Guten Abend, ich will nochmal versuchen, auf die Punkte kompakt wie möglich einzugehen.
Vorweg, ich bin eigentlich ein sehr selbstsicherer Mensch, vor der Begegnung mit ihm sogar noch mehr gewesen, das kam dann erst so langsam zurück, als der Kontakt zu den Sommerferien hin weniger wurde.
Wieso ich dieses Gedankenkarussel nicht verlassen kann....es fühlt sich an, wie bei einem Entzug, richtig. Ich habe mich auch vor dieser Begegnung nie mit toxischen Narzissten auseinandergesetzt. Ich hatte Bezhiehungen, die liefen einfach nicht, das kennt jeder, man hat keine Gefühle oder keine Interessen.
Ich hatte aber nie eine Beziehung, wo ich dermaßen viel Kritik erfuhr, dermaßen heftige Streitereien hatte, meistens einfach wegen garnichts, und dann sogar psychosomatische Probleme. Ein Arzt machte mich aufmerksam und fragte mich: Haben sie aktuell Stress, dann stellen sie das ab. Das war übrigens auch der Punkt an dem meine Geschwister sagten: Da stimmt doch was nicht.
Ich hatte immer mal nette, sehr nette Begegnungen mit netten Männern, die alle super nett waren, aber mich immer etwas störte und ich sogar während dieser Treffen mehr an ihn dachte als in der Situation war. Furchtbar.
Das Schlimmste ist, es klingt jetzt als hätten wir eine 20 Jahre tolle Ehe geführt. mitnichten war dem so. Ich erinnere mich an die ersten Treffen. Ich glaube, da ich so etwas nicht kannte, habe ich es komplett fehlinterpretiert und zwar als Wow, der hat echt Interesse an mir, weit gefehlt.
Das erste Date war schon geprägt von Kritik unterschwellig, ich erinnere mich genau obwohl es lang her ist. Es war geprägt von Verhör, also er wollte genau wissen, wie ich zu jedem Kollegen stehe, also den Männern, mit wem ich abends schreibe, er verpackte das als Kennenlernen. Ich verstand das dummerweise auch so. Zuerst war er total entspannt, wie ich schrieb, Familie kein Problem, Freunde kein Problem. Ich lebte erstmal mein Leben, die ersten ein, zwei Wochen.
Nach dem ersten gemeinsamen Wochenende, das ging von Samstag Abend bis Sonntag Abend sagte ich so ich fahr jetzt heim, muss noch meine Sachen für morgen packen. Und ab da merkte ich, das war wirklich einen Monat nach dem ersten Date, das schmeckte ihm nicht. Wir hatten am Wochenende bei ihm daheim rumgelungert, es war ok, aber ich bin eigentlich jemand, gehe mal joggen und fahre mal Rad, er ist total unsportlich, er hasst Bewegung, er raucht auch recht stark, was vorher für mich no go war. Er meinte damals schon also ich will dich schon mind 3-4x die Woche sehen.
Das ist für mich kein Problem, aber dann ging es weiter. Wir arbeiteten ja zusammen, er wollte mich dann zunehmend maßregeln auf der Arbeit, ich hatte einen Rock an, der war völlig normal geschnitten und er meinte Da kannst du gleich komplett ohne gehen, wenn du das anziehst, was soll das? Es kam nie ein Kompliment, sondern immer nur Gemecker. Dann wollte er mir zeigen, dass Joggen nicht gut für die Gelenke sei und überhaupt hatte ich ihm gesagt, dass ich diesen Ausgleich brauche. Woraufhin er meinte, dass das eigentlich nicht normal sei, man wolle sich...so er, zu Beginn der Beziehung ständig sehen.
Ab da dachte ich mir schon: Ich kriege ja keinen Alltag mehr hin, wenn das so läuft, zunehmend habe ich versucht, mein Leben so zu organisieren und zu basteln, dass es ihm passt. Eine Baustelle geschlossen, öffnete sich die nächste. Er wollte auch nicht bei mir übernachten, sondern ich sollte immer zu ihm fahren. Das ist überhaupt nicht praktikabel. Ich kann nicht jeden Abend alles stehen und liegen lassen und zu ihm kommen. Wir haben das dann ein paar mal so gemacht, dass er zu mir und ich zu ihm fuhr, dann war jedesmal miese Laune von ihm - irgendwas schmeckte ihm nicht Du kannst jetzt nicht einfach mal hier liegen ohne zu reden oder? oder eben sowas wie Du musst immer dies und das machen, wieso kannst du nicht einfach mal.
