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Gehen oder bleiben? Zwischen zwei Frauen

E-Claire
Zitat von Sturmhöhe:
Keine Ahnung. Ich finde ihn treffend. Jeder, der sich schon mal intensiv mit sich selbst, Systemen und Mustern im menschlichen Handeln und Beziehungen auseinandergesetzt hat, wird dir folgen können. Denke ich.



Ach so, entschuldige, ich habe die letzen Beiträge nur reflexiv beantwortet. Das Ding ist halt jedes einzelne Mal wenn @GehenBleiben hier Opfertum brauchbar machen möchte, denke ich immer, ähm Moment, so läuft das nicht.

All diesen Konstellationen ist eins absolut gemeinsam, die narzisstische Annahme, daß jeweils der eine oder der andere das größere Opfer wären. Das Ding ist, so läuft das nicht.

Nicht wenn Du Kinder hast. Da streiten sich zwei Erwachsene, manchmal sogar unausgesprochen, wer woran schuld wäre und wer etwas ändern müsste unter Brauchbarmachung des Schuldprinzips. Funktioniert natürlich super, außer es geht jemand hin, mit klarem Blick und sagt, erstens, ja ist total mies, aber nein Du bist nicht das größte Opfer.

Kinder sind das größte Opfer. Aber hey, sowohl sie als auch er sind doch viel zu beschäftigt mit sich selbst, um an der Stelle auch mal über den Tellerrand zu schauen. @GehenBleiben hat Angst davor, was alle sagen, wenn er sie verlässt, was er seinem Sohn für ein Bild von Beziehungen, Liebe und Selbstverantwortung mitgegeben hat, na geh, der ist doch jetzt schon groß, für den hat er doch durchgehalten.

Ich bin ein Kind einer genau solchen Verbindung.

Ich verstehe das System, ich verstehe die Dynamik und ich habe großes Mitgefühl. Ich weiß auch, was es heißt, eine Situation ausbaden zu müssen, die man selbst nicht verursacht hat, wie hart und steinig der Weg ist und welchen Preis ich (!) langfristig dafür zahle.

Deswegen @GehenBleiben ist ganz sicher in einer miesen Situation, aber hier ist die Kinderperspektive, als nicht kranker (so jedenfalls die Selbstauffassung)Elternteil, hat er das Kind nicht geschützt sondern, weil er Konflikte scheut und so schlimm war es ja nicht (für ihn), schlicht und ergreifend seine Verantwortung nicht wahr genommen.
Er hat durchgehalten für den Sohn, was auch immer das wirklich heißt.

Das Ding ist einfach, es geht @GehenBleiben nur um sich selbst, ohne die andere Frau, die er heimlich verflucht und gleichzeitig nach wie vor liebt (wie gesund und so anders als daß was er jetzt hat, hallo Muster!), wäre er nicht mal an dem Punkt, etwas ändern zu wollen.
Ich verstehe den TE, auch wenn ich annehme, daß dieser läsngst nicht so authentisch ist, wie er das hier erscheinen lässt. Und ich verstehe, wie schwierig ein solches System ist.

Dafür habe ich tiefes Mitgefühl.

Aber BS bleibt BS und der Unterschied zwischen einem echten Opfer und jemandem, der er es für sich brauchbar machen will, unter dem sehr hübschen Vorwand, daß dies ja stimmen müßte, weil der andere geschilderter Täter ist, ist, das erstere hingehen und alles in ihrer Macht stehende tun, nicht noch mal ein solches zu werden. aus ebensolchen Gründen.

Das Ding ist, @GehenBleiben spielt das wer ist das größere Opfer Spiel, warum muß ich mich bewegen, wenn ich doch nicht schuld bin.
Und im ersten Moment schaut das ja auch richtig ok aus, bis jemand kommt und sagt, ähm naja, mal angenommen Du wirst auf dem Zebrastreifen von einem Auto angefahren, findest Du das da immer noch so ne gute Idee zu sagen, der andere müßte aber ins Krankenhaus? Bissl schräg ist das schon, ne. Und ja klar, der andere hat Dich angefahren, aber Du hörst Dich selbst, während das Blut tropft?

