Gute Freundin macht mir große Sorgen

Hallo in die Runde,

ich schreibe hier für eine Freundin (50 Jahre alt), um die ich mir sehr grosse Sorgen mache.
Sie hat vor 2 Jahren einen Mann (56 Jahre alt) auf einer Messe kennen gelernt, sie haben sich sofort gut verstanden, es hatte total zwischen ihnen gefunkt. Sie blieben in sehr intensivem Kontakt.

Das Problem ist, sie leben 180 km voneinander entfernt und: er ist verheiratet. Sie klammert sich an diese Beziehung, sieht ihn, wenn es hoch kommt, 2 mal im Monat in irgendeinem Hotel. Wohlgemerkt: in seiner Nähe.
Er hat ihr jedoch von Anfang an gesagt, dass er verheiratet ist, dies aber unglücklich, er hätte eine cholerische und gewalttätige Frau, wenn er sich scheiden lassen würde, würde er alles verlieren, noch dazu ist er sehr introvertiert (was per se nicht schlimm ist, aber sie ist total extravertiert), launisch, leidet an einer Depression, macht meines Erachtens mit ihr, was er möchte.
Möchte sie telefonieren, hat er keine Lust, weil es ihm schlecht geht und es seine Introversion nicht zulässt oder seine Frau ist in der Nähe. Aber wenn er anruft, muss sie gleich drangehen, er ist auch überaus eifersüchtig.
Er hat sie noch nie besucht, obwohl er mehrere Gelegenheiten dazu gehabt hätte, versteift sich darauf, dass er sein Haus nicht verlieren möchte durch eine Scheidung, sagt aber gleichzeitig, dass er irgendwann eine Lösung findet. Er hat richtig gehend Angst vor seiner Frau, sogar, dass sie ihn um die Ecke bringt, dies hat er zumindest meiner Freundin gesagt.
Ich habe Telefonate live miterlebt, unfreiwillig, denn er hat immer Vorfahrt, egal, was gerade los ist. Und alles unter dem Deckmantel der Introversion und der cholerischen Frau.

Meine Frage in die Runde ist: wie kann ich ihr helfen? Es liegt klar auf der Hand, dass das keine Zukunft hat und es liegt auch klar auf der Hand, dass er sie ausnutzt und sie hingehalten wird. Ich könne noch so sehr viel mehr zu den Gegebenheiten schreiben, weil ich das regelmässig mitbekomme und meine Freundin hat sich in den 2 Jahren verändert. Sie hängt nur noch am Handy, wartet auf seine Nachrichten, er schreibt, wann er kann und wann er Lust hat. Manchmal wird er patzig, weil sie ihn angeblich mit ihren Nachrichten erschlägt, dann wiederum meldet sie sich zu wenig.

Sie glaubt, er sei ein herzensguter Mensch, ein Volltreffer.

Ich weiss nicht, wie sie aufwecken soll und habe sehr oft versucht, mit ihr Tacheles zu sprechen.

Meine Frage ist: soll ich sie einfach in ihr Elend laufen lassen oder seht ihr eine Chance, dass ich noch etwas tun kann? Warum ich mich so sehr für sie einsetze, ist, weil sie mir sehr geholfen hat während der Zeit, als ich meinen Partner rausgeschmissen habe, der, wie ihr wisst, ein Alk. hatte. Sie hat jederzeit zu mir gehalten und ich kann es nicht mehr mit ansehen, in welches Elend sie sich da begibt. Sie liegt mir am Herzen.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun und wie würdet ihr das beurteilen? Er auch nicht gewillt, neu anzufangen und ein bisschen was für sie aufzugeben, sie dagegen würde alles hinschmeissen, wenn er mit dem Finger schnipst.
Ich habe versucht, sie dazu zu bekommen, sich hier anzumelden, sie möchte das aber nicht. Aus Angst vor Feedback? Das grenzt m. E. an Hörigkeit und belastet unsere Freundschaft.

Ich hoffe, die Kurzversion ist einigermaßen schlüssig.

Danke Euch vorab und liebe Grüße

Freya

@Freya10 Hey

Zitat von Freya10:

Sie glaubt, er sei ein herzensguter Mensch, ein Volltreffer.

Du kannst nur immer wieder für sie da sein, wenn sie Kummer hat und ihr mitteilen, so wie sie dir mitgeteilt hat, dass der Typ mit Alk dir nicht gut tut, dass ihr der verheiratete Typ nicht gut tut, weil verheiratet und weil er mit ihr generell schlecht umgeht.

Solange sie mit dem Typen auf Wolken schwebt, bringt es nix, sie zu überzeugen, dass es nicht gut ist für sie.

Sie muss erst an einen Punkt gelangen, wo sie merkt, dass es ihr nicht mehr gut geht oder wenn sie dir erzählt, dass etwas komisch wäre.

