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Ewiges Mitleid und Mitgefühl

S
Hallo,
Habe hier mal eine andere Frage.
Was hält ihr davon, wenn jemand aus der Familie etwas schlimmes erlebt hat (jemand sehr nahestehendes verloren) und die restliche Familie darum diese Person immer auf einen Sockel stellt und nur darauf achtet, dass die Gefühle dieser Person glücklich sind und Rücksicht genommen wird auch auf Kosten von anderer Personen aus der Familie? Das diese Person dauerhaft in Watte gepackt wird und das wertvollste Gut der Familie ist, bei der man alles unterstützt und alles toll findet nur aufgrund von Mitleid.
Ich lebe nämlich in so einer Situation und bin schon seit meiner Kindheit das schwarze Schaf. Dass ganze verletzt mich zutiefst. Weil ich mir einen abarbeiten kann und es wird nicht anerkannt, bei dieser anderen Person ist aber jeder Pfurz sonst wie toll nur aufgrund des Schicksalschlags (3 Jahre her).
Ich weiß es klingt böse, aber ich entwickle eine abartige Eifersucht und finde es solangsam wirklich nervig. Ich möchte nicht ständig Rücksicht nehmen und mich selbst zurück nehmen nur damit eine andere Person der Familie geschützt wird. Bei mir nehmen sie auch keine Rücksicht. Im Gegenteil. Auf meinen Gefühlen kann man getrost rumtrampeln. Ich hatte ja schließlich kein ganz so schlimmes Schicksal.

30.03.2023 15:30 • x 3 #1


P
Zitat von sadlyinlove:
Ich lebe nämlich in so einer Situation und bin schon seit meiner Kindheit das schwarze Schaf.


Oh liebes, willkommen im Club.

Zitat von sadlyinlove:
eine abartige Eifersucht


Das hier, kann ich nicht so recht nachvollziehen.
Verzeih. Schau, ich hab mittlerweile eine so schei. egal Einstellung, dass Verletzungen und Angriffe meiner familie an mir abparalleln, wie Flummies.

Ich hab es aufgegeben zu kämpfen. Ich nahm es irgendwann so hin. Mein Therapeut damals hatte empfohlen den Kontakt abzubrechen, aber das kann ich nicht.

Könntest du es?

Weißt du, nur weil man verwandt ist, heißt es nicht das du die Pflicht hast, alles ertragen zu müssen.

30.03.2023 15:50 • x 6 #2


A


Ewiges Mitleid und Mitgefühl

x 3


Micha83
Liest sich ein wenig wie die Geschichte des ungeliebten zweiten Kindes. Das erstgeborene wird wie ein Halbgott behandelt, das zweite (um mal bei einem sehr vereinfachten Bild zu bleiben) wie der letzte Dreck.

Zum Glück kenne ich persönlich nur wenige Beispiele wo es sowas gibt. Aber ja, ich kenne dennoch Beispiele wo ein Kind in Watte gepackt wird und selbst der Gang zur Toilette wie eine Sensation gefeiert wird, während ein anderes Kind einen Nobelpreis gewinnen könnte und dies nur als Kleinigkeit abgetan werden würde.

Finde ich ganz ganz fürchterlich. Ich mache mich jetzt mal etwas unbeliebt: Nach meiner persönlichen Auffassung ist die Ressource Liebe durchaus begrenzt, sodass auch Eltern nicht in der Lage sind all ihre Kinder gleich stark zu lieben. Zumindest nicht gleichzeitig. Je mehr Kinder, desto mehr verwässert sich die Liebe. So zumindest meinen persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen nach.

ABER: Was gute Eltern von schlechten Eltern unterscheidet ist, dass sie dies ihre Kinder niemals spüren lassen, egal wie viele Geschwister da sonst noch vorhanden sind und was auch immer diese auszeichnen mag.

So, jetzt dürfen alle Eltern, die sich von meiner Ansicht angegriffen fühlen mal mit Steinen nach mir werfen.

30.03.2023 15:51 • x 6 #3


VictoriaSiempre
Ich finde Deine Frage zu wenig konkret

Dein Verhältnis zu dieser anderen Person scheint bereits länger nicht gut gewesen zu sein, wenn Du Dich schon seit Deiner Kindheit (und nicht erst seit deren Schicksalsschlag vor 3 Jahren) zurück gesetzt fühlst.

Da es anscheinend eine Familienkonstellation ist, in der Du diese Probleme hast, wäre eine Variante, Dich dort zurück zu ziehen. Damit meine ich nicht gleich nen Kontaktabbruch, aber eben nur ein Minimum an Aufeinandertreffen. Wut, Neid und Eifersucht bringen Dich nicht weiter.

Mit Verlust geht jede/r anders um. Ich kenne eine Mutter, die ihr Kind sehr grausam verloren hat und die nie darüber hinwegkommen wird. Das heißt nicht, dass sie nicht mehr am Leben teilnimmt und sie muß und will ganz sicher nicht in Watte gepackt werden, aber Sprüche wie „Das ist ja nun schon so lange her, irgendwann muss es auch mal gut sein!“ (hört sie tatsächlich häufiger) sind nicht hilfreich und verletzten zusätzlich.

