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Gefühle sind weg, mache ich mir etwas vor?

F
Hallo,
da hat sich bei dir ja einiges bewegt: vor und auch wieder zurück.
Corona hat so manchen gut aus den Latschen gekippt und auch meine eigene Trennung hier erheblich verzögert (Probleme bei der Wohnungssuche usw.).

Weißt du, wenn ich dich lese, lese ich viel von meinen Gedanken der letzten Jahre und noch etwas anderes, das ich vielleicht übertrage:
Du suchst die 100% Entscheidung.
Du liest, sprichst mit Leuten, schreibst hier...alles aus der Verzweiflung der Unsicherheit heraus? Der Wunsch, eine solide, eindeutige Lösung zu finden. Eine, bei der man sagen kann: so und so - mir blieb nichts anderes übrig, weil... und alle sagen: Jo, stimmt.
Das wird nicht passieren.
Es ist Teil eines Dilemmas, dass sich Werte mit gleichem Stellenwert gegenüberstehen und eine Entscheidung notwenigerweise die Verletzung des anderen Wertes beinhaltet.
Es ist auch Teil von Dilemmas, das genau aus diesem Grund Entscheidungen immer wieder hinterfragt werden.
Es ist NICHT Zeichen dafür, dass die Entscheidung falsch war.
Wie willst du hier auch eine richtige treffen?
Das könntest du höchstens mit einer Kristallkugel, in der du sehen könntest, welches Szenario was bei deinen Kindern auslöst. Vielleicht wäre auch für das eine Kind Zusammenbleiben gut und für das andere eine Trennung besser...Und dann?
Dann kann alles immer noch ganz anders kommen.

Was ist mit deiner Frau? Will sie nicht mal abends ausgehen oder ins Fitnessstudio?
Vielleicht teilt ihr euch die Kinderbetreuung zunächst mal ein bisschen fairer auf - du kannst nicht ständig flüchten.

Was ist aus der Beratung geworden? Ihr solltet euch vielleicht doch nochmal um eine Trennungsberatung bemühen - das konnte auch deiner Frau weiterhelfen, wenn sie da einen Ansprechpartner hat.

30.06.2020 09:18 • x 3 #106


M
Hi Jonas, ich habe eine Frage: wie würdest du dir denn konkret eine neue Partnerin/Partnerschaft vorstellen, was müsste da alles anders sein/laufen damit du zufriedener? sein könntest? Kannst du mal so ca 3 Punkte aufzählen, die für dich wichtig sind?
Liebe Grüsse Marylou

30.06.2020 10:13 • #107


A


Gefühle sind weg, mache ich mir etwas vor?

x 3


E
Tja, Jonas! Was soll man dir raten. Vielleicht erzähle ich dir einfach meine Geschichte. Ich war schon einmal von meinem Mann getrennt und bin jetzt wieder zurück in der Ehe. Damals war gerade sehr viel privates passiert. Todesfälle, beruflicher Stress und irgendwie wurde ich immer unzufriedener. Ich sehnte mich nach Liebe und war doch unfähig, sie meinem Mann zu geben oder sie von ihm anzunehmen. So kam es wie es kommen musste und ich verliebte mich fremd. Ab da war für mich kein Halten mehr. Meine Ehe und mein Mann erschienen mir langweilig, lieblos und ich fühlte mich wie in einem Käfig eingesperrt. Es gab damals kaum noch Zärtlichkeit zwischen uns. Wir stritten auch nicht. Irgendwie schien uns selbst dafür die Energie zu fehlen. Der Alltag mit Kindern, Beruf und familiären Problemen hatte uns aufgefressen. Da erschien mir der Andere wie das rettende Ufer. Ein Seelenverwandter, verständnisvoll, charmant, aufmerksam. Ich fühlte mich mit ihm endlich wieder jung, frisch und lebendig. Das wollte ich mit allen Mitteln für immer behalten, doch der andere wollte mich nicht für eine Beziehung. Es bleib bei gelegentlichen Flirts und auch mal einem Kuss irgendwo unbemerkt in einer Besenkammer auf der Arbeit.

