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Es sind inzwischen 18 Jahre

T
Ich fürchte auch, dass du dringend einen anderen Therapeuten bräuchtest, denn mE geht es hier weder um die Frau selbst noch eine Entschuldigung... das steht alles für eine andere Problematik. Ganz gewöhnlich ist es nicht, sich 18 Jahre lang mit so etwas zu belasten und kaputt zu machen... Grundsätzlich kennt jeder die Erinnerungen an Dinge, die nicht so optimal gelaufen sind, Freundschaften oder Beziehungen, die zerbrochen sind.
Da denkt man mal fünf Minuten drüber nach und dann ist es im Normalfall wieder gut und man kehrt schnell in die Realität zurück (sage ich als extrem sensibler Mensch, dem Loslassen auch extrem schwer fällt etc. pp.)

Wie gesagt, ich denke hier geht es um etwas völlig anderes.
Aber dabei bräuchtest du die Hilfe eines Psychologen, der wirklich ordentlich auf Zack ist und über den Tellerrand schauen kann.

Dieser Brief wird dein Gedankenkarussell jedenfalls aller Voraussicht nach nicht stoppen.
Ich bezweifle sogar ganz arg, dass ein kurzes persönliches Gespräch das getan hätte.
Es sei denn vielleicht höchstens, die Frau wäre jetzt wirklich komplett anders und hätte mit dem Mädchen in deiner Erinnerung optisch und anderweitig wirklich absolut gar nichts mehr gemein.
Das trifft aber nicht bei jedem Menschen zu. Ich kenne manche, die sich arg verändert haben und viele, die sich fast gar nicht verändert haben.
Am besten wäre es herauszufinden woher diese Obsession/diese Zwangsgedanken wirklich kommen bzw. kamen.

19.09.2023 22:25 • x 2 #61


duplex16
@thegirlnextdoor Ich wollte es vorhin nicht schreiben, aber das wird auf absehbare Zeit nichts werden. Ich habe noch ein paar wenige Sitzungen aus meiner Langzeittherapie übrig und danach muss ich 2 Jahre warten, bis ich eine neue beginnen kann.
Es ist ja auch nicht so, dass ich danach nicht noch Freundinnen gehabt hätte und immer perfekt gewesen wäre. Darüber denke ich aber nie so nach. Es ist nur diese eine, bei der immer dieses schlechte Gewissen und eine gewisse Traurigkeit geblieben ist.
Naja ich habe gesagt was zu sagen war und habe schon das Gefühl wiedergegeben zu haben was ich denke. Mehr bleibt mir nicht zutun. Darf man sich bei jemandem nach fast 20 Jahren entschuldigen? Ich weiß es nicht...

19.09.2023 22:43 • #62


A


Es sind inzwischen 18 Jahre

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T
@duplex16 ich denke einfach dass das überhaupt nicht der springende Punkt ist...

19.09.2023 22:47 • x 1 #63


duplex16
@thegirlnextdoor Das ist gut möglich und ich habe das auch lange gedacht. Aber was soll es sein, wenn ich ansonsten nie wieder Probleme hatte über jemanden hinweg zu kommen und dazu hatte ich genug Gelegenheiten. Warum versetzt mir nur diese eine Person bei dem Gedanken einen Stich ins Herz und erinnert mich an mein früheres Ich?
Vielleicht war es einfach dieses Schuldgefühl und diese unausgesprochene Dinge. Jetzt sind sie gesagt und auch wenn sie genervt oder sauer sein sollte, habe ich mich endlich ehrlich und aufrecht entschuldigt und mitgeteilt, dass mir die Erinnerung an sie weiter etwas bedeutet. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr mache ich meine Frieden damit. Es war einfach nicht in Gedanken zu lösen, das habe ich jetzt eine Ewigkeit lang probiert.