Und jetzt stellen wir uns mal vor, der geht wirklich nicht ins Spital, sondern geht nach Hause, die Wunde bleibt weiter offen, irgendwann heilt die, aber da das Bein nie gerichtet wurde, hinkt der für ewig. Wir stellen uns weiter vor, der hat ein Kind und das wird so erzogen, als wäre nicht ins Spital gegangen zu sein, die richtige Lösung, weil der andere ja schuld war und man selbst deshalb keine Mitwirkungspflicht hatte und das Kind muß dann Dinge tun, weil das Bein des Elternteils nimma will.

Das ist schon absurd, oder?

Und jetzt stellen wir uns vor, daß der Angefahrene und der Autofahrer in einem Haushalt leben, gemeinsam mit dem Kind zusammen. Und der Grund warum das alles ok ist, ist, weil sie sich lieben.



Das ist völlig absurd.

Was aber noch absurder wäre, wenn der Autofahrer, weil er die Kontrolle verloren hat, nicht mehr seines Lebens froh würde und der Angefahrene nicht mehr seines Lebens froh würde, also beide sind natürlich Opfer. Die jeweils größten.
Beide reden davon, daß der jeweils andere sich hat nicht behandeln lassen, beide geben einander die Schuld. Beide machen Moral und Liebe brauchbar um sich gegenseitig irgendetwas zu erzählen. Beide sind im Tunnel. Beide leiden. Aber nichts bewegt sich, wie auch. Das ist traurig, furchtbar und grauenhaft.

Aber, die noch viel traurigere, furchtbarere und grauenhaftere Wahrheit ist, daß beide nicht mal im Ansatz in der Lage sind zu sehen, daß es da einen kleinen dritten Menschen gegeben hat.

Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, statt diese anderen anzutragen ist aber auch ein blödes Konzept, oder

Und so genauso läuft transgenerative Weitergabe von Traumata. Denn machen wir uns nichts vor, nehmen wir unser Mitgefühl und fragen, an welcher Stelle entscheidet man sich, obwohl man am Zebrastreifen unschuldig angefahren wurde, nicht ins Spital zu gehen. Nochmal gesunde Menschen gehen ins Spital, auch wenn der andere Schuld ist.

Gesunde Menschen finden es echt extrem schei*e am Zebrastreifen angefahren zu werden, aber gesunde Menschen wissen (!), was eine eigene Wunde ist. Gesunde und vor allem erwachsene Menschen halten nicht durch für kleine Menschen, sondern übernehmen Verantwortung, auch die der unpopulären Entscheidungen.

Das ist der Unterschied zu einem System. Der Unterschied zu mimimi, an welcher Stelle darf ich meine kranke Frau verlassen.

Gesunde Menschen suchen nicht nachweisbar, zwei mal hier im Forum statt Hilfe Zustimmung und gefühlt etwa das 4 oder 7. Mal.

Und ganz wichtig Kinder von gesunden Menschen würde dies nicht auffallen, aber da ist er wieder der sekundäre Krankheitsgewinn.
Von mir an Dich, ich sehe Dich. In ziemlicher Klarheit.

Und da @Anker1 ja heute das Thema Wetten aufgebracht hat... ein zehner von mir, auf innerhalb der nachten 10 Wochen, das gleiche Problem: mein Mann/Freundin/Ex hat (setzen sie tritt Kätzchen, psychisch erkrankt etc) ich (er/sie/es) überlege mich zu trennen. Was immer gleich bleibt, Du hast jedenfalls ein Kind.

Und nö, Du bist kein Opfer.

Watschentag, ein offensichtlicher, Ende.

13.10.2020 19:58 • x 9 #346


S
Herrlich und perfekt geschildert.
Einfach klasse.

