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Ehemann hat sich verliebt und trennt sich

B
Zitat von Summerdream28:
Der einzige Brocken ist eben noch diese Enttäuschung, aber das hat wohl mehr mit dem eigenen Ego zu tun?

Ich glaube, die Enttäuschungist schwierig zu durchschauen. Ja, man fühlt sich gekränkt, denn die Person stellte sich nicht als diejenige heraus, von der man sich einbildete sie zu kennen.
Er war über Jahre ein zuverlässiger, treuer Partner, gut zu handeln und fair. Das ist schon mal ein riesiges Kapital.
Und auf einmal passiert was und der Partner kennt nur noch sich und die neue Liebe. Er wirkt egoistisch, unduldsam oder schleicht sich einfach gleichgültig davon.
Das tut weh und das darf weh tun. Da wird natürlich Enttäuschung empfunden.
Das ist die Egoseite. Nie hätte man gedacht, dass er ... Wie konnte er nur? Warum, wieso, weshalb? Was habe ich falsch gemacht? Die fiese Ratte, dieser unmögliche Typ! Ich hasse ihn und ich bin soo enttäuscht.
Weil er Dein Ego gekränkt hat, denn er hat sich einfach genommen was er wollte und wo bleibe ich? Auf dem Abstellgleis?
Das Ego sagt, Du wurdest ausgesondert und wie eine volle Mülltüte in die Tonne gekippt.

Auf der anderen Seite: was sagt denn Ent-Täuschung?
Es heißt, ich muss mich von einer Täuschung lossagen oder ent-fernen. Ich habe mich in ihm getäuscht. Das sagt mir, er hat Seiten, die mir bisher verborgen blieben oder aber, er hatte diese Seiten schon immer, aber es ist Dir nicht aufgefallen, weil ihr ja an einem Strang gezogen habt. Und das wiederum sagt dann, dass Du einen Teil seiner Persönlichkeit nicht kanntest oder einfach übersehen hast, weil er in guten Zeiten nicht weiter wichtig war.
Damit hast Du Dich in ihm getäuscht, ihn also unvollständig gesehen und nicht nüchtern beurteilt. Du hast gefühlt in einer Illusion gelebt und von der musst Du Dich nun entfernen. Du musst Dich von dem Bild, das Du Dir von ihm gemacht hast, verabschieden.

Das tut natürlich weh, aber bietet Dir auch die Chance, ihn nun anders und vollständiger zu sehen und zu beurteilen.
Du kannst Dein Bild von ihm sozusagen vervollständigen. Ja, diese Seiten haben mir gefallen, ich empfand sie als positiv, jene aber blieben mit bisher verborgen, aber die sind auch da.

So gesehen ist Enttäuschung gar nicht so schlimm, sie ist nur die Korrektur oder Vervollständigung eines inneren Bildes.

Wenn Du das nüchtern betrachten kannst, hast Du Dich schon ganz weit von ihm entfernt. Er ist so und er ist auch so und das ist für mich nicht mehr von Belang.

Wenn Du aber haderst mit dem Verhalten, mit dem er Dich verletzt hat, bleibst Du in einer engen Beziehung zu ihm. Ihr seid getrennt, aber Du hältst dich immer noch auf dem Kriegsschauplatz auf und das beeinträchtigt Dich gewaltig. Du gibst ihm damit immer noch die Macht, Deine Gefühle zu kontrollieren, obwohl er weg ist.

Ich hatte mal eine Affäre, obwohl verheiratet. Er sollte mein Traummann werden. Endlich mit Mitte 40 hatte ich IHN gefunden! Kein Zweifel, der war es! Logischerweise interessierte mich meine Ehe nicht mehr so sehr, denn da war ja das neue Glück. Er passte wie der Deckel auf die Kanne. Ich hatte mir ein Idealbild von ihm gebastelt, denn mit ihm würde ich endlich glücklich werden.
Natürlich scheiterte die Affäre , er trennte sich und ich saß da. Klar, es war nach den ersten Monaten schon schwierig geworden, aber ich hatte immer geglaubt, mit viel Geduld und Hartnäckigkeit würden wir die Probleme schon hinkriegen. Das war meine Sichtweise. Seine war eine andere. Er wollte mich einfach los haben.

Dann saß ich da. Träume zerplatzt, der Aufprall auf dem harten Boden der Realität tat gemein weh und ich war irgendwie alles. Weinerlich, traurig, leer, das heulende Elend, dann wieder diejenige, die es ihm schon zeigen würde, also die Trotzige. Und ich war natürlich auch enttäuscht, weil er mir ein anderes Bild von sich gezeigt hatte, das mit dem, was ich mir gebastelt hatte, nicht viel gemeinsam hatte.
Ich fühlte mich weggeworfen und fühlte mich wertlos. War ja klar, wieder mal gescheitert. Du bringst nichts zustande, Du bist unfähig, eine glückliche Beziehung zu führen und ähnlich aufbauende Gedanken. Ich hatte versagt.

