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Ehe und Affäre / nun Trennung von echter Liebe

alleswirdbesser
Zitat von whynot60:
Wenn ich das richtig verstehe, ist es bei Dir also so: Wenn Du einen Partner hast und der sagte Dir dann, er habe Verliebtheitsanflüge oder Begehrlichkeiten gegenüber meintwegen einer Kollegin, dann beendest Du die Partnerschaft vernünftig und fertig.

Das hast du tatsächlich falsch verstanden. Ich bin dafür, dass man sich zur neuen Liebe bekennt und zwar offen. Der Fremdverliebter sollte das Gespräch suchen, die Partnerschaft beendet und sein Leben mit der neuen Liebe verbinden, anstatt sich aktiv dafür zu entscheiden, die alte Liebe zu belügen und zu hintergehen, um zum Beispiel keine wirtschaftlichen/finanziellen Nachteile zu erleiden. Oder aus anderen Gründen. Anstatt die neue Liebe als Schattenbeziehung zu führen und in Angst zu leben, dass es doch noch auffliegt, und sie in dem Fall eventuell sogar fallen zu lassen, kann der Fremdverliebter es öffentlich machen und seinen zweiten Frühling genießen oder was auch immer. Natürlich hat der Verlassener auch hier an den Trennungsschmerzen zu knabbern, aber es ist bei weitem ein anderes Gefühl als über längere Zeit betrogen worden zu sein.

Noch schöner sind solche, die meinen sauber da stehen zu müssen, von verschwundenen Gefühlen und nötigem Abstand erzählen, um zu schauen, ob doch was da wäre, während draußen the Next in den Startlöchern wartet, die/den man erst einige Zeit nach der Trennung dem Umfeld vorstellt, von wegen man hätte sich erst jetzt kennengelernt. Der/die Verlassene/r erlebt den Schmerz nun zum zweiten Mal und betrachtet die Situation nun unter ganz anderen Aspekten. Während der verlassender Part meint, er hätte eine gute Tat vollbracht und die alte Liebe durch die Notlüge vor großer Verletzung bewahrt, denkt der verlassener Part, dass die Trennung viel einfacher gewesen wäre, wenn man den genauen Grund dafür wüsste. Endgültig und ohne Hoffnung.

Aber natürlich sieht das jeder anders, auch ich nur von meiner Warte aus.

20.01.2023 09:01 • x 6 #256


G
Zitat:
Mein Umfeld brach mit mir. Sowohl meine beste Freundin mit ihrer Familie, die mit uns gemeinsam auf dem Hof lebten, meine zweite beste Freundin, nahe und enge Bekannte wandten sich von mir ab. Von meinen Eltern gab es schwere Verurteilungen und Beschuldigungen.

Ich denke, damit ist alles gesagt. Nicht nur die beste, sondern auch die zweite beste Freundin, nahe
und enge Bekannte, also ihr gesamtes Umfeld brach - ihre Worte - mit ihr. Der Schlüssel liegt dazu
wohl in der Vorgeschichte. Affäre, zurück zum Ehemann - wieder aufgenommen mit gemeinsamer
Urlaub. Auf Fingerschnip vom AM den EM wieder hintergangen und mit wehenden Fahnen wieder
zum AM. Mittendrin die Kinder. Ihr EM und ihr gesamtes Umfeld hat daraufhin mit ihr gebrochen. Ihr
AM hat sie letztlich abserviert.

Manchmal muss man eigene Erfahrungen machen, um zu wissen, was man besser nicht oder nicht
so machen sollte. In jedem Ende steckt jedoch ein neuer Anfang. Die TE dürfte auch nach ihrem Klinik-
aufenthalt gesundheitlich noch labil sein und sie braucht sehr wahrscheinlich Hilfe. Hilfe die sie aus
ihrem bisherigen Umfeld nicht (mehr) bekommt. Sie steckt in einer Situation, die darüber hinaus er-
hebliche weitere Folgen haben kann. (U.a. Sorge- und Aufenthaltsbestimmungsrecht, Unterhaltszah-
lungen, Scheidungskosten, RA-Kosten, finanziell)

Um der TE helfen zu können, müsste sie an dem Punkt, an dem sie tatsächlich steht, abgeholt werden.
Nämlich, wie sie bestmöglich mit der Situation umgehen könnte und sollte. Es hilft ihr nicht (mehr) das
Verhalten ihrer beiden besten Freundinnen zu bewerten und zu kritisieren. Es hilft ihr nicht (mehr), wenn
über das was sie selbst nicht mehr ändern kann, hier (nur bzw. überwiegend über viele Seiten hinweg)
diskutiert wird.