Total euphorisch und energiegeladen durch den plötzlichen frischen Wind in meinem Leben trennte ich mich von meinem Mann und meiner Familie. Keinen Tag länger hielt ich es aus in unserem spießigen Reihenhaus und all der Enge und Gefühltskälte. Doch ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Schon bald kam das heulende Elend und die spießige Enge erschien mir nicht mehr eng sondern geborgen, heimelig und warm. Der Andere hatte sich zurück gezogen. Er hatte wohl schnell kalte Füße bekommen und wollte nicht die Verantwortung für meine gescheiterte Ehe tragen. So saß ich also nun in meiner kleinen Wohnung und alles um mich herum wurde nun erst so richtig grau und hoffnungslos.

Unsere Kinder brachten meinen Mann und mich wieder an einen Tisch. Und mein Mann, den mein Trennungswunsch total kalt erwischt hatte, wünschte sich nichts sehnlicher als dass wir es noch einmal miteinander vesuchen könnten. Nur allzu bereitwillig ging ich darauf ein. Ich war ja gerade heftigst mit meinem Popo auf dem Boden der Tatsachen gelandet und die Blessuren, die ich davon getragen hatte, schmerzten heftig. Also ging ich zurück. Vorsichtig zuerst. Ich behielt die Wohnung, die inzwischen fertig eingerichtet war noch für einige Monate angemietet. Ich baute meine Berufstätigkeit weiter aus, um mich alleine finanzieren zu können. Doch ich blieb auch ambivalent. Die Erleichterung über die wiedergefundene Geborgenheit blieb nur einige Wochen bestehen. Dann rückten die Wände wieder näher. Auch der Andere bandelte wieder zaghaft an und irgendwie wollte ich die Hoffnung auf ein Leben mit ihm noch immer nicht begraben. So pendelte meine Stimmungslage ab da hin und her. Manchmal wechselste sie innerhalb weniger Minuten und irgendwann wusste ich durch meine eigene Ambivalenz getrieben nicht mehr ein noch aus.

Es gab noch viele heftige Gespräche mit meinem Mann. Er war total verzweifelt, denn meine Ambivalenz schürte seine Verlustängste an. Er fokussierte nur noch auf mich und darauf, es mir recht zu machen, was mir wiederum nun vollends die Luft zum Atmen nahm. Egal wie zärtlich er mich küsste, bei mir tat sich rein gar nichts. Die ersten sechsuellen Wiederannährungsversuche waren eine Katastrophe. Einmal brach ich sogar mitten drin in Tränen aus und brach das ganze ab. Der Schock meines Mannes darüber stand in seinen Augen zu lesen. So ging es nicht mehr weiter. Ich änderte also mit letzter Kraft mein Leben radikal und suchte mir Hilfe bei einer Therapeutin und beim Arzt. Es wurde eine schwere Depression diagnostiziert, die nun mit Medikamenten und Therapie behandelt werden musste. Dieses ewige Hin und Her hatte alle meine Energiereserven verbraucht.

Mit Hilfe der Therapie ging es langsam wieder aufwärts. Ich beackerte einige Baustellen in meiner Vergangenheit und gewann neue Lebensqualität. Das wichtigste aber war, dass ich nun endlich verstand, dass kein Partner dieser Welt mir alles geben kann, was ich zum Glücklichsein brauche. Das finde ich nur in mir selbst. Ich bin bei meinem Mann geblieben und habe den Kontakt zum anderen inzwischen komplett abgebrochen. Ich habe mich entschieden. Aber ich kann nicht sagen, dass jetzt alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Meine Stimmungsschwankungen sind nicht mehr so heftig und meine Überlegungen nicht mehr so existentiell. Ich lebe in einer abgekühlten Ehe, ja. Aber mein Mann ist bis heute ein Goldschatz und immer zuverlässig an meiner Seite. Wenn ich irgendwem die Verantwortung für meine manchmal noch tieftraurigen Stimmungslagen geben kann, dann meiner depressiven Verstimmung oder meinen dank der Wechseljahre hormonellen Schwankungen.

Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht an die Wirkung irgendeiner Paarberatung. Kein Therapeut der Welt kann dir deine Frau wieder begehrenswert und deine Ehe glücklich quatschen. Aber du kannst lernen, das positive in diesem Lebensmodell, dass du ja selbst gewählt hast, zu sehen. Und du kannst deine Außenkontakte als das sehen, was sie sind. Als nette Abwechslung im täglichen grauen Alltag. Nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube nicht mehr, dass ein neuer Partner mich glücklicher machen könnte, als ich es heute bin. Jedenfalls nicht auf Dauer. Würde es heute doch noch zu einer Trennung oder gar Scheidung kommen, würde ich alleine bleiben wollen. Ich habe keine Kraft mehr zu neuen Wegen und ich glaube nicht, dass die mich irgendwo anders hinführen würden, als zu mir selbst. Die Lösung meines Problems liegt allein in meiner Macht. Und ich vermute mal so ähnlich verhält es sich auch bei dir....

Alles Gute!

30.06.2020 14:05 • x 8 #108


M
Hallo Jonas,

Danke für Deinen ausführlichen Bericht. Mein Mann hat sich anfang des Jahres von mir getrennt und ist ausgezogen. Deine Geschichte war eine der ersten, die mir in diesem Forum begegnet sind. Ich habe gespannt bei Dir mitgelesen, denn auch mein Mann hat keine Gefühle mehr für mich. Allerdings war bei uns noch eine andere Frau im Spiel. Ob er jetzt mit Ihr zusammen ist - keine Ahnung. Ich denke schon, aber er versteckt sich damit noch.

Auch ich war am Boden zerstört. Es waren gleich mehrere Ebenen, die Beziehungsebene, die Familie, das ganze gemeinsame Leben. Wir haben nur noch den nötigsten Kontakt wegen denKindern. Ich würde sagen freundlich neutral.

Der Freundeskreis und die Familien stehen geschlossen hinter mir. Aber weniger wegen der Trennung als wegen seinem Betrug und den ganzen Lügen - auch ihnem gegenüber.

Mir geht es inzwischen wieder ganz gut. Ich bin noch nicht über dem Berg, aber der größte Kummer ist überwunden und es geht weiter aufwärts. Die Distanz zu meinem NM hat mir sehr gut getan.

Ich wünsche Euch, dass Ihr einen guten Weg für die Familie findet. Ihr könntet Euch ja auch erstmal räumlich trennen. Den Druck rausnehmen. Jeder mal für sich sein und sich sortieren. Mir hat das damals sehr gut getan. Allerdings kann ich Dir nur sagen, wie ich mich davor gefühlt habe. Ich war so verzweifelt, fühlte mich zurückgewiesen, abgewertet, es war einfach furchtbar. Ganz ehrlich - mit dem klaren Schnitt ist es besser für mich.

Deine Familie und Deine Freunde werden am Anfang evtl Unverständnis zeigen. Haben sie ja schon geäußert, aber bevor Du total unglücklich bist und am Ende noch depressiv wirst. Damit ist keinem geholfen - erst recht nicht Deiner Frau und Euren Kindern. Nur wenn Du glücklich bist, können die Menschen in Deiner Umgebung es auch werden!

30.06.2020 15:13 • x 2 #109


J
Vielen Dank für die vielen Antworten und eure Meinung zu diesem Thema. Auf ein paar Fragen möchte ich kurz eingehen:

Was ist mit deiner Frau, will sie nicht mal ausgehen?
Genau das lege ich ihr auch Nahe: sich zu verabreden, raus zu gehen, ggf. für 2-3 Tage zur Freundin oder sonstwie Urlaub machen. Ihr altes Hobby wieder aufnehmen. Aber sie will nicht, sagt sie ist glücklich zuhause bzw. ich muss nicht ständig flüchten wie du.
Sie macht etwas mehr Sport als sonst, was ich schon mal gut finde.

Zur Beratung (Sei es persönlich oder Bücher):
Sie tut sich unglaublich schwer damit. Eine persönliche Beratung geht wegen Corona nicht; Telefonisch hat sie einmal widerwillig gemacht; Die Beratung sei ihr nicht sympathisch. Bücher zum Thema Trennung/glückliche Scheidungskinder kann sie nicht lesene, da sie damit den Zustand akzeptieren würde.
Alles ein Stück weit verständlich, macht es aber auch nicht einfacher. Ich habe einfach einen großen Vorsprung bei dem Thema, auch wenn es für mich aus anderer Sicht gleichwohl schwierig ist.
Ich will das Thema Beratung in den kommenden Wochen aber nochmal vorbringen.

