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Ex fängt wieder an zu kämpfen!

J
Hallo liebe Community,
ich (45) habe mich vor drei Wochen (an Heiligabend) von meinem Freund (54) getrennt. Wir hatten eine zweieinhalbjährige Beziehung, aus der ich schon mehrmals versucht habe, auszubrechen. Das Problem ist, dass er mir emotional nicht genug bieten kann. Und er raubt meine Energie. Ich habe ihn geliebt und tue es wahrscheinlich immer noch. Aber er tut mir nicht gut. Immer wieder Verletzungen, Enttäuschungen, leere Versprechungen. Das Problem ist, nach jeder Trennung (und das ist jetzt schon die achte von mir), wenn ich gerade anfange, wieder aufzuatmen, fängt er das Kämpfen um mich an. Ist total emotional, ihm tut alles auf einmal schrecklich leid, er sagt, er liebt mich wie keine zuvor, ich wäre seine absolute Traumfrau, er würde nun alles ändern etc.
Das Problem: In der Vergangenheit bin ich leider mehrmals drauf reingefallen, sah in ihm wieder meinen Traummann, hatte Hoffnungen, dass nun alles gut wird. Doch schon nach kurzer Zeit fing er wieder an, der alte zu sein und nichts änderte sich. Im letzten Jahr hat er sich bei guten Freunden von mir ausgeweint (die er vorher angeblich nicht mochte), nun hat er heute eine andere Freundin von mir angerufen, um sich auszuheulen. Bei mir hat er heute auch angerufen, bin aber nicht rangegangen.
Das Problem ist auch, er hat sich vor zwei Jahren ein Haus in meiner Straße gekauft, wohnt also nun in Sichtweite. Ich habe schon Angst, ihn zu sehen, wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe. Wie kann ich mich schützen? Einerseits vermisse ich ihn total, weiß aber auch, dass ich raus muss aus dieser Spirale. Ich habe genug Runden in diesem Karussell gedreht, bei jeder wurde mir schlecht, noch eine Runde vertrage ich nicht.

Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu wirr geschrieben, bin gerade emotional in einem Katastrophenzustand.

16.01.2020 00:20 • #1


L
Alles was du geschrieben hast, kann ich nachvollziehen und auch wenn ich momentan nicht das Beste Vorbild bin, weil ich auch selbst gerade sehr mit meiner Situation zu kämpfen habe und einen Fehler nach dem andere mache, kann ich dir aber sagen, dass du ja auf wirklich alles schon die Antworten gegeben hast.

Sobald er merkt, dass du weg bist, kommt er wieder an und kämpft um dich und sobald er merkt, dass du wieder weich wirst, rauchen seine alten Muster wieder auf. Klingt doch wie ein Spiel, oder?

Und du weißt ja auch schon selbst, dass die beste Lösung für dich wäre das Spiel nicht mehr mitzuspielen. Jetzt ist die Situation mit dem Haus etwas komplizierter. Aber mach trotzdem dein Ding. Weiß nicht, falls du ihm beim Gassi geben mit dem Hund siehst, nick ihn kurz zu (finde, dass meine seine Höflichkeit niemals verlieren sollte) aber geh dann weiter.

Du schaffst es!

16.01.2020 00:27 • x 1 #2


A


Ex fängt wieder an zu kämpfen!

x 3


J
Liebe LiLthink,
vielen Dank für Deine Antwort.
Ja, mein Kopf weiß es, nur mein Herz leider nicht. Gerade weil er jetzt wieder der Mann ist, der alles für mich tun würde.
Ich bin nur wütend darüber, dass er wieder einmal Freunde von mir benutzt, um an meinem Leben teilzuhaben und einen Fuß in meine Tür zu setzen. Am liebsten würde ich ihm schreiben, dass er meine Freunde gefälligst in Ruhe lassen soll. Aber das wäre dann wieder eine Kontaktaufnahme, die er nutzen wird, um mit mir ins Gespräch zu kommen.
Nächste Woche Montag fange ich eine Gesprächstherapie an, um all die Verletzungen zu verarbeiten, die er mir zugefügt hat. Die Therapeutin hat mir vor fünf Jahren schon mal gut geholfen, über meine Scheidung hinwegzukommen. Aber bis Montag scheint gerade irgendwie noch lang. Und da er heute angefangen hat, Kontakt zu suchen, weiß ich ungefähr, was mir die nöchsten Tage noch blüht. Er wird wieder vor meiner Tür stehen, Briefe schreiben etc...