19.09.2023 23:07 • #64


T
Zitat von duplex16:
Warum versetzt mir nur diese eine Person bei dem Gedanken einen Stich ins Herz und erinnert mich an mein früheres Ich?

Genau, warum nur diese eine Person..?
Aber ich glaube da kommst du dem Knackpunkt näher...


Zitat von duplex16:
und erinnert mich an mein früheres Ich?

Du scheinst ein mächtiges Problem mit deinem früheren Ich zu haben als wärst du zu dem Zeitpunkt eine völlig andere Person gewesen.
Das ist schon bisschen ungewöhnlich.
Natürlich war man in seiner Jugend mal dumm oder tat Dinge, die man später bereut hat.
Oder es gibt Dinge, die einem auch Jahre später noch die Schamesröte ins Gesicht treiben können.
Soweit ja alles normal.

Aber sein früheres Ich - mit 16 - so komplett von seinem heutigen Ich abzukapseln..? Auch etwas ungewöhnlich.

Ich habe z.B. noch ganz wenig Tagebucheinträge aus der Zeit wo ich 17 war. Ganz selten mal werfe ich einen Blick da rein (bin inzwischen 41) und staune, wie viel ich doch mit 17 ähnlich gesehen habe wie heute.

Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht sehr, sehr, sehr viel in den letzten 24 Jahren gelernt oder mich entwickelt hätte. Natürlich habe ich das. (Wäre auch schlimm wenn nicht.)
Und manches sehe ich schon anders/differenzierter.

Ich habe nur dennoch nicht das Gefühl, dass das, was ich mit 1x geschrieben habe oder dachte ein komplett anderer Mensch geschrieben hat.

Wäre das so, hätte ich wahrscheinlich auch ein Problem damit.

Und natürlich habe ich mit 17 auch Fehler gemacht. Auch im Umgang mit anderen Menschen. Und dazu gelernt. Aber ich käme nicht auf die Idee, mir darüber im Sinne von Taten meines früheren Ichs den Kopf zu zerbrechen.

Ich weiß nicht. Ich habe nur Pädagogik und Psychologie studiert, bin aber keine Therapeutin. Aber ich denke auf jeden Fall, da stimmt etwas nicht ganz, wenn man sein jüngeres Ich so abgespalten von seinem heutigen Ich wahrnimmt und sich 18 Jahre lang alles im Kopf im Kreis dreht.

19.09.2023 23:32 • x 1 #65


duplex16
@thegirlnextdoor Ja das stimmt und ich weiß, dass ich sehr streng mit mir bin. Ich habe lange versucht zu akzeptieren, wie ich mich damals verhalten habe, aber es geht leider nicht. Im Endeffekt hat mein Therapeut mir gesagt, dass ich vielleicht das einfach akzeptieren muss und nicht versuchen soll mich zwanghaft mit meinen Fehlern abzufinden.

Da bleibt dann irgendwann nur noch aus der Gedankenwelt auszubrechen und etwas zu tun. Das habe ich jetzt nochmal versucht und es bleibt abzuwarten, ob ich damit das Karussell aufhalten kann.
Mich beruhigt etwas, dass ich eigentlich wirklich keine Antwort erwarte. Ich habe zwar meine Adresse dazu geschrieben, aber irgendwie nur, weil ich es unfair fand, dass nicht zu machen. In meinen Träumen wollte ich ihr immer noch diese Dinge sagen und wenn ich jetzt drüber nachdenke bleibt eigentlich nichts mehr signifikantes übrig.

19.09.2023 23:54 • #66


T
Zitat von duplex16:
Ich habe lange versucht zu akzeptieren, wie ich mich damals verhalten habe, aber es geht leider nicht.

Na ja, es ist ein Teil deiner Vergangenheit, ob du nun auf den Händen läufst oder auf der Nase die Wand hochgehst.
Es ist ein Teil von dir, ein Teil dessen, was du erlebt hast und daran lässt sich halt nichts ändern.

