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Existentielle Ehekrise aus dem Nichts

R
Liebes Forum,

ich falle gerade aus allen Wolken: Meine Frau und ich sind seit über einem Jahr verheiratet, und wir hatten bisher beide das Gefühl, dass zwischen uns im Großen und Ganzen eigentlich alles in Ordnung ist. Seit kurz nach der Hochzeit versuchen wir, ein Kind zu bekommen, was bisher aber noch nicht geklappt hat; wir wollten uns deswegen demnächst mal medizinisch untersuchen lassen.

Wir streiten schon immer mal wieder, haben das aber bisher nie als grundsätzliches Problem betrachtet, auch wenn unsere Streitkultur nicht immer konstruktiv ist: Ich möchte die Dinge gerne möglichst schnell bis zum Ende ausdiskutieren, während meine Frau es lieber (aus meiner Sicht ungeklärt) auf sich beruhen lassen will. Das führt dann dazu, dass ich mich reinsteigere, und unbedingt weiter diskutieren möchte, was sie wiederum rasend macht. Mit ein bisschen Abstand ein paar Stunden später haben wir aber bisher noch jedes Problem lösen können.

Jetzt hat meine Frau mir vor fünf Tagen nebenbei erzählt, dass sie etwas vorhat, was ich für grundverkehrt halte, und wovon ich auch nicht gedacht hätte, dass sie so etwas tun würde. Das hat mich erstmal aus der Bahn geworfen, und ich habe ihr sehr deutlich gesagt, was ich davon halte. Sie hat dann irgendwann recht genervt von ihrem Vorhaben wieder Abstand genommen, mir aber auch sehr deutlich klar gemacht, dass sie keinerlei Verständnis dafür hat, dass ich solche Dinge nicht für gut befinde, dass sie von meiner heftigen Reaktion völlig überrumpelt war, und dass sie sich von mir massiv angegriffen fühlt (was nie meine Absicht war). Ich finde jetzt, dass wir unbedingt darüber sprechen müssen, wie wir unsere Werte wieder in Deckung bringen können, sie verschließt sich seitdem aber jeder weiteren Diskussion, egal wie sachlich ich es versuche anzugehen: Ich hätte mich doch durchgesetzt, sie mit meiner Darstellung tödlich beleidigt, was sie wiederum von mir nie erwartet hätte, und sie würde darüber mit mir nicht mehr sprechen. Auch meinen Vorschlag, eine Therapie zu machen, hat sie abgelehnt, weil sie dann ja wieder darüber reden müsste. Sie will jetzt erstmal eine Trennung auf Zeit, das Thema ist für sie aber wohl auf alle Zeit tabu. Wie es nach dieser Trennung auf Zeit weitergehen soll, ist mir völlig schleierhaft, wenn wir dieses Problem nicht gemeinsam angehen können.

Jetzt sind wir nach vier Jahren glücklicher Beziehung und einem Jahr Ehe mit Kinderwunsch nach nur fünf Tagen Streit mit einem einzigen Auslöser plötzlich an einem Punkt, wo die Ehe vor der Scheidung steht, und sind glaube ich beide von dieser Entwicklung völlig überrumpelt. Kann es wirklich sein, dass es da im Hintergrund so tiefe Konflikte gibt, die nie jemand bemerkt hat, dass es jetzt völlig aus heiterem Himmel einfach vorbei ist? Was kann ich noch tun?

Vielen Herzlichen Dank schonmal für Euren Rat!

25.07.2018 15:48 • #1


E
Klingt ja wirklich nach einer dramatischen Verhaltensänderung.In welche Richtung ging denn grob ihr Vorhaben?

25.07.2018 15:53 • #2


A


Existentielle Ehekrise aus dem Nichts

x 3


R
Vielen Dank für die superschnelle Rückmeldung! Es ging im Groben und Ganzen darum, wie weit man Regeln beugen darf. Sie war da immer schon etwas liberaler eingestellt als ich penibler Kerl, und bisher habe ich ihre Einstellung da auch immer akzeptiert, aber aus meiner Sicht hätte sie mit diesem Vorhaben eine dicke rote Linie überschritten. Das sieht sie aber leider gar nicht so...