Leider war die TE seit dem 14.01.2023 nicht mehr online. Ob sie unangemeldet dennoch mitgelesen hat
wissen wir nicht. Ohne ihre Beteiligung macht es nur noch bedingt Sinn hier im Thread zu schreiben.

20.01.2023 11:06 • x 9 #257


A


Ehe und Affäre / nun Trennung von echter Liebe

x 3


paulaner
Zitat von whynot60:
Wenn ich das richtig verstehe, ist es bei Dir also so: Wenn Du einen Partner hast und der sagte Dir dann, er habe Verliebtheitsanflüge oder Begehrlichkeiten gegenüber meintwegen einer Kollegin, dann beendest Du die Partnerschaft vernünftig und fertig.

Also, ich würde eine Beziehung keinesfalls sofort beenden, wenn meine Partnerin mir erzählen würde, dass sie Gefühle für jemand anderen entwickelt hat.
Nein, ich würde versuchen mit ihr zu reden, wie sie und wir mit der Situation umgehen können.
Und natürlich würde ich von ihr Offenheit verlangen, weil ich eben nicht hintergangen und betrogen werden möchte.

Und, was deine Beispiele aus den 60er Jahren angeht: ich lebe und fühle nach meinen Vorstellungen und nicht nach irgendwelchen was ist üblich Dingen.

20.01.2023 11:14 • x 6 #258


S
Zitat von whynot60:
Aber warum zerbricht man - auf welche Weise auch immer - an einem Fremdgang? Wenn jemand an einem Verlassenwerden auf eine schlimme Weise zerschellt, lasse ich mir das ja einreden. Oder meinetwegen auch noch, wenn sich der Partner ernsthaft in eine andere Person verliebt (und dann womöglich auch Leine zieht). Aber wegen ein bisschen auswärtigem Gerammel und ein paar außereigenen Lustgefühlchen?

Zitat von paulaner:
Und, was deine Beispiele aus den 60er Jahren angeht: ich lebe und fühle nach meinen Vorstellungen und nicht nach irgendwelchen was ist üblich Dingen.


Meistens geht es halt aber nicht nur um ein bisschen Gerammel, sondern mindestens eine Partei entwickelt tiefe Emotionen bzw. glaubt welche entwickelt zu haben (oft auch verwechselt mit Ängsten). Oft bleibt es auch nicht bei einmaligem auswärtigem Gerammel, sondern mündet in einer Affäre.
Auch auf die Gefahr hin Schubladen zu öffnen, bedeutet gerade für Frauen S. in vielen Fällen sehr viel mehr als reine Lustbefriedigung.
Und dann geht es um das Vorspielen falscher Tatsachen, um Lug und Betrug, weil alle irgendwie besänftigt und bei Laune gehalten werden müssen. Das findet halt nun mal jeder blöd, in allen Lebensbereichen.

Aber ich gebe Dir auch teilweise recht. Früher sind die Menschen da pragmatischer rangegangen. Scheidungen nicht erwünscht oder erlaubt, aus mehreren Gründen. Nach außen hat man zusammengehalten. Zusammenbrüche wegen Fremdsex eher weniger. Allerdings standen andere Dinge weiter oben auf der Prioritätenliste (Versorgung z.B.). Man hatte als Ehefrau auch keine Befürchtung, dass der Mann abdampft. Der Ehemann wusste, dass er die andere nicht haben kann/darf, weil die auch nicht gehen konnte. Und wenn sie alleinstehend war, wäre sie aber mal richtig durchs Dorf getrieben worden Die Dritte wusste, dass sie keine Chance hat und hat daher vermutlich keine Forderungen gestellt, was der Ehefrau auch wieder zu gute kam, weil sie sich nicht mit einer eifersüchtigen Gespielin rumärgern musste. Alles blieb dort wo es war, heimlich und verborgen, nahezu gefahrlos. Ob es das aber besser macht?!
Heute leben wir freier und können alles tun, was wir wollen. Die Erwartungen sind immens gestiegen. An Beziehungen, an Liebe, an S., an die Menschen selbst, also an Tatkraft, Aussehen und Selbstreflektion.