Zunehmend konnte ich überhaupt nichts mehr richtig machen, beim Autofahren Kritik ohne Ende, aber selber fahren wollte er auch nicht, weil er dann nichts trinken konnte, jedes Wochenende war Diskussion, das hörte auch nicht mehr auf. Zunehmend zog ich mich zurück, S. lief sowieso nichts mehr.
Ja....jeder Mensch löst sich aus dieser Bindung. Das hat er dann ja zwei Mal übernommen, einfach schluss gemacht. Ich weiß noch die ersten Wochenenden fühlten sich total leer an, weil er die ja 100 Prozent ausgefüllt hatte, und es folgte dann die Strafe, er zog mit Kumpels um die Häuser und ließ mich das auch wissen.
Dann vor den Sommerferien der große Krach, das dritte Ende. Ich beließ es dabei, war auch zu dem Zeitpunkt sehr stabil, und hatte auch wieder ein paar Sachen im Tierheim aufgebaut, das war ihm übrigens auch nie recht, wieso ich da Samstags helfen würde, das sei unser Tag.
An unserem Tag waren wir aber fast von Beginn an nur am Streiten, Diskutieren, Rechtfertigen.
Immer wenn ich seine Hand nahm, kritisierte er wie ich die Hand nahm, das macht man so und so, er müsse mir wirklich alles beibringen. Ich hab sowas nie erlebt.
Aber diese kleinen und feinen subtilen Demütigungen waren glaube ich das, was mich systematisch zerbrochen hat.
Ich habe lange reflektiert, wieso ich das mit mir habe machen lassen. Und die Antwort ist folgende:
Meine Mutter hat nochmal geheiratet, Ich hatte also einen Stiefvater. Der Stiefvater sah in jungen Jahren ein wenig so aus wie mein Ex Freund. Auf den ersten Blick liebevoll, zärtlich, einfühlsam. Wenn er seine Brille weg legte, das war eine 1:1 Kopie meines Ex und irgendwie fand ich ihn immer vertraut, anziehend, wegen solcher kleinen Dinge. Anfangs war er total liebevoll, hat mir alles recht gemacht, zu krass würde ich fast sagen.
Das kippte,das kippte so krass, dass ich ihn ja nicht mehr wieder erkannte, er hat mich so sauer gemacht oft mit seiner Art, gleich nach 2 Monaten hatten wir einen unfassbaren Streit, dass sogar ein Nachbar an der Tür klingelte und fragte ob alles ok ist. Das hatte ich bisher nie erlebt sowas. Er, also der Ex, war dann entsetzt von mir. Dabei war ich entsetzt von seiner Art.
Das war kurz vor der ersten Trennung.
Er war chronisch mies drauf, man konnte nichts, wirklich nichts richtig machen. So wie mein Stiefvater. Ich hasste ihn dafür, aber ich empfand es als vertraut. Und diese Perversion, diese Sache war es, die mich nicht los ließ.
Es wird noch kranker. Er beschwerte sich immer, dass ich ihn nicht richtig küsse, und das stimmte auch. Wir küssten nur oberflächlich. Ich mochte seinen Geruch nicht mit dem Rauch, mein Stiefvater rauchte auch und ich mochte ihn nie umarmen. Auch früher nicht. Und es wird noch dümmer. Ich hatte sogar einmal ein wenig Ekel, da er immer mit den Zähnen Probleme hatte, denke das kam auch durchs viele Rauchen, hatte er einen Backenzahn verloren, und wollte das gescheit machen lassen, aber hat sich dann irgendwann einfach nicht mehr drum bemüht. Ich fand das irgendwie unappetitlich, und trotzdem liebte ich ihn oder glaubt es, aber ich wollte ihn einfach nicht küssen, dabei küsse ich gern, meine Ex Freunde habe ich immer leidenschaftlich geküsst.