25.07.2018 16:02 • x 1 #3


aquarius2
Zitat:
ich falle gerade aus allen Wolken: Meine Frau und ich sind seit über einem Jahr verheiratet, und wir hatten bisher beide das Gefühl, dass zwischen uns im Großen und Ganzen eigentlich alles in Ordnung ist. Seit kurz nach der Hochzeit versuchen wir, ein Kind zu bekommen, was bisher aber noch nicht geklappt hat; wir wollten uns deswegen demnächst mal medizinisch untersuchen lassen.


Wie alt seid ihr? Warum muss es jetzt mit dem Kind so schnell gehen? wer sein Kind so machen will ist unentspannt und dann klappt es genau deshalb schon nicht.

Zitat:
Wir streiten schon immer mal wieder, haben das aber bisher nie als grundsätzliches Problem betrachtet, auch wenn unsere Streitkultur nicht immer konstruktiv ist: Ich möchte die Dinge gerne möglichst schnell bis zum Ende ausdiskutieren, während meine Frau es lieber (aus meiner Sicht ungeklärt) auf sich beruhen lassen will. Das führt dann dazu, dass ich mich reinsteigere, und unbedingt weiter diskutieren möchte, was sie wiederum rasend macht. Mit ein bisschen Abstand ein paar Stunden später haben wir aber bisher noch jedes Problem lösen können.


Was ist wichtiger, das Problem, den Konflikt zu lösen oder Recht zu bekommen?

Zitat:
Jetzt hat meine Frau mir vor fünf Tagen nebenbei erzählt, dass sie etwas vorhat, was ich für grundverkehrt halte, und wovon ich auch nicht gedacht hätte, dass sie so etwas tun würde. Das hat mich erstmal aus der Bahn geworfen, und ich habe ihr sehr deutlich gesagt, was ich davon halte. Sie hat dann irgendwann recht genervt von ihrem Vorhaben wieder Abstand genommen


Ich weiß ja nicht, um was es geht, aber es muss ja was wirklich schlimmes/polarisierendes sein, dass ihr da so abgeht.

Zitat:
Sie hat dann irgendwann recht genervt von ihrem Vorhaben wieder Abstand genommen, mir aber auch sehr deutlich klar gemacht, dass sie keinerlei Verständnis dafür hat, dass ich solche Dinge nicht für gut befinde, dass sie von meiner heftigen Reaktion völlig überrumpelt war, und dass sie sich von mir massiv angegriffen fühlt (was nie meine Absicht war). Ich finde jetzt, dass wir unbedingt darüber sprechen müssen, wie wir unsere Werte wieder in Deckung bringen können, sie verschließt sich seitdem aber jeder weiteren Diskussion, egal wie sachlich ich es versuche anzugehen


Da ich ja nicht weiß um was es geht, kann ich nur vermuten. sie gibt klein bei, weil sie sich der ewigen diskussion mit dir nicht gewachsen sieht, aber sie ist nicht überzeugt, dass sie das was sie plant nicht machen soll. Ist irgenwie so, wie wenn man seinem Kind was ausredet, das Kind macht es nicht und ärgert sich ein Leben lang darüber, was verpasst zu haben.

Zitat:
Ich hätte mich doch durchgesetzt, sie mit meiner Darstellung tödlich beleidigt, was sie wiederum von mir nie erwartet hätte, und sie würde darüber mit mir nicht mehr sprechen. Auch meinen Vorschlag, eine Therapie zu machen, hat sie abgelehnt, weil sie dann ja wieder darüber reden müsste. Sie will jetzt erstmal eine Trennung auf Zeit, das Thema ist für sie aber wohl auf alle Zeit tabu. Wie es nach dieser Trennung auf Zeit weitergehen soll, ist mir völlig schleierhaft, wenn wir dieses Problem nicht gemeinsam angehen können.