Wie stelle ich mir eine neue Partnerschaft vor:
Um ehrlich zu sein erstmal gar nicht, zumindest nichts ernstes. Ich gebe zu, dass mir das körperliche sehr fehlt aber ich glaube nicht, dass ich aktuell ernsthaft beziehungsfähig bin. Ich wäre glaube ich zunächst erstmal alleine und versuche meiner reduzierten Vaterrolle gerecht zu werden und mich in meinem neuen Leben zurecht zu finden. Dazu vor allem die Kinder so gut es geht mitnehmen und an ihrem Leben teilhaben.

Sie sollte sich eine Arbeit suchen:
Sie ist halbtags Berufstätig aktuell

30.06.2020 15:55 • x 2 #110


M
Zitat von Jonas79:
Vielen Dank für die vielen Antworten und eure Meinung zu diesem Thema. Auf ein paar Fragen möchte ich kurz eingehen: Was ist mit deiner Frau, will sie nicht mal ausgehen? Genau das lege ich ihr auch Nahe: sich zu verabreden, raus zu gehen, ggf. für 2-3 Tage zur Freundin oder sonstwie Urlaub machen. Ihr altes Hobby wieder aufnehmen. Aber sie will nicht, sagt sie ist glücklich zuhause bzw. ich muss nicht ständig flüchten wie du. Sie macht etwas mehr Sport als sonst, was ich schon mal gut finde. Zur ...

Dann ist dir die Ehe also zu ernsthaft? Du glaubst nicht, dass du zu so einer Beziehung fähig bist? Sind denn grössere Verletzungen bei euch vorgefallen, oder warum so ein Kloss im Hals?

30.06.2020 16:32 • #111


B
Irgendeinen Tod wirst Du sterben müssen, denn es ist wie bei allen Entscheidungen. Eine Entscheidung bedeutet auch Verzicht auf etwas. Und Entscheidungen kannst Du nur für Dich treffen und hinterher dann die Suppe auch auslöffeln, auch wenn sie Dir nicht schmeckt.

Ich verstehe Dich total und kann Deine innere Zwickmühle verstehen. Auch ich stand schon vor dem Scherbenhaufen, der sich Ehe nannte und da draußen lockte die blinkende, glänzende Welt mit tollen Aussichten, die sich Affäre nannte.
Die Entscheidung traf letztendlich der AM, der erstens nicht bindungsfähig und bindungswillig war. Selbst wenn er es gewesen wäre, hätte er nicht als Ehezerstörer gelten wollen, aber auch gegen logische Argumente hätte er sich so gefühlt und den Schuh wollte er sich nicht anziehen. Hinzu wäre gekommen, dass er sich in der Verantwortung gesehen hätte, dass er jetzt meine Trennung honorieren hätte müssen. Wenn sie ihren Mann schon wegen mir verlässt, dann hat sie auch Erwartungen, die ich nicht erfüllen kann.
Ich war letztendlich froh darüber, dass mein Mann mich einfach in Ruhe ließ, mir keine Ultimaten stellte, sondern einfach wartete. Ich konnte ohne Gesichtsverlust in der Ehe bleiben und heute freue ich mich, dass unser Zusammenleben sich wieder so gut anfühlt. Ich hätte keinen Pfifferling mehr auf meine Ehe gegeben und brauchte daher sozusagen nur noch einen Anlass, der dann in Form des AM auch kam. Aber das funktionierte nicht, weil Affären meistens nicht funktionieren, wenn es ernst wird.
Erst dann zeigt sich, dass Affären ein dünnes Eis haben.

Bist Du sicher, ob Du diese weitreichende Entscheidung ohne eine dritte Person triffst? Da war oder ist doch eine, die Dich interessiert, oder nicht? Oder ist das schon Schnee von gestern?