16.01.2020 01:13 • #3


E
Hast du auch mal versucht mit ihm über die Probleme in der Beziehung zu reden, und ihm die Chance zu geben sich zu verändern, bevor du dich trennst?

Was für Verletzungen hat er dir zugefügt?

16.01.2020 01:16 • #4


tesa
Ich muss grad an das Buch ich lieb' dich nicht, wenn du es tust denken. Vielleicht hilft es.

16.01.2020 01:29 • x 1 #5


J
Zitat von Erneut:
Hast du auch mal versucht mit ihm über die Probleme in der Beziehung zu reden, und ihm die Chance zu geben sich zu verändern, bevor du dich trennst?

Was für Verletzungen hat er dir zugefügt?


Ich habe mir die Zunge wund geredet, doch in der Beziehung hatte er kein Ohr dafür. Er hat so ziemlich alles verdreht und so hingestellt, als wäre ich an allem Schuld. Und ich war dann immer diejenige, die wieder alte Sachen ausgräbt, die ja schon längst vorbei sind.
Verletzungen in dem Sinne, dass er ständig an mir rumgemäkelt hat, in seinen Augen mache ich alles falsch, er ständig über andere Frauen geschwärmt hat, mich vor anderen Frauen verleugnet hat, sich heimlich mit anderen getroffen hat, Lügen etc. Ist schwierig, dass alles mal kurz in Worte zu fassen. Er hat mir immer das Gefühl gegeben, nicht gut genug zu sein. Er hat auch sehr provokant vor mir mit anderen Frauen geflirtet. Und, wenn es mir schlecht ging, hat er mich links liegen lassen. Nur wenn ich funktioniert habe, war ich gut genug. Dabei habe ich wirklich viel für ihn getan, eigentlich alles.
Mir ging es als Single wirklich gut, bevor ich ihn kennenlernte. Ich habe einen guten Job, ein eigenes Haus, einen sehr guten Freundeskreis, würde mich als attraktiv bezeichnen etc. Mir fehlte einfach nur der richtige Mann an meiner Seite. Dann kam er, witzig, klug, charmant, gut aussehend und hat mich mit seiner Art einfach umgehauen. Die ersten Monate waren toll, wir hatten tolle Urlaube und alles sah aus, als wenn es 100 Prozent passt. Diese emotionalen Verletzungen kamen langsam, ja fast schleichend und wurden dann immer mehr. Wie gesagt, ich habe mich oft getrennt, er war dann jedes Mal total einsichtig und hat mir das blaue vom Himmel versprochen, sogar schriftlich gegeben, dass nun alles besser wird. Aber nach jedem Wiederzusammensein war die Zeit des sich Mühe gebens kürzer.

16.01.2020 01:37 • x 5 #6


J
Zitat von tesa:
Ich muss grad an das Buch ich lieb' dich nicht, wenn du es tust denken. Vielleicht hilft es.


Vielen Dank, ich schau mal bei ama***.

16.01.2020 01:39 • x 2 #7


M
Ich habe mir die Zunge wund geredet, doch in der Beziehung hatte er kein Ohr dafür. Er hat so ziemlich alles verdreht und so hingestellt, als wäre ich an allem Schuld. Und ich war dann immer diejenige, die wieder alte Sachen ausgräbt, die ja schon längst vorbei sind.

Reden ist generell eine gute Idee in Beziehungen. Worüber man redet ist für mich immer ausschlaggebend. Wenn beide das Gleiche wollen, und nur andere Wege dahin nehmen wollen, hat es bestimmt Sinn darüber zu reden und eine Lösung zu finden. Wenn man sich aber die Zunge wund redet wie du es schreibst, dann kann es sein, dass du hier dauerhaft Überzeugungsarbeit leisten wolltest. Wofür genau? Und warum war dein Standpunkt so richtig und richtiger als seiner? Das frage ich ganz wertfrei. Wenn er dann alles verdreht hat, dann scheint ihr auf sehr verschiedenen Standpunkten gestanden zu haben.

Dazu kommt, wenn man im Streit Schuld verteilt, ist das schon mal prinzipiell schlecht. Das Herausholen oller Kamellen auch. Für mich zeigt das eigentlich immer, dass bei Schuldverteilung ein Paar nie im Hauptfokus hat, den anderen glücklich zu machen und von dessen Glücklichen wiederum selbst glücklich zu werden. Eher geht es um den Wunsch, dass der andere bitte glücklich machen soll und das am besten in einem vorgegebenen Rahmen.

