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Er geht zur Familie zurück - kann aber nicht loslassen

P
Hallo zusammen,

nachdem ich hier seit ein paar Tagen mitgelesen habe, war ich zunächst unsicher, in welchem Unterforum ich genau posten soll, ich habe mich nun für dieses entschieden, denn irgendwie hängt alles zusammen.

Ich umreiße mal so kurz wie möglich meine Geschichte:

Ich habe mich dieses Jahr nach über 20 Jahren (davon mehr als 15 Jahre verheiratet, drei Kinder) von meinem Mann getrennt. Auslöser, aber nicht Ursache der Trennung war, dass ich mich in einen anderen Mann (selbst verheiratet und zwei bereits erwachsene Kinder) verliebt und mit ihm eine - zunächst heimliche - Affäre begonnen habe. Unglücklich war ich aber schon lange zuvor, die Beziehung mit meinem Mann schon lange nicht mehr erfüllend. Obwohl meine Affäre zunächst immer betont hatte, dass er sich trotz ebenfalls schon länger bestehender Probleme nicht von seiner Frau trennen würde, tat er es kurz nachdem ich die Trennung ausgesprochen hatte, doch: er offenbarte alles, gestand, dass er eine andere Frau liebe, auch seinen Kindern, zog daheim aus und machte die Beziehung zu mir offiziell.

Wir hatten ein paar wunderschöne Monate, in denen wir endlich nichts mehr heimlich tun mussten und ein wenig den ganz normalen Pärchen-Alltag ausprobieren konnten. Ich war sehr glücklich, wenngleich das alles auch sehr anstrengend für mich war - ich musste nach der Trennung mein Leben neu sortieren, aus dem gemeinsamen Haus ausziehen, eine Wohnung für mich und die Kinder suchen und einrichten, Alltag mit den Kindern und Job liefen ja normal weiter. Und wir konnten uns nur sehen, wenn ich die Kinder nicht hatte, ich wollte noch ein wenig warten, bis ich ihnen den nächsten Schock in Form eines neuen Partners zumute.

Gottseidank habe ich noch ein wenig gewartet, denn vor einigen Wochen offenbarte mir mein neuer Partner, dass er sich mit dem Gedanken trage, wieder zu seiner Frau, zu seiner Familie zurückzukehren. Er liebe mich, aber er habe auch noch Gefühle für seine Frau. Er habe ihr gegenüber so ein schlechtes Gewissen. Er habe seine Familie im Stich gelassen (man muss dazu sagen, dass seine Kinder sich ziemlich von ihm abgewendet, den Kontakt abgebrochen bzw. stark eingeschränkt haben. Bei mir war das anders, mein Mann und ich haben ständig Kontakt, wir haben alle Geburtstage gemeinsam gefeiert und werden auch Weihnachten gemeinsam feiern/zusammen sein. Es gibt einmal die Woche ein gemeinsames Essen oder Kaffeetrinken mit den Kindern, und nicht zuletzt leben die Kinder ja auch an drei Tagen unter der Woche und jedem 2. Wochenende bei mir, sie sind eben noch jünger als seine Kinder). Er wolle Weihnachten bei seiner Familie feiern, jedoch hätten seine Kinder signalisiert, dass sie das nicht wollten. Er wisse nicht was er tun solle. Er fühle sich zunehmend so wohl bei mir. Sehe die Spielsachen bei mir rumliegen und es werde ihm warm ums Herz. Aber er könne das nicht. Er könne sein altes Leben nicht komplett aufgeben und nicht allein leben. Er sehe so für sich keine Perspektive, und seine Frau habe ihm Perspektiven geboten. Und seine Kinder würden ihm sagen, dass er sich für eine neue Familie entscheide und gegen die alte. Und er merke, wie die Entscheidung für ihn bereits getroffen werde, er fühle sich wohl bei mir, lerne meine Freunde kennen, bald vielleicht meine Kinder.

