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Ex hat Neue & ich will unbedingt wissen, wer es ist

C
Vielleicht ist es gar nicht die neue Generation, die so drauf ist, denn wir ü30 haben ja mit gleichgesinnten das gleiche Problem. Wir leben in einer Überflussgesellschaft.
Meine Großeltern z.B. wurden mitten im WK2 geboren. Als die sich kennenlernten und heirateten lag Deutschland noch in Trümmern in Teilen mussten sie zusehen wo sie schlafen können. Das schweißt zusammen. Man hat einfach ganz andere Sorgen und Nöte als sich nach einer Frau/Mann aus dem Nachbarsdorf umzusehen.
Die beiden sind nun seit über 65 Jahren verheiratet! Meine Eltern haben sind im kalten Krieg aufgewachsen. Es gab keine Trümmer mehr, aber das Leben hatte doch noch viele Stolpersteine. Immer wieder die Gefahr eines großen Krieges, lange Wehrpflichtzeiten (NVA 3 Jahre), ein Job der gerade so genug Geld zum Leben abwirft, Urlaub nur mit Beziehungen und jeder Urlaubstag musste zuvor angespart werden. Die beiden haben bald goldene Hochzeit.
Wenn ich dagegen mein Leben sehe...ich habe wohlbehütet mein Zimmer gehabt (hatte immer ein eig. Zimmer), meine größten materiellen Probleme waren als Kind, dass ich keien Zentralheizung hatte und es immer etwas kalt war.
Dann mein Abi, 9 Monate Bundeswehr wo ich den ganzen Tag PC spielte weil es nur zeitabsitzen war, dann eine schöne Ausbildung mit ordentlicher Vergütung mit eigener Wohnung...Job der genug abwirft...mit 25 kam das erste Kind mit 28 die Eigentumswohnung....
Ich habe mir das alles verdient. Ich gehe dafür arbeiten und ich habe sowohl meine Hochzeit als auch meine Scheidung selbst bezahlt - aber existenzielle Probleme wie meine Großeltern...oder Eltern never.
Ich gehöre aber zur generation - Kind mach Hausarbeit, lerne, ziehe Schule und Ausbildung durch und bricht nicht dreimal ab....
Die nächste Generation nach mir wird mit IPhones großgezogen, die schlimmste Hausarbeit wäre mal den Müll runter bringen und auch das nur unter Protest, sie gehen einfach so mal 1-2 Jahre ins Ausland um zu sehen was es so gibt, studieren mal dies und das, brechen Ausbildungen ab - probieren was neues.....leben in den Tag hinein ohne festen Fahrplan.
Ich möchte nicht sagen, dass das alles verkehrt ist, denn dafür fehlen die Informationen. Jede Generation sagte bisher zur Jugend, wie verkommen sie ist und das aus ihnen nichts wird, weil sie nicht den alten Maßstäben folgen und bisher ging der Fortschritt, das Lebensalter und die Entwicklung immer weiter nach vorn - trotz aller angeprangerten Missstände.
Und wir sind mehr oder minder Opfer dieser Entwicklung.

Gerade dieses Kämpfen und Durchhalten lernen unsere Kinder gar nicht mehr und wir verlernen es recht schnell. Wozu auch kämpfen wenn man Ersatz haben kann?
Ich finde es auch traurig und habe Angst immer allein sein zu müssen. Ich habe 12 Jahre mit meiner Ex-Frau ausgehalten obwohl alles gegen uns stand und uns die Probleme auffraßen. Letztlich hat sie die Leine gezogen und es war vermutlich richtig so. Es ist eine Gradwanderung - wo man sehr genau wissen muss bis zu welchem Punkt ist man bereit Opfer zu ertragen und ab wann wird es zu viel.

@LastUnicorn
Du bist richtig weggezogen? Hat es geholfen?
In den 18 Monaten meiner Scheidung habe ich mir die Frage immer und immer wieder gestellt.
Auf der einen Seite habe ich um meine Wohnung gekämpft, sie ist das letzte Überbleibsel aus meinem alten Leben aber in mir sind so viele Stimmen....das macht mich wahnsinnig.
Es gibt eben kein richtig oder falsch, es gibt nur Entscheidungen. Und meine inneren Konflikte fressen mich auf. Ich fühle mich zu alt um Fehlentscheidungen zu treffen. Ich will keine Fehler machen und so viel es mir unendlich schwer zu entscheiden was ich tun soll.
Zur Wahl stand mehr oder weniger Wohnung verkaufen und in die Stadt ziehen oder Wohnung behalten und im Vorort leben.
Bleibe ich habe ich meinen Kiez, meine Bekannten und muss nicht umziehen, zudem kann sie später als Rente gut taugen. Aber eventuell vereinsame ich auch.
In der Stadt hätte ich später weniger Aussicht auf ein gutes Rentenleben dafür aber vielleicht mehr Chancen jemamden kennenzulernen. Aber auch dort kann ich vereinsamen, wenn ich eben auch dort niemanden kennenlerne. Diese Fragen haben mich um den Verstand gebracht. Es gab keine Lösung.
Ich habe jetzt eine Entscheidung getroffen, weiß aber nicht ob es richtig ist. Ich habe mich zum bleiben entschlossen mit der Chanche, die Bude zur Not zu vermieten.
Aber die kommenden Jahre bleibe ich defintiv in der Vorstadt. Aber ob es letztlich richtig war?
Ich habe einfach nicht den Mut alles hinzuwerfen und neu anzufangen...

