Hoffnung festhalten?

624
ChrissivD
@Heffalump ich versuche mir ja die Augen öffnen zu lassen. Es ist schwer zu akzeptieren, dass sich das alles so echt angefühlt hat und es das aber scheinbar doch nicht war.
Ich weiß von seinem besten Freund, dass er emotional sonst immer nicht zugänglich war und mit mir Gespräche geführt hat, über die er mit niemand anderen sprechen konnte. Ich weiß sogar von seiner langjährigen Beziehung vorher, dass die nie viel gesprochen haben. So war es mit meinem Ex-Mann btw auch, mein neuer Freund weiß viel mehr über mich, als es mein Ex weiß, mit dem ich 11 Jahre zusammen war. Es ist also nicht grundsätzlich davon auszugehen, dass das nicht stimmt.
Das mit dem Therapieplatz ist ebenfalls richtig. Wir haben uns sehr darüber ausgetauscht was er bei der Therapie alles macht. Er hat einen Suizid-Versuch hinter sich. Da bekommt man schnell einen Platz, wenn man denn dann bereit ist. Außerdem geht er als Selbstzahler hin.
13.09.2023 07:57 •

Heffalump
Zitat von ChrissivD: Es ist also nicht grundsätzlich davon auszugehen, dass das nicht stimmt.

Da hast du nicht Unrecht - aber, du verschenkst schnell dein Herz und gibst viel zu schnell Vertrauen auf Vorschuss.
Meine Erfahrung - ist nur leider jene, das was mit viel Chaos begann, nie in Glückseligkeit endet.

Dir geht es, wie Vielen hier, die nur als Übergang dienten, es mag ja sein, das er mit dir Dinge, Sachen, Gefühle - die er zuvor nie kannte - aber genau weißt du es nicht.
Immerhin hielt seine Ehe 12 Jahre plus Verlobungs- und Kennenlernzeit, also gewiss mindestens 13 Jahre.

Es mag auch sein, das du dies als Liebe wahrnimmst, aber Liebe besteht nicht aus Chaos. Man will ja ankommen, sich fallen lassen können - und nicht auf dem Nagelbett landen. Nicht auf Scherben laufen, nur weil er außerstande ist, seine vorige Beziehung zu verarbeiten.
13.09.2023 08:06 •
x 5
A
Hoffnung festhalten?
x 3

ChrissivD
@Heffalump natürlich hast du grundsätzlich recht. Vielleicht noch ein paar Dinge dazu - seine Ehe hielt nicht 12 Jahre, sondern seine Beziehung. Die beiden kamen zusammen mit gerade mal Anfang 20, da sind die Prioritäten häufig noch anders gestrickt. Ich würde mich heute auch nicht mehr in meinen Ex-Mann verlieben. Er hat auch immer wieder betont, dass er keinerlei Interesse mehr an seiner Ex hat, da sie eine sehr einfach gestrickte Person ist, die mit seinen Komplexen Denken überhaupt nicht mitgekommen ist. Das haben mir auch mehrere Freunde von ihm so gesagt. Er sagte mir auch, dass er an ihr schon lange nicht mehr gehangen hat. Es ist bei ihm das Gefühl einer stabilen Familie, was er unbedingt seinen Kindern geben wollte und wofür er alles getan hätte. Er wäre auch mit ihr bis ans Lebensende zusammen geblieben, nur dafür. Sie hat es ihm genommen und das hat ihm den Boden unter den Füßen weggerissen, nicht die Tatsache, dass sie als Frau und Person nicht mehr da war.

Das Ding ist - ich konnte mich bei ihm fallen lassen und er sich bei mir. Es war ja nicht in erster Linie Chaos zwischen uns, sondern in erster Linie war es ein großes Vertrauen, eine große Zuneigung, ein Ankommen. So hat er es benannt und so habe ich es ebenso gefühlt.

Wir ticken so ähnlich, wir haben so viele ähnlichen Denkstrukturen, haben die gleichen Werte, konnten uns stundenlang in Gesprächen auslassen. Ich fühlte mich nie wie ein Ersatz oder jemand, der eine Lücke fühlt. Er hat seine Zuneigung nicht nur durch Worte, sondern vor allen Dingen durch Taten gezeigt. Er gab mir nie Grund zu zweifeln.

