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Fragen die mir auf der Seele liegen

U
Zitat von MissLilly:
Und genau DAS ist mit Abstand das aller schlimmste Szenario...nämlich die Erkenntnis das man selbst (der Betrogene) in diesem ganzen Konstrukt überhaupt gar nicht und in keiner Weise vorkommt!

Aber vielleicht hilft der Gedanke doch irgendwann, dass es nicht an einem selber lag. Das man nichts hätte machen können.

04.06.2021 02:12 • x 2 #76


T
Zitat von MissLilly:
Und genau DAS ist mit Abstand das aller schlimmste Szenario...nämlich die Erkenntnis das man selbst (der Betrogene) in diesem ganzen Konstrukt überhaupt gar nicht und in keiner Weise vorkommt!

Ich weiß nicht, für mich ist es ein schlimmeres Szenario, wenn der Mann ein notorischer Fremdgänger ist. Damit hätte ich ein noch größeres Problem.

Mein Mann steckte in einer schweren Lebenskrise, die sich über Jahre in eine depressive Verstimmung entwickelte bis hin zu Suizid-Phantasien. In der Affäre sah er für sich eine Art Flucht aus seinem Leben. Als er endlich zu einer Therapie bereit war, lernte er sich selbst kennen und verstehen. Er fand zu sich zurück und wusste endlich, was er will.

Für mich ist es beruhigend, dass ich keine Mitschuld trage. Ich musste mich nicht verändern.

Für mich ist es beruhigend, dass sie keine Rolle für ihn spielt. Ich muss mir keine Sorgen machen, wenn er ihr irgendwann mal wieder begegnen sollte.

Für mich ist es beruhigend, dass die Ursache der Affäre in ihm lag und nicht wirklich in der Beziehung, denn so wissen wir beide, dass sich das nicht wiederholen wird, denn wir beide kennen die Anzeichen und wissen, was zu tun ist.

Es ist nicht so, als wäre das alles spurlos an mir vorbei gegangen. Es ist hart, sich dessen bewusst zu werden, was er alles getan hat. Aber hätte ich vor Jahren gewusst, was ich heute weiß, hätte er sich früher helfen lassen, wer weiß, vielleicht wäre es nie zu dieser Affäre gekommen.
Und dieser Gedanke beruhigt mich ebenfalls, denn so fühle ich mich nicht mehr so hilflos wie damals, als ich spürte, da ist was, aber es nicht greifen konnte.

04.06.2021 08:37 • x 2 #77


A


Fragen die mir auf der Seele liegen

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B
Nicht böse gemeint,aber ein Mann der 3 Jahre betrügt und bescheisst und zusätzlich seine Frau nicht besonders gut behandelt ist für mich ein notorischer Fremdgänger. Ob mit einer Frau oder mehreren spielt für mich keine Rolle. Mehrere wären mir echt gesagt noch lieber denn da könnte ich mir einreden,dass diese Frauen keine Rolle für ihn gespielt haben. Aber so ist jeder eine andere Empfindung.

04.06.2021 09:00 • x 2 #78


B
Zitat von UngutesGefühl:
Aber vielleicht hilft der Gedanke doch irgendwann, dass es nicht an einem selber lag. Das man nichts hätte machen können.

Oder man weiß um die Gewissheit,dass es jederzeit wieder zum Betrug kommen kann.

04.06.2021 09:19 • x 2 #79


T
Zitat von Butterblume63:
Nicht böse gemeint,aber ein Mann der 3 Jahre betrügt und bescheisst und zusätzlich seine Frau nicht besonders gut behandelt ist für mich ein notorischer Fremdgänger.

Ein Mann vielleicht.
Mein Mann nicht.
Du kennst ihn nicht.
Du kennst mich nicht.
Ich weiß, dass ich recht habe, was meinen Mann betrifft.
Ich weiß, dass ich recht habe, was uns betrifft.
Ich kenne ihn seit über 20 Jahren.

04.06.2021 09:26 • #80


B
Zitat von Trust_him:
Ein Mann vielleicht. Mein Mann nicht. Du kennst ihn nicht. Du kennst mich nicht. Ich weiß, dass ich recht habe, was meinen Mann betrifft. Ich weiß, ...

Ich hoffe es so sehr für dich, daß alles so anhält wie es momentan ist.