Ich glaube dir fehlt da irgendein Verständnisschritt...

Für die Frau von früher wird die Entschuldigung wahrscheinlich gar keinen nennenswerten Unterschied machen, weil sie das - wie die allermeisten Menschen - längst so sieht und begreift.

Mal ein Schwank aus meiner Jugend.
Ich war mit 10 Jahren in einer fürchterlichen Klasse, 5. Klasse Gym.
Als kleinste und freundlichste wurde ich damals von ein paar ziemlich kranken Typen gemobbt.
Konnte Gott sei Dank aber bald die Klasse wechseln und hatte dann eine wunderbare restliche Schulzeit - ohne Mobbing und anderen Ärger.

Habe aber mitbekommen, dass nach mir der nächste Mitschüler gemobbt wurde bis er ging, dann zwei weitere Mitschüler - bis dann drei Lehrer und Referendare in den Nervenzusammenbruch getrieben wurden.

Über 50% der Leute aus dieser Klasse (die bis zum Ende nur Ärger machte) haben kein Abi gemacht und hatten ein Disziplinarverfahren nach dem anderen.

Fand ich die Typen, die mich gemobbt haben, doof?
Oh ja.
(Hab kurz nach dem Klassenwechsel noch erfahren dass zwei, die mich besonders gepisackt hatten, angeblich total verknallt in mich waren und schockiert waren, dass ich weg war.)

Hat mich die Sache noch lange beschäftigt?
Oh ja.

Würde ich heute einen Pfifferling darauf geben, dass einer dieser Typen sich bei mir entschuldigt..?
Zu 100%, ganz ehrlich... nein.

Aus meiner heutigen Sicht waren das arme Würstchen, die Probleme mit sich selbst und dem Leben hatten.
Hoffe sehr für sie, dass sie das Ruder irgendwann rumreißen und ihr Leben auf die Reihe bekommen konnten.
That's it.
Mehr bedeutet mir das alles nicht mehr.

Und so geht es sehr vielen, die über Erlebnisse sprechen, die 20 oder 30 Jahre zurück liegen.
Selbst wenn es zur damaligen Zeit schon größere Angelegenheiten waren... aber es wäre sehr schlimm, wenn man damit niemals abschließen könnte.

Auch ich würde mich heute sehr wundern, wenn da noch von irgendeinem der Beteiligten eine Entschuldigung käme und mit Sicherheit nicht darauf reagieren.

20.09.2023 00:09 • #67


C
Kann es sein, dass du dir selbst einen zu hohen Stellenwert in ihrem Leben gibst, weil du dadurch etwas anderes kompensierst bei dem du in deinem Leben zu kurz kommst?

20.09.2023 00:21 • x 1 #68


Gorch_Fock
Duplex, zum einen gibt es auch die Möglichkeit als Selbstzahler bei einem neuen oder privaten Therapeuten anzufangen (Du brauchst hier def. neue Werkzeuge oder Impulse) für Dich. Auch Heilpraktiker für Psychotherapie können hier eine gute Alternative sein.
Eine andere Möglichkeit wäre es vielleicht mal für Dich, stärkere Emotionen und Reize auf einen ganz anderen Bereich zu legen (z.B mal Tandemfallschirmsprung oder ähnliches) damit Du mal neue Reize bekommst, die Dich aus Deinen Schleifen rausziehen. Aber auch das wären eigentlich alles Punkte für eine Therapie.
Dieses 100 Prozent-Gefühl hast Du jetzt erreicht. Reichere Dein Leben mal mit sportlichen Aktivitäten an. Auch das hilft oft sehr gut weiter.

20.09.2023 05:17 • x 2 #69


J
@duplex16 Ich hätte mrine Adresse nicht angegeben. Falls sie antworten sollte, wird deine jetzige Partnerin nicht begeistert sein. Hast du eigentlich ihr gegenüber kein schlechtes Gewissen oder Ähnliches?