13.10.2020 20:06 • x 1 #347


A


Gehen oder bleiben? Zwischen zwei Frauen

x 3


Julika
Großartig analysiert, @E-Claire !

13.10.2020 20:08 • x 2 #348


Julika
Zitat von E-Claire:
Ich bin ein Kind einer genau solchen Verbindung.

Ich auch ein Kind einer solchen Familienkonstellation.
Und ich hatte ein Techtelmechtel mit einem an eine psychisch kranke Frau gebundenen Mann. Ähnlich, wie von dir beschrieben, @GehenBleiben .
Ich habe damals den Kontakt rigoros abgebrochen, weil ich keine Perspektive sah. Wir hätten nur dann eine Chance gehabt, wenn er aus Überzeugung, unabhängig von mir, sich für ein selbstbestimmtes Leben entschieden hätte und dementsprechend sein Leben in die Hand genommen hätte.

Du schreibst, dass deine Frau verlässlich sei. Ist das eine Art Betriebsblindheit? Das trifft doch nun überhaupt nicht zu. Sie hält sich nicht an Vereinbarungen (Therapie, Besuch bei Freunden ) und du sagst, du kannst dich auf sie verlassen? Du bist verlassen durch sie und von ihr in ihrer Rolle als Partnerin auf Augenhöhe.

Wie geht es weiter mit dir?

13.10.2020 21:02 • x 3 #349


G
Zitat von Dracarys:
Ziehe Dich zurück, verbringe Zeit mit Freunden und Hobbys.
Vielleicht kommt so Bewegung in diese stagnierte Situation.


Das Ding ist halt wenn ich nochmal ein neues Leben beginnen möchte, dann sollte das mit 55 so langsam geschehen. Ich kann nicht ewig warten.

13.10.2020 22:49 • #350


G
Zitat von Julika:
Wie geht es weiter mit dir?


Erstmal vielen Dank an die vielen Feedbacks! Ich wurde heute ordentlich wach gerüttelt - wird mir helfen!

13.10.2020 22:57 • #351


E-Claire
Zitat von GehenBleiben:
Erstmal vielen Dank an die vielen Feedbacks! Ich wurde heute ordentlich wach gerüttelt - wird mir helfen!


Das würde mich sehr freuen.

Da ich keine fünfjährige mehr bin, wie genau wird dir das helfen?


Was genau passiert denn jetzt? Was ändert sich jetzt? Was heißt, Du wärst jetzt wachgerüttelt und an welcher Stelle hat sich zu all den Momenten vorher im Forum etwas geändert?

Und selbstverständlich, darf Dich das Wochen kosten, Wege dauern so lange wie sie dauern, aber Lippenbekenntnisse werden gesehen.

Ich würde mich super freuen, hier von dir wieder zu lesen und du hast mit rudern, Briefmarken sammeln oder irgendetwas angefangen.
Das wäre super schön.


Weil , was macht das für nen Unterschied?

Ich seh dich demnächst, aber ich sehe Dich, ich habe schon beim ersten Beitrag gesehen, daß Du wieder hier bist. Glaub mir, Du hast oder kannst Brotkrumen hinerlassen, Deinen Namen ändern, oder angeblich neu sein.

Es gibt ein paar Leute, die sehen Dich. Immer.

13.10.2020 23:36 • x 4 #352


B
Zitat von GehenBleiben:

Das Ding ist halt wenn ich nochmal ein neues Leben beginnen möchte, dann sollte das mit 55 so langsam geschehen. Ich kann nicht ewig warten.


Worauf wartest du denn?Es holt dich niemand ab, du musst dich selbst bewegen

13.10.2020 23:38 • x 3 #353


G
Zitat von E-Claire:
Was heißt, Du wärst jetzt wachgerüttelt und an welcher Stelle hat sich zu all den Momenten vorher im Forum etwas geändert?


Wenn man von so vielen Foristen in etwa denselben Rat bekommt, dann fängt man an nachzudenken.