29.01.2019 08:37 • x 4 #46


C
Zitat von Malina84:
Ich glaube nicht das früher alles besser war aber halt anders.

Das halte ich wie Churchill - Früher war alles besser - auch die Zukunft!
Ich finde das war ein weiser Spruch von ihm.

Zitat von Malina84:
Das manche Menschen immer das perfekte möchten und nicht sehen das es schon da ist. Man möchte mehr aber schätzt nicht zu wissen was man hat.

Genau diese Erfahrung mache ich auch. Und hier nichtmal nur in Bezug auf Liebe und Partnerschaft sondern auch auf die Kleinigkeiten im Leben.
Man nimmt die ganzen guten Sachen gar nicht mehr wahr. Die Reizüberflutung ist derart ausgeprägt es muss immer größer, besser, schnell sein.
Man freut sich nicht mehr über das erreichte. Der Mensch ist maßlos.
Das Verhalten ist mir auch bei mir aufgefallen.
Gerade die letzten Jahre bin ich von einem Termin zum anderen gehetzt. Ich habe die Welt um mich überhaupt nicht mehr wahr genommen und die Veranstaltungen brachten kaum Freude, weil ich gedanklich ganz woanders war.
Meine Vorgaben für 2019 waren daher nur - entstressen. Mehr Zeit dafür einsetzen meine Dinge, die ich so mache zu verinnerlichen. Aber es fällt unglaublich schwer.

29.01.2019 08:47 • x 1 #47


A


Ex hat Neue & ich will unbedingt wissen, wer es ist

x 3


LastUnicorn
@Coloneltw
Ich kann Dir in Deinem Beitrag nur teilweise zustimmen.
Die Beispiele Deiner Eltern und Großeltern finde ich unglaublich toll und erstrebenswert, aber ich kenne auch ganz viele andere Beispiele aus früheren Zeiten, in denen Paare, vorallem die Frauen, in lieblosen Ehen verharren mussten, weil weder die Mittel noch die Wege da waren um sich zu trennen und neu anzufangen und man es dann wohl oder übel mit dem Aushalten mussten, mit dem man/frau sich gebettet hatte.
Wobei ich Dir zustimme das unsere Wegwerfgesellschaft uns die Partnerfindung nicht leichter macht.
Ich muss ja selber das ein oder andere Mal ehrlich zu mir sein und mich fragen ob meine Ansprüche an einen Partner nicht zu hoch sind und ich mir damit selber im Weg stehe?! Und ich rede jetzt nicht von Einkommen, Status etc., sondern das, von dem ich immer dachte das ein Partner innerhalb der Beziehung leisten muss an emotionalem Support und so.
Ich glauben leider schon das unsere Generation (und die folgende noch mehr) sehr verwöhnt ist und einen extrem hohen Anspruch daran hat wie glücklich man im Leben sein muss und viel davon auf den Partner projiziert. Wenn man keine anderen Probleme hat, dann macht man sich eben welche.

Und zum Thema Wegziehen.
Nein, ich bin noch nicht umgezogen, bin aber aktiv auf der Suche nach einer Wohnung.
Ich verstehe Deine Bedenken, da Du ja auch Eigentum hast, was bei mir nicht der Fall ist, aber auch ich habe mit den Stimmen zu kämpfen. Innen wie auch im Außen.
Meine Freunde und Familie fragen mich immer ob ich mir das gut überlegt habe, was das denn ändert und so weiter und bla bla. Das macht es mir auch nicht leichter.
Aber ich sage mir dann immer: Du hast gerade mal die Hälfte Deines Lebens hinter Dir. Willst Du noch 40 Jahre so weiter Leben wie bis jetzt?

Ich finde einen Spruch absolut bezeichnend und den sage ich mir immer wieder im Kopf, wenn der Zweifel mich heimsucht:
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen das sich etwas ändert! (~Albert Einstein).

Ich finde man ist nie zu alt für Fehlentscheidungen! Du triffst im Grunde jeden Tag eine Entscheidung, auch wenn Du alles beim Alten belässt, aber woher weißt Du das es richtig ist?