Und das lässt mich jetzt zweifeln. Weil ich trotz meiner Gefühle immer sehr reflektiert unterwegs bin. Weil wir über so viele Dinge gesprochen haben - über Risiken, wie wir damit umgehen wollen etc.
Wir waren immer ehrlich. Er ist emotional eigentlich sehr in sich gekehrt und hatte allen anderen gegenüber immer ein Problem sich zu öffnen. Ich war die erste, bei der er das konnte. Er war so oft verzweifelt und hat in meinen Armen geweint. Das war nicht gespielt.

und das macht es für mich so schwer zu akzeptieren…
13.09.2023 08:14 •
x 1

Heffalump
jetzt versteht man Dich und die Situation besser.

Ja man wächst aus dem Zwanziger in die Dreißiger und so fort, immerwährend. Das sie in seiner Beschreibung so schlecht wegkommt, finde ich fragwürdig - aber, das kann auch an seinem, gerade chaotischen Innenleben liegen.

Das sie sich trennte, kann aber auch daran liegen, so wie du ihn beschreibst, das sie merkte, das es kaum ne Basis gibt, für das ewige Leben. Da wollte ich nicht Richter spielen.

Für Dich jedoch, wenn du willens bist, ne gewisse Zeit zu warten - und da würde ich zu maximal einem halben Jahr tendieren, wäre es auch hilfreich, ne Therapie zu versuchen, damit dein Helfersyndrom anders zum Tragen kommt.

Denn auch du willst irgendwann in einer Beziehung sein, die dich stützt, fängt und dir bei steht, statt das du ewig lieferst und dann nie erntest. Verstehst du mich? Ob das nu er oder ein anderer ist.

Liebeskummer ist blöd, aber wenn man weiß, was man verlieren kann, müsste die Liebe, wenn es klappt, doch um so süßer schmecken, oder?
13.09.2023 08:31 •
x 1

alleswirdbesser
Zitat von ChrissivD:@Heffalump natürlich hast du grundsätzlich recht. Vielleicht noch ein paar Dinge dazu - seine Ehe hielt nicht 12 Jahre, sondern seine Beziehung. ...

Und warum der Suizidversuch? Wenn es kein Liebeskummer war und er die Ex so gar nicht wertschätzte?

Erzählen kann man viel, was habe ich mir für Spaghetti um die Ohren binden lassen, weil sich das so toll anhörte, diejenige welche zu sein, die Gute, die Beste, die Liebste, die Retterin und die böse Ex EF, unfähig, lieblos, abweisend… ja, ja, alles bekannt. Das Schlimme ich machte mit und zog über meinen Ex her, das gibt noch mal ein extra Gefühl an Zusammengehörigkeit. Zwei Verlassene, die sich beistehen…. Glaub mir, heute würde damit keiner punkten können, absolutes No go ist das.
13.09.2023 08:40 •
x 4

ChrissivD
@Heffalump es ist immer schwierig, sich in so einem Post auf das Wesentliche zu beschränken und doch wichtige Punkte nicht auszulassen. Die Situation ist halt insgesamt sehr komplex.

Dass sie so schlecht wegkommt liegt sicherlich auch an seinen Traumata aus der Kindheit. Er hat mir immer gesagt, wenn jemand bei ihm einmal so richtig unten durch ist, dann kommt er da nicht mehr raus. Er hat ihr nie verziehen, dass sie ihm seine Vorstellung vom erfüllten Leben genommen hat. Darüber hinaus haben sowohl er als auch mehrere seiner Freunde und auch seine Mutter unabhängig voneinander zu mir gesagt, dass sie „nicht die hellste Kerze auf der Torte ist“. Ich kenne sie nicht gut genug um mir da ein eigenes Urteil drüber zu erlauben, aber da es von völlig unterschiedlichen Personen mir gegenüber geäußert wurde, denke ich, da ist schon was dran. Dennoch hat mein Ex mir auch immer gesagt, dass sie eine sehr gute und liebevolle Mutter ist. Also da hat er sie nie schlecht gemacht.

