährst,dich ständig betrügen lassen willst,dann bleib um Gottes Willen bei dem Mann.
Ihr habt beide zudem ein Suchtproblem was sich durch eure was auch immer oder Nicht -Beziehung verschärfen wird.
Ihr schädigt euch gegenseitig,tut euch weh um dann mit S. den Mist zu heilen.
Für mich wäre so ein Leben schreiend davon zu laufen.
Dir würde ich raten professionelle Hilfe zu holen.
Denn gesund geht anders.
Alles Gute.

27.06.2022 20:24 • x 2 #8


B
Hey,

beim Lesen deines Textes fühlte ich regelrecht den Stress, den du da durchmachen musstest. Ich frage mich, wie häufig die schönen Momente vorkommen, und die der Streitereien, des Misstrauens - also schlicht der negativen Gefühle? Auch, wenn alle Geschichten sehr individuell sind, so sind die Dynamiken und Muster erstaunlich gleichförmig und simpel. Falls du noch nicht mit dem YouTube-Kanal vertraut bist, empfehle ich dir den von Christian Hemschemeier (der wird hier - glaube ich - häufiger zitiert). Er erklärt sehr anschaulich, wie diese toxischen Beziehungen funktionieren, und ich denke, dass deine eine sehr klassische Ausführung einer solchen ist.

Aufgefallen ist mir folgendes:
Zitat von FebruarChaton:
Eine Zeit nur für uns, um als zwei Erwachsene zusammen zu sein, die sich lieben. Kein Druck, keine Erwartungen oder Reden über unsere Fehler. Sich nur auf die Gegenwart und aufeinander konzentrieren, den Fortschritt des anderen überprüfen. Leichtigkeit zusammen erleben. Was denkst du?

Das finde ich wirklich perfide, feige und verantwortungslos von ihm. Ihr habt so viele Konflikte gehabt, du sogar eine Abtreibung - welche Basis gibt es bitte für so ein Treffen? Kein Druck, keine Erwartungen - er zwingt dich regelrecht, bloß keine Fragen oder Forderungen zu stellen, was jedoch vollkommen nachvollziehbar, wichtig und normal wäre. Spinnt der? Sorry, wenn ich das so direkt sage. Mich macht es rasend, wie Menschen sich eine Bequemlichkeit schaffen und dann keine Rechenschaft ablegen wollen für Taten, die andere nachweislich verletzen. Das ist ein fauler Deal, auf den ich mich an deiner Stelle niemals einlassen würde. Wenn du das tust, verliert er vor dir den letzten Rest an Respekt, weil er dann denkt, dass er alles mit dir machen kann - er muss nur ein bisschen nett sein. Ich sage das alles so unverblümt, weil ich in der Vergangenheit genug solcher Vorschläge erhalten habe; habe ich mich mal weichklopfen lassen, habe ich dies bitter, bitter bereut.

Geh um deiner selbst Willen mit erhobenen Hauptes aus dieser Situation raus und schau mal, welche Anteile in dir diese Beziehung anziehend fanden. Aufgefallen ist mir auch die Erwähnung zu deinem Alk. und seinem Dro*enkonsum. Diese Suchttendenzen zeigen sich auch in Beziehungen, zB in Form von Liebessucht.

Ich hoffe und wünsche dir sehr, dass du die Kraft findest, dich auf dich zu fokussieren und diesen - offensichtlich - unausgeglichenen Mann loszulassen.

27.06.2022 20:25 • x 11 #9


FebruarChaton
Ich habe ihm nie einen Anlass gegeben.

Am Anfang, als er in Paris war, war ich mit Freunden aus und bin so versackt, dass ich ihm nicht geschrieben habe, dass ich nach Hause fahre. Bin dann zu meiner Mutter nach Hause gefahren, weils näher war - und das hatte er mir nicht geglaubt, dann hab ich ihm ein Bild geschickt dass ich wirklich da bin.

Das war das einzige Mal, dass ich mich nicht meldete aber seitdem dachte er halt, ich würde auf Alk. zu anderen Männern gehen. Ich habe NIE mit anderen geflirtet, getextet, war nie auf Apps parallel, habe ihn nicht betrogen und auch jetzt nichts mit Männern.

Er dreht es aber so um: er sagt gerade, er kann mir nicht glauben, dass ich nichts mit anderen habe. Gerade. Deshalb tickte er ja so aus am Samstag.