Es kann jeder für sich selbst entscheiden, wie er leben will und wie die Prioritätenliste aussieht.

20.01.2023 12:28 • x 7 #259


Jetti
Zitat von So-What:
Früher sind die Menschen da pragmatischer rangegangen.

Die Frage wäre noch, was das gefühlsmäßig mit ihnen gemacht hat.
Konnte man sich vor zu tiefen Gefühlen in der Außenbeziehung schützen?

Und die EF wusste vielleicht, der Mann würde nicht abdampfen.
Aber wie es ihr ansonsten damit ging, von einer Affäre zu wissen/ahnen,
das kann nur vermutet werden. Gut wahrscheinlich trotzdem nicht.

20.01.2023 13:35 • x 3 #260


L
Zitat von whynot60:
Rauschabsturz, vorübergehende Gefühlserkaltung, Arbeitslosigkeit, Versagen da und dort usw

Diese Beispiele sind sehr vermischt. Schwankungen im Leben, Krankheit, Veränderung usw ist das eine, bei dem ich sagen würde, genau das ist eine Gesetzmäßigkeit im Leben, was der Innigkeit keinen Abbruch tut.
Aber aus einer überzeugten möglichen aber auch realen emotionalen Unverbindlichkeit eine Innigkeit erschaffen wäre mir nicht möglich.
Dir gelingt das scheinbar, was mich für dich freut.

20.01.2023 22:47 • #261


W
Zitat von alleswirdbesser:
Das hast du tatsächlich falsch verstanden. Ich bin dafür, dass man sich zur neuen Liebe bekennt und zwar offen. Der Fremdverliebter sollte das Gespräch suchen, die Partnerschaft beendet und sein Leben mit der neuen Liebe verbinden,


Also ich weiß ja nicht, wie sich diese Liebesdinge bei Dir so entwickeln. Aber was Du hier vorschlägst, klingt zwar gut, aber wird so im Normalfall wohl nur sehr selten vorkommen.
Liebe ist ja nicht schlagartig plötzlich da, sondern erst entwickeln sich halt gewisse Zuneigungsgefühle und/oder Begehrlichkeiten, man lernt sich kennen, verbringt mal die Nacht zusammen, dann ein paar Tage usw. Das kennt ja jeder in dieser und jener Form. Aber so, dass man jemandem am Abend begegnet und am nächsten Tag zieht man liebesgewiss bei ihm ein, wird es ja wohl kaum einmal sein.
Und das ist doch eine wesentliche Crux bei solchen Affärengeschichten, dass eine solche übliche Bindungsentwicklung üblicherweise wegen der Gebundenheit nicht möglich ist. Würde das so laufen und jemand stellte klar für sich fest, das ist meine neue große Liebe, nun will ich mit ihr mein Leben verbringen, dann würde ja das eintreten, was Du meinst, also dass der Betreffende die Karten auf den Tisch legt und Nägel mit Köpfen macht. Dazu drängt die Liebe bekanntlich ja mit aller Macht.
Nur ist zu diesem Zeitpunkt, kommt es überhaupt dazu, der Partner ja schon mehr- bis vielfach betrogen, hintergangen, angelogen usw. bzw. diese Anlaufgeschichte wird ihm verschwiegen.

