Hi, ich mache soetwas zum ersten Mal. Mir ist besonders wichtig hier nicht kritisiert zu werden für vergangene Fehler oder für die Emotionen, die mich plagen. Ich versuche alles so kurz wie möglich zu beschreiben.
Ich habe Ende 2016 einen tollen Mann kennengelernt, der mir den Himmel auf Erden versprochen hat. Alles hat gepasst. Unsere Wünsche, unsere Ziele, einfach alles. Er hat mir bei allem Recht gegeben. Selbst wenn ich offensichtlich zu fordernd oder ja auch bissig war, hat er mir Verständnis gezeigt. Er war sehr zurückhaltend was Emotionen und Zärtlichkeit betrifft. Er schob alles auf seine ehemalige (schlechte) Verlobte und sein sehr naja (seine Worte) schlechtes Elternhaus. Er versprach mir bei all seinen Fehlern es in Zukunft besser zu machen. Nach bereits einigen Wochen stellte er mich seiner Familie vor und nach zwei Monaten waren wir bereits verlobt.
Als wir verlobt waren, wurde ich Zeugin seiner unberechnenbaren Wut und seinen Machtkämpfen. Sein Wort stand über allen Familienmitgliedern, selbst seinen Vater tadelte er und alle duckten sich regelrecht vor ihm. Er rastete völlig aus und verhielt sich unmöglich. Ich machte daraufhin Schluss. Er weinte aber tagelang, versprach mir, dass er soetwas niemals mir gegenüber machen würde und dass er ohne mich nicht leben könnte. Naja so dumm wie ich war ging ich darauf ein und wir heirateten letzten Endes 9 Monate nach unserem Kennenlernen. Die Hochzeit war eine Katastrophe. Ich bekam nicht einmal eine Torte und die Gäste stritten untereinander.
Als wir dann verheiratet waren verhielt er sich plötzlich ganz anders mir gegenüber. Er hörte abrupt auf liebevoll zu sein. Er berührte mich fast nur noch beim S.. Außer ich forderte meine Schmuseeinheiten ein, mehr gedrungen und erzwungen als gewollt. Er nannte mich immer nur beim Vornamen. Nie hatte ich einen Kosenamen, obwohl ich ihn immer Schatz etc. nannte und ihm sagte, dass ich mir das wünschen würde, wenn er mir mit Zärtlichkeit und lieben Worten entgegenkommen würde. Ca. 6 Wochen nach der Hochzeit stellte ich fest, dass er regelmäßig heimlich mastubierte, aber mich nicht anrührte, obwohl ich immer bereit war. Ich hatte regelrecht einen Nervenzusammenbruch, weil ich mir so vernachlässigt und ungeliebt vorkam. Er behauptete, dass er das nun lassen wollen und mir entgegenkommen würde. Schon da zwiefelte ich an seiner Liebe. Ich hatte von Anfang an das Gefühl als sei ich nur ein Vorzeigeobjekt (mein Haus, mein Garten, meine Kinder, meine Frau. ).
Nach einigen Monaten hatte ich Geburtstag und er verhielt sich total komisch. Er gratulierte mir nicht einmal zum Geburtstag. Irgendwann wurde ich dann so wütend, dass ich ihn zur Rede stellte, da sagte er mir sie wusste es auch nicht zu schätzen, also wirst du das auch nicht tun. Er sprach von seiner Ex-Verlobten. Für mich brach eine Welt zusammen, aber er schaffte es wieder mich von seiner Loyalität und seiner Liebe zu überzeugen (ich war sehr naiv ich weiß).
8 Monate nach der Hochzeit wurde ich schwanger und alles wirde schlimmer. Er wurde immer wütender, immer aggressiver. Und ich immer frustrierter. Ich bat ihn um Aufmerksamkeit, um Änderung, um Liebe, um Zärtlichkeit und immer wieder bat ich ihn darum mich endlich zu schätzen für alles was ich für ihn bereit war zu tun. Wenn ich Schluss machen wollte, heulte er mir vor wie wichtig ich für ihn sei und wenn ich ihm meine Liebe zeigte, kam kaum etwas zurück. Es ging soweit, dass er sogar handgreiflich wurde während der Schwangerschaft. Es fing mit einer Ohrfeige an und endete einige Jahre später im Krankenhaus mit einer Fehlgeburt (das zwiete Kind). Das erste Kind hat all den Stress zum Glück überlebt!