04.06.2021 09:32 • #81


T
Zitat von Butterblume63:
Ich hoffe es so sehr für dich, daß alles so anhält wie es momentan ist.

Es hält ja nun schon etwa 2 Jahre...

04.06.2021 10:51 • x 1 #82


G
Zitat von Trust_him:
Ein Mann vielleicht.
Mein Mann nicht.
Du kennst ihn nicht.
Du kennst mich nicht.
Ich weiß, dass ich recht habe, was meinen Mann betrifft.
Ich weiß, dass ich recht habe, was uns betrifft.
Ich kenne ihn seit über 20 Jahren.

Ich glaube dir das ungesehen. Mir ging es ja ähnlich wie deinem Mann. Meine Affäre war ja auch eigentlich nur mein Problem. Es lag an der Disbalance aus Nähe und Distanz. Wir tickten da einfach total unterschiedlich. Und ich hatte es sowieso gerade schwer und brauchte Freiraum und Unterstützung. Kein bedürftiges Klammeräffchen. Dennoch würde ich sowas heute anders regeln. Die Affärenzeit war die bisher größte Katastrophe in meinem Leben.

04.06.2021 12:12 • x 1 #83


E
Ein Mann (sehr ehrlich, mit gewissen Werten) sagte neulich zu mir, wenn man so etwas macht (jahrelang betrügen zb), kann man kein Herz haben.

Und/oder man redet es sich selbst ein, dass es auf irgend eine Weise gerechtfertigt und OK wäre. Weil wenn man das nicht täte, und erkennen würde, was man da eigentlich treibt, wäre man fertig mit der Welt. Und würde sich vermutlich aus schlechtem Gewissen das Leben nehmen.

04.06.2021 13:44 • #84


T
Zitat von Reality:
Ein Mann (sehr ehrlich, mit gewissen Werten) sagte neulich zu mir, wenn man so etwas macht (jahrelang betrügen zb), kann man kein Herz haben. ...

Da hat dieser Mann wohl recht. Mein Mann stand kurz davor, sich das Leben zu nehmen. Dieser Druck aus Lügen und Betrug hat ihn fast komplett zerstört.

04.06.2021 13:54 • #85


E-Claire
Zitat von UngutesGefühl:
Hm, vermeiden, weil in der Regel mindestens einer verletzt wird?
Ich verstehe deinen Ansatz. Das setzt aber mMn voraus, dass beide Partner ungefähr am selben Punkt ihrer Beziehung stehen. Sonst bleibt es einfach unfair einen Menschen gegenüber, den man mal geliebt hat.
Was spricht also dagegen, reinen Tisch zu machen, bevor man jemandem kennengelernt hat?
Versteh mich nicht falsch. Für immer muss sich niemand gebunden fühlen. Aber der Begriff Affäre löst bei mir sofort Lüge und Betrug aus.


Zunächst einmal gibt es in einer Partnerschaft Tausendundeine Möglichkeit den anderen zu verletzten. Und außerdem ist es eben nicht immer so, daß man grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt alles tut, um die Verletzung des Partners zu vermeiden.

Es ist ja jetzt nicht so, als können sich Partner in einem Streit die bösesten Dinge an den Kopf werfen. Außerdem und das ist wichtig, bestimmt nicht der, der verletzt, was eine Verletzung darstellt sondern, der der verletzt wurde.

Nichts spricht dagegen, daß man reinen Tisch macht, bevor (also wenn) man jemanden neues kennengelernt hat, aber das ist doch einfach auch wieder nur so ein Kinderglaube, wie das alle Erwachsenen wüssten, was sie tun.
Wie oft sind wir alle schon aus dem Haus gegangen ohne Regenschirm und dann hat es angefangen zu regnen. Hätte man halt den Wetterbericht geschaut, aber selbst der gibt Dir keine Garantie dafür, daß es nicht regnet. Also schlußfolgern wir, daß man eben am besten immer einen Regenschirm dabei hat, übertragen auf unsere Situation, wer nie in einer Partnerschaft ist, wird eben auch nie betrogen, für alles andere gibt es keine Garantie.

Der Punkt ist schon der, daß wir den einseitigen Bruch von Monogamie mit einer extremen Wertung versehen. Und dieser Wertung gemein ist auch, daß wir in dem Fall von einem Täter und einem Opfer reden. Was faktisch nicht zutreffend sein muß, denn, wenn ich jemanden 8 Jahre nicht beachte, mit dem nicht schlafe oder, oder, oder, der andere daraufhin mit jemandem anderen schläft, dann ist diese Wertung eben genauso wenig zielgerichtet zutreffend, wie zu sagen hättest Du halt den Wetterbericht geschaut.