Eure Ehe scheint reichlich tot zu sein. Wer sich darum bemüht, ist Deine Frau, auch wenn sie mit rührend naiven Vorschlägen wie einen Tanzkurs daher kommt. Als ob ein Tanzkurs verlorene Gefühle wieder herbei zaubern könnte! Abgesehen davon, dass Du sie nicht mehr berühren magst, was beim Tanzen unumgänglich wäre.

Sie will auch keine Eheberatung, richtig? Dazu kann man keinen zwingen. Ich denke, sie lehnt es ab, weil dann ein objektiver Dritter, dem es schnuppe ist, wie es ausgeht, intime Dinge erfährt. Und der objektive Dritte könnte auch an ihrem Selbstbild gewaltig rütteln, eben weil er nicht parteiisch ist. Es könnten auch für sie unbequeme Fragen aufs Tablett kommen.
Ich schätze, sie glaubt, dass sie allein die Ehe retten will und sie will den Lohn dafür einfahren. Du sollst bleiben, dass ihr Leben bequem weiter geht und das Haus gesichert ist und der gute Schein gewahrt ist. Sie spricht vielleicht von Liebe, aber ich persönlich glaube, dass es ihr weniger um Dich als um das Andere geht. Aber das ist meine ganz persönliche Sichtweise, die nicht stimmen muss.
Dir sind ihre Bemühungen zuwider, weil sie Dich damit einengt und Dich in die Ecke stellt von einem, der was Schlimmes getan hat und der daher ihre Mühen honorieren muss. Du fühlst Dich damit schuldig, weil Du es boykottierst und es ihr nicht lohnst.

Dich lockt die Freiheit, die nicht umsonst sein wird. Du hast zwei Kinder, die noch recht klein sind und ihren Vater brauchen und das nicht nur alle zwei Wochenenden, wo Papi als Spaßbringer und Beschäftigungstherapeut für die Kids auftritt, aber sonst nicht viel damit zu tun hat. Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber mir fällt auf, dass Du Deine Kinder sehr wenig erwähnst. Auch ist sie mit den Kindern in den Urlaub gefahren. Warum nicht Du mit den Kindern?

Wenn Du dann allein in einer Wohnung sitzt und keine andere Frau vorhanden ist, die Dein einsames Herz wärmt und Du Deinen Klamotten selbst waschen darfst, kann es verdammt einsam da draußen sein. Es kann so weit kommen, dass Dir dann Deine Freizeitbeschäftigungen, die Dir jetzt Abstand und Fluchtmöglichkeit aus der Enge der Ehe und der Familie sind, gar nicht mehr so attraktiv erscheinen.
Es kann so weit kommen, dass Du der lonesome cowboy wirst, während sie im gewohnten Haus mit den Kindern sitzt und ihr Leben prima neu aufgestellt hat, während Du in der Abstellkammer für übrig gebliebene Junggesellen traurig vor Dich hin vegetierst und Dich fragst, was Du auf der Suche nach Freiheit, Abenteuer und Abwechslung alles scheinbar leichtfertig aufgegeben hast.
Möglicherweise trauerst Du dann aber nicht Deiner Frau, sondern dem gewohnten Leben, das ja auch Geborgenheit bietet (trotz allem!) hinterher, weil sich keine alte Sau da draußen für Dich interessiert. Das ist natürlich auch nur hypothetisch und eine Möglichkeit, die in der Realität wiederum anders aussehen kann.
Du trennst Dich und wirst glücklicher und fühlst Dich freier und findest eine neue Partnerin und sagst Dir, ich hätte schon eher gehen müssen.

Jede Menge Unwägbarkeiten und Du schwankst zwischen der Verantwortung, die Du angenommen hast und dem Wunsch nach einem freien Leben.

Ich möchte Dir zwei Dinge sagen:
Wenn ich nicht weiß, was richtig ist, welchen Weg ich gehen soll, dann warte ich erst mal ab und schaue, wie sich die Dinge entwickeln. Denn es sind weitreichende Entscheidungen, die anstehen. Das Ergebnis jeder Entscheidung ist ungewiss.
Manchmal muss man solche Situationen erst reifen lassen, bis man klarer sieht.