In der Realität laufen die Dinge ja zumeist ganz anders ab. Entweder eben ein Fremdverlangen oder -verlieben (ohne dass noch irgend etwas gewiss wäre), dann zieht man das mal heimlich durch, erst mögen die Gefühle, insbesondere natürlich die ero., so richtig aufwallen (weil eben neu), man trifft sich - aus naheliegenden Gründen - heimlich, vornehmlich eben zum P*op*pen, je nach zeitlichem Rahmen, dann mag der Zug durchaus auch mal in Trennungs- und Neubeziehungsrichtung abfahren, dann kommen Zweifel auf, die anfängliche S. Leidenschaft kann nachlassen, die Bedrängungen aus allen Richtungen werden mehr - und zuletzt landet man vielfach eben wieder in der ursprünglichen Beziehung an.

Ich wüsste also nicht, nüchtern betrachtet, wo denn hier der richtige Zeitpunkt wäre, den Partner zu informieren und auch gleich die Trennung bekanntzugeben. Weil man doch eben nicht von jetzt auf gleich so liebesgewiss sein kann, lernt man jemanden erst kennen, dass man augenblicklich und noch ehe das Schlimmste passiert ist gleich alles aufgeben wird, noch ehe von Liebe in einem ernsthaften und halbwegs gefestigten Sinn überhaupt die Rede sein kann.

Liebe funktioniert ja nicht wie ein Relais, entweder - oder. Und hier, wenn einer von beiden oder gar beide gebunden sind (gebunden klingt übrigens ja auch recht aufschlussreich), wirkt doch so vieles ineinander, das vorerst gar nichts anderes als Chaos entstehen kann.

Zitat von alleswirdbesser:
Aber natürlich sieht das jeder anders, auch ich nur von meiner Warte aus.


Mit Sehen hat das eigentlich gar nichts zu tun. Sondern einfach damit, wie die Dinge eben ablaufen.
Auch wenn beide nicht gebunden sind, gibt es ja erst einmal eine Anlaufzeit und man steht nicht zwei Tage später vor dem Traualtar. Nur ist das Kennenlernen dann natürlich wesentlich einfacher und unverkrampfter und ausgedehnter. Und selbst dann kann bereits in dieser Phase alles wieder abbrechen.

21.01.2023 03:39 • x 1 #262


W
Zitat von paulaner:
Also, ich würde eine Beziehung keinesfalls sofort beenden, wenn meine Partnerin mir erzählen würde, dass sie Gefühle für jemand anderen entwickelt hat.


Aber vermutlich dann, wenn sie Dir erzählen würde, dass sie mit diesem anderen auch schon in der Kiste war.

Zitat von paulaner:
Und, was deine Beispiele aus den 60er Jahren angeht: ich lebe und fühle nach meinen Vorstellungen und nicht nach irgendwelchen was ist üblich Dingen.


Das ist bei mir sogar noch krasser: Ich lebe und fühle nach meinen Gefühlen und nicht einmal nach meinen Vorstellungen und auch nicht nach Üblichkeiten. Ich fühle, was ich eben fühle, und wenn es geht, handle ich auch danach. Das ist alles.
Das Beispiel mit den 60er- und 70er-Jahren habe ich deswegen angeführt, weil ich eben sehr wohl meine, dass es ganz wesentlich auf die Grundlagen ankommt, die man eben in seinen frühen Jahren im allgemeinen Zeitgeistumfeld sowie im individuellen, unmittelbaren Umfeld mitbekommen hat. (Was aber auch falsch sein kann, denn was mein unmittelbares Umfeld betrifft, so müsste ich ja prüde und verklemmt sein wie ein Klapperstorch.)

21.01.2023 03:50 • #263


W
Zitat von So-What:
Meistens geht es halt aber nicht nur um ein bisschen Gerammel, sondern mindestens eine Partei entwickelt tiefe Emotionen bzw. glaubt welche entwickelt zu haben


Ja. Fragt sich nur, welche Partei das meistens ist. In der Regel bestehen hier ja (emotionale) Ungleichgewichte, nachdem auch die Motive im Hintergrund zumeist unterschiedliche sind. Auch die Bedrängungen sind ganz anderer Art, die Positionen ganz andere.