Fremdgehen, Affären, der einseitige Bruch des Monogamieideals haben Kontext! Immer.

Es ist noch nicht so lange her, da lautetet die allgemeingültige Wahrheit, wenn ein Ehemann fremd geht, dann ist die Ehefrau schuld, weil sie xyz oder nicht xyz. Jetzt lautet die allgemeingültige Wahrheit der Fremdgehende ist der Täter, weil er sich ja hätte trennen können blahblub.

Ich glaube, daß man über Affären nur sinnvoll reden kann, wenn man gleichzeitig
über den Kontext redet.

Zitat von UngutesGefühl:
Eine Wette setzt doch von vornherein voraus, dass es einen Gewinner und einen Verlierer geben wird. Ich für mich persönlich bleibe lieber bei dem Wort versprechen.


Naja Moment: Beide gehen diese Wette ja gemeinsam ein, sie gewinnen beide oder sie verlieren beide. Bei einer Trennung sind beide gescheitert.
Und genau das meine ich: Sobald wir über Affären allgemein reden, mögen wir alle keine ökonomischen Begriffe, wir mögen kein, was ist denn das eigentlich für ein Versprechen, was sich die beiden da gegeben haben und macht das überhaupt Sinn?

Wenn wir abstrakt über Affären reden, vermeiden wir eigentlich nur ein Gespräch darüber, authentisch über unsere Ängste zu reden. Jeder von uns hat Angst davor, von dem Menschen, den wir am meisten lieben, enttäuscht zu werden und jeder Mensch hat Angst davor, sich damit auseinanderzusetzen, daß in jedem von uns zu jeder Zeit eben auch ein Täter steckt.

04.06.2021 14:19 • x 2 #86


G
Zitat von E-Claire:
Fremdgehen, Affären, der einseitige Bruch des Monogamieideals haben Kontext! Immer.

Sehr richtig! Nur will sich mit dem Kontext niemand auseinander setzen. Viel einfacher ist es doch zu verurteilen und abzuhaken.
Zitat von E-Claire:
Bei einer Trennung sind beide gescheitert.


Das sehe ich inzwischen anders. Wenn z.b. eine Ehe nach zig Jahren auseinander geht, man Kinder bekommen und erzogen hat, sich ein Leben aufgebaut hat, dann ist das Ende der Ehe kein Scheitern. Man hat schließlich viele Jahre mehr oder weniger gut gelebt und sein Bestes gegeben. So wie wir alle. Wie schrecklich da von Scheitern zu sprechen. Das Leben ändert sich einfach mal grundlegend. Soll vorkommen. Scheitern ist was anderes.

04.06.2021 14:37 • x 3 #87


G
Zitat von E-Claire:
und jeder Mensch hat Angst davor, sich damit auseinanderzusetzen, daß in jedem von uns zu jeder Zeit eben auch ein Täter steckt.

Ja, da gibt's ja so ein Experiment, dass jemand mit einem Zug auf einen nahestehenden Menschen zufährt. Er kann aber noch wählen, auf ein anderes Gleis zu wechseln, wo nur eine unbekannte schwangere Frau mit Kind steht. Über 90 Prozent lenken den Zug um.

04.06.2021 16:28 • #88


U
Zitat von E-Claire:
Zunächst einmal gibt es in einer Partnerschaft Tausendundeine Möglichkeit den anderen zu verletzten. Und außerdem ist es eben nicht immer so, daß man grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt alles tut, um die Verletzung des Partners zu vermeiden.

Es ist ja jetzt nicht so, als können sich Partner in einem Streit die bösesten Dinge an den Kopf werfen. Außerdem und das ist wichtig, bestimmt nicht der, der verletzt, was eine Verletzung darstellt sondern, der der verletzt wurde.