Um das Wort Krebs mal wieder zu benutzen: Ich habe Seelenkrebs, aber der ist heilbar. Ich scheute
die 'Chemotherapie', aber leider muss ich da jetzt durch, es gibt keinen anderen Weg. Das ist der größte Angang, den ich in meinem bisherigen Leben hatte, aber jetzt geht es los: Wohnung, Trennung, dann probiere ich mal mein Glück beim ehemaligen Techtelmechtel, wenns nicht klappt ist es halt so. Es ist mein Leben, meine Verantwortung für mein Glück, auf das ich ein Recht habe - denn wozu ist man denn sonst auf der Welt?

14.10.2020 00:12 • x 2 #354


Nela-Mary
Zitat von GehenBleiben:
Das ist der größte Angang, den ich in meinem bisherigen Leben hatte, aber jetzt geht es los: Wohnung, Trennung, dann probiere ich mal mein Glück beim ehemaligen Techtelmechtel, wenns nicht klappt ist es halt so.


Ich fänd es super, wenn du das schaffen würdest.
Diejenigen, die deine Geschichte schon länger verfolgen, wissen aber, dass du schon mehrfach an genau diesem Punkt standest und es nicht konntest.

Ich will nicht die Spielverderberin sein und ich würde es dir wirklich gönnen, dass du endlich aus deiner Starre herauskommst.
Persönlich halte ich es aber für realistischer, dass du endlich mal mit einer kleinen Veränderung anfängst und dir z.B. ein neues Hobby suchst, dass dir so richtig viel Spaß macht und das nichts mit irgendeiner Frau zu tun hat. Mein Vater zum Beispiel, der in deinem Alter ist, spielt in einer Band. Wenn du keine Lust auf ein Musikinstrument hast, kannst du auch eine neue Sprache lernen oder eine Sportart anfangen. Du willst direkt das komplett neue Leben, warst bisher aber nicht in der Lage, das irgendwie in die Hand zu nehmen. Du wärst überrascht, wie viel es ausmachen kann, wenn man eine vergleichsweise kleine Veränderung in seinem Leben vornimmt.

So befürchte ich leider, dass du weiter in der jetzigen Situation bleiben wirst.
Wie gesagt: Falls ich mich täusche, umso besser!

14.10.2020 00:39 • x 3 #355


A
Zitat von GehenBleiben:
Ich habe Seelenkrebs


Oder du wirst Autor und schreibst deine Schundschmonzette Seelenkrebs in Syrien.

Wünsche Dir auch das Allerbeste, insbesondere dass du glücklich bist.

14.10.2020 00:42 • x 3 #356


G
Zitat von Anker1:
Oder du wirst Autor und schreibst deine Schundschmonzette Seelenkrebs in Syrien.


Made my night!

14.10.2020 00:57 • #357


G
Zitat von Nela-Mary:
halte ich es aber für realistischer, dass du endlich mal mit einer kleinen Veränderung anfängst


Nein, sorry, take it or leave it. Ich bin 55, nicht 25.

14.10.2020 00:58 • x 1 #358


B
Zitat von GehenBleiben:

Nein, sorry, take it or leave it. Ich bin 55, nicht 25.


Dann : Take it or leave it
Oder sind wir hier bei : Wasch mich,aber mach mich bloß nicht nass ?
Du solltest mit 55 Jahren wissen,dass du für dich und dein Weiterkommen selbst verantwortlich bist.Oder geht es nur darum, hier auf hohem Niveau zu klagen?

14.10.2020 01:02 • x 3 #359


Nela-Mary
Zitat von GehenBleiben:
Nein, sorry, take it or leave it. Ich bin 55, nicht 25.


Ich kenne viele 25-jährige, die schwierige Entscheidungen mutiger durchgezogen haben

Deine Euphorie in allen Ehren, aber ich bin gespannt, ob sie dieses Mal reicht um wirklich zu handeln. Worte sind schön und gut, aber die Taten sind das, was zählt.

14.10.2020 01:16 • x 3 #360


A


x 4




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