Ich musste ihm letztendlich aus den Rippen leiern, dass er sich doch innerlich bereits entschieden hat. Er war dann noch ein paar mal bei mir, aber es war klar, dass das jetzt aufhören muss. Mir tat es zu sehr weh, und er kann sich nicht für seine Frau und Familie entscheiden und das mit mir weiterlaufen lassen. Er war zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht wieder zurückgezogen, aber das würde sie nicht akzeptieren und das will auch ich nicht, ich will nie wieder heimliche Geliebte sein. Es war unendlich schwer für mich, denn er fing immer wieder damit an, dass er zwei Frauen liebe, dass er sowas noch nie erlebt habe, dass er nicht wisse, wie das alles werden soll, wenn wir uns nicht mehr sehen, nicht mehr schreiben könnten, dass er sich nicht gegen mich entscheide. Aber mir war klar, ich komme nicht gegen 30 Jahre Beziehung, gemeinsam gelebtes Leben und Verbundenheit an. Gegen all die Annehmlichkeiten, die sein altes Leben ihm zu bieten hat, die Sicherheit, das Gewohnte. Er hat sicherlich Gefühle für mich, aber die sind nicht stark genug, um all das für mich aufzugeben. Und anders als ich hat er ja in den letzten Monaten schon kennengelernt, wie das ist, allein zu sein, allein zu leben, immer dann, wenn meine Kinder bei mir waren und ich keine Zeit für ihn hatte. Und anders als ich wäre er viel mehr von seiner Familie, seinem alten Leben abgeschnitten gewesen. Und anders als mein Mann hat seine Frau um ihn gekämpft, ihn nicht losgelassen, sich geöffnet. Was kann ich da schon dagegenhalten, mit meinen drei Kindern und der kurzen Zeit, die wir zusammen waren?

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sie ihre Ehe wirklich nochmal gekittet bekommen, und er ist sich das auch nicht. Ich frage mich immer wieder, wohin er da genau zurückgeht, er hat mir immer gesagt, sie hätten nur noch wie Geschwister zusammengelebt und viel gestritten, schon lange keinen 6 mehr gehabt. Er sagt auch selbst, dass er nicht weiß, wie und ob das jemals wieder wird. Dass er nicht mit offenen Armen empfangen wird, dass sie nochmal eine Paartherapie besuchen werden müssen. Aber ich weiß auch, dass er das jetzt tun muss, es zumindest versuchen muss, er ist einfach noch nicht durch damit, und ich muss ihn loslassen, so unfassbar traurig das ist. Ich habe dann auch darum gebeten, dass wir uns keine Textnachrichten mehr schreiben, uns erstmal nicht mehr sehen bzw. treffen (zufällige Treffen sind leider beruflich bedingt nicht zu vermeiden), ich wusste rational, dass es so leichter sein würde, meinen Liebeskummer zu verarbeiten.

Und ich hatte bzw. habe schrecklichen Liebeskummer. Dieses ganze Jahr trifft mich gerade mit voller Wucht, auch die Trennung von meinem Mann habe ich bislang nicht verarbeitet. Auch wenn sie von mir ausging, so habe ich doch fast mein ganzes Leben hinter mir gelassen, unendlich viel Chaos und Zerstörung angerichtet, ich fange nochmal von vorne an und hatte mir meine Zukunft so ja auch nicht vorgestellt. Ich spüre nun das Alleinsein und die Einsamkeit, wenn meine Kinder nicht da sind (die ich sowieso auch immer vermisse), muss mich komplett neu sortieren, mein Freundeskreis besteht aus lauter glücklichen Pärchen/Familien.

Das mit der Kontaktsperre hat keine 24 Stunden gehalten. Er schreibt immer wieder, von sich aus, er sagt, er kann es nicht aushalten, sich nicht zu melden. Er schaut nach mir, wann und wie ich arbeite, ob ich da bin, stand auch schonmal plötzlich hinter mir. Ich gebe zu, ich kann es dann auch nicht lassen, zu antworten, ich schaffe es nicht, ihn komplett zu blockieren und zu ignorieren. Aber jede Nachricht von ihm wühlt mich auch immer wieder sehr auf. Ich sage ihm, und ich sage zu mir, dass wir loslassen müssen. Wie soll er sich denn wieder auf seine Ehe einlassen, wenn er nicht loslassen kann? Und wie soll ich so von ihm loskommen? Ich verstehe ihn da auch einfach nicht. Wieso zieht er das nicht durch jetzt? Er hat sich entschieden, ich habe es ihm leicht gemacht und gesagt, dass ich ihn gehen lasse, dass er das tun muss und ich keinen Kontakt mehr will. Warum lässt er es nicht einfach gut sein?