Mein Rat an dich wäre, dich nicht auf die Begegnungen mit ihm zu konzentrieren, sondern seine Anrufe zu ignorieren wie du es bereits tust, deine Freunde zu bitten ihm zum Ausheulen kein Ohr mehr zu leihen, sondern ihm zu sagen, dass es nicht ihre Angelegenheit ist und sie sich raushalten möchten. Du kennst seinen Zeitplan und seine Wege und kannst so Zeiten und Wege erst einmal vermeiden. Im Notfall Hund ins Auto und neue Laufstrecke.

Am Wichtigsten finde ich aber, dass du am Thema Dinge hinter dir lassen bleibst. Viele Paare holen immer wieder alte Themen hervor und frustrieren sich maximal. Insbesondere Männer schalten in solchen Streits ab und man kommt nie zur Lösung. Frage dich, was für dich im Zusammenleben absolut wichtig ist und wo du keine Kompromisse eingehen kannst ohne dich selbst zu schwächen und unglücklich zu machen. Positioniere dich. Dann arbeite am Thema Vergangenes loslassen. Altes hochzuholen zeigt, dass man selbst noch nicht bei der Lösung ist und erst einmal einen faulen Kompromiss geschlossen hat. Frage dich ob du insgesamt, auch bei der Arbeit und mit Freunden zu oft Kompromisse eingehst und ob dahinter Konfliktscheu oder Verlustängste stehen.

Ich würde mir diese beiden Punkte mit dem Ziel nehmen, genauer mir selbst und anderen gegenüber positioniert zu sein und Strategien zu entwickeln, die es mir ermöglichen einen Vorfall zu vergeben und vor allem zu vergessen, damit man als Paar tatsächlich nach einem Streit neu beginnen kann.

16.01.2020 11:37 • x 1 #8


P
Finde den Begriff Traummann/Traumfrau immer bedenklich.

Heisst viel zu oft das man den Anderen schlicht nicht realistisch sieht.

Entweder weil man selbst unrealistisch fantasiert bzw. der Andere ein unrealistisches Bild von sich selbst gezeichnet hat.

Fast alle Storys über ein Beziehungsende fangen quasi mit diesem Begriff oder der Beschreibung/Umschreibung diesbezüglich an.

In Deinem Fall hat er Dich halt in der Eroberungsphase mit Emotionalität geködert/überhäuft da Du selbst sagst das Du das brauchst und danach gierst quasi.

Das hat Dich dann blind und abhängig gemacht.

Dann hat er das zurückgefahren als er Dich sicher hatte und diese Abhängigkeit von Dir benutzt um Dich zu kontrollieren.

Sagst ja selbst das er Dich da auf den Entzug gesetzt hat und das auch am meisten zu bedauern scheinst bzw. darunter am meisten leidest. Das auch am liebsten wieder hättest, so suchten auch Menschen nach ihrem Nikotin etc.

Und natürlich mag er sein Spielzeug nicht verlieren, versucht damit wieder zu ködern etc.

Würde das schlicht absolut unterbinden und dann meine Abhängigkeit da hinterfragen.

16.01.2020 12:35 • x 3 #9


P
Aber man muss auch aufpassen.

Kenne weibliche emotionale Energievampire.

Die können auch Männer da zu Höchstleistungen motivieren am Anfang weil die Damen ohne eigene Emotionen darüber Energie beziehen.

Diese lassen dann sehr stark nach und denken der eigene Einsatz am Anfang wird dann unendlich weiter gesteigert und abgeliefert vom Anderen.

Teilweise sogar abgepresst oder der mangelhafte Einsatz des Mannes möglichst schmerzhaft zb. an Weihnachten (sehr emotional) bestraft durch eine Trennung da.

Der emotionale Rückzug des Partners auch seinem Selbstschutz dienen kann oft weil eben der Emo da nicht ganz echt und sauber ist bzw. einen selbst aussaugt.

Vielleicht noch liebt den Anderen aber eben die Kraft und Energie da einteilen muss und dafür Jemand auf Entzug bekommt der dann auch abgeht.

Auch das ist möglich.

16.01.2020 12:51 • x 2 #10


Heffalump
Zitat von JoHannah:
nun hat er heute eine andere Freundin von mir angerufen, um sich auszuheulen.

https://vivelia.de/blog/gaslighting-toxische-partner/
Zitat von JoHannah:
Er hat so ziemlich alles verdreht und so hingestellt, als wäre ich an allem Schuld.