Als zweite möchte ich Dir vorschlagen, Dich allein an eine Eheberatungsstelle zu wenden. Das ist z. T. kostenlos und die Leute dort können durchaus kompetent sein. Sie können Dir keine Entscheidung abnehmen, aber oftmals ist es hilfreich, mit einem objektiven Gesprächspartner zu sprechen. Menschen aus Deinem Umfeld wie Familie und Freunde sind niemals objektiv!

Wäge Deine Entscheidung klug ab und wie gesagt, jede Entscheidung birgt Risiken und bedeutet auch auf einer anderen Seite Verzicht. Ungeschoren wird Du so oder so nicht rauskommen.

Begonie



Was will ich Dir damit sagen? Du wirst vor allem wenn Du Dich trennst, nicht ohne Schuldgefühle raus kommen, denn Du hast Deine Familie verlasssen. Dazu musst Du dann stehen und diese Bürde musst Du tragen.

01.07.2020 11:00 • x 3 #112


J
Hallo Begonie,

in aller kürze: ich denke ich habe beim lesen dieses Threads noch nicht häufiger ja gesagt wie bei deinem Post. Auch an deine Vorschreiber möchte ich einen Dank richten. Ich denke ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich diesen einen Tot sterben muss.
Es ist ein verdammter Jammer, dass Glaskugeln grade offensichtlich ausverkauft sind; dass auch die eigene Wahrnehmung über das, was wichtig ist im Leben, sich ständig wandelt.
Ich finde mich tatsächlich in einem Wechselbad der Gefühle wieder: Die Gewissheit, mit meiner Frau keine richtige Beziehung mehr führen zu werden auf der einen Seite, die gleichermaßen heftige Konsequenz auf der anderen, dann meine Kinder ein Stückweit im Stich lassen zu müssen. Damit verbunden natürlich dich Frage: Wird es dann besser? Was kommt dann? Bin ich alleine und muss ich mir einen komplett neuen Freundeskreis suchen?
@eiskönigin: Du sprichst mir heftig aus der Seele und ich finde mich in deinen Gedanken wieder! Würde mich sehr gerne mit dir austauschen wenn du magst. Schreib mir gerne eine Nachricht, wenn es passt.

Ich bin ein Mensch der Metaphern und Musik sehr gerne mag. Gestern kam im Radio Sag mir was du Willst von Clueso... es hat mich einfach umgehauen! Fühle mich gleichermaßen ertappt wie bestätigt. Dieses Lied ist der Wahnsinn.

Wie gesagt bin ich jetzt den 3 Tag alleine zuhause, die Kinder mit ihrer Familie im Kurzurlaub. Sie fehlen mir unfassbar und ich habe bis auf einen Video-Call am Abend keinen Kontakt. Ich sitze hier und frage mich, wass ich da aufs Spiel setze; womit ich all-in gehe, wenn ich die Trennung weiter Treibe. Gleichermaßen habe ich angst davor mich der jetzt hast du bis hierhin mitgeboten, jetzt willst du auch den showdown sehen Rethorik zu ergeben (Die Pokerspieler unter euch werden wissen, was ich meine).
Das einzige was ich weiß ist, dass ich maximal verunsichert bin; dass Sie mir nicht fehlt, meine Kinder mir aber um so mehr; Dass ich angst habe! Was richte ich an? Soll ich mich einfach zusammen reisse^

@Begonie
Danke für deine Worte, ich denke ich werde einen großen Teil deiner Vorschläge umsetzen und zumindest nichts überstürzen.

02.07.2020 00:46 • #113


Gorch_Fock
Sehr zutreffende Erfahrungsberichte, lieber TE. Gerade die Frauensicht auf diese Themen ist wertvoll, da sie genau die Punkte enthalten, die von Männern im Trennungsprozess immer wieder falsch gemacht werden. Hier liest Du auch ein paar Erfolge von Frauen, die wieder zurück in die Ehe sind. Die sind selten. Denn die - auch in den Beiträgen herauslesbare - Macht der Gefühle beeinflusst Frauen wesentlich stärker in ihren Entscheidungen. Ein Ehemann welcher mit den typischen Fehlern (Eifersucht, kämpfen, klammern) an den Start gegangen wäre hätte zum sofortigen Aus der hier beschriebenem Ehen beigetragen.