Ich gebe zu, es gibt einen kleinen Keim Hoffnung in mir, dass seine Ehe nicht mehr zu retten ist, dass ihm, wenn er sich nochmal darauf einlässt, bewusst wird, dass das nicht mehr sein Leben ist und dass er sich doch eine Zukunft und ein neues Leben mit mir zutraut. Und genau dieser Keim wird ja auch genährt von seinen ständigen Kontaktversuchen. Alles andere wäre gelogen. Aber ich weiß auch genausogut, dass es sein kann, dass er sich irgendwie in seinem alten Leben einrichtet und mir halt aus der Ferne zuschmachtet. Und dafür will ich nicht herhalten. Ich will nicht ewig da sitzen und auf ihn warten. Noch weniger will ich bei irgendwelchen Heimlichkeiten mitmachen. Ich will mich nicht kaputt machen und für immer unglücklich dieser nicht gelebten Liebe hinterhertrauern. Ich möchte nach vorne schauen und diesen ganzen Kummer überwinden, auch meinen Kindern zuliebe. Sie mussten ohnehin schon so viel ertragen in letzter Zeit. Ich habe nun, da ich mich aus meiner unglücklichen Ehe gelöst habe, eine ganz neue Chance bekommen, nochmal glücklich zu werden und mein Leben so zu leben, wie ich es will. Diese Chance will ich auch nutzen.

Andererseits ist da eben noch Liebe. Ich liebe diesen Mann einfach, trotz der ganzen Enttäuschung, trotz der ganzen Schwächen, die sich mir da offenbart haben. Bei allen rationalen Gedanken, was mir alles helfen könnte, diese Beziehung, diese Trennung (diese zwei Trennungen!) zu verarbeiten, sind da einfach Gefühle, die ich nicht abschneiden und unterdrücken kann. Und die sind bei ihm ja offenbar auch immer noch da.

Ich bin ein wenig ratlos, wie ich mich verhalten soll. Soll ich wirklich den Kontakt komplett abbrechen? Nicht mehr auf seine Nachrichten reagieren? Ihn ignorieren, wenn er irgendwo auftaucht? Obwohl mein Herz mir das Gegenteil sagt? Warum muss ich diejenige sein, die den endgültigen Schlussstrich zieht, wo ich das doch eigentlich gar nicht will?
Oder sollte ich sogar um ihn kämpfen, wie es seine Frau getan hat? Mich mit ihm treffen, auf ihn einreden, ihm Perspektiven bieten? Aber das ist so gar nicht meine Art. Ich möchte um meiner selbst willen geliebt werden, ich will, dass er mit mir zusammen ist, weil er mich will, und nicht, weil ich ihm irgendwelche Perspektiven biete. Die muss er sich schon selbst bieten, er ist erwachsen.

Ach, es ist schrecklich. Die Beziehung zu ihm hat mir so viel Kraft gegeben. Und jetzt raubt sie mir so viel.

16.12.2023 17:44 • x 6 #1


I
Ich hab nur etwa die Hälfte gelesen, aber danach würde ich sagen, dass es sich -mal wieder- nach einer typischen Affären Geschichte anhört, die jedes Klischee erfüllt…
Du hast mir den Feuer gespielt und dich verbrannt, hast einen Steigbügelhalter gebraucht aus einer unglücklichen Beziehung auszusteigen, dabei habt ihr zwei Familien zerstört, einen Kleinkrieg um den vermeintlichen Hauptpreis (der nur ein Trostpreis ist) begonnen, und gedemütigte Partner zurück gelassen, von denen zumindest einer alles tut um diesen verlogenene Menschen zurück zu bekommen. Und zur Krönung merkt er jetzt, dass er das ganze doch nicht will und in den sicheren Hafen zurück kehrt.
Ich kann dir nur mahnend den Zeigefinger heben dich wieder zur Affären Frau machen zu lassen, und meiner Meinung nach versucht er genau das mit seinem seichten Gequake. Den sicheren Hafen daheim und dich als Spannungsfaktor für graue Tage. Lass dich nicht drauf ein, sonst kannst du deinen Platz in der Klinik schon mal buchen, das wird dich an dem Abgrund bringen, ich war jahrelang immer wieder die zweite Wahl bei meinem Forengrund, ich weiß was das mit einem macht wenn man sich nicht löst. Zudem konditionierst du ihn, wenn du ihn beim neuerlichen Scheitern seiner Ehe (was kommen wird) wieder zurücknimmst, nämlich dahin gehend dass er alles mit dir machen kann…
Tasten zählen, nicht die Worte