Manchmal ist ein Perspektivwechsel ganz gut: Wie würde es einem selber gehen und wie möchte man behandelt werden, wenn man selber in dieser Situation wäre?

Frag Dich, was Dich so triggert, dass Du Dich als erwachsene Frau immer noch in Konkurrenz fühlst. Ich schrei nicht sofort „Therapie“, aber wenn Dinge aus der Kindheit noch dermaßen belasten, dann wäre sie vielleicht doch hilfreich.

30.03.2023 15:54 • x 7 #4


P
Zitat von Micha83:
So, jetzt dürfen alle Eltern, die sich von meiner Ansicht angegriffen fühlen mal mit Steinen nach mir werfen.


Als Mom, du hast recht.
Als Schwester ( 4 Kinder ich bin no 3), du hast recht.

30.03.2023 15:55 • x 1 #5


S
Zitat von PuMa:
Oh liebes, willkommen im Club. Das hier, kann ich nicht so recht nachvollziehen. Verzeih. Schau, ich hab mittlerweile eine so schei. egal Einstellung, dass Verletzungen und Angriffe meiner familie an mir abparalleln, wie Flummies. Ich hab es aufgegeben zu kämpfen. Ich nahm es ...

Willkommen zurück. Ein blöde Los.. Egal was man macht, man wird nicht anerkannt und so geliebt wie die anderen. Dass mit dem Kontaktabbruch wurd mir auch schon empfohlen, auch ich kann es nicht. Aber womöglich sollte ich es zumindest reduzieren..

30.03.2023 15:57 • x 1 #6


S
Es geht gar nicht um jemand von meinen Geschwistern. Da hab ich zwar auch diese Rolle, dass ich weniger anerkannt bin aber da stört es mich weniger. Die Person um die es geht ist unser Cousin, die jetzt plötzlich als neuer Bruder gesehen wird weil er keine eigen Familie hat. Und alles dreht sich jetzt nur noch darum, dass er ein tolles Gefühl hat. Bei allem was ich mache (z.B. wenn ich mit meiner Mutter einen anderen Bruder besuche und ICH der Fahrer bin) muss ich ihn mit einbinden und hinterher kriechen und Angebote machen ob er denn nicht mit möchte, obwohl ich das nicht will und es auch nie so war weil wir eben keine Geschwister sind. Bei allem wird geschaut, dass er sich freut. Bei allem heißt es dann Nehm dich zurück, denk dran was er erleidet hat. Es nervt mich aber nur noch. Andere Menschen haben auch ihre Päckchen zu tragen. Soll ich jetzt aus Mitleid bis er 70 ist ihn anders behandeln als alle andere? bzw. wird meine Familie ihn bis er 70 ist jetzt anders behandeln? besser behandeln? Ich verstehe schon, dass man als außenstehender meine Gedanken nicht unbedingt versteht, sie klingen gemein. Aber ich habe diese Gefühle eben..
@Victoria: Um so Sprüche wie du nennst geht es gar nicht. Sowas würde ich nie äußern, ich verletze andere Menschen grundsätzlich nicht gern und versuche dass immer zu vermeiden. Aber trotzdem fände ich wäre es irgendwann mal an der Zeit diese Person wieder normal zu behandeln und nicht ständig nur um seinen Kreis zu drehen und zu überlegen, wie es ihm gut gehen könnte. Ich habe das Gefühl meine Familie sieht ihn jetzt als neuer Bruder und ich werde vedrängt. Ich war ja ohnehin immer das schwarze Schäfchen, das nichts taugt. Die vier arbeiten auch alle in einer ähnlichen Branche und ich bin die einzige, die komplett anders ist.
Dass mich das so triggert, finde ich auch nicht normal. Ich bin da tatsächlich auch schon in Behandlung, weil es mich selbst so wahnsinnig stört.
Ich bin übrigens nicht das Sandwichkind sondern das kleinste

30.03.2023 16:02 • x 2 #7


Susanna
Oh, das hört sich an, als ob seine Eltern umgekommen sind?

... Magst Du Deinen Cousin als Mensch?

30.03.2023 16:06 • #8


S
@Susanna Eigentlich ja. Aber ich möchte ihn nicht als Bruder sehen/annehmen. Und vorallem möchte ich nicht als Schwester/Tante(Onkel kann ich ja nicht sein, aber ich denke ihr wisst was ich meine) etc. verdrängt werden. Er ist übrigens auch erwachsen, also es handelt sich nicht um ein Kind.

30.03.2023 16:08 • #9


P
Zitat von sadlyinlove:
Ich verstehe schon, dass man als außenstehender meine Gedanken nicht unbedingt versteht, sie klingen gemein. Aber ich habe diese Gefühle eben..


Doch doch, ich kann das total verstehen.

Eigentlich ist es egal um welche Person es geht. Ganz ehrlich.

