16. März 2013
Grundsätzlich sage ich: Es ist genug mit dem Weinen und Trauern, mit dem Depressivsein, dem tiefen Gefühl der Sinn- und Hoffnungslosigkeit und diesem doch phasenweise sehr glücklosem Leben. Ich habe genug davon. Ich will es nicht mehr. Die Phasen, in denen ich doch etwas mehr das Gefühl der Freude hatte und dachte, es geht nach vorne, waren insgesamt doch recht kurz und zum Teil auch teuer erkauft.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass diese Gefühle zu etwas werden, was nur noch selten auftritt.
Ich fühle mich ausgebrannt und ausgeliefert, unfähig, die schrecklichen Geschehnisse der Gegenwart in etwas Erträglicheres umzuwandeln. Ich fühle mich zerrissen bis ins Unendliche bei dem Gedanken, aus meinem Familienleben zu gehen. Mich als alltäglicher Vater und Ehemann zu verabschieden. Meinen beiden Söhnen, 4 und 6 Jahre alt, dies anzutun. Es mir anzutun. Ich fühle mich einem Druck von meiner Frau und meinen Schwiegereltern ausgesetzt, der mit seiner selbstverständlichen Arroganz und überheblichen, unterschwelligen diktatorischen Macht und dem völligen Fehlen jeglicher Emphatie im Mantel von Berufsfröhlichkeit und Berufsoptimismus ein psychisch und physisch gesundes Überleben nahezu vollständig verhindert. Ich fühle mich wie selbstverständlich ausgebeutet, ausgenutzt, benutzt, und nun weggeworfen, weil ich nicht so funktioniere, wie ich das soll. Weil ich mich wie ein Opfer verhalte. Weil ich jahrelang ein 'Energiesauger' war. Mein Tod wäre leicht begründbar.
Ich kann nicht mehr. Ich will nicht alleine wohnen und ein neues Leben als Single und Ab-und-Zu-Papa und Unterhaltszahler mit dem Makel eines Geschiedenen leben. Ich will nicht sehnsüchtig zur Familie meiner Frau schielen, der ich mich in vollstem Vertrauen in ganzem Umfang hingegeben habe, und von der ich erwartet habe, dass sie mich auch in schlechten Zeiten gut behandelt. Die rauschende Feste feiern mit allen, die auch ich Freunde und Bekannte nannte.
Ich will nicht die Vorstellung haben, schon wieder Jahre mit der Trauer darüber zu verbringen, all dies verarbeiten und hinter mir lassen zu müssen.
Ich stehe an einem Scheideweg, der aber eigentlich keiner ist, denn Suizid ist keine Alternative. Dieses Geschenk der einfachen Abwicklung werde ich meiner Frau nicht machen. Und meinen Jungs werde ich dieses ultimative Trauma nicht antun.
Der neue Weg muss und kann nur heißen, dass ich den Kopf erhebe und mich auf den Weg begebe, mein eigenes Leben aufzubauen. Dass ich Ja und Nein sage mit dem Ziel, dass es mir gut tut und nicht, um damit anderen zu gefallen. Meine große Aufgabe dabei wird sein, dass ich erkenne: wo mir die Angst ein Signal gibt, dass ich etwas nicht tue, und wo sie mir ein Signal gibt, etwas aus wohlüberlegten Gründen doch zu tun. Dass ich mich auf gar keinen Fall auf etwas einlasse, von dem ich erwarte, dass man mich gut behandelt. Dass ich mich nichts und niemandem mehr ausliefere.
Es ist deshalb schade, weil ich mich eigentlich gerne mit voller Wucht in etwas Neues hineinwerfe oder -geworfen habe, oft, ohne groß darüber nachzudenken. Das ist ein starker Wesenszug von mir.
Meine Frau und ich waren fröhlich, positiv, nach vorne gerichtet. Wir waren in gewisser Weise eine Einheit und doch unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich geachtet und geliebt haben. Wir haben uns vor 15 Jahren kennengelernt, waren seit 12 Jahren zusammen, seit 8 Jahren verheiratet und haben zwei wunderbare Jungs zusammen bekommen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, und ja, das tut sie. Wenn nicht noch ein Wunder passiert.
16.03.2013 23:12 •
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