Zitat von Philinea:
dass ich mich in einen anderen Mann (selbst verheiratet und zwei bereits erwachsene Kinder) verliebt und mit ihm eine - zunächst heimliche - Affäre begonnen habe


Zitat von Philinea:
Unglücklich war ich aber schon lange zuvor, die Beziehung mit meinem Mann schon lange nicht mehr erfüllend


Zitat von Philinea:
denn vor einigen Wochen offenbarte mir mein neuer Partner, dass er sich mit dem Gedanken trage, wieder zu seiner Frau, zu seiner Familie zurückzukehren


die Geschichte in Kurzform. Bau dir ein neues Leben ohne ihn auf, der wird sich nie zu dir bekennen, außer als heimliche Zweitfrau, und dazu gehört am Anfang ein gnadenloser Kontaktabbruch

16.12.2023 18:20 • x 12 #2


A


Er geht zur Familie zurück - kann aber nicht loslassen

x 3


CiRa78
Ich bewundere deinen Mut und die Entscheidung deinen Ehemann loszulassen und ein neues Leben zu beginnen. Gar keine Frage, Eine Affäre anzufangen ist immer der blödere Weg. Aber wir sind alles Menschen und manchmal einfach nur durch Gefühle geleitet.
Das er sich nun nicht entscheiden kann, ist sein Problem, nicht deins. Mein Rat an Dich, löse Dich von ihm. Er wird Dich ansonsten kreuzunglücklich machen. Du klingst sehr rational und reflektiert, von daher bin ich mir sicher, dass Du selbst weißt das Dir diese Situation nicht guttut. Pass auf Dein Herzchen auf.

16.12.2023 18:52 • x 11 #3


G
Löse dich von deiner Hoffnung, es würde nur ein Katz und Mausspiel werden.

Mag sein das seine ehe tatsächlich nichts mehr wird oder wieder schief geht, willst du aber tatsächlich solange auf ihn warten, dann sagt seine Frau wieder die süßen Dinge und schon war dein warten für ein kurzes Glück für die Katz.

Du hast es jetzt in der Hand, dein Leben so leben wie du möchtest, dich auf Neues einzulassen was hoffentlich von allen frei ist.

Und ja wie schon CiRA 78 schreibt… pass auf dich und dein Herzchen auf.

16.12.2023 19:02 • x 3 #4


S
@Philinea
Zitat von Philinea:
Die Beziehung zu ihm hat mir so viel Kraft gegeben. Und jetzt raubt sie mir so viel.

Das war ja vielleicht schon der ganze Sinn der Affäre, wenn Sie Dir die Kraft gegeben hat,
Deine nicht mehr glückliche Ehe zu beenden..?

Die letzten Wochen war es ja wahrscheinlich eher Kraft raubend und daher wäre es wohl wirklich wichtig zu entscheiden,
ob er das wirklich weiter wert ist. Wie Du selbst schreibst, Du hast noch deine eigene Ehe aufzuarbeiten und v.a. deine Kinder brauchen Dich.

Wieviel Energie hast Du da über, um sie in sein Hin und Her, weitere Heimlichkeiten, Hoffen, Warten, unglücklich sein, sich kurz freuen, wieder abstürzen....zu stecken?
Selbst wenn es noch ein gemeinsames Ende gibt, - denn so wie er das grade angeht, stehen die Chancen für seine Ehe natürlich nicht gut- ... kann sich das noch eine Weile hinziehen und dabei würde so oder so auch bei Dir und euch noch einiges kaputt gehen.

Du bist ja nicht außer Reichweite, selbst wenn Du ihm jetzt Grenzen setzt und Dich und Deine Kinder priorisierst und Dich nur um Euch kümmerst, sollte er mal final klar sein, wird er Dich finden. Und wenn Du ihn dann noch haben magst, stehen Eure Chancen sicher besser.