Ich sehe auch so, dass er sein Verhalten auf mich projiziert. Aber er gesteht sich das nicht ein. Er sagt, er hat wie ein dummkopf mit anderen gechattet weil er die Illusion von Leichtigkeit brauchte, die ich ihm nicht geben konnte. Und es wäre nie ein Betrug seinerseits gewesen. Er sieht es überhaupt nicht ein. Sagt aber, dass er nun lernt, dass sowas nicht mehr vorkommen darf in seinen Beziehungen.

27.06.2022 20:29 • #10


Funkelstern
Zitat von FebruarChaton:

Er dreht es aber so um: er sagt gerade, er kann mir nicht glauben, dass ich nichts mit anderen habe. Gerade. Deshalb tickte er ja so aus am Samstag.


Weil er von sich, auf andere in dem Fall auf dich schließt...

27.06.2022 20:36 • x 4 #11


FebruarChaton
@Butterblume63

Vielen Dank für deinen Text, ich bin schon lange in Therapie und vor ihm war ich sehr stabil, nüchtern, erfolgreich im Job. Ich habe nicht aktiv nach einer Liebe gesucht, ich hab einfach sporadisch gedated. Meine beste Freundin meinte, als er kam, ging bei mir alles den Bach runter.

@Berlinerin91

Toller Text. Danke! Das mit den toxischen Beziehungen werde ich mir heute Nacht anschauen. Und danke auch, für die Einschätzung, wie du sein Verhalten deutest. Das denke ich nämlich auch und er hat einfach so keine Einsicht. Das alleine möge schon reichen für Abstand. Aber ja, wir hatten die harmonischen, ruhigen, schönen Momente. Wenn er nicht gekif*t hat und wir einfach mal eine Woche zu Hause waren, unsere Serien schauten, ich für uns kochen konnte. Das hab ich sehr genossen. Diese häusliche Beziehung, umeinander Kümmern, das ist das, was ich eigentlich möchte. Er hat ja nicht mal einen Wohnsitz und zieht alle paar Jahre um. Er wird mir dies also nie bieten können.
Ich erkenne es gerade.

27.06.2022 20:37 • x 3 #12


B
Zitat von FebruarChaton:
Meine beste Freundin meinte, als er kam, ging bei mir alles den Bach runter.

Uff, das ist eine so gewaltige red flag, die eigentlich keine weitere Erklärung benötigt! Ich finde es gut, dass du dich an das Forum gewandt hast, weil es zeigt, dass du ehrlich mit dir selbst und deiner Situation sein kannst. Das ist die allerwichtigste Voraussetzung für die eigene Heilung.

Und klar gibt es auch schöne Momente - sonst wäre es ja nicht so schmerzhaft. Genau an die klammert man sich dann und hofft, dass das die eigentliche Realität ist und die ganzen nervigen Sachen sich schon irgendwie lösen können. Du erkennst ja, dass du Verbindlichkeit und im Grunde eine ruhige, liebevolle Beziehung möchtest. Die kann er dir aber in keinster Weise bieten. Dieses Heiß-Kalt-Spiel suggeriert einem große Gefühle, an die ich früher auch geglaubt habe. Ein sehr krasses Beispiel aus meiner eigenen Vergangenheit: ich habe immer gedacht, dass ich meinen Ex liebe - bis ich mir irgendwann gewünscht habe, er würde nicht mehr existieren, damit ich keinen Schmerz mehr fühlen muss. Erst da wurde mir klar, dass das niemals Liebe sein kann; Menschen, die man liebt, will man immer in seinem Leben haben und wünscht ihnen alles Glück der Welt. Vielleicht ist es für deinen Fall etwas zu extrem, aber manchmal hilft es, sich seinen echten Gefühlen zu stellen und sich zu fragen, ob und was man da gerade in die andere Person hineinprojiziert.

27.06.2022 20:48 • x 2 #13


Emma14
Das ist nun die 3. Rosamunde Pilcher Story innerhalb kurzer Zeit hier zu lesen. Gute Unterhaltung.

27.06.2022 21:01 • #14


FebruarChaton
@Berlinerin91

Abermals großartiger, augenöffnender Text! Danke für diese Worte - ich werde das Treffen absagen und heilen.

@Emma14

Danke, dass die Gefühle eines Menschen großartige Unterhaltung für dich sind. Sagt mehr über dich aus als über mich.

27.06.2022 21:03 • x 2 #15


A


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