Sicher stimmte das, aber natürlich nicht nur. Bis ich diese Beziehung tatsächlich nüchtern und emotionslos betrachten konnte, vergingen fast zwei Jahre.
Ich hatte viel für mich getan, hatte mich beruflich weiterentwickelt, war selbstständiger und unabhängiger geworden und war stolz auf mich. Es ging mir wieder gut und er war kaum mehr ein Thema.

Und auf einmal fiel er mir ein, aus heiterem Himmel. Ich fragte mich, woran das liegen könnte? Hatte ich immer noch nicht abgeschlossen mit ihm? Doch schon, ich interessierte mich schon gar nicht mehr für ihn. Ob er nun solo war oder verheiratet oder geschieden, war mir egal. Es interessierte mich nicht mehr.
Oder vermisste ich ihn doch ein wenig? Immerhin hatten wir uns auch immer gut unterhalten können. Nein, das war es auch nicht.

Und dann fühlte ich mich wie eine Zuschauerin, die im Theater ein trauriges Zweipersonenstück aufführten. Zwei Personen, die Erwartungen hatten, Enttäuschungen über den anderen erlebten (sicher war er auch über manche Dinge bei mir enttäuscht), die sich miteinander abmühten, sich oft ungewollt verletzten und schließlich auseinander gehen mussten.
Und da wurde mir auf einmal vieles klar. Ich sah ihn und sein Verhalten, ich sah aber auch mich, wie ich immer wieder dagegen arbeitete und oft ein falsches Spiel gespielt hatte, wie unsouverän und unsicher dann ich wieder war und wie das wiederum auf ihn gewirkt haben mochte.
Ich hatte den Schauplatz verlassen und schaute mir die Beziehungsschlacht praktisch von außen an. Da sieht man dann vieles, vor allem sich selbst. Und dann sagt man, verdammt nochmal, ich war auch schuldig geworden. Ich war doch keinen Deut besser als er, nur dass er ging, während ich eisern geblieben wäre und mich aufgearbeitet hätte für nichts. Denn er wäre ja doch der Gleiche geblieben.

Da fühlte ich mich dann schuldig und erkannte meinen Anteil. Er tat mir auf einmal fast leid, denn was hatte er mit mir auch mitgemacht!
Es war das was es immer ist. Jeder lebt als Erwachsener seine Kindheitserfahrungen nach und zwar meist die schlechten die man nie verarbeitet hat. Man spürt sie nicht, deckte sie zu, aber sie wirkten doch. Bei beiden. Hätte man diese Wiederholung früher erkannt, hätte man anders miteinander umgehen können. Vielleicht.

Mit einer Veränderung der eigenen Sichtweise und der selbst gemachten Gedankenwelt, also mit einer Positionsveränderung verliert sich auch die Enttäuschung. Er war kein Engel, aber auch kein Teufel. Und ich war auch nicht nur die Gute, der übel mitgespielt worden war, die ich in der ersten Zeit sah.

Ich weiß nicht ob Du so weit bist, dass Du Eure Beziehung wie ein Schauspiel anschauen kannst. Das setzt schon eine große innere Entfernung voraus. Aber das tut auch unheimlich gut, weil sich das Bild vervollständigt. Er war nicht nur der Schlechte und ich auch kein Engel. Ich war sogar enttäuscht - über mich selbst. Denn auch ich hatte mich anders gesehen als ich es von mir glaubte.

Und dann war ich enttäuscht von meiner Blindheit. Aber das macht nichts, diese Art von Enttäuschung tut sogar ganz gut. Ich hatte Dinge gesehen die nicht da waren, weil ich sie sehen wollte.

Denk mal darüber nach. Es hängt alles an dir. Er ist weg und bleibt weg. Und das ist wahrscheinlich gut so. Mit einer Änderung Deiner Position, Deiner Sichtweise, Deiner Beurteilung kann sich aber vieles ändern.
Und dann ist es auch zu Ende mit dem Hadern, den Selbstzweifeln, den inneren Vorwürfen an ihn und Dich.
Du stehst darüber und das ist ungeheuer heilsam. Du hast es geschafft.

Und vielleicht denkst Du dann sogar was ich dachte: es ist gut, dass er kam und es ist gut, dass er ging.
Durch ihn habe ich so vieles bei mir selbst kennengelernt, denn er konfrontierte mich wie kein anderer mit meinen dunklen Seiten, meinen Sehnsüchten, meinen unausgefühlten Lücken. Er hat mir unbewusst und ungewollt einen großen Dienst erwiesen. Das weiß er nicht, das ist auch egal. Vielleicht habe ich auch was bei ihm bewirkt, wer weiß? Vielleicht denkt er aber, die blöde Kuh von damals, wie die sich abgemüht hat! Furchtbare Frau. Wenn er das denkt, dann ist er immer noch auf dem Kriegsschauplatz und hat sich nicht viel davon entfernt.
Das ist dann seine Sache.