16.12.2023 19:08 • x 6 #5


Philinea
Zitat von Iunderstand:
Ich hab nur etwa die Hälfte gelesen, aber danach würde ich sagen, dass es sich -mal wieder- nach einer typischen Affären Geschichte anhört, die jedes Klischee erfüllt… Du hast mir den Feuer gespielt und dich verbrannt, hast einen Steigbügelhalter gebraucht aus einer unglücklichen Beziehung auszusteigen, dabei ...


Vielen Dank für deine Antwort und vielen Dank für deinen Rat, mich nicht wieder zur heimlichen Affäre machen zu lassen. Hättest du nicht nur meinen halben, sondern den ganzen Beitrag gelesen, dann wäre dir nicht entgangen, dass ich nicht mehr für irgendwelche Heimlichkeiten zur Verfügung stehe. Abgesehen davon lasse ich mich ohnehin nicht zu irgendetwas machen, sondern entscheide selbst und aus freien Stücken, worauf ich mich einlasse und worauf nicht - so wie ich das bisher auch getan habe.

Dann würde ich dich gerne etwas fragen, da ich dich nicht kenne: Hast du Erfahrung damit, was es bedeutet, wenn eine 20-30jährige Beziehung, gemeinsam gelebtes Leben über die Hälfte der eigenen Lebenszeit, mit gemeinsamen Kindern, einer gemeinsam aufgebauten Existenz, familiären Beziehungen zu Eltern/Schwiegereltern sonstiger Familie, einem großen gemeinsamen Freundeskreis, zerbricht? So etwas kommt vor, es ist gar nicht mal so selten, und es ist furchtbar für alle Beteiligten. Nicht selten ist dem endgültigen Bruch auch sehr viel Leid vorausgegangen. Ich kann dir versichern, dass ich mir meine Entscheidung, vor allem und nicht zuletzt auch unserer Kinder wegen, nicht leicht gemacht habe und diese sicher nicht auf einem Spiel mit dem Feuer und einem Steigbügel fußt (diese Metaphern sind übrigens billige Klischees). Am Scheitern einer solchen langjährigen Beziehung ist auch nie nur einer der beiden Partner schuld, es ist alles wesentlich komplizierter. Und ich habe lange Jahre gehofft und an diese Ehe, an unsere Beziehung, an meine Liebe geglaubt. Ich habe dabei Fehler gemacht, die ich gerne rückgängig machen würde, aber das geht nunmal nicht. Und auch mein Mann hat Fehler gemacht, die er heute bitter bereut. Und dass nichts mehr zu retten ist, dass es vorbei ist und meine Liebe gestorben ist, das habe ich nunmal erst realisiert, als ich Gefühle für einen anderen Mann entwickelt habe. Das war nicht kalkuliert und nicht geplant, und ich bin auch nicht stolz darauf und es war falsch, dass ich meinen Mann zunächst heimlich betrogen habe (zum ersten Mal in unserer Beziehung), aber ich habe auch nicht behauptet, dass ich unfehlbar bin.

Manchmal komme ich mir - auch im Real Life - so vor, als sei es ein Verbrechen, eine langjährige Beziehung zu beenden. So etwas macht man nicht. Ich frage mich dann, haben diese Menschen eine Alternative für mich? Ist es eine Alternative, beim Partner zu bleiben, auch wenn man ihn nicht mehr liebt, nicht mehr geliebt wird, zutiefst unglücklich ist? Mitgehangen, mitgefangen? Hätte ich weiter der Kinder wegen, mit ihm zusammenbleiben, neben ihm her leben sollen? Lebe ich so meinen Kindern vor, wie Beziehung und Ehe geht? Und gibt es ein Patentrezept, wie ich so eine Beziehung am besten, am saubersten beende? Es läuft nunmal oft so, dass man so lange wie möglich versucht, an dieser Beziehung festzuhalten, in der Hoffnung, dass es schon alles wieder gut wird. Es kostet nunmal unfassbar viel Mut und Kraft, sich daraus zu lösen. Ich habe lange um diese Ehe gekämpft, lange ausgehalten. Ich bin gescheitert, wir sind gescheitert. So etwas kommt vor. Nur jemand, der das selbst schonmal durchgemacht hat, weiß, wie das ist. Alle anderen tun sich leicht damit, hart zu urteilen.