Ihr könnt euch denken in was für einem Zustand ich nach drei Jahren Ehe war (depressiv, kaputt, überfordert und emotional völlig vernachlässigt). Nach einem Kind, einer Fehlgeburt, mehreren Therapien auch gemeinsam und vielen Streitereien vor allem wegen seinen Forderungen, die ich nicht einhalten wollte mit gutem Grund, beendete ich die Ehe inoffiziell einige Tage nach der Fehlgeburt. Vor allem seine Empathielosigkeit zerriss mir das Herz. Ich bekam statt Zärtlichkeit und Liebe. ein neues Auto! 24 Stunden nach dem Eingriff hatte ich also ein neues Auto, aber keinen Ehemann, der mich stärken und unterstützen konnte. Da habe ich endlich verstanden, dass ich so nicht weitermachen kann und will. Vor allem hatte unser Kind (damals 2 Jahre) eine gesunde Mutter und ein glückliches Umfeld verdient.
Ich sagte ihm endgültig, dass ich seine Forderungen nicht gerecht werden will (Kochen, putzen, Kind, seine Familie regelmäßig kontaktieren und vor allem glücklich sein, dass ich so einen tollen Mann habe). Ich wollte mich nicht als Hausfrau sehen, ich habe ihm immer wieder gesagt, dass ich gerne arbeite und wieder arbeiten werde sobald die Familienplanung durch ist. Er spielte immer den emanzipierten Ehemann vor. Aber rastete aus, wenn ich seine Mutter nicht anrief oder das Essen nicht pünktlich auf dem Tisch war oder er mir helfen sollte im Haushalt oder mit dem Kind (ja ich bestand trotzdem darauf, weil er sich nicht an eine Mutter sondern an eine Partnerin gewöhnen sollte). Er rastete sogar aus, weil ich sein Geld für teures Biogemüse ausgab anstelle billigem Gewächs vom Discounter. Die Schläge wurden immer brutaler und die Beschimpfungen immer ekliger. Ich musste da raus!
Ich rief irgendwann die Polizei und die Beamten nahmen ihn fest, übergaben mir die Schlüssel und verhängten ihm ein Kontakt- und Näherungsverbot. Er ging am selben Abend zu meiner Familie und beschwerte sich über mich, was für eine schlechte Ehefrau ich sei. Er zeigte ihnen Fotos vom Essen und Videos kurz nach den Handgreiflichkeiten als ich ihn beschimpfte (ja ich wagte es mich zu wehren und ließ es nicht einfach so auf mir sitzen!). Ich merkte nie, dass er mich filmte oder Fotos von meinen Kochexperimenten machte (neue Gerichte habe ich gerne probiert und bin der Meinung man lernt nie aus). Naja er verriet natürlich nicht, dass er mich schlug und dass er mich emotional missbrauchte. Ich berichtete das alles meiner Familie und sie standen alle hinter mir zum Glück. Selbst mein sehr konservativer Großvater war geschockt über sein Verhalten und sagte ihm, dass ich was besseres verdient hätte als so einen ehrenlosen und nichtsnützigen Schlappschw***, der keine Ahnung hat wie man mit Frauen umgeht. Tatsächlich war meine Familie trotz der konservativen Einstellung vollkommen gegen Gewalt und gegen Unterdrückung von Frauen. Das wusste mein Exmann von vornherein. Aber das alles warf er mir dann in der Ehe vor. Ich ließ mich aber nicht unterkriegen.
Das alles ist nun bald 2 Jahre her. Der Kontakt- und Näherungsverbot besteht immer noch. Wir sind immer noch nicht geschieden dank der blöden Bürokratie. Das Jugendamt wirft mir alles mögliche vor (Manipulation des Kindes, ich wolle den Vater aus unserem Leben löschen, ich sei therapiebedürftig, sehr dünnhäutig und nicht kompromissbereit). Ich muss von diesem kranken Mann weg und das will keiner so richtig verstehen. Stattdessen werde ich weiterhin zum Kontakt gezwungen, ja auch gerichtlich, weil wir ein gemeinsames Kind haben. Ich muss mir permanent Beleidigungen anhören und mich unter Druck setzen lassen. Mittlerweile setzt er sogar unseren 4-jährigen Sohn psychisch unter Druck. Ich habe das alleinige Sorgerecht beantragt, aber die Ämter sind der Meinung er sei ein vorbildlicher Vater und könne das Kind genauso betreuen wie ich. Er streicht Unterhaltszahlungen oder droht damit, aber keiner kann mir helfen. Der Scheidungstermin ist immer noch offen und ich versuche einen Weg zu finden, dass mein Kind seinen ach so tollen Vater regelmäßig sieht, ich keinen Kontakt zum Vater habe und vor den Ämtern nicht als erziehungsunfähig abgestempelt werde. An ein System (hier Jugendamt, Elternberatung und Familiengericht) glaube ich nicht mehr. Mein Eindruck, das Erlebte und vor allem meine seelischen Narben will keiner sehen. Der Umgang des Vaters ist unantastbar und ich bin der Buhmann in jeder Hinsicht. Keiner geht wirklich auf mich ein. Und wenn, dann geht man davon aus, dass alles ja vorbei ist. Mir ginge es ja jetzt blendend. Ich habe immer noch Schlafstörungen, Panikattacken und vor allem einen Kontrollwahn (Türe muss abgeschlossen sein, alle Geräte aus und Fenster zu. man weiß nie was passiert). Ich habe bewusst keine weiteren Details erzählt was seine Handgreiflichkeiten betrifft. Ich will das einfach nicht noch einmal erzählen, weil ich dann die Bilder nicht aus dem Kopf bekomme über die ganze Nacht. Vor den Ämtern muss ich ja auch noch als psychisch gesunde und völlig bodenständige starke Frau erscheinen, also gebe ich auch hier mein bestes. Ich spiele im Prinzip permanent eine Heldin vor, die ich überhaupt nicht bin. Das soziale System gibt mir keine andere Möglichkeit.