Zitat von So-What:
Auch auf die Gefahr hin Schubladen zu öffnen, bedeutet gerade für Frauen S. in vielen Fällen sehr viel mehr als reine Lustbefriedigung.


Ja, das wird auch stimmen. Zwar nicht in allen Fällen, aber doch in vielen.
Kürzlich habe ich jedenfalls von so einer (neuen?) Dating-Plattform gehört, und dort sollen auch viele verheiratete/verpartnerte Frauen unterwegs sein, ohne tiefere, ernstere Absichten.
Möglicherweise ist hier ein gewisser Wandel im Gange.


Zitat von So-What:
Früher sind die Menschen da pragmatischer rangegangen. Scheidungen nicht erwünscht oder erlaubt, aus mehreren Gründen. Nach außen hat man zusammengehalten. Zusammenbrüche wegen Fremdsex eher weniger.


Ja, eben, so war das. Pragmatischer ist ein sehr gutes Stichwort. Was unter anderem eben deshalb möglich war, weil die Prioritäten andere waren und Fremdsex bei weitem nicht diese Aufregungen und Niederschmetterungen verursacht hat. Nach einem Donnerwetter und zwei Tagen Sauersein war die Sache gegessen.


Zitat von So-What:
Alles blieb dort wo es war, heimlich und verborgen, nahezu gefahrlos. Ob es das aber besser macht?!


Ob es das besser macht, weiß ich nicht. Aber jedenfalls pragmatischer, realitätsnäher, lebens- und liebesfreundlicher.


Zitat von So-What:
Heute leben wir freier und können alles tun, was wir wollen. Die Erwartungen sind immens gestiegen. An Beziehungen, an Liebe, an S., an die Menschen selbst, also an Tatkraft, Aussehen und Selbstreflektion.


Ja, damit hast Du ganz recht.
Und zudem sind die Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen, ganz enorm gestiegen. Das war früher in dieser Art ja absolut unmöglich. Heute kann man sich irgendeine App installieren, die auch gleich die nötigen Daten, samt aktueller Entfernungsangabe, liefert, und kann fünf Dates pro Tag haben. Die Wahlmöglichkeiten sind also nahezu unüberschaubar geworden.
Auch das wird die Fluchttendenz deutlich erhöht haben, insbesondere bei Frauen und interessanten Männern, weil die ja in kürzester Zeit den bzw. die Nächste(n) an der Angel haben können.
Also völlig andere Bedingungen, die einen schnellen Absprung wesentlich erleichtern.
Zu meiner Zeit war es ja sogar noch so, dass da zumindest im umliegenden bäuerlichen Milieu gar nicht groß herumgefackelt worden ist, sondern wenn benachbarte Kinder altersmäßig so halbwegs zusammengepasst haben, sind sie einfach verschmiedet worden im erlaubten Alter oder bisweilen, kam es etwa zu einer vorzeitigen Schwangerschaft, mit einer rasch eingeholten kirchlichen Ausnahmegenehmigung.
Die Ansprüche waren also nicht eben groß, sofern man von Ansprüchen überhaupt reden kann. Was irgendwie ins Netz gegangen war, war eben ins Netz gegangen, und blieb es in der Regel dann auch.

21.01.2023 04:23 • x 1 #264


W
Zitat von Lizzzy:
Diese Beispiele sind sehr vermischt. Schwankungen im Leben, Krankheit, Veränderung usw ist das eine, bei dem ich sagen würde, genau das ist eine Gesetzmäßigkeit im Leben, was der Innigkeit keinen Abbruch tut.


Ok, sehe ich auch so. Bzw. meine, solche Schwankungen, welcher Art auch immer, können die Innigkeit sogar vertiefen.


Zitat von Lizzzy:
Aber aus einer überzeugten möglichen aber auch realen emotionalen Unverbindlichkeit eine Innigkeit erschaffen wäre mir nicht möglich.
Dir gelingt das scheinbar, was mich für dich freut.