16.12.2023 19:18 • x 20 #6


alleswirdbesser
Zitat von Philinea:
ich will, dass er mit mir zusammen ist, weil er mich will, und nicht, weil ich ihm irgendwelche Perspektiven biete. Die muss er sich schon selbst bieten, er ist erwachsen.

Welche Perspektiven bietet ihm denn seine Frau und wieso denkst du, dass er nur deswegen zu ihr zurück ist. Vielleicht war seine Ehe bei weitem nicht so zerrüttet wie deine und eben genau deshalb sein Leben und das Verhältnis zu seiner Frau nach der Trennung anders war als bei dir und deinem Mann?

16.12.2023 19:43 • x 2 #7


alleswirdbesser
Zitat von CiRa78:
Das er sich nun nicht entscheiden kann, ist sein Problem, nicht deins.

Er hat sich entschieden, für seine Frau. Mit der TE würde er wohl gerne wieder eine Affäre führen wollen.

16.12.2023 19:47 • x 3 #8


Philinea
Zitat von Grammont:
Löse dich von deiner Hoffnung, es würde nur ein Katz und Mausspiel werden. Mag sein das seine ehe tatsächlich nichts mehr wird oder wieder schief geht, willst du aber tatsächlich solange auf ihn warten, dann sagt seine Frau wieder die süßen Dinge und schon war dein warten für ein kurzes Glück für die Katz. Du ...


Warten will ich eigentlich gar nicht. Warten klingt so nach Verharren, nach Stillstand, nach Abhängigkeit. Das hatte ich jetzt jahrelang zur Genüge. Ich will eigentlich nach vorne schauen, mir wieder einen eigenen Freundeskreis aufbauen bzw. meine alten Freundschaften (den ich auch für meinen Mann ziemlich vernachlässigt habe) wieder mehr pflegen. Ich habe meinen Job, ich habe viele Interessen, die ich jetzt wieder ganz anders leben kann, ohne von meinem Mann so eingeschränkt zu werden, ich habe Lust, Neues auszuprobieren. Ich glaube, wenn er (der Neue) einen klaren Schnitt gemacht hätte, seine Entscheidung deutlich gewesen wäre, dann würde ich das auch hinbekommen. Dann würde ich jetzt ein paar Wochen durch das Tal des Jammers gehen, im Liebeskummer versinken und wütend sein und Trauern, aber irgendwann (das sagt mir meine Lebenserfahrung) ist dieses Tal auch durchschritten, die dunklen Wolken ziehen weg und die Sonne kommt wieder raus.

Das Problem sind seine Kontaktversuche, seine Bekundungen, seine Andeutungen. Insgeheim wünsche ich mir ja, dass seine Ehe scheitert, dass es ihn wieder zu mir zurück zieht. Warum muss ich jetzt so stark sein und den Kontakt und diese Beziehung beenden, wenn ich sie doch eigentlich gar nicht beenden will? Manchmal habe ich fast das Gefühl, dass er es provozieren will, dass seine Ehe endgültig scheitert. Wenn er mir schreibt, dann kann seine Frau das doch lesen. Ich würde ihn an ihrer Stelle hochkant rausschmeißen, wenn er mit der anderen auch nur eine einzige weitere Nachricht austauscht. Er muss doch selbst wissen, dass er seine Beziehung nicht ernsthaft retten kann, wenn er mich nicht loslässt.

Trotzdem muss ich mich natürlich letztlich fragen, ob ich so einen Mann überhaupt an meiner Seite haben will. Ich bin natürlich wahnsinnig enttäuscht, und sein aktuelles Verhalten (auch seiner Frau gegenüber) enttäuscht mich noch zusätzlich. Es ist unreif und nicht erwachsen. Es zeugt von wenig Rückgrat. Er hat kein Selbstvertrauen und keine Entschlusskraft. Er hat natürlich auch viele wunderbare Charaktereigenschaften, für die ich ihn liebe. Aber die Frage ist natürlich schon, ob ich ihn auch mit all seinen schlechten Eigenschaften, die sich nun zeigen, lieben und annehmen können würde.