Mir geht es eigentlich super, ich arbeite (naja ich gebe mein bestes), ich hab einen tollen und liebevollen Alltag mit meinem Kleinen, ich fühle mich frei und unabhängig in meiner Entscheidung. Ich gehe endlich wieder meinen Hobbys (wie vor der Ehe mit diesem Mann) nach. Ich treffe mich endlich wieder mit all meinen Freunden (er war politisch der Meinung, dass nur unsere Leute in unser Umfeld gehören). Ich besuche endlich wieder meine Familie dann und wann es mir passt (keiner wollte Kontakt zu ihm haben). Ich lache endlich wieder wegen jeder Kleinigkeit und bin so froh, dass mein Kleiner sich endlich gut entwickelt und glücklich scheint.
Jetzt zu meinem Problem: Wieso kann ich mich dann nicht glücklich FÜHLEN? Ich hatte viele Dates, aber keiner interessiert mich so wirklich. Ich stemple die Männer ab und sortiere schnell aus. Ich habe das Gefühl als könne ich nicht mehr lieben, obwohl ich so gerne wieder jemanden in meinem Leben hätte. Ich fühle mich trotz den vielen Menschen um mich herum sehr einsam und allein. Ich habe das Gefühl als müsste ich permanent diszipliniert sein, um ja alles unter einen Hut zu bekommen und dürfte niemanden zu nah an mich ran lassen. Ein potentieller Partner hat sogar nach einigen Monaten es nicht geschafft, dass ich seine Hand halten oder liebevoll sein wollte. Wir hatten sogar S., aber sobald es zärtlich/ernst wurde, habe ich blockiert oder mich komisch gefühlt. Ist das normal? Ich sehne mich eigentlich sehr nach Nähe, Liebe, Zärtlichkeit und einer festen Beziehung. Aber wieso kann ich das nicht zulassen? Wieso bin ich so distanziert und skeptisch? Es sind doch schon 2 Jahre her?!?
Meine Familie und ich sind keine Hinterweltler, ich wurde ziemlich europäisch erzogen und daher möchte ich ehrliche Antworten. Hier muss sich niemand zurück nehmen. Ich bin offen für jeden Ratschlag. Ich kann mir selbst keine Antworten mehr geben. Ich weiß einfach nicht was ich da erlebt habe. Mein Psychiater spricht von einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder Depression. das akzeptiere und sehe ich auch an mir und werde auch dementsprechend therapiert. Aber wie soll ich jetzt weitermachen? Mein Exmann lässt nicht locker, er macht mir immer noch das Leben schwer mit seinen Umgangsforderungen (er sieht den Kleinen 2x die Woche trotz Kontakt- und Näherungsverbot), seinen Geldforderungen (er will die Kaution meiner Wohnung und alles was er für mich ausgegeben hat) etc.pp. alles gerichtlich natürlich. Nebenbei bin ich in Therapie und versuche mein Kind zu fördern und eine gute Mama zu sein. Ich arbeite und gebe mein bestes besser zu verdienen und unsere Ausgaben zu decken wie ich nur kann. Ja ich habe viel Verantwortung, aber ich bin glücklich damit. Nur fehlt es mir an einer liebevollen starken Schulter. Ist das normal? Sollte ich mich nicht lieber auf das Wesentliche konzentrieren? Wieso sehne ich mich ausgerechnet bei so viel Verantwortung und so viel Stress, das noch nicht beseitigt ist, nach einem Partner für's Leben? Was nun?
Wie gesagt. ich weiß im Moment nicht weiter. Aber das alles zu schreiben hat wirklich gut getan.
Danke und liebe Grüße
21.04.2022 02:08 •
x 6 #1