Liebe Ente,
mach dir bitte zumindest einmal klar, dass die Affäre deines Mannes nach wenigen Tagen keineswegs vorbei ist. Das kann sie gar nicht. Bestenfalls kann er sagen, dass er den Vorsatz gefasst hat, dass es vorbei sein soll. Aber niemand ist in der Lage, eineinhalb Jahre einfach so in ein paar Tagen aus seinem Gedächtnis und seinen Gefühlen zu streichen. Auch dein Mann nicht.
Sein Verhalten - so wie du es schilderst - dir gegenüber, spricht jedoch dafür, dass er absolut nicht bereit ist, das zu tun, was in so einem Fall nötig wäre. Nämlich auf dich zuzugehen und bereit sein, an den Wurzeln des Problems zu arbeiten. Und zwar mit dir zusammen.
Das Verhalten, das du von ihm schilderst, ist extrem respektlos dir gegenüber. Er ist es offenbar gewöhnt, dass er von dir keinen ernsthaften Widerstand und keine ernsthaften Konsequenzen zu befürchten hat.
Wenn er jetzt schon - nach einer so kurzen Beschwichtigungsphase - der Ansicht ist, er könne dir die Schuld an seinem Fehlverhalten geben, dann hat er bis jetzt gar nichts verstanden. Vor allem den Ernst der Lage nicht.
Vielleicht gibt es aber auch wirklich aus seiner Sicht keinen Ernst der Lage, weil du ihm signalisierst, dass du schon aufgrund von ein paar Brocken Aufmerksamkeit und 'gutem' Benehmen (was eigentlich nur aus einigen Selbstverständlichkeiten besteht) bereit bist, all deine Grenzen und (berechtigten) Ansprüche wieder aufzugeben.
Du lässt dich buchstäblich mit ein paar Almosen abspeisen - und das fühlt und weiß er ganz genau.
Liebe Ente, du willst deine Ehe retten? Verstehe ich. Aber so wirst du sie nicht retten. Zumindest nicht in einer Form, die für dich halbwegs erträglich ist.
Die Grenzen wurden bereits viel zu weit überschritten und eingerissen. Er geht mit dir auf eine unerträgliche Weise um. Das ist bei euch bereits 'Gewohnheitsrecht'.
Das wirst du mit ein paar Absprachen und mit ein paar Therapiestunden nicht mehr hinbekommen.
Dazu ist das Gefälle schon zu groß. Das Kind ist zu tief in den Brunnen gefallen.
Wenn du auch nur eine leise Chance haben willst, deine Ehe zu retten, dann brauchst du Abstand. Und zwar so richtig. Getrennte Wohnungen. Ein getrenntes Leben. Mindestens ein paar Monate. Es sollte aber auf unbestimmte Zeit vereinbart werden. Er muss jetzt Konsequenzen und eine Grenze von dir spüren, nicht nur hören.
Und diese Grenze musst du so lange wahren, bis wieder Respekt vorhanden ist. Erst aus diesem Respekt heraus als Fundament, macht eine Paartherapie überhaupt Sinn.
Tust du das nicht, wirst du deine Ehe nicht retten. Zumindest wird es nichts sein, das diesen Namen verdient.
Eure Schieflage wird so nicht besser werden. Sie wird im Gegenteil nach aller Erfahrung immer schlimmer werden.
Das kannst du nicht wirklich wollen.
Liebe Grüße und alles Gute.
Wünsche dir viel Kraft.
09.05.2017 17:13 •
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