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Ich finde den Weg zurück ins Leben nicht

Ortrere
Liebe @Nevertheless
Du schreibst ständig Sätze, die bei mir richtig tief einschlagen. So für mich....danke dafür!

Zitat von Nevertheless:
die ersten zweiundzwanzig Jahre meines Lebens waren grau. Es folgten über zehn Jahre Farbfilm, Dolby Surround, der mich wohl vergessen ließ, wie es vorher gewesen war. Mich übermütig werden ließ. Und seit vier Jahren ist da nicht nur schwarz-weiß, sondern auch noch Stummfilm.

Wenn Du Lust und Zeit hast, schreib bitte über die ersten 22 Jahre. Es fällt mir schwer, mir eine durchgängig graue Kindheit und Jugend vorzustellen. Du hast Geschwister...hattest Du Freunde? Wie war Deine Kinderzeit? Wie hast Du Dein Zuhause erlebt, wie die Schulzeit? Was hat zu Deiner Berufswahl geführt? Arbeitest Du in Deiner Ausbildungsbranche?

Ja, das sind viele Fragen auf einmal. Mich interessiert es, ob die als grau empfundene Jugend und der von Dir so grell empfundene Wechsel in einen Farbfilm (was passierte da?) für uns Außenstehende ähnlich wirken. Vielleicht findest Du oder wir alle zusammen bei Deiner Rückschau auch ein, zwei Puzzlestücke zu Dir selbst. Greifbare. Echte. Denn Du bist ja da! Wehrst Dich aber so vehement, das zu spüren ....Du kluge, kreative, reflektierte Schreiberin

02.01.2020 23:03 • x 1 #31


T
Zitat von Nevertheless:
Eine ehrlich gemeinte Frage: wie lernt man, sich zu mögen?

täglich Spiegelbild längere Zeit anlächeln, Selbstgespräche, SB, Gutes tun

02.01.2020 23:14 • x 1 #32


A


Ich finde den Weg zurück ins Leben nicht

x 3


W
Zitat von Tempi:
täglich Spiegelbild längere Zeit anlächeln, Selbstgespräche, SB, Gutes tun


Was ist SB?

02.01.2020 23:17 • #33


Gorch_Fock
Ich würde mal auf Selbstbefr. tippen

02.01.2020 23:19 • x 1 #34


Chrissy89
Liebe Nevertheless
Das ist jetzt zwar komplett Off-Topic aber bitte schreibe ein Buch Ich würde es sofort kaufen. Du hast eine wahnsinnige Gabe zu schreiben und dich auszudrücken, ich hänge regelrecht an deinen Zeilen.

Bin im Rat geben nicht so gut, habe für mich selbst gerade auch keinen übrig.
Wünsche dir jedenfalls alles Gute und dass dein Leben bald wieder in Dolby Digital mit dramatisch schöner Musik, in 4K HDR über den Bildschirm flimmert.

03.01.2020 01:38 • x 1 #35


Zauberhaft
... ich empfinde deine Zeilen als sehr energiegeladen, impulsiv ... .
Und vermutlich hast DU derzeit -zu viel- Energie/Wünsche u. dergl..
Willst zu viel auf einmal.

Eigentlich weisst du was du willst, s. deine Texte.
Du kannst mit Struktur, mit einem realistischen Tempo, all deine Wünsche erfüllen, ok fast alle.

Ein Zeitplan kann helfen.
Mit dem Ziel; nicht mehr so gehetzt, planlos und überreizt zu sein.
Das hat mir bisher geholfen entspannter zu sein.

Du wirst den/deinen Weg finden.
LG
Zauberhaft

03.01.2020 15:52 • #36


N
Ihr Lieben,

ihr werft alle so viele schöne Steine in meinen Teich, dass es mir schwer fällt, jeden Ring den sie an der Oberfläche zeichnen so zeitnah zu würdigen, wie sie, wie ihr es verdient habt.

Zitat von Zauberhaft:
... damit hast du dich doch gut beschrieben.
Da setze an.
Ich persönlich mache kein Sport, will ich nicht, brauch ich nicht, ist meine Erkenntnis.
Mein Hobby bin ich, mich pflegen, gesund kochen ... .
Thema Natur; laufen, durchatmen gibt der Seele Energie. Und ist auch eine sportliche Betätigung.
Jetzt helfe DIR selbst, wenn DU gestärkt bist kannst du wieder geben, anderen helfen.
Baue ein Nest für DICH