Zitat von Kranich71: Sie selbst muss erst mal an den falschen kommen, der sie spiegelt und sie so behandelt wie sie andere behandelt, das könnte dann ein umdenken in ihr bewegen.
Was wollte sie mit einem Menschen der so ist wie sie selbst? Sie braucht ja einen Mann, der nachsichtig, verständnisvoll und aufopfernd ist und sich selbst hintenan steht. Menschen wie sie sind niemals mit ihresgleichen zusammen, denn da kämen zwei Minuspole zusammen. Eine Beziehung klappt nur durch den Gegensatz und das meist auch nur auf Zeit, weil irgendwann einer zusammenbricht und das ist fast immer der Schwächere.
Eh ein Wunder, dass Seelenleid die Trennung überhaupt geschafft hat, denn das verlangt dem ertragenden Partner, eben weil er ja empathisch ist, schon viel ab.
Ich war auch mal mit einem zusammen, der so ähnlich tickte. Ein Wechsel aus Nähe und Distanz, aus Wärme und Kälte den ich hinnahm und unter dem ich richtig litt. Dennoch konnte ich mich nicht lösen, denn die schönen Augenblicke mit ihm erschienen mir so glorreich, dass ich sie immer wieder haben wollte und dafür viel in Kauf nahm. Der ständige Wechsel aus heiß und kalt ist außerdem fordert dem leidenden Partner viel ab, hält ihn aber auch bei der Stange. Es sind oft suchtartige Beziehungen.
Empathie und Einfühlungsvermögen waren bei ihm wenig vorhanden. Zwar hatte er gelernt dass andere Menschen anders ticken und er hatte sich eine Art angewöhnt, dass vor allem Frauen beim ersten Kennenlernen glaubten, er sei Wunder wie einfühlsam und verständnisvoll und interessiert. Solche wie ich ließen sich blenden und fielen auf die Mache hinein. Bis sie dann merkten, dass hinter der scheinbar warmherzigen Fassade gar nichts wahr außer einer großen Leere.
Er fühlte nicht viel. Klar, er konnte sich auch mal freuen (vor allem wenn sein Ego wieder Zufuhrt bekam), aber eine richtige Freude habe ich nie an ihm erlebt. Und im Gegenzug war er zwar durchaus öfters mal so drauf, dass er eher neben sich stand als sich in sich zu Hause zu fühlen, aber richtig traurig habe ich ihn auch nicht erlebt.
Ich fragte ihn mal ob er schon mal geweint hatte. Er konnte sich nicht erinnern. Ich mutmaßte dann, vielleicht als damals Dein Vater gestorben ist. Er sagte zwar Ja, aber es hörte sich schal an und ich hatte wieder das Gefühl, er sagt das, was ich erwarte. Ich glaube aber nicht dass er über diesen Verlust richtig große Trauer empfand. Er war lau, niemals wirklich warm, oder gar heiß.
Und ich war das Gegenteil. Emotional, sensitiv, einfühlsam und brachte damals in die Beziehung genau das mit was ihm fehlte.
Hinterher, also nach der Trennung, dachte ich mir manches Mal, dass ich für die Dinge zuständig war die ihm fehlten und dass er mir irgendwie beim Fühlen zusah ohne es je nachvollziehen zu können. Und ich sah seine innere Zerrissenheit und seine Kühle und konnte auch das nicht nachvollziehen.
Es kommen zwei Menschen zusammen, die sich zu einem Ganzen machen wollen und dafür brauchen sie einen Gegenpol. Gerade wenn sie defizitär sind. Nur wird nie ein Ganzes draus sondern nur eine sinnlose Quälerei die oft über Jahre geht bis man begreift dass es aussichtslos ist. Es sind Beziehungen in denen man sich oft mehr allein gelassen fühlt als gemeinsam.