Du musst sie mit deiner Ansicht von dieser Sache wirklich vor den Kopf gestossen haben, warum gleich eine Therapie? Jedenfalls rudert sie zurück, macht, was sie geplant hat nicht, zieht sich aber von dir zurück. Das sagt was über eure Streitkultur. Sie hat bisher wohl meist nachgegeben, das aber ist ihr wichtiger oder sie merkt, dass sie nie ihre Dinge durchziehen kann, wenn es dir nicht gefällt.

Zitat:
Jetzt sind wir nach vier Jahren glücklicher Beziehung und einem Jahr Ehe mit Kinderwunsch nach nur fünf Tagen Streit mit einem einzigen Auslöser plötzlich an einem Punkt, wo die Ehe vor der Scheidung steht, und sind glaube ich beide von dieser Entwicklung völlig überrumpelt. Kann es wirklich sein, dass es da im Hintergrund so tiefe Konflikte gibt, die nie jemand bemerkt hat, dass es jetzt völlig aus heiterem Himmel einfach vorbei ist? Was kann ich noch tun?


Ich bin der Meinung es hat immer schon gegährt, jetzt kommt es zum Knall wegen dieser einen Sache, aber eigentlich war das längst überfällig. Ich hoffe ihr kriegt das hin und redet wieder miteinander. Vielleicht ist es doch besser, jetzt erst mal kein Baby zu bekommen.

25.07.2018 16:06 • #4


unbel-Leberwurst
Worum ging es denn?
Das fände ich schon recht wichtig zu wissen.

25.07.2018 16:08 • x 1 #5


T
ich lehn mich mal aus dem Fenster:

Sie will Treffen oder S. mit anderen, um was denn sonst?!

25.07.2018 16:13 • x 1 #6


U
Ich denke, das war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Dagegen ist mit Logik nicht mehr anzukommen, sondern sie wird an ihrer Meinung festhalten und will diese Punkte auch nicht mehr ausdiskutieren. Ich vermute, wenn ihr gestritten habt, hast du versucht, sie mit Argumenten zu überzeugen, das dein Weg der richtige Weg ist. Ihr fehlte die Sprachgewandtheit und das Selbstvertrauen, sich gegen dich durchzusetzen und hat dann um des Friedens Willen nachgegeben und gegen ihren Wunsch und innere Überzeugung gehandelt. Und irgendwann ist sie an dem Punkt angelangt, wo sie resigniert und auf sich schaut.
Von Scheidung würde ich aber nicht gleich reden wollen. Sie muss sich jetzt erst mal wieder finden. Bedränge sie jetzt nicht, sondern geht euch aus dem Weg, damit sie und du Ruhe ha(s)t, die Wogen sich ein wenig glätten können und jeder wieder sein inneres Ich findet, sich danach dem anderen wieder annähern kann und selbst schauen kann, zu wie vielen Kompromissen bereit ist, aber auch daran zu denken, der andere ist ein eigenes Individuum mit eigenen Gefühlen, Ansichten und Prioritäten. Lass das Thema jetzt erst mal ruhen und gib ihr und dir Zeit.

25.07.2018 16:14 • x 2 #7


E
Zitat von romulus753:
Vielen Dank für die superschnelle Rückmeldung! Es ging im Groben und Ganzen darum, wie weit man Regeln beugen darf. Sie war da immer schon etwas liberaler eingestellt als ich penibler Kerl, und bisher habe ich ihre Einstellung da auch immer akzeptiert, aber aus meiner Sicht hätte sie mit diesem Vorhaben eine dicke rote Linie überschritten. Das sieht sie aber leider gar nicht so...


Regeln in Bezug auf was?
Du windest dich,ist ja in Ordnung, wenn es dir unangenehm ist oder zu intim,aber zumindest eine grobe(!) Richtung wäre hilfreich für die Menschen hier. Sonst raten Alle ins Blaue ,womit dir auch nicht geholfen.Kann ja jetzt von Brust OP bis Quicki mit dem Briefträger alles bedeuten.