Da musst Du irgend etwas falsch verstanden haben. Von emotionaler Unverbindlichkeit habe ich nicht geredet, gerade davon nicht. Und aus einer emotionalen Unverbindlichkeit Innigkeit zu erschaffen, das gelingt auch mir nicht. Bzw. ich würde es gar nicht versuchen.
Der springende Punkt ist doch gerade diese möglichst tiefe emotionale Verbundenheit, die dann eben auch so manches überlebt, was irgend so eine oberflächliche Liebesgeschichte eben gar nicht überleben kann. Gerade davon rede ich doch die ganze Zeit. Offenbar aber ganz unverständlich.
Ich würde mal so sagen: Je vertiefter die Innigkeit, um so weiter kann sich die Außenwelt weiten, ohne dass die Innigkeit und die emotionale Verbundenheit in Gefahr und Zweifel geraten. Und im Fall der Trennungswütigen, aus welchen Gründen auch immer, glaube ich nicht an eine Liebe, die ich so nennen würde.
Ich frage mich ja schon mein ganzes Leben hindurch, ob zu einer solchen liebesgetragenen Innigkeit heute überhaupt noch jemand fähig ist, ob er sie zulassen kann. Dazu, fürchte ich, sind die allermeisten zu sehr sich selbst verhaftet.

21.01.2023 04:40 • x 1 #265


alleswirdbesser
Zitat von whynot60:
Also ich weiß ja nicht, wie sich diese Liebesdinge bei Dir so entwickeln. Aber was Du hier vorschlägst, klingt zwar gut, aber wird so im Normalfall ...

Ich verstehe, was du meinst und du hast natürlich auch Recht.

Wenn ich von mir ausgehen darf - mich interessieren andere Männer nicht, wenn ich mit dem Mann zusammen bin, den ich liebe. Das ist für mich irgendwie sehr einfach zu merken, dass die Liebe weg ist, würde ich mich in einen anderen verknallen. Ob man zwei Menschen lieben und begehren kann, weiß ich einfach nicht. Deshalb sobald eine andere Person Gefühle in mir weckt und das Verlangen, könnte ich persönlich davon ausgehen, dass die Verbindung mit meinem Partner nicht mehr intakt ist. Und ab hier treffe ich Entscheidungen. Ich kann mit meinem Partner offen darüber reden und vielleicht ist noch etwas zu retten. Ich kann es für mich behalten und versuchen damit klar zu werden, ohne in eine Affäre zu rutschen. Oder ich entscheide mich für eine Affäre, weil ich meinen Bedürfnissen nachgehen möchte. Wenn wirklich starke Gefühle im Spiel sind, trennt man sich nach ein paar Monaten trotzdem, weil es unfair ist seine alte Liebe im Ungewissen zu lassen und sie nur als back up zu behalten, sollte es mit der Affäre nicht funktionieren. Selbst wenn es tatsächlich nicht funktioniert, so hat man wenigstens nach kurzer Zeit mit offenen Karten gespielt und hinterlässt keinen Scherbenturm nach Jahren eines Doppellebens.

21.01.2023 10:37 • x 5 #266


S
Zitat von Jetti:
Die Frage wäre noch, was das gefühlsmäßig mit ihnen gemacht hat. Konnte man sich vor zu tiefen Gefühlen in der Außenbeziehung schützen? Und ...

Meine persönlich Meinung? Ich denke, es ging ihnen einfach ANDERS. Es gab andere Strukturen. Ich sagte ja nicht, dass dies der Königsweg war. Und für mich wäre das sicher auch nichts. Aber sie wurden schon mal ganz anders erzogen. Und uns - auch mir - geht es heute in allen Lebensbereichen so gut, dass wir auch in der Partnerschaft nach Perfektion und bedingungsloser Liebe (was immer das heißen mag) streben. Und bei den meisten wird das auch nach außen so dargestellt. Trotzdem oder gerade deshalb sind Scheidungen nichts ungewöhnliches und Patchwork fast normal. Ich mag das gar nicht bewerten. Bin ja selbst geschieden. Hatte aber bei der Heirat nie die Illusion, dass das für alle Zeiten so bleiben wird. Könnte, könnte aber auch nicht. Niemand kann sagen, was in zehn Jahren ist. Das muss auch nicht mit einer Affäre zusammenhängen. Das Leben hat eigene Regeln, es ist nicht vorhersehbar und weder fair noch gerecht. Und es könnte auch ich sein, die gehen will. Vielleicht war man früher realistischer und hat die Ehe als einzig konstante Sicherheit betrachtet. Ich weiß es nicht.