Jeder muss seine Baustellen selbst aufräumen, das kann kein anderer für einen tun, obwohl man diese Baustellen immer gerne vom Partner aufräumen lassen möchte. Klappt bloß nie. Schade, aber auch sinnvoll, denn sonst würden wir ja immer die bleiben, die wir waren.

11.03.2022 16:46 • x 8 #1906


B
Zitat von klene:
er wollte ja bleiben. Aber ich habe ihn raus geworfen.

Hihi, haha, echt lustig, auf was für Ideen er kommt. Alles zu seinem Vorteil.

11.03.2022 16:55 • x 3 #1907


A


Ehemann hat sich verliebt und trennt sich

x 3


klene
@Begonie klar…aber er behauptet ja alles was er tut wäre nur zum Wohle der Kinder. Ich denke immer nur an mich und er nur an die Kinder

11.03.2022 17:09 • x 4 #1908


Heffalump
Zitat von klene:
Ich denke immer nur an mich

Endlich tust du das

Zitat von klene:
und er nur an die Kinder

Scheinbar sind sie ihm jetzt bewusster aufgefallen

Zitat von klene:
Dass er mich so verletzt hat tut ihm unendlich Leid

blabla

Solchen Mist darf er sich schenken.

11.03.2022 17:15 • x 1 #1909


B
Zitat von Heffalump:
Dass er mich so verletzt hat tut ihm unendlich Leid

Leere Hülsen, die ihm Erleicherung verschaffen. Ich habe ja gesagt, dass es mir unendlich leid tut. Aber gehen muss ich trotzdem, ätschi!

Und Schuldumkehr:
er denkt an die Kinder und Du nicht. Einfache Sichtweise wie im Kindergarten. Ich gut, Du schlecht. Amen.

11.03.2022 17:22 • x 6 #1910


Puschel8
Zitat von Begonie:
Hihi, haha, echt lustig, auf was für Ideen er kommt. Alles zu seinem Vorteil.

So sind sie halt. Schön aus beiden Welten das Beste für sich mitnehmen. Auf Kosten aller anderen.

War bei meinem auch so.

Da hilft wirklich absolut rationales Denken. Andernfalls dreht man sich ewig im Kreis. Oder in der Dreiecksbeziehung.

12.03.2022 12:58 • x 2 #1911


klene
Heute Abend lernen meine Schwiegereltern die Next kennen.
Es fühlt sich gerade so an, als würde sie mir noch mehr aus meinem Leben weg nehmen.
Würde mir heute gerne ein Loch buddeln und mich drin verkriechen…
Ich bin so fassungslos, dass er dass getan hat und nun einfach weiter macht und überall auf Nachfrage erzählt, uns würde es allen gut gehen.

18.03.2022 16:36 • x 4 #1912


Elfe11
Zitat von klene:
Heute Abend lernen meine Schwiegereltern die Next kennen. Es fühlt sich gerade so an, als würde sie mir noch mehr aus meinem Leben weg nehmen. ...



Schlimm!

Ihr seid ja noch nicht mal geschieden...

18.03.2022 16:55 • #1913


klene
@Elfe11 er hat in allem irgendwie ein Wahnsinns Tempo drauf.
Aber sonst können sie ja auch Niemand treffen. Bei unseren Freunden meldet er sich ja nicht mehr weil er Angst vor den unangenehmen Gesprächen hat…es könnte ja Kritik kommem

18.03.2022 16:59 • x 3 #1914


aequum
Zitat von klene:
Heute Abend lernen meine Schwiegereltern die Next kennen. Es fühlt sich gerade so an, als würde sie mir noch mehr aus meinem Leben weg nehmen. ...

Sei stark und denke nicht so viel darüber nach.

Früher oder später wäre es ohnehin dazu gekommen.

Schaue auf Dich und gestalte Dein Leben so wie es Dir gefällt.

Du schaffst das.

18.03.2022 17:11 • x 5 #1915


N
Zitat von klene:
Heute Abend lernen meine Schwiegereltern die Next kennen.

Autsch...
Joa, da musst jetzt einfach durch.
Zitat von klene:
Aber sonst können sie ja auch Niemand treffen.

Hat sie selber keine Freunde?

18.03.2022 18:01 • #1916


klene
@Name doch…denke schon.
Aber sie treffen sich ja ausschließlich bei ihm denn er ist bei ihr auf dem elterlichen Hof nicht willkommen…
Sie wohnt ja 200km weit weg.

18.03.2022 18:16 • #1917


N
Zitat von klene:
@Name doch…denke schon. Aber sie treffen sich ja ausschließlich bei ihm denn er ist bei ihr auf dem elterlichen Hof nicht willkommen… Sie wohnt ...


Okay. Und sie fährt jedes (!) Wochenende 200km mit ihrer Tochter zum Partner?

18.03.2022 18:20 • x 1 #1918


klene
@Name Ja, jedes Wochenende

18.03.2022 18:21 • x 2 #1919


N
Zitat von klene:
@Name Ja, jedes Wochenende

Wow!

18.03.2022 18:25 • #1920


A


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