16.12.2023 19:49 • x 5 #9


alleswirdbesser
Zitat von Philinea:
So etwas macht man nicht. Ich frage mich dann, haben diese Menschen eine Alternative für mich? Ist es eine Alternative, beim Partner zu bleiben, auch wenn man ihn nicht mehr liebt, nicht mehr geliebt wird, zutiefst unglücklich ist? Mitgehangen, mitgefangen?

Ist es eine Alternative in so einem Fall eine Affäre zu starten? Ist diese einseitig getroffene Lösung nach 20 bis 30 gemeinsamen Jahren nicht das Schlimmste, was man seinem Partner antun kann, gerade nach alldem, was du weiter oben in deinem Beitrag aufgezählt hast?

Die Alternative wäre doch sich zu trennen, bevor man dem Partner ganz arg weh tut.

16.12.2023 19:55 • x 5 #10


alleswirdbesser
Zitat von Philinea:
Lebe ich so meinen Kindern vor, wie Beziehung und Ehe geht?

Zumindest die Art der Trennung lebst du ihnen vor. Sie werden es sicher ahnen oder später erfahren.

16.12.2023 19:58 • x 5 #11


E
Was willst du denn von uns hören? Er meldet sich, weil er sich melden kann. Und weil er einen freien Willen hat. Magst du nicht, dass er sich meldet, musst du ihn auf alle Kanäle blockieren.

Dass du enttäuscht bist, kann ich mir vorstellen. Wäre ich bestimmt auch an deiner Stelle. Dass er beide Frauen liebt, mag vielleicht sogar stimmen, aber warum sollte ich mich mit einem halben Mann zufrieden geben? Das wäre die Frage, die ich mir an deiner Stelle stellen würde.

16.12.2023 20:07 • x 5 #12


B
Er sehnt sich sehr nach Frau und Kindern und seinem alten Leben .
Jetzt mal ganz ehrlich: willst du wirklich so mit ihm zusammen sein? Liegt neben dir und vermisst sein altes Leben?

16.12.2023 20:07 • #13


Philinea
Zitat von SchlittenEngel:
@Philinea Das war ja vielleicht schon der ganze Sinn der Affäre, wenn Sie Dir die Kraft gegeben hat, Deine nicht mehr glückliche Ehe zu beenden..? Die letzten Wochen war es ja wahrscheinlich eher Kraft raubend und daher wäre es wohl wirklich wichtig zu entscheiden, ob er das wirklich weiter ...


Natürlich sehe ich die Affäre, die Beziehung (denn es war schon mehr als nur eine Affäre) mit ihm auch positiv, ich bin dankbar für all die wunderschönen Erlebnisse, auch wenn mich die Erinnerung daran gerade noch zutiefst traurig macht. Und ich bin dankbar, erfahren zu haben, dass es überhaupt noch möglich ist, solche Gefühle zu empfinden, solche Dinge mit jemand anderem zu teilen. Jemanden an seiner Seite zu haben, mit dem eine solche Nähe und Offenheit möglich ist - nach so kurzer Zeit -, denn so etwas habe ich mit meinem Mann nie oder jedenfalls schon sehr sehr lange nicht mehr erlebt. Aber die Beziehung zu diesem Mann war schon auch mehr als das Sprungbrett aus meiner Ehe heraus - ich hätte mir mit ihm alles vorstellen können, sehr sehr weit in die Zukunft hinein. Und er war auch immer meinen Kindern gegenüber sehr positiv eingestellt, hat sich immer sehr für sie interessiert, davon gesprochen, wie das alles werden würde, wenn sie sich irgendwann kennenlernen. Wir hatten so viele gemeinsame Interessen, die von unseren jeweiligen bisherigen Partnern nie geteilt wurden. So viele Zukunftspläne. Es erschien mir wirklich sehr realistisch, dass wir gemeinsam durchs Leben gehen könnten, es hat einfach gepasst.

Aber es ist natürlich richtig, das Hin und Her der letzten Wochen war sehr kraftraubend, und das ist es auch jetzt, zusätzlich muss ich mit meiner Trennung von meinem Mann und dem Auseinanderbrechen meiner Familie und meiner Existenz klarkommen, und ich glaube auch, dass es gut für mich wäre, nicht von einer Beziehung in die nächste zu schlittern, sondern mal alleine klarzukommen, mich mit mir selbst zu befassen, ich habe ohnehin schon eine krasse Entwicklung durchgemacht in den letzten Monaten. Ich sage immer, ich bin eigentlich gerade erst dabei, so richtig erwachsen zu werden (mit meinem Mann bin ich mit 20, zu Beginn meines Studiums, zusammengekommen).