Ich hatte ihn einmal auf einer Familienfeier dabei, wo er nicht mit wollte, weil er von vornherein meinte, er hätte keine Lust auf diese Leute. Mit entsprechender Stimmung fuhren wir dann dorthin, er wollte unbedingt bis vor die Haustür fahren, meckerte herum, dass es so warm sei und er keine Lust hat dort so weit zu laufen, und alles war mies, dann fing er dort auch keine Gespräche an, hockte sich wortlos hin. Seine Freunde, bei denen das Verhältnis eher nach Stammtisch-Art abging, lehnten mich ab als Spießerin und Spielverderberin, was ich als unangenehm erduldete, mich aber dann auch ausklinkte aus den Gesprächen, er warf mir dann immer vor, ich sei unhöflich zu seinen Freunden, ich empfand das eher umgekehrt. Auch das führte oft zu Streit.
Ich weiß es nicht, ich kann es euch nicht sagen, wieso er meinen Kopf belagert, und heute wieder, ich hatte eine Zeit während der Ferien, nie an ihn gedacht, er war wie gelöscht.
Übrigens hatte ich seine Nummer auch zeitweise blockiert, was aber nicht geht, da wir einfach ab und zu mal etwas austauschen müssen im Kollegium in einer Gruppe und ich sehe dann seine Nachrichten dort nicht, privat schreibt er nichts mehr.
Irgendwann hat er - daher denke ich auch, er hat eine neue Freundin - begonnen mit mir Klar schiff zu machen. Das war ihm wichtig. Das war total merkwürdig. Freitags sendete er mir noch Nachrichten, er würde gern jetzt mit mir im Bett kuscheln, Fern sehen, er fand die Zeit mit mir toll, am nächsten Tag war er wieder total sachlich und wollte jetzt endlich das ganze mal klärend abschließend, was er dann auch tat. Wir haben uns Freitags nach der Schule dann noch vor den Herbstferien in einem Cafe getroffen, da war er auf einmal komplett sachlich, ließ sich nicht auf Annäherungen ein von mir, bzw. schon irgendwie, aber haderte und versuchte immer saschlich zu bleiben. Dann wurde er Montags als wir Konferenz hatten plötzlich total sauer, eifersüchtig, wir hatten zwei neue Kollegen bekommen, mit denen ich gemeinsam zur selben Zeit Sportunterricht hatte. Und man tauscht sich natürlich dann in der Halle mal aus. An dem Tag sendete er mir mal wieder eine WA nach sehr langer Funkstille und schrieb, dass er jeden Respekt vor mir verliere, wenn ich mit einem von denen etwas anfangen würde. Dann würde er das im ganzen Kollegium herumerzählen.
Daraufhin sagte ich ihm, dass ihn das zum einen nichts angeht und zum anderen soll er sich um seinen Sachen kümmern, dann löschte er meine Nummer.
Aber......eine Woche später kam er wieder auf mich zu während einer Pause und wollte mir mir reden, ich habe das abgeblockt, aber natürlich nur äußerlich. Innerlich habe ich seither ständig dieses Gedankenkreisen im Kopf. Egal was ich mache, wenn ich korrigiere, wenn ich putze, wenn ich jogge, wenn ich einkaufe, ständig spukt er in meinem Kopf herum.
Das nervt mich total. Ich habe mit meiner Schulleiterin mal gesprochen, dass ich kommendes Halbjahr Februar einen anderen Plan bkeomme, wo ich meine unterrichtsfreie Zeit so lege, dass er an einem anderen Tag nicht in der Schule ist, dann sehe ich ihn wenigstens nur drei Tage. Sie ist da auch kompatibel, ohne näher nach Gründen zu fragen denke ich, weiß sie, dass wir ein Problem haben mit einander.
Ich denke es ist diese Sache mit meinem Stiefvater. Ich habe ständig eine Situation im Kopf, wie mein Stiefvater die Brille weg legt und die Zeitung nimmt, und ich sehe ständig ihn, wie er die Brille weg legt und die Fernbedienung nimmt, auch diese Bestrafungskultur, die mein Stiefvater bestens hatte, die hatte er auch. Dieses Muster ist es glaube ich, was mich fängt.