Lies die Seite, du wirst vieles wieder erkennen
Zitat von JoHannah:
alles sah aus, als wenn es 100 Prozent passt.

ex-partner-und-trennung-von-narzissten-austausch-t35770-s28875.html#p2028451

ein Thema für uns alle, die einen toxischen Partner hatten

16.01.2020 13:00 • x 1 #11


M
Ich finde es wird viel zu schnell von toxischen Partnern geredet. Es gibt sie natürlich, aber oft ist es doch die Dynamik einer Partnerschaft, die nicht nur das Beste in einem hervorbringt. Wenn Streitkulturen nicht übereinstimmen, der eine eloquenter ist als der andere usw. Manchmal passt es einfach nicht. Die TE hat ja scheinbar sehr lange geredet und die Streits immer die gleiche Wendung genommen.

Vielleicht passieren die Verdrehungen und Schuldzuweisungen dem Ex mit einer anderen Partnerin nicht der weniger. Wir hoffen ja auch, dass bei einer neuen Partnerschaft nicht unsere alten Ängste geweckt und wir unsere Muster wiederholen. Man ist nicht zwangsläufig SO - man ist im Zusammenspiel mit anderen auch immer etwas oder sehr unterschiedlich, oder nicht?

16.01.2020 14:44 • #12


Heffalump
Zitat von MaryAnne:
es wird viel zu schnell von toxischen Partnern geredet.

na wenn er dir nicht gut tut, wie nennst du ihn dann? Schatz?

16.01.2020 14:47 • x 2 #13


M
Nein, das nicht. Aber ich finde, dass man den eigenen Anteil immer mehr im Auge haben sollte, als die Charakterzüge des anderen. Es gibt toxische Menschen und von denen heißt es sich fernzuhalten. Dafür ist deine Buchempfehlung gut, denn so erfährt man von Warnzeichen. Gleichzeitig sensibilisiert so ein Ratgeber möglicherweise noch mehr und man glaubt plötzlich bei jedem toxisches Verhalten festzustellen. Vor einigen Jahren waren plötzlich viele Borderliner unterwegs, aktuell Narzissten...das hat auch immer damit zu tun, welches Bild gerade in Ratgebern und Blogs am meisten besprochen wird.

Tatsache ist doch, dass jeder von uns zu toxischem Verhalten gebracht werden kann, wenn er oder sie in Dynamiken mit anderen steckt und aus Spiralen nicht mehr rauskommt.

Wie oft glaubt man am Anfang einer Beziehung, dass man mit kleinen Macken leben kann oder es nur ein bisschen Zeit braucht, bis der andere sich ändert. Im Verlauf bemerkt man, dass es einen doch mehr stört als gedacht und der andere sich nicht ändern wird. Kann man jetzt nicht von dem Idealbild loslassen und sich sagen, dass das meiste stimmt und es nicht so wichtig ist, dass sich der andere ändert, dann läuft man in eine Frustrationsspirale, in der bei jedem Streit weitere Verletzungen zugefügt werden und wie hier bei der TE zusätzlich noch die Vergehen der letzten Monate mit aufs Tablett kommen. So häuft sich eine Menge Negativität an, die sich nicht mehr lösen lässt. Beide Partner sind zu sehr frustriert und verletzt. Trotzdem ist irgendwo noch das Idealbild und die einigen schönen Momente, die sie hoffen lassen.

Wenn das Paar jetzt nicht die Reißleine zieht und jeder bereit ist Abstriche vom Idealbild zu machen, dann wird es nichts. Im nächsten Schritt muss dann gegenseitig vergeben werden und klar sein, dass die Kamellen von früher in die Vergangenheit gehören. Sonst baut man im nächsten Konflikt den alten Berg nur weiter auf.

Man kann eben nur sich selbst verändern. Im besten Fall verändert das dann die anderen mit.

16.01.2020 15:05 • x 2 #14


M
Ohne großartig auf toxische Beziehungen eingehen zu wollen oder dergleichen, aber hier:
Zitat von JoHannah:
nach jeder Trennung (und das ist jetzt schon die achte von mir)

wäre bei mir schon definitiv der Ofen aus. Konsequenz heißt das Stichwort.

16.01.2020 15:13 • x 3 #15


A


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