Ich musste zwar noch kein Weihnachten alleine feiern, aber ich stelle es mir nicht schön vor. Am Besten ist es wohl, sich die Tage vor den Fernseher zu schmeißen, zumal Treffen mit anderen heuer ja nur eingeschränkt möglich sind. Ob die Eltern da ein Trost sind, ist wohl fraglich. Aber darum wirst Du vermutlich nicht herum kommen.
Ich weiß aber, wie es sich anfühlt, wenn der Ex. eine Neue hat, obwohl er doch jetzt erst Mal allein bleiben wollte. Es zog mir momentan den Boden unter den Füßen weg. Ich erfuhr es von ihm, aber nur durch eine verklausulierte Mail, die ich dreimal las, ehe ich es kapierte ..
Wir hatten nach der Trennung noch Kontakt per Mail und ab und Telefonate auf "freundschaftlicher" Basis, aber das funktionierte nicht wirklich. Denn es tat immer wieder weh, erschien mir aber besser, als diesen einzigartigen und wundervollen Menschen ganz aus meinem Leben streichen zu müssen. Auch er hatte gesagt, er würde jetzt das Alleinsein bevorzugen, aber da waren so seltsame Unternehmungen nach der Trennung. Ich maß dem nicht allzu viel Bedeutung bei, aber nach seiner Mail, wo er dieser Frau ganz selbstlos beim Umzug in ein einige 100 Kilometer entfernte Stadt half, erklärte sich mir manches.
Kaum war er getrennt, hatte er freie Bahn und traf sich wohl schon mit meiner Nachfolgerin .... Ich dumme Kuh hatte es ein halbes Jahr nicht gemerkt, außer dass ich mich über manche Unternehmungen wunderte.
Tja, was will man machen. Das Schlimmste daran ist die Machtlosigkeit und der Neid. Er hat was und was habe ich? Er ist sicher glücklich und was bin ich? Das nagt am Selbsgefühl.
Ich fühlte regelrecht Hass auf ihn und wünschte ihm alles Schlechte. Am Besten sollte er sterben, verunglücken auf der Fahrt zur Neuen! Oder aber einen schweren Unfall haben und dann im Rollstuhl sitzen.
Nichts davon geschah, weder starb er noch verunglückte er. Irgendwann einige Wochen später ebbte die Wut allmählich ab, aber der Absprung war noch lange nicht geschafft. Ich dachte noch viel zu viel an ihn und rekapitulierte die Beziehung. Ich ging zu einem Beratungsgespräch bei einem Psychotherapeuten und das tat mir gut. Denn der Therapeut wertete nicht, er blieb völlig neutral und dadurch relativierte sich manches. Es war geschehen, was war, aber es gab auf einmal keinen Schuldigen mehr. Er lebte seine Mechanismen und ich die meinen. Zusammen ging es auf Dauer nicht. Das entlastete mich etwas.
Dennoch dauerte es noch Monate, ehe er in den Hintergrund rückte und uninteressanter wurde. Und lange nach der Trennung machte es auf einmal "Klick" und ich konnte unsere Beziehung anschauen wie ein Zweipersonenstück in einem Schauspiel auf der Bühne. Ich sah zwei Menschen, von denen jeder sein Programm abspulte, weswegen sich manche Dinge in der Beziehung verstärkten und aufschaukelten. Er hatte das Richtige getan, die Trennung auszusprechen, denn das war letztendlich auch zu meinem Besten.
Aber der Weg dahin ist weit und Tage wie insbesondere Weihnachten lassen einen zurückschauen und das tut weh, vor allem, weil unweigerlich der Gedanke kommt, was wird er jetzt gerade machen? Vielleicht hat er ihr einen Schmuck gekauft, den sie gerade strahlend auspackt? Das schmerzt. Aber man muss da durch, denn eine Abkürzung gibt es nicht.
Bei mir meldete sich von Zeit zur Zeit der Trotz. Ha, er hat mich zwar verlassen, aber ich lasse mich nicht nur hängen, auch nicht an Weihnachten. Denn das bin ich mir schuldig, dass ich mir Weihnachten seinetwegen versaue. Ich hatte den Vorteil, dass ich mich gut ablenken konnte, denn ein Dreigangmenu für 10 Leute macht extrem viel Arbeit. Heuer gibt es das nicht, denn wir haben Corona.
Halt einfach Deinen Kopf hübsch oben und denke daran, es kommen Zeiten, da wirst Du wieder lachen und er ist vlt. unglücklich. Das Leben schafft Ausgleich und wer weiß schon wie lange das neue Glück bei ihm hält. Du bist nicht weniger wert, ob Du Weihnachten jetzt allein bist oder in Gesellschaft.
Stell Dich auf die Probe. Ich gönne es ihm nicht, dass es mir schlecht geht! Ich mach was draus, das bin ich mir schuldig! Aktiviere Dein Selbstgefühl und Deinen Stolz.
Begonie
22.12.2020 18:57 •
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