Ja, da gebe ich dir grundsätzlich Recht. Worte können verletzen, Taten aber oft noch viel mehr. Wobei ich mich gerade frage, ob man hierbei am Ende nicht Apfel mit Birnen vergleicht.
Zitat von E-Claire:
Nichts spricht dagegen, daß man reinen Tisch macht, bevor (also wenn) man jemanden neues kennengelernt hat, aber das ist doch einfach auch wieder nur so ein Kinderglaube, wie das alle Erwachsenen wüssten, was sie tun.
Wie oft sind wir alle schon aus dem Haus gegangen ohne Regenschirm und dann hat es angefangen zu regnen. Hätte man halt den Wetterbericht geschaut, aber selbst der gibt Dir keine Garantie dafür, daß es nicht regnet. Also schlußfolgern wir, daß man eben am besten immer einen Regenschirm dabei hat, übertragen auf unsere Situation, wer nie in einer Partnerschaft ist, wird eben auch nie betrogen, für alles andere gibt es keine Garantie.

Ja, es spricht nichts dagegen, also warum nicht so handeln? Im Augenblich vermute ich, ohne es genau belegen zu können, das ein großer Anteil der Fremdgeher in einer Partnerschaft, zwar schon unzufrieden sind, aber der "Leidensdruck" noch gar nicht so groß war. Ich habe volles Verständnis, dass Menschen nicht ein Leben lang zuviel oder zuwenig Nähe aushalten wollen. Oder ihnen die Leidenschaft fehlt und der 6. Aber wäre der Druck so groß, das man es nicht mehr mit dem Partner aushält, dann hätte man schon viel früher die Trennung vollziehen können.
Dafür spricht auch, dass ein Fremdgeher z.Teil noch Jahre in der vermeintlich "schlechten" Beziehung verhart. Gerne mit dem Argument "ich liebe doch beide".

Eine Frage hier bei ist doch, wie sehr hätte es den fremdgehend Partner verletzt, wenn die Rollen vertauscht wären? Ob er dann auch noch so verständnisvoll dem anderen gegenüber wäre, wie es Fremdgehende oft für ihre Tat erwarten?

Zitat von E-Claire:
Der Punkt ist schon der, daß wir den einseitigen Bruch von Monogamie mit einer extremen Wertung versehen. Und dieser Wertung gemein ist auch, daß wir in dem Fall von einem Täter und einem Opfer reden. Was faktisch nicht zutreffend sein muß, denn, wenn ich jemanden 8 Jahre nicht beachte, mit dem nicht schlafe oder, oder, oder, der andere daraufhin mit jemandem anderen schläft, dann ist diese Wertung eben genauso wenig zielgerichtet zutreffend, wie zu sagen hättest Du halt den Wetterbericht geschaut.


Ich war zuerst das Opfer und wurde dann wegen dem anderen jetzt zum Täter? Mag für viele eine bequeme Erklärung sein und fühlt sich für den Ausführenden (um weg vom Begriff Täter zu kommen), bestimmt wesentlich besser an, als sich einzugestehen, dass die eigene Schuld groß war. Hat ein bisschen was von einem Totschlagargument.
Ich möchte das vermeintlich Opfer auch nicht komplett aus der Schuld nehmen, aber hier wird mMn zu einfach argumentiert. Selbst wenn mich der Partner emotional, 6uell oder auch intelektuell verhungern lassen hat, steht und stand es jedem frei, sich zu trennen und dann offen in was neues reingehen. Das hinterher als Erklärung, oder gar als Entschuldigung zu nehmen, hinterlässt beim mir einen bitteren Beigeschmack.

04.06.2021 22:20 • #89


G
Zitat von UngutesGefühl:
Dafür spricht auch, dass ein Fremdgeher z.Teil noch Jahre in der vermeintlich schlechten Beziehung verhart. Gerne mit dem Argument ich liebe doch beide.

Ich habe es so erlebt, das meine Affäre meine Ehe zunächst sogar stabilisiert hat. Mein ungelebtes Autonomiebedürfnis und meine Selbstwirksamkeit waren ja in der Affäre erstmal wieder hergestellt. Ich war also nicht mehr unter Zugzwang, etwas ändern zu müssen. Es ging mir ja gut bzw. wieder besser so, wie es war. Das Lügen und Betrügen und das schlechte Gewissen kam erst mit der Zeit zum Tragen. Es ging mir also genau so, wie oben beschrieben. Ich hatte das Gefühl, beide zu lieben, jeden auf seine Weise. Schon verrückt, welche Streiche einem die eigene Psyche da spielen kann, wenn grundlegende Bedürfnisse über Jahre unterdrückt werden mussten.

05.06.2021 10:41 • #90


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