02.07.2020 05:45 • x 1 #114


F
@Begonie : Danke für Deinen tollen Text und Deine geschilderten Erfahrungen! Du sagst Dein Mann war dir egal... wie hast du es geschafft ihn wieder zu lieben?

@Jonas79 : Ich verfolge Deine Geschichte die ganze Zeit. ich kann deine Gefühle SO nachvollziehen... auch ich wäge stets und ständig ab, habe wechselnd schwankende Gefühle und es bleibt die Frage: WIE kann man es wieder hinbekommen den Mann / Frau zu lieben, klappt es überhaupt? Fragt man sich in ein Paar Jahren ob es nicht doch richtig gewesen wäre zu bleiben / oder richtig war zu bleiben? Fragen über Fragen. Ich wünsche Dir von Herzen das Du die für dich richtige Lösung findest !

02.07.2020 11:07 • #115


F
@Begonie

Auch ich bin gespannt auf deine Ausführungen, wie du es geschafft hast, die Liebe zu deinem Mann wieder zu fühlen. Ich hoffe nicht, dass du, wie eine andere Mitschreiberin hier in einer lauwarmen Ehe verblieben bist. Denn sowas sollte man niemanden raten, denn dazu verdammen sich schon genügend Menschen von ganz allein.

02.07.2020 11:28 • #116


N
Wow was für ein spannendes Thema. Ich habe mich jetzt einmal komplett von vorne bis hinten durchgelesen.

@jonas79: Ich muss Dir erstmal meinen größten Respekt aussprechen, wie sehr Du dich mit deiner Situation auseinandersetzt. Viele Männer würden wahrscheinlich gar nicht so lange und intensiv darüber nachdenken. (meiner z.B) Und wie sehr Du an deinen Kindern hängst...das kenne ich so von meinem Partner auch nicht :-/ Ich denke Du kannst trotz/bzw. gerade nach einer Trennung genau so ein toller Papa, vielleicht sogar ein besserer sein, da der Druck eine heile Welt vorzuspielen vielleicht entfällt....ich bin im Moment leider selbst etwas verwirrt in meiner Situation, bin deswegen nicht die beste Ratgeberin.

Eigentlich wollte ich nur sagen, wie toll und hilfreich ich den Austausch hier finde.

Ich bin gespannt wie die Geschichte irgendwann endet und lese auf jeden Fall weiter mit.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft für alles Weiter.

02.07.2020 11:29 • x 2 #117


S
Hallo Jonas,
ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, das eine Paartherapie/Beratung sinnlos ist wenn bei einem Partner die Gefühle weg sind. Verlängert nur die Leidenszeit. Gefühle lassen sich nicht zurück REDEN.

02.07.2020 12:56 • x 1 #118


F
Zitat von Sliderman:
Hallo Jonas,
ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, das eine Paartherapie/Beratung sinnlos ist wenn bei einem Partner die Gefühle weg sind. Verlängert nur die Leidenszeit. Gefühle lassen sich nicht zurück REDEN.


Hallo Sliderman,
danke für Deine Erfahrung. viele hier berichten das eine Paartherapie auch für Gefühle hilft ?! Kannst Du erklären wiesi es bei euch nicht half?

02.07.2020 12:57 • x 1 #119


S
Auch wenn ich jetzt mit Steinen beworfen werde... Fehlende Gefühle kann man nicht zurück therapieren.
Möglich das bei einigen noch Gefühle da waren, dann kann eine Paartherapie helfen. Sollte aber bei einem Partner der Ofen aus sein, dann war es das....
Oft wird bei so einer Therapie die Zielsetzung geändert und mündet dann in eine Trennungsberatung.
Wenn meine Frau mir sagen würde, das sie mich nicht mehr liebt, ist es egal ob ein anderer Mann dahinter steckt, oder ihre Gefühle für mich mit der Zeit erloschen sind....Das Ergebniss ist das selbe! TRENNUNG

02.07.2020 13:14 • x 1 #120


A


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