Erst da kannst du dann mit guten Punkten ihr sagen, was Sache ist mit diesem Mann.

Du brauchst dafür aber auch wirklich Nerven dafür. Sowas zieht ziemlich an der Energie und ich rate dir, ab und zu Pause für einen Tag oder so einzulegen.

Bisher ist sie ja sowieso auf Wolke 7 oder? Oder leidet sie schon?

Nachtrag: sie sagt ihm auch noch, sie könne mit der Situation leben. Und sie wehrt jedes Gespräch zu dem Thema ab.

Zitat von Freya10:

Nachtrag: sie sagt ihm auch noch, sie könne mit der Situation leben. Und sie wehrt jedes Gespräch zu dem Thema ab.

Na dann lass sie erstmal in ihrem Glauben. Warte ab, bis sie anfängt, zu leiden.
Denn das kommt irgendwann auf jeden Fall

Und dann sei einfach für sie da, höre zu und teile ihr aber deine Meinung zu der ungesunden Sache mit.

Aber jetzt muss sie selber erstmal merken, das da was faul ist.

@Heavydreamy sie leidet, wenn er wieder einmal patzig war, was nicht selten vorkommt. Oder sie vertröstet, weil er nicht, wie versprochen angerufen hat.
Aber leider ist sie insgesamt noch auf Wolke 7.

Danke für den Tipp, mal eine Pause zu machen. Das raubt einem schon die Kraft, denn es dreht sich echt nur noch um ihn, wenn wir uns treffen. Wenn ich sie nicht so gerne hätte, hätte ich ihr längst schon gesagt, dass ich völlig genervt bin davon. Und dass es Kraft kostet, die ich momentan noch durch das Verdauen meiner Situation brauche.

Aber dann tut sie mir wieder soooo leid.

Ich glaube, ich muss Pause machen.

Zitat von Freya10:

Aber leider ist sie insgesamt noch auf Wolke 7.

Dann hör ihr einfach zu, wenn sie wegen seinem Nichtmelden sich beschwert.
Ansonsten lass sie erstmal im Glauben, dass alles supi ist.

Zitat von Freya10:

Danke für den Tipp, mal eine Pause zu machen. Das raubt einem schon die Kraft, denn es dreht sich echt nur noch um ihn, wenn wir uns treffen.

Wie oft trefft ihr euch?

@Heavydreamy Da ich momentan noch in meiner Findungsphase bin und Kontakte selektiere, einmal die Woche. Früher war das öfter. Aber ihre Sprachnachrichten dazu sind sehr lang (die längste war 45 (!) Minuten, so dass ich es trotzdem täglich mitbekomme und mir dann Sorgen mache.

Liebe @Freya10,

ich kann so gut nachvollziehen, wie schwer es für dich sein muss, tatenlos zusehen zu müssen, wie sich jemand, der dir so sehr am Herzen liegt, in etwas verrennt, das ihr offensichtlich nicht guttut. Und aus deiner Schilderung wird sehr deutlich, wie sehr dich das mitnimmt – und wie sehr du dich bemühst, ihr beizustehen.

Aber so bitter das klingt: Ich glaube, du kannst im Moment leider gar nichts tun – außer für sie da zu bleiben, ohne dich selbst mit in den Strudel ziehen zu lassen.

Solange sie selbst nicht an dem Punkt ist, an dem sie bereit ist, das Ganze kritisch zu hinterfragen, prallt jede wohlmeinende Warnung wahrscheinlich an ihr ab. Vermutlich klammert sie sich gerade deshalb so fest an ihn, weil sie emotional schon viel zu viel investiert hat und es sonst kaum auszuhalten wäre, sich einzugestehen, dass es von Anfang an auf wackligen Beinen stand.

Das Einzige, was du – neben dem Zuhören – vielleicht tun kannst ist ihr hin und wieder ganz behutsam einen Spiegel vorhalten im Sinne von:
„Ich habe das Gefühl, du wartest sehr oft auf ein Lebenszeichen von ihm – wie fühlt sich das für dich an?“
Oder.
„Du hast dich in den letzten zwei Jahren sehr verändert – vermisst du manchmal die alte Version von dir?“
Solche Fragen setzen manchmal mehr in Gang als gut gemeinte Ratschläge.

Aber was du nicht kannst: Sie retten. So sehr du es auch willst.
Und was auch wichtig ist, du darfst dich abgrenzen. Es ist völlig legitim, auch deine eigenes Seelenheil im Blick zu behalten. Du bist nicht egoistisch, wenn du dich emotional etwas zurückziehst, wenn es dir zu viel wird.

Fühl dich bitte gedrückt – ich finde es sehr stark von dir, wie loyal du bist. Aber auch du als Freundin darfst und sollst auf dich selbst achten.