Der Grund ihrer Trennung lag glaube ich eher in ihr selbst. Er erzählte mir, dass sie Partnerwechsler gehen wollte und ihr das alles nicht mehr reichte. Es erinnert mich gut an meine eigene Trennung von meinem Ex - mit Anfang 30 fragte ich mich auf einmal, nachdem wir uns viele Jahre auseinander gelebt hatten, ob das wirklich schon alles im Leben war. Ich glaube, sie hat sich emotional von ihm entfernt und ein neues Abenteuer gesucht. So ging/geht es vielen meiner Bekannten jetzt mit Anfang / Mitte 30.

Tatsächlich habe ich nächste Woche Mittwoch einen Termin zu einem Erstgespräch bei einer Psychotherapeutin und hoffe, einen Platz zu bekommen. Ich bin auch schon bei einer systematischen Beraterin und beschäftige mich gerade viel mit „innerer Kind“-Thematik. Ich weiß, dass mein Verhalten auch nicht gesund ist. Ich habe ihn während der Beziehung auch zu sehr eingeengt und ihm förmlich die Luft zum Atmen genommen. Das ist mir mittlerweile sehr schmerzlich bewusst geworden. Ich habe erkannt, dass ich auch viele Baustellen habe, die mir gar nicht bekannt waren, die aber mein Verhalten in vielen Situationen erklären. Ich möchte da unbedingt an mir arbeiten. Ich weiß auch, dass es nur noch mal funktionieren kann, wenn sowohl er als auch ich an uns arbeiten.
Er geht halt im Moment mehr auf Abstand als mir lieb ist. Aber das ist mein inneres Kind, das nach Nähe und Geborgenheit schreit.
Bei ihm schreit es gerade nach Autonomie und Selbstbestimmung.

Ich kann die Hoffnung einfach noch nicht aufgeben. Ich schaffe es gerade trotz aller Rationalität nicht, da es bei mir im Herzen noch nicht angekommen ist. Aber ich versuche an mir zu arbeiten und letztendlich kann ich nur gewinnen - entweder weil er tatsächlich zurück kommt, oder weil ich zumindest bei mir selbst ankomme. Hoffentlich.
Es tut durch diese Erkenntnis trotzdem nicht weniger weh…
13.09.2023 08:47 •

alleswirdbesser
Zitat von ChrissivD: Er ist emotional eigentlich sehr in sich gekehrt und hatte allen anderen gegenüber immer ein Problem sich zu öffnen. Ich war die erste, bei der er das konnte. Er war so oft verzweifelt und hat in meinen Armen geweint. Das war nicht gespielt.

Und darauf stehst du? Seelischer Mülleimer auf Abruf?

Mein FG hatte als wir zusammen waren überhaupt keinen Kontakt zu seinen Geschwistern, weil er sauer war, dass sie sich nicht nach ihm erkundigten usw. Ich habe öfters gemeint er sollte sich vielleicht mal selbst melden, aber vergebens. Aber nach der Trennung ging es plötzlich…. Und die ganzen neuen Freunde plus Kurschatten aus der Reha….. Davor nur ich. Therapie hat da offenbar einiges bewirkt gehabt.
13.09.2023 08:51 •
x 2

Heffalump
Zitat von ChrissivD: Er hat ihr nie verziehen, dass sie ihm seine Vorstellung vom erfüllten Leben genommen hat.

o mann

was er ihr womöglich nie gab - steht ja auch nicht im Vordergrund. Diese Ehe hat deutlich mehr dunkle ecken, als gesehen werden will.
Sie wollte wohl auch, das er sich streckt, statt bückt. Konnte er nicht, sie wird ihm auch Zeit gelassen haben, bis ihr Ende erreicht war - und dann hat sie es beendet, weil man leidet ja mit. Bis man nicht mehr kann.
Mit viel Glück bekommt man dann noch die kurve und geht.

Seine Problematiken da gewiss genug Anteil haben, aber so sehen wird er das nicht.
Brisante Mischung
13.09.2023 08:56 •
x 2

ChrissivD
@Heffalump definitiv! Unschuldig wird er da auch nicht gewesen sein. Es ist ja immer eine Sache von beiden Seiten. Er hat sich damit abgefunden, dass er sie vielleicht gar nicht mehr liebt und ist dennoch mit ihr zusammen geblieben aufgrund seiner Vorstellung. Sie wird das aber gespürt haben und irgendwann wird sie an dem Punkt gewesen sein, es so nicht mehr hinnehmen zu können.

