Hallo Ehemann,
da bin ich nochmal. Bei uns war die Gesamtlage schon anders als bei dir.
Ich versuche es kurz zu fassen:
Mein Mann hatte ca. ein Jahr eine S., von der ich keine Ahnung hatte. Rausgekommen ist es nur, weil er sich einem gemeinsamen Freund von uns anvertraut hatte und dieser ihm darauf antwortete, dass er nicht bereit sei mich zu belügen, sollte das Thema mal auf den Tisch kommen. Zu dem Zeitpunkt war die Affäre schon über viele Monate vorbei - er selbst hatte sie beendet.
Unter diesem Druck erzählte er mir also von seinem Abenteuer, allerdings schwächte er das ganze ziemlich ab. Ich merkte aber, dass da was nicht stimmte, fing an zu forschen und fand mehr und mehr heraus. Was nicht alles auf nem PC zu finden ist...
Allerdings waren das sehr schmerzhafte Wochen für mich.
Der Unterschied zu dir und zu vielen anderen hier im Forum ist halt, dass er sich nicht in diese Frau verliebt hatte - ihm ging es um S. und dass das ganze nicht mehr akut war.
Trotzdem: zu erfahren, dass er mich über solch einen langen Zeitraum getäuscht und belogen hat, das war ein absoluter Horrortrip.
Wir sind auch seit zehn Jahren verheiratet, haben ein gemeinsames Kind.
Rückblickend kann man sagen, das wir irgendwann im Alltag nicht mehr so aufmerksam für die Bedürfnisse des jeweils anderen waren. Jeder von uns hat in bestimmten Bereichen nur noch gesehen, das der andere ihm nicht mehr entgegen kommt. Ich habe z.B. Nähe vermisst, seine s.uellen Annäherungen waren mir oft zu direkt und flach. Ich habe ihm gesagt, was ich mir wünsche (z.B. Umarmungen und Küsse, die nicht dazu dienen, mich ins Bett zu kriegen, sondern die einfach nur seine Zuneigung ausdrücken). Irgendwie kam das aber nie so richtig bei ihm an. Ich wiederum habe dann immer öfter S. auch mal abgelehnt. Vermisst haben wir beide was, konnten das aber nicht richtig rüber bringen. Folge: wir bewältigten nebeneinander den Alltag, blieben aber als Paar immer mehr auf der Strecken. Unsere S. war eingespielt und meistens recht routiniert - nicht gerade das Feuerwerk, das auch ich vermisst habe. Ich kümmerte mich sehr intensiv ums Kind, bekam von dort zumindest die Wärme, die ich bei ihm vermisste.
Tja und er suchte sich gezielt jemanden für diskrete Dates.
Heute weiß ich, warum er damals manchmal schnell reizbar war. Ich vermutete dahinter seinen Jobwechsel, was er auch so bekräftigte. Und dann war er irgendwann wieder der alte, die Monate vergingen wieder viel positiver - bis zum Geständnis.
Mich hat das total aus der Bahn geworfen. Aber trotz Fassungslosigkeit und Wut haben wir auch viele tiefgreifende Gespräche geführt, gemeinsam reflektiert, was wir uns für uns wünschen.
ABER: Für uns beide steht gleicherma0en fest, das wir UNS lieben!
Wir haben uns ein paar Stüzreder gegen den Alltag zugelegt. Z.B. darf sich jeder von uns von dem anderen etwas wünschen, was der dann im Laufe der kommenden Woche erfüllen muss (was nicht in Frage kommt, wurde vorher abgesprochen).
Ich habe mir mal einen Liebesbrief gewünscht, er sich eine ausgiebige Massa.. Es geht auch um S. - aber auch um unsere Gefühle. Diese Wünsche helfen ganz toll, sich wieder mehr aufeinander zu konzenztieren, sich mit dem anderen zu beschäftigen. Außerdem vermeidet man, dass der andere auf diese Weise vorgebrachte Wünsche als Kritik empfindet.
Man muss nur aufpassen, dass das ganze nicht einschläft.
Unser S. ist wieder richtig schön und aufregend geworden.
Insgesamt sind wir wieder füreinander aufgeschlossen, haben uns wiederentdeckt.
Das geht jetzt schon eine ganze Weile so und unser Leben macht wieder richtig Spaß. Totzdem gibt es noch immer Momente, wo mich das alles sehr beschäftigt...weshalb ich hier manchmal unterwegs bin.
Klär für dich, was du willst und verschone deine Frau mit der Entscheidungsfindung. Wenn du dir selbst gegenüber ehrlich bist, wirst du das längst wissen. Habe den Mut und handel danach. Du hast deiner Frau nicht nur die Treue versprochen, sondern auch sie zu achten!
Solch eine Situation geht restlos gegen ihre Würde....so würde ich das empfinden.
Deine Ex-Affäre wird einen Partner haben wollen, der voll und ganz zu ihr steht. Deine Frau wird davon ausgehen, dass du für sie dieser Mensch bist. Und du wolltest sicherlich auch nicht als Notnagel herhalten wollen.
Was ich da oben geschrieben habe funktioniert nur, weil wir beide, mein Mann und ich, mit ganzem Herzen bei der Sache sind.
Man kann aus eingeschlieffenen Bahnen ausbrechen - wir habe anfangs die Eheberatung genutzt - sozusagen als Mediator. Das hat uns beiden sehr gut getan!
Denk nicht nur über deine Misere nach, sondern handel jetzt verantwortungsbewusst und bring ne klare Linie in dein Chaos.
Gute Nacht und LG
17.08.2011 01:25 •
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