Ich habe eine neue Impulsfrage und würde mich freuen wenn ihr wieder mitmachen wollt... mit euren eigenen Antworten ....oder euren Assoziationen.
Das Thema Ambiguitätstoleranz, das heißt die Fähigkeit Unsicherheiten, Widersprüchlichkeiten und Komplexität in einer Situation zu akzeptieren und damit umzugehen ist ein Dauerbrennerthema in meinem Leben ...
Die Trennung war auch diesbezüglich der Megagau für mich. Unerträglicher Schmerz über den Verlust, da ich ihn ja noch liebte (tu ich übrigens immer noch, unabhängig von wollen oder nicht), unbändige Wut (über seinen Verrat, in der Art wie er sich trennte und mir zusätzliche Probleme bereitete) und beißende heftige Scham (darüber, dass er mir das antun konnte) und Schuldgefühle (ob der eigenen Fehler und Unterlassungen, die ich beging).
Nach meiner bisherigen Lebenserfahrung verlieren schlimme Ereignisse im Leben ihre Macht sobald ich es (nach mehr oder weniger ausgeprägten Vorphasen, in denen auch Ablenkung und Verdrängung dazu gehören) schaffe, das Erlebte inklusiver aller eigenen Reaktionen (sei es gedanklich, emotional, körper- oder verhaltensbezogen) in mein bisheriges Selbst- und Weltbild zu integrieren. Und das fällt mir mit dieser Trennung ganz besonders sowas von sauschwer...
Meine Anfangsphasen nach der Trennung waren dadurch geprägt, dass phasenweise immer eine meiner Emotionen besonders heiß war. z.B. als mir sein Verrat bewusst wurde, war ich (nach kurzer Schockphase in der ich in mich zusammengesackt bin), sehr, sehr wütend. Dementsprechend fielen mir viele Situationen ein, in denen er mich (im Kleineren) bereits früher schon einmal verraten oder im Stich gelassen hat, enge Beziehungen von mir strapaziert hat, mich klein gemacht hat, mich bloßstellte, leere Versprechungen machte, mir zum Vorwurf machte, was er selbst verbockte oder blockierte, kompromisslos Entscheidungen traf...
In Phasen der Scham sah ich die Schuld bei mir, dass er mich so behandeln konnte (eigenes Victim blaming quasi)...
In Phasen der Schuldgefühle quälte ich mich mit meinen Unterlassungen und Fehlern... und da kam verdammt viel zusammen...
In Phasen der Trauer erinnerte ich mich an seine ganzen tollen Eigenschaften, seine Werte und Prinzipien, seine Naturliebe, seine Sensibiität, alles was er jemals nettes zu mir gesagt oder für mich getan hat, schöne gemeinsame Erlebnisse, unser gemeinsames Leben mit all seinen Ritualen und Verknüpfungen zur Außenwelt, sein hübsches Gesicht und seinen schönen Körper,....
In Phasen der Angst sehe ich ihn übermächtig und stark und mich schwach und extrem bedürftig ...
Immer dann wenn ich es schaffe, dass meine unterschiedlichen Emotionen und damit auch die unterschiedlichen Sichtweisen auf mich und auf ihn nebeneinander stehen dürfen, geht es mir besser. Dann kann ich erstmal wieder loslassen.
Ich versuche das manchmal bewusst, gelingt aber eher nicht so. Besser hilft mir, es zu verstärken, wenn ich bewusst wahrzunehme, dass es von selbst passiert... z.B. traure ich um die gemeinsame Zeit in einem Urlaub und mir fällt gleichzeitig wieder ein, was für ein Stress es war bis er sich auf diesen Urlaub einlassen konnte, dass er bei der Planung keinen Finger krumm machte um dann über alles mögliche rumzumeckern...Oder ich bin wütend darüber, dass er sich von mir trennte und werde mir dann aber wieder bewusst, dass auch ich über Trennung nachdachte und es als Option ansprach...
Für mich ist dieser Prozess auch eng verbunden mit dem Thema mir selbst und ihm verzeihen zu können ...
Manchmal denke ich, das ist ein automatischer Prozess an dem ich nicht viel drehen kann. So ähnlich wie Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht Aber vielleicht ist es ja doch beeinflussbar?
Ihr merkt es, es fällt mir schwer auf den Punkt, die eigentliche Frage zu kommen...
Vielleicht so: Wie schaffe ich es, die (teilweise verzerrten? aber auf jeden Fall) unterschiedlichen Bilder von meinem Ex, mir und unserer Beziehung so zusammen zu führen, dass ich es in mein früheres Selbst- und Weltbild integrieren kann und mich von dieser Beziehung und Trennung weiter lösen und gut weiterleben kann ....
Könnt ihr mit dem was ich da geschrieben hab, überhaupt was anfangen? Kennt ihr das auch? Falls ja, wie habt ihr das hinbekommen oder wie versucht ihr es gerade?
25.05.2025 14:57 •
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