Ich weiß allerdings auch, dass sie ihn zurück will. Das hat sie vor ungefähr fünf Monaten sehr deutlich zu ihm gesagt, da ist er aber nicht drauf eingegangen.
Und vor einigen Wochen sagte mir sein bester Freund, dass sie es immer noch will. Aber mein Ex will nicht mehr mit ihr zusammen sein.
13.09.2023 09:03 •

Zitat von ChrissivD: Ich kann die Hoffnung einfach noch nicht aufgeben.

Ok, verstehe ich. Aus Deiner Warte aus.

Aber wenn es doch - Deiner Meinung nach - die wahre reine Liebe ist, dann kannst Du getrost beiseite treten und den Mann mal machen lassen und jetzt auf Dich sehen. Du hast ne Menge Unschluckbares geschluckt.

Mach dich rar und schütze Dich. Denn wenn es wahre Liebe ist, wie Du sie Dir disneylike erträumst, dann kommt er wieder an und kämpft um Dich. Bisher sehe ich nur den Fokus auf ihm. DU spielst gar keine Rolle.
13.09.2023 09:05 •

Heffalump
Zitat von ChrissivD: Ich weiß allerdings auch, dass sie ihn zurück will

Das Bekannte deutlich weniger schreckt, als das Unbekannte.

Weil ihr zwei Frauen, seht da was, was er womöglich noch Jahre braucht zum freiräumen, wenn überhaupt
13.09.2023 09:07 •

ChrissivD
@Lumba ja, da hast du vollkommen recht. Und glaub mir, ich versuche die ganze Zeit immer wieder, es so zu sehen. Wenn er wirklich das ist was ich in ihm sehe, dann wird er zurück kommen und es wird alles gut werden. Und wenn er nicht zurück kommt, dann ist er es nicht gewesen. Rein rational weiß ich das. Aber es ist so schwer versuche halt die ganze Zeit nach Gründen zu suchen, warum es so sein wird. Dann kreisen meine Gedanken und auf einmal bin ich nicht mehr optimistisch. Nur um dann wieder so lange zu suchen, bis ich es doch wieder bin. Es kann mir halt niemand sagen was passieren wird. Und die Unsicherheit macht es sehr sehr schwer…
13.09.2023 09:28 •

ChrissivD
@Heffalump ich würde es halt gerne gemeinsam mit ihm freiräumen. Genau wie ich gerne mit ihm an meiner Seite meine Baustellen aufarbeiten würde. Aber ja, im Endeffekt kann ich mir nur immer wieder bewusst machen, dass ich nur mein Inneres und nicht das Äußere beeinflussen kann. Und dass ich mir einfach auch die Zeit für mich nehmen sollte und mich auf mich konzentrieren sollte. Den Abstand als Chance und nicht als Problem sehen sollte….
13.09.2023 09:30 •
x 1

alleswirdbesser
Zitat von ChrissivD: Er hat mir immer gesagt, wenn jemand bei ihm einmal so richtig unten durch ist, dann kommt er da nicht mehr raus. Er hat ihr nie verziehen, dass sie ihm seine Vorstellung vom erfüllten Leben genommen hat.

Sorry, aber wenn das so ist, dann bleibt man nicht freiwillig bei so einer Person und das bis sie sich trennt. Und wegen so jemandem sich umbringen wollen? Das passt doch überhaupt nicht zusammen, wirklich Null.

Außerdem war nicht sie dafür zuständig seine Vorstellung vom erfüllten Leben umzusetzen, sondern er.
13.09.2023 10:09 •
x 3

Läufer71
Zitat von alleswirdbesser:Sorry, aber wenn das so ist, dann bleibt man nicht freiwillig bei so einer Person und das bis sie sich trennt. Und wegen so jemandem sich umbringen ...

Das sind auch falsche Erwartungen an Partnerin/Partner nach dem Motto - Du musst mich glücklich machen!
13.09.2023 10:15 •
x 3
A
x 4




Ähnliche Themen


Top