Zitat von DiesDasAnanas:Du wirkst aktuell selbstständig, selbstreflektiert und es scheint als bist du auf einem sehr guten Weg. Sei stolz auf dich, du machst das sehr gut. Es hat den Anschein als entwächst du der Situation in dem Maß in dem du dich innerlich weiterentwickelst. Bei ihm hingegen ist keine innere Reifung/Entwicklung zu ...
Vielen Dank für dein ausführliches Feedback.
Du triffst es in vielen Aspekten auf den Punkt.
Ja, in der Tat helfen mir diese Treffen verrückterweise bei der Verarbeitung. Ich hatte zunächst die Befürchtung, das es anders sein könnte, dass ich weiterhin an diesem Mann hängen bleibe, aber das Gegenteil ist der Fall, mit jedem Gespräch, ja sogar mit jeder Nachricht, die ich von ihm erhalte, entferne ich mich mehr von ihm, denn ich erkenne, dass er nicht der ist, für den ich ihn gehalten habe.
Was mich immer noch manchmal schmerzt, sind die Erinnerungen an die Erlebnisse mit ihm, an das, was war, aber auch an meine Träume von einem gemeinsamen Leben mit ihm, die nichts weiter sind als Träume, sie waren nur für kurze Zeit Realität, sind es nun nicht mehr und werden es niemals sein. Aber das, was jetzt ist, wie er jetzt handelt, das stößt mich immer mehr ab, das bestärkt mich in der Erkenntnis, dass er nicht der Partner ist, den ich mir wünsche, dass er das niemals sein kann, denn so jemanden will ich nicht an meiner Seite.
Das Wort skrupellos ist besonders an mir hängen geblieben. Genau das ist er, skrupellos gegenüber seiner Frau, aber auch mir gegenüber, denn er hat gesehen und gespürt, wie sehr er mich verletzt hat, als er mich verlassen hat und wie sehr ich gelitten habe. Ich bagatellisiere diese Treffen keineswegs, mir ist bewusst, dass das ein schmaler Grat ist und dass jedenfalls er die emotionale Affäre mit mir weiterführt oder zumindest weiterzuführen versucht. Aber ich merke gerade immer mehr, dass ich mich darauf eigentlich gar nicht mehr wirklich einlasse, sondern ganz im Gegenteil mit ihm immer mehr abschließe. Ich denke sogar, dass ich dazu nicht so schnell in der Lage gewesen wäre, hätte ich den Kontakt zu ihm von Anfang an rigoros abgebrochen, indem ich darauf bestanden hätte, dass er Kontaktversuche unterlässt oder ihn sogar auf allen Kanälen blockiert hätte. Denn dann hätte ich ihn noch viel zu sehr idealisiert, nur die positiven Seiten an ihm und die schöne Zeit mit ihm gesehen und nicht das erfahren, was ich gerade über ihn erfahre.
Es ist auch leider absolut nicht zu vermeiden, dass ich ihm beruflich bedingt regelmäßig begegne, da ist auch nichts mit Betriebsrat oder Vorgesetzten oder so - da müsste er mich schon strafrechtlich relevant starken oder ich meine Job wechseln, wozu ich absolut nicht bereit bin, denn ich liebe genau diesen Job sehr, und etwas auch nur annähernd Vergleichbares wäre nur mit einem mir aufgrund meiner Lebenssituation (Kinder, Wechselmodell, Finanzen) nicht möglichen Ortswechsel zu bekommen.
Meine Grenzen muss ich vor allen Dingen im Inneren wahren - dazu kann das Ziehen von Grenzen im Außen hilfreich sein, aber die eigentliche Arbeit muss trotzdem in mir drinnen stattfinden.
Seine eigenen Baustellen - die Rettung seiner Ehe und was dafür nötig ist, der Kontaktabbruch zu mir, das sich-vollkommen-Einlassen auf die Beziehung zu seiner Frau und die Paartherapie, seine eigene Entwicklung - liegt nicht in meiner Verantwortung, diesen Schuh zieh ich mir nicht an.
Tja, was verspreche ich mir also von dem Kontakt mit ihm? Ich weiß es auch nicht, irgendwie ist es wie ein Unfall, von dem ich einfach nicht wegschauen kann. Freundschaft kann sich daraus nicht wirklich entwickeln, daran glaube ich nicht, jedenfalls nicht so kurz nach einer Trennung. Wieder eine Affäre mit ihm anfangen - das fühle ich tatsächlich gerade nicht. Die Situation ist eine andere als zu Beginn, das Vertrauen ist weg, und ohne Vertrauen könnte ich mich niemals wieder so fallen lassen, ich glaube tatsächlich, dass wir unter diesen Umständen gar keinen so tollen S. mehr haben könnten.
Ich würde ihm diese Dinge eigentlich gerne noch ins Gesicht sagen. Alles ungeschönt loswerden. Den Mut hätte ich gerne. Es würde mich viel Überwindung kosten, denn ich weiß, dass er das alles absolut nicht hören will, und ich möchte ja gerne gefallen, gute Gefühle in ihm auslösen. Aber ich glaube, wenn ich das über mich bringen könnte, könnte ich wirklich mit der ganzen Sache abschließen und den Kontakt dann auch (über das beruflich unbedingt notwendige hinaus) abbrechen. Dann wäre ich absolut und 100%ig bei mir und mit mir im Reinen. Und er hätte die Dinge klar vor sich. Und es wäre tatsächlich auch spannend, was das mit ihm machen würde, wenn ihm diese Option versagt wäre und er sich keine guten Gefühle mehr durch eine (emotionale oder wirkliche) Affäre mehr holen könnte. So, wie er jetzt ist, will ich ihn ja sowieso auf keinen Fall. Aber vielleicht hat er dann zumindest die Möglichkeit, doch noch eine persönliche Entwicklung durchzumachen. Indem er sich nämlich voll und ganz auf die Baustelle Beziehung zu seiner Frau einlässt, und diese am Ende des Prozesses entweder zu einem echten Neubeginn führt, oder zu einer endgültigen Trennung. Möglicherweise nutzt er seine Chance auch nicht und sucht sich früher oder später wieder eine Affäre, um aus seiner Tristesse auszubrechen. Wie auch immer es ausgeht, ich hätte im Vergleich zu jetzt nichts verloren.