20.09.2023 07:06 • #70


duplex16
@Charly38 Das ist möglich. Dass ihr das heute eh alles egal ist, Ist die wahrscheinlichste Variante.

20.09.2023 08:48 • #71


duplex16
@Jana73 Ich hab eigentlich in erster Linie ein schlechtes Gewissen gegenüber ihr. Aber jetzt mal im Ernst, ich denke nicht, dass eine Entschuldigung irgendeinen negativen Einfluss auf ihre Beziehung haben könnte.

20.09.2023 08:53 • #72


duplex16
@thegirlnextdoor Vermutlich ist es am Ende eine Mischung aus allem. Ich hab tatsächlich ein schlechtes Gewissen und vielleicht ist es in Teilen auch so, dass ich den Anteil und Einfluss den ich an ihrem Leben hatte viel zu hoch bewerte, weil es angenehmer ist, als sich einzugestehen, dass man heute einfach egal ist.
Aber jetzt habe ich den Brief bereits geschickt und muss sehr wahrscheinlich damit leben, dass ihr der Inhalt vollkommen egal ist und sie ihn ignoriert.
Ich hab von vielen Leuten gelesen die sich freuen würde, andere sehen das anders und wären eventuell sogar sauer. Ich kann nicht wissen, wie sie darüber denkt. Vermutlich werde ich es auch nie erfahren. Aber ich habe jetzt alles probiert, um außerhalb von meinem Kopf die Sache richtig zu stellen. Mehr bleibt nicht.

20.09.2023 09:12 • #73


T
Zitat von duplex16:
Aber ich habe jetzt alles probiert, um außerhalb von meinem Kopf die Sache richtig zu stellen.

Hm, und ich glaube hier liegt dein Denkfehler...
Es spielt sich ja seit 18 Jahren alles ausschließlich in deinem Kopf ab.
Es ist ja nicht so als ob dir nonstop durch gemeinsame Freunde zugetragen worden wäre, dass sie noch so schrecklich leidet und es ihr so schlecht geht, und es da wirklich etwas zu entschuldigen oder in Ordnung zu bringen geben würde.

Es gibt ja viele Leute, die eine Beziehung partout nicht loslassen möchten und sich über Jahre in den Gedanken verbeißen, sie müssen dem anderen zwingend noch etwas sagen/mitteilen/bräuchten noch mehr klärende Gespräche usw.

Das hat aber - außer in ganz fiesen Fällen, wo der Andere ohne ein einziges Wort verschwunden ist - mehr mit demjenigen zu tun, der sich so darauf fixiert, nochmal etwas richtigstellen zu müssen als mit dem Anderen.

Du sagtest, das Mädchen hat damals mit dir schlussgemacht und abgeschlossen. Für sie war es das dann sicherlich auch. Sonst hättest du wahrscheinlich noch von ihr gehört.

Ich bin sehr gespannt ob mit dem Brief deine kreisenden Gedanken wirklich zur Ruhe kommen. Kann es mir nicht vorstellen, würde dir aber natürlich wünschen, dass es so ist.

20.09.2023 09:21 • x 2 #74


duplex16
@thegirlnextdoor Es ist sicher genau so, wie du schreibst.

Das mit dem Loslassen fällt mir einfach in diesem Fall schwer. Ich denke ich werde auch immer eine gewissen Traurigkeit behalten, wenn es um diese Erinnerung geht.

Ich möchte mich aber auch nicht schämen, dass ich es gemacht habe. Wenn mir irgendjemand aus meiner Vergangenheit schreiben würde, sich entschuldigt und sagt dass ihr die Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit wichtig ist, dann würde ich auf jeden Fall weder genervt noch sauer reagieren.
Ich habe ja auch nicht mein ganzes Seelenleben vor ihr ausgegossen oder ähnliches.

Mal schauen, ob das Karussell sich beruhigen wird.

20.09.2023 10:23 • #75


A


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