Zitat von Freya10:

Da ich momentan noch in meiner Findungsphase bin und Kontakte selektiere, einmal die Woche. Früher war das öfter. Aber ihre Sprachnachrichten dazu sind sehr lang (die längste war 45 (!) Minuten, so dass ich es trotzdem täglich mitbekomme und mir dann Sorgen mache.

Oke, ab jetzt nur noch alle zwei Wochen Wenn sie fragt, sagst du Me-Time, das ist nicht gelogen! Du brauchst auch Zeit für dich!

Sprachnachrichten von 45 Minuten? Ach du liebe Zeit (im wahrsten Sinne des Wortes).

Da würde ich ihr mitteilen, dass du lieber mit ihr beim Treffen dann reden möchtest und keine so lange Sprachnachrichten mehr möchtest! Setze etwas Grenzen!

Und wenn du dich mit ihr alle zwei Wochen triffst, höre ihr einfach zu. Du kannst auch die Zeit dann kürzen, sagen wir Mal, nen Stündchen oder zwei sich sehen und dann haste eben wieder was anderes vor (Me-Time).

@Waris07 Danke Dir für Deine Worte.

Eben dachte ich plötzlich, als ich sie las: von einem Helfersyndtom (Co-Abhängigkeit) ins Andere (Freundin retten).

Ihr habt Recht, ich muss da aufpassen. Ihr habt mich gerade bestärkt, mal meine Seite zu reflektieren. Mein Altruismus ist manchmal sehr präsent, was an sich nichts Schlechtes ist, solange man sich nicht darin verliert.

Das mit dem Spiegel werde ich ebenso testen.

@Heavydreamy ja, sie wird das mit der ME-Time verstehen, da bin ich mir sicher.

Grenzen und Spiegel, das wird umgesetzt. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

@Freya10
Du kannst nicht helfen wenn Du keinen Auftrag dazu hast.
Das bedeutet nicht dass Du mit Deiner Meinung hinterm Berg halten musst, wenn sie das Gespräch darüber sucht.
Geredet habt ihr bestimmt schon darüber und Deine Meinung wirst Du vertreten haben.
Wie Du siehst ohne Erfolg, eine Intervention wird nicht gewünscht.
Mehr kannst Du Momentan nicht machen.
Das Konstrukt wird über kurz oder lang kippen, dann wird sie froh sein Dich zu haben.
Durch diese Lektion wird sie durch müssen, ist nicht die Erste

Zitat von Freya10:

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Verständlich, auch weil deine Freundin für dich auch da war.

Du bist es auch, nur eben nicht 24 Stunden!
Sie war sicherlich auch keine 24 Stunden für dich verfügbar, als das mit dem Typ und Alk war oder?

Das ist zu viel, auch weil du selber ja momentan in deiner Findungsphase bist. Finde ich gut

Also, bei langen Sprachnachrichten ihr mitteilen, dass man das dann bereden kann, wenn man sich sieht und ansonsten auch einfach Mal durchatmen und sich erst ein paar Stunden später oder am nächsten Morgen dich dann melden.

Das ist völlig in Ordnung und du kannst Energie sammeln. Du brauchst sie für deine Findungsphase derzeit auch selber.

Zitat von Freya10:

Wenn ich sie nicht so gerne hätte, hätte ich ihr längst schon gesagt, dass ich völlig genervt bin davon. Und dass es Kraft kostet, die ich momentan noch durch das Verdauen meiner Situation brauche.

Grade, wenn Ihr richtig gute Freundinnen seid, dann solltest Du ihr das auch genau so sagen können.

Deine Freundin ist erwachsen und hat sich in diese Situation freiwillig begeben. Ausreden wirst Du ihr da nichts können, aber als seelischer Mülleimer musst Du für sie auch nicht fungieren.

An Deiner Stelle würde ich ihr noch einmal sagen, dass Du die Situation kritisch bewertest, ihr natürlich trotzdem alles Gute für diese Beziehung wünscht, aber erst dann wieder darüber reden möchtest, wenn sich irgendwas grundlegendes geändert hat. Und ich würde ihr auch sagen, dass Dir Eure gemeinsamen Unternehmungen/Treffen wichtig sind und Du keine Lust darauf hast, ständig hinten runter zu fallen, wenn Monsieur sich meldet. Das wäre natürlich abhängig davon, wie oft Du auf sie warten musst, weil Xanthippes Gatte grade mal ein Zeitfenster zum Telefonieren findet.

Alternativ kannst Du natürlich auch ausharren und lächeln. Das ist jedoch eher eine schlechte Option, wenn Dich das Kraft kostet.

@Freya10

hör ihr ruhig zu und wenn sie dich nach Rat fragt gib ihr den, sie ist Erwachsen, ob sie den beherzigt oder nicht bleibt ihr überlassen.
noch was misch dich ja nicht ein, am Schluß bist du der Buhmann.

ich halte es bei meinen Kindern auch so und bin immer gut Gefahren damit