Es geht nun 3 Jahre so, sagtest du?
Hast du mit deinem Cousin darüber geredet? Geht das?

30.03.2023 16:08 • x 1 #10


S
@PuMa Nein das geht nicht. Er ist sowieso ein Igel der auf Eiskalt macht. Ich glaube darum bin ich momentan auch so angenervt. Ich hab mich die letzten 3 Jahre als große Cousine ständig gekümmert und alles in den Ar. geschoben und es kamen immer nur undankbare und *beep* Reaktionen. Ich habe es einem meiner Brüder gesagt, dass ich eifersüchtig bin und ich keine weiteren Geschwister brauche und es auch bescheuert finde, wenn er sich bei dem KInd plötzlich als Onkel bezeichnet. Aber da kam 0 Verständnis. Ich werde als gemein dargestellt. Bin ich ja irgendwie auch. Wobei ich diese Gedanken ja nicht öffentlich teile. Nur sie zermürben mich aktuell.
wenn ich z.B. eine Prüfung bestanden habe kommt Glückwunsch.
Bei meinem Cousin 5 meter lange Texte, wie toll er das doch gemacht hat und wie stolz wir alle sind und was das doch für eine super Leistung ist und bla bla. Genau sowas meine ich. ES werden aus Mitleid Unterschiede gemacht. Und da ich eben wie gesagt sowieso schon immer das Schaf bin, welches um ANerkennung bettelt und alles für alle tut, macht mich das einfach wahnsinnig.
Er hat übrigens noch einen Elternteil. Ein Teil ist weg. Geschwister aber auch keine. Darum ist die Familie natürlich ziemlich klein bei ihm.

30.03.2023 16:11 • #11


Einfachatmen
Zitat von Micha83:
Liest sich ein wenig wie die Geschichte des ungeliebten zweiten Kindes. Das erstgeborene wird wie ein Halbgott behandelt, das zweite (um mal bei ...

Als Schwester - ja, war bei uns auch so. Wurde mir von meiner Mutter auch immer prophezeit das es so ist.
Als Mutter - ist gottseidank bei uns nicht so, aber ich wollte meiner Mutter auch nie recht geben .

Vielmehr ist es so, daß man einfach nie den Fokus auf alle Kinder gleichzeitig haben kann und auch nicht muss, aber unterm Strich sollte es sich irgendwann ausgleichen. Z. B. Quatsche ich mit Kind 1 über sein Computerspiel und schaus mir an. Sehe dafür mit Sohn 2 abends fern. Spiele mit Tochter 1 memory und übe lesen und quatsche mit Tochter 2 am Telefon über ihren Tag. Klappt nicht immer. Aber oft und wenn einer sich grad ungeliebt fühlt kommt er und wir reden darüber. Und ja, ich lieb alle meine Kinder zu 100% - ganz ehrlich!

30.03.2023 16:11 • x 5 #12


Einfachatmen
@sadlyinlove
Ist das von deinen Cousin aus auch so? Ich kann mir auch vorstellen, daß er die Situation auch teilweise als belastend empfindet. Vielleicht möchte er gar nicht so behandelt werden und er wird nie gefragt!
Er ist in dieser Rolle so gefangen wie du.
Mein einziger Tipp, sag offen (zu ihm?) das du nicht so mit ihm umgehen kannst und willst. Nicht weil du ihn nicht magst, aber die aktuelle Situation belastet dich sehr.
Und dann, handle danach.
Du musst nicht alles machen was dir andere auftragen, du darfst nein sagen! Sag, macht ihr es, wenn es euch so wichtig ist!

Du darfst diese Gefühle haben, wir sind nicht immer alle nur nett!

30.03.2023 16:16 • x 2 #13


P
Zitat von Einfachatmen:
Und ja, ich lieb alle meine Kinder zu 100% - ganz ehrlich!


Ich muss schmunzeln. Nichts für ungut.
Ich liebe meine beiden Kinder auch zu 100%. Aber beide auf unterschiedliche Art. Nicht mehr und nicht weniger. Aber unterschiedlich, weil sie ganz unterschiedlich sind.


Zitat von sadlyinlove:
Nein das geht nicht. Er ist sowieso ein Igel der auf Eiskalt macht. Ich glaube darum bin ich momentan auch so angenervt.


Darf ich fragen wie alt er ist?
Wie lebt er?
Hat er eine Partnerin oder Partner? Job? Ist er sonst fest im Leben?

Zitat von sadlyinlove:
wenn ich z.B. eine Prüfung bestanden habe kommt Glückwunsch.
Bei meinem Cousin 5 meter lange Texte, wie toll er das doch gemacht hat und wie stolz wir alle sind und was das doch für eine super Leistung ist und bla bla


Ich kann das sooooo gut nachvollziehen.
Ein Rezept dafür hab ich nur leider nicht.

30.03.2023 16:18 • x 1 #14


S
@PuMa
Er ist 25 und hat einen Job. Eine Partnerin nicht aber sehr viele enge Freunde.

30.03.2023 16:20 • x 1 #15


A


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