Ich ließ mir mal erklären, warum Fußballprofis so jung heiraten und eine Familie gründen. Es sei alles so unsicher, permanente Gefahr sich zu verletzen, Karriereknick oder -ende, Ortswechsel, Einkommen nur bis zu einem bestimmten Alter. Die konstante Sicherheit soll die Familie sein. (Dass das auch manchmal schiefgeht, geschenkt.)

Ich denke, früher bei den Nachkriegsgenerationen war das ähnlich, wenn auch die Gefahren andere.

21.01.2023 11:21 • x 2 #267


W
Zitat von alleswirdbesser:
Wenn ich von mir ausgehen darf - mich interessieren andere Männer nicht, wenn ich mit dem Mann zusammen bin, den ich liebe.


Ja, hierin sind wir uns dann sehr ähnlich (mit Ausnahme, dass es bei mir um Frauen und nicht um Männer geht ).
Wo unsere Unterschiede liegen, das werden hauptsächlich die Reaktionen und Konsequenzen sein. Denn für mich bedeuten Betrug oder Affäre eben nicht das Ende der Beziehung. Außer eben, die Frau verknallt sich so schwerwiegend, dass sie von sich aus das Weite sucht. Was mich betrifft, kann ich sagen: Weder werfe ich sie raus noch halte ich sie zurück.
Wenn ich mal so überlege, so habe ich von mir aus überhaupt erst eine Beziehung beendet (wenn man mal von den jugendlichen Wirrnissen absieht). Diese Beziehung war zwar S. herausragend, aber geistig und seelisch so gut wie gar nicht vorhanden (ganz andere Welten, gelinde gesagt). Und nur diese S. Vergnügungs-Bindung, das bringt mich zum Verkümmern, und sei der S. noch so toll. Das reicht auf Dauer einfach nicht.

Zitat von alleswirdbesser:
Ob man zwei Menschen lieben und begehren kann, weiß ich einfach nicht.


Dazu meine ich, es wird halt, beachtet man die Feinheiten, recht unterschiedliche Arten von Liebe geben.
Das kenne ich aus meinem eigenen Leben. Ich kann mit einer Frau z. B. seelisch sehr innig sein, ohne dass irgendeine Art von S. Begehren vorhanden wäre (von beiden Seiten aus). Oder auch geistig.
Wenn von Liebe gesprochen wird, wird aber meist automatisch jene gemeint, die eben nicht unwesentlich von S. Begehren getragen ist. Und gerade diese scheint die meisten Probleme zu bereiten. Interessanterweise.
Und geht es zentral um das S. Begehren, wird, wie ich glaube, halt auch die sogenannte Libido eine wichtige Rolle spielen. Oder auch bestimmte Vorlieben und Fertigkeiten mögen ausschlaggebend sein, wie treu jemand ist.
Mir wird halt hier immer viel zu sehr und viel zu impulsiv über einen Kamm geschoren. Und das widerstrebt mir - in allen Bereichen übrigens, aber S. scheint halt irgendwie nach wie vor ein besonderer Ausnahmefall zu sein und deshalb wohl diese vielfachen emotionalen Reaktionen.


Zitat von alleswirdbesser:
Oder ich entscheide mich für eine Affäre, weil ich meinen Bedürfnissen nachgehen möchte. Wenn wirklich starke Gefühle im Spiel sind, trennt man sich nach ein paar Monaten trotzdem, weil es unfair ist seine alte Liebe im Ungewissen zu lassen und sie nur als back up zu behalten, sollte es mit der Affäre nicht funktionieren.


