Auch wenn Du es im Moment noch nicht wahrhaben willst - am meisten würde Dir helfen, Klar Schiff zu machen. Dazu gehört:
- ein Beratungstermin bei einem Fachanwalt für Familienrecht. Das heißt ja noch lange nicht, dass Du die Scheidung einreichen sollst (es muss ja eh das gesetzliche Trennungsjahr eingehalten werden). Aber Du erhältst Rechtssicherheit darüber, was auf Dich zukommen könnte. Der Tipp, alle Unterlagen zu z. B. Finanzen und Verträgen (Kredite, Versicherungen) zu kopieren und zum Anwalt mitzunehmen, wurde Dir hier schon gegeben. Das Geld für eine erste Beratung (um 150 €) ist gut angelegt.
- offener Umgang mit der Situation gegenüber Familie und Freunden. Er möchte als der Saubermann dastehen? Sein Problem, er ist es nicht. Ich weiß, dass es sehr schwierig ist, davon zu berichten, was Sache ist, denn was ausgesprochen wird, wird noch einmal wahrer. Trotzdem ist es viel besser, offensiv damit umzugehen, als ständig ein Versteckspiel mitzumachen. Er HAT nun mal eine Neue und dazu muss er eben stehen.
- der Ehetherapeut wird nicht auf Deinen Mann einwirken, dass er sich gefälligst auf seine Familie konzentrieren soll. So eine Beratung hat immer ein offenes Ende - das Ergebnis kann auch sein, dass eine Trennung unumgänglich ist. Da Dein Mann sich ja sowieso entschlossen hat, zu gehen, hast Du (im Moment) schlechte Karten. Vielleicht solltet Ihr die Termine nutzen, um Trennungsmodalitäten (Unterhalt, Umgang mit den Kindern) zu besprechen. Mediation hierzu ist allemal günstiger, als später alles über Anwälte und Gerichte klären zu lassen.
- hol Dir Unterstützung, wo immer Du sie bekommen kannst. Auch dafür ist es einfacher, wenn Dein Umfeld eingeweiht ist. Parallel dazu gibt es Beratungsstellen (z. B. von der Caritas), die unentgeltlich oder gegen geringe Gebühr bei Lebenskrisen beraten und Wege aufzeigen. Dort bekommst Du auch sehr viel schneller einen Termin als bei einem Psychologen.
- schaff räumliche Distanz zu Deinem Mann. Er will gehen - dann soll und muss er. Es ist Gift für Dich, wenn er noch in der gemeinsamen Wohnung rumlungert (und die Nächte bei der Next verbringt).
Ich weiß genau, wie Du Dich fühlst, hab das - wie viele hier - auch durch. Glaub mir: Es wird Dir besser gehen, wenn Du aktiv wirst. Natürlich wird Dein Kummer deshalb erst einmal nicht weniger, aber Deine Hilflosigkeit wird sich verringern.
Ich wünsche Dir alles Gute!
10.03.2017 10:13 •
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