29.01.2019 21:35 • x 2 #48


C
Zitat von LastUnicorn:
@Coloneltw
Ich kann Dir in Deinem Beitrag nur teilweise zustimmen.
Die Beispiele Deiner Eltern und Großeltern finde ich unglaublich toll und erstrebenswert, aber ich kenne auch ganz viele andere Beispiele aus früheren Zeiten, in denen Paare, vorallem die Frauen, in lieblosen Ehen verharren mussten, weil weder die Mittel noch die Wege da waren um sich zu trennen und neu anzufangen und man es dann wohl oder übel mit dem Aushalten mussten, mit dem man/frau sich gebettet hatte.

Ja ich weiß, diese Beispiele gab es auch. Und es sollte auch nicht Ziel sein, sich durch eine Ehe zu quälen. Aber ein wenig daran arbeiten, viel reden und so weiter kann helfen die Ehe zu verbessern.
Ist ja nix anderes wie mit Materiellen Dingen auch. Ein Auto, auf das ich 10 Jahre lang egspart habe, wo ich hart für arbeiten musste pflege ich viel mehr und weiß es viel mehr zu schätzen, als wenn ich es einfach so bekommen hätte.
Da fährt man dann häufiger mal in die Waschanlage, saugt es mal aus, fährt regelmäßig zu den Wartungsläufen...
An einer Ehe muss man auch arbeiten. Ist natürlich schwerer als das Single Leben wo man niemanden Rechenschaft abgeben muss. Aber die Arbeit lohnt sich wenn man dafür nicht allein ist und jemanden hat, der einen liebt.

Zitat von LastUnicorn:
Wobei ich Dir zustimme das unsere Wegwerfgesellschaft uns die Partnerfindung nicht leichter macht.
Ich muss ja selber das ein oder andere Mal ehrlich zu mir sein und mich fragen ob meine Ansprüche an einen Partner nicht zu hoch sind und ich mir damit selber im Weg stehe?! Und ich rede jetzt nicht von Einkommen, Status etc., sondern das, von dem ich immer dachte das ein Partner innerhalb der Beziehung leisten muss an emotionalem Support und so.

Welche Ansprüche hast du denn so?

Zitat von LastUnicorn:
Ich glauben leider schon das unsere Generation (und die folgende noch mehr) sehr verwöhnt ist und einen extrem hohen Anspruch daran hat wie glücklich man im Leben sein muss und viel davon auf den Partner projiziert. Wenn man keine anderen Probleme hat, dann macht man sich eben welche.

Ja das sehe ich ähnlich. Die meisten Probleme sind hausgemacht.

Zitat von LastUnicorn:
Und zum Thema Wegziehen.
Nein, ich bin noch nicht umgezogen, bin aber aktiv auf der Suche nach einer Wohnung.
Ich verstehe Deine Bedenken, da Du ja auch Eigentum hast, was bei mir nicht der Fall ist, aber auch ich habe mit den Stimmen zu kämpfen. Innen wie auch im Außen.
Meine Freunde und Familie fragen mich immer ob ich mir das gut überlegt habe, was das denn ändert und so weiter und bla bla. Das macht es mir auch nicht leichter.
Aber ich sage mir dann immer: Du hast gerade mal die Hälfte Deines Lebens hinter Dir. Willst Du noch 40 Jahre so weiter Leben wie bis jetzt?

Ich finde einen Spruch absolut bezeichnend und den sage ich mir immer wieder im Kopf, wenn der Zweifel mich heimsucht:
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen das sich etwas ändert! (~Albert Einstein).

Ich finde man ist nie zu alt für Fehlentscheidungen! Du triffst im Grunde jeden Tag eine Entscheidung, auch wenn Du alles beim Alten belässt, aber woher weißt Du das es richtig ist?

Das ist der Punkt, man weiß es nicht. Es ist kein Computerspiel, wo man im Zweifel neu laden kann und was anderes ausprobiert.
Den Spruch von Einstein kenne ich auch - etwas anders formuliert. Ich finde den auch toll.
Vielleicht ist es letztlich gar nicht wichtig ob eine Entscheidung letztlich gut war oder nicht, man sollte mit der Entscheidung leben können.
Ich denke oft darüber nach, was ich im Leben falsch gemacht habe, an welchem Punkt die Weiche in die falsche Richtung zeigte und vrsuche mir auszumalen was die Alternative wäre. Am Ende lande ich wieder bei meinem Leben.
Es gab zu dieser oder jenen Zeit kaum andere Wahlmöglichkeiten zumindest keine die zu dieser Zeit sinnvoller gewesen wären. Auch heute fällt mir bei vielen Dingen keine gute Alternative ein. Ich hoffe das ich so mal mit meiner Vergangenheit abschließen kann, Frieden mit mir selbst herstellen kann. Aber das ist noch ein langer Weg.

30.01.2019 09:56 • #49




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