Naja, das ist es eben, was mir als der übliche Verlauf erscheint. Also dass man ein paar Monate (unter erschwerten Bedingungen) erst einmal sieht, wie es mit dem anderen Menschen so läuft (gewissermaßen das Gebot der Vernunft). Aber das bedeutet doch, wenn ich mich nicht irre, den Partner zumindest monatelang zu betrügen, zu hintergehen, ihm das Abenteuer zu verschweigen. Und in dem Fall hättest doch Du selber ebenso die entfederten Fremdgangs-Aasgeier am Hals. Oder würdest bei Deinem angestammten Partner, so er diesbezüglich hochempfindlich ist, sogar ein - vielleicht auch noch therapieresistentes - Trauma verursachen.
Mir scheint es doch vielfach so zu sein, dass jemand hier unvermeidlich in ein Drama gerät, aus dem es einen für alle günstigen Ausgang gar nicht geben kann (außer es ginge sich ganz offiziell eine Dreierbeziehung aus; aber das ist ja der extreme Ausnahmefall).
Für mich jedenfalls machte es keinen Unterschied, ob eine Frau, der ich liebend verbunden bin, mir sagt, sie verlasse mich, weil ich ihr zu verbockt (verstört, langweilig, blöd, uninteressant, melancholisch ...) sei, oder sie sagte, sie verlasse mich, weil sie Gefühle für einen anderen entwickelt habe und sie mir das gleich sagen wolle der Aufrichtigkeit halber, oder sie sagte, sie verlasse mich wegen eines anderen und mit dem habe sie seit fünf Jahren schon gut und gerne 1826x gep*o*ppt. Das leuchtet mir eben nicht ein, wo hier nun das Edlere oder Vorteilhaftere sein sollte (aus Empfindungssicht des Verlassenen). Während ich eben kein Problem damit habe, wenn meine Partnerin sich halt dann und wann auch Fremdgelüsten überlässt (alleine schon, weil mir das in der Natur der Sache zu liegen scheint und ich es weder für abwegig noch für betrügerisch halte). Mir ist eben, ich habe es schon gesagt, das wirklich Wesentliche die Herzensinnigkeit. Und unter dieser Gefühlslage kann schon so einiges passieren, ohne dass gleich alles ins Wanken und Zerbersten gerät. (Wo ich mich vielleicht auch ein wenig betrogen fühlen könnte, ist, wenn mir jemand, vielleicht noch dazu über längere Zeit, eine solche Herzensinnigkeit nur vorgaukelt. Ja, dann würde ich mich auch verarscht fühlen. Würde die Fehlleistung aber dennoch bei mir sehen, weil ich mich eben täuschen und mückenhaft umschwirren habe lassen.)
Aber damit tanze ich wohl gehörig aus der Reihe. Macht aber nichts, denn das ist ohnehin mein allgemeiner schicksalhafter heiterer Lebensweg.

22.01.2023 04:02 • #268


Hansl
Zitat von whynot60:
Ja, natürlich macht ein Verschweigen die Bude nicht stabiler. Aber ein Bekennen bringt sie halt mit Sicherheit zum Einsturz.

Sehr guter Gesamtkommentar.
Ich weiß, es gibt viele Menschen, für die ist fremdverlieben ein auf Beziehungen bezogenes, vorsätzliches Verbrechen.
Und verurteilen daraufhin die bisher egal wie noch so gut funktionierende, oft jahrelange Beziehung zum Tode.
Was für mich reiner Egoismus, sowie liebesunfähigkeit ausdrückt.

Früher war ich auch so.
Aber ich persönlich habe gelernt, auch wurde mir gelehrt zu lieben.
Gefühle sind menschlich.
Und man kann nicht erwarten, daß jeder Mensch seine Gefühle wie ein Roboter reglementieren kann.

22.01.2023 05:10 • x 1 #269


U
Zitat von Hansl:
Ich weiß, es gibt viele Menschen, für die ist fremdverlieben ein auf Beziehungen bezogenes, vorsätzliches Verbrechen.

Das nehme ich zum Beispiel meist anders war. Nicht das Fremdverlieben wird verurteilt, sondern die Entscheidung(en) danach die leider sehr oft daraus resultieren.

22.01.2023 09:59 • x 5 #270


A


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