Und eigentlich müsste auch er noch eine deutliche Entwicklung durchmachen, damit ich diese Enttäuschung von ihm überwinden kann, ich finde sein Verhalten derzeit sehr unreif. Ich denke, wir beide brauchen Zeit. Er braucht Zeit, um seine Ehe in Ordnung zu bringen oder sie endgültig zu beenden und sich selbst eine Perspektive für sein weiteres Leben zu schaffen. Und ich brauche Zeit, mich in meinem neuen Leben zurechtzufinden und zu sortieren, und auch für meine Kinder Ruhe hineinzubringen. Und du hast völlig recht, wir können uns im Alltag ohnehin nicht völlig aus dem Weg gehen, wenn wir wieder zusammenfinden wollen, dann wird das passieren, dann aber als echter Neuanfang, und nicht überstürzt aus nicht sauber beendeten Beziehungen heraus.

So, das alles sagt jetzt mein Verstand, und bei der nächsten verzweifelten Textnachricht wird mein Herz dann wieder schwach...

16.12.2023 20:14 • x 2 #14


Philinea
Zitat von alleswirdbesser:
Welche Perspektiven bietet ihm denn seine Frau und wieso denkst du, dass er nur deswegen zu ihr zurück ist. Vielleicht war seine Ehe bei weitem nicht so zerrüttet wie deine und eben genau deshalb sein Leben und das Verhältnis zu seiner Frau nach der Trennung anders war als bei dir und deinem Mann?


Die Perspektiven, die sie ihm bietet: sie nimmt ihn zurück, trotz allem, was er getan hat. Er behält sein altes Leben, sein schönes Haus, die gewohnte Familie, der Kontakt zu seinen Kindern wird wieder mehr werden, die gemeinsamen Freunde. Er muss seine Frau nicht teilen, befindet sich in keiner komplizierten Patchworksituation, sie können jeden Urlaub, sämtliche Freizeit gemeinsam verbringen, die Kinder sind ja aus dem Haus. Es ist wirtschaftlich unkomplizierter, keine Auseinandersetzung der gemeinsamen Finanzen und Güter nötig, keine Unterhaltszahlungen. Er ist nie allein.

Ich weiß, was er da aufgeben würde, denn ich habe es ja gerade getan. Zugunsten meiner Freiheit muss ich auf sehr vieles verzichten, auf viele Annehmlichkeiten, auf (soziale, finanzielle, aber auch emotionale) Sicherheit, auf Unterstützung, auch auf Respekt. Das muss man wirklich wollen, und es gehört viel Mut dazu, nicht nur einmal habe ich mich gefragt, was ich da eigentlich getan habe.

Und ich denke auch mitnichten, dass er nur deswegen zu ihr zurück ist. Ich weiß, dass er nicht nur deswegen zurück ist. Er hat einfach noch nicht abgeschlossen mit dieser Ehe, ja, vielleicht war sie nicht so zerrüttet wie meine, ich weiß es nicht, wie sollte man das vergleichen können? Vielleicht kann er sich aber auch mehr damit abfinden als ich - viele Menschen leben in toten Beziehungen und richten sich da irgendwie bequem ein und sind halbwegs fein damit.

Eine Rolle spielt natürlich auch ihre Persönlichkeit, daran, dass sie so darum kämpft, dass sie nicht lockergelassen hat. Ihr Leiden hat ihm ein extrem schlechtes Gewissen gemacht, wie sollte es auch anders sein, ein langjähriger Partner ist einem ja nicht von einem auf den anderen Tag gleichgültig, und man wirft 20-30 Jahre Beziehung auch nicht einfach so weg. Mein Mann hat es mir umgekehrt sehr leicht gemacht, zu gehen, er hat sich nicht geöffnet, er hat nicht gekämpft, er hat sich komplett zurückgezogen von mir, alle Gründe, weshalb ich mich von ihm getrennt habe, sind nach der Trennung noch 1000mal stärker zutage getreten.

16.12.2023 20:31 • x 2 #15


A


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