25.07.2018 16:20 • x 1 #8


R
Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen! Vielleicht bin ich wirklich zu dominant und setze mich zu oft durch, aber dieses Problem jetzt ist echt heftig, und gerade in diesem Fall kann ich auf keinen Fall nachgeben:

Ich kann das fast gar nicht aufschreiben, so schwer fällt mir das zu glauben, aber es geht darum, dass sie aktiv Sozialbetrug begehen möchte. Sie hat Regeln immer schon freier ausgelegt als ich, aber mir fällt es immer noch schwer zu glauben, was sie da vorhatte. Ich habe ihr sehr deutlich gesagt, dass ich das für kriminell halte, aber das sieht sie irgendwie nicht ein.

Uns geht es eigentlich gut, wir brauchen das Geld nicht, aber sie sieht hier eine Möglichkeit, mal schnell ein bisschen extra Geld zu machen. Ich finde, das müssen wir unbedingt ausdiskutieren!

25.07.2018 16:20 • x 1 #9


E
Ok,wäre bei mir keine rote Linie,sondern ein dicker,roter Balken.Kann ich verstehen, dass du sie da nicht unterstützt.

25.07.2018 16:24 • #10


unbel-Leberwurst
Zitat von romulus753:
Ich habe ihr sehr deutlich gesagt, dass ich das für kriminell halte, aber das sieht sie irgendwie nicht ein.


Hättest Du denn da mitwirken müssen?
Also geht es Dir um moralisches Denken. Das würde ich jetzt aber nicht als penibel bezeichnen, sondern als anständig.

25.07.2018 16:26 • #11


R
Zitat von EchtJetzt:
Ok,wäre bei mir keine rote Linie,sondern ein dicker,roter Balken.Kann ich verstehen, dass du sie da nicht unterstützt.


Genau das - das kann ich einfach nicht akzeptieren.


Zitat von unbel Leberwurst:
Hättest Du denn da mitwirken müssen?
Also geht es Dir um moralisches Denken. Das würde ich jetzt aber nicht als penibel bezeichnen, sondern als anständig.


Nein, das hätte sie alleine gemacht, aber trotzdem...


Ich will sie wirklich nicht verlieren, aber was kann ich denn jetzt noch tun? Abwarten ist vielleicht nicht schlecht, aber wenn sie hier auch später keine Einsicht zeigt, weiß ich nicht, wie es mit uns weitergehen soll...

25.07.2018 16:30 • #12


aquarius2
Hm ist es liberal Sozialbetrug zu begehen? Kannst du mitbelangt werden? Habt ihr denn so wenig Geld, dass ihr auf jeden Euro angewiesen seid?
Ich finde es wie gesagt nicht liberal, Gesetze zu umgehen und sich Geld zu nehmen, was einem nicht zusteht, ein FDP Wähler mag das anders sehen.
Ich bin auch nicht perfekt, aber was Straftaten betrifft, da hätte ich keine Toleranz auch bei Sozialbetrug. Seid ihr sonst in wichtigen Dingen einer Meinung? Streitet ihr oft um Geld?

25.07.2018 16:30 • #13


R
Zitat von aquarius2:
Hm ist es liberal Sozialbetrug zu begehen? Kannst du mitbelangt werden? Habt ihr denn so wenig Geld, dass ihr auf jeden Euro angewiesen seid?


Eben nicht, das macht es auch für mich so schlimm... Sie sieht auch gar nicht ein, dass das Betrug sein soll, aber das Gesetz ist da ziemlich eindeutig. Will sie aber nicht hören. Sie hat aber bisher eigentlich noch nie irgendwelche kriminellen Dinge getan, halt manchmal Regeln etwas freier ausgelegt als ich.

25.07.2018 16:32 • #14


A
Es es um Geld, was aus eurer gemeinsamer Zeit stammt oder als ihr noch nicht zusammen wart?

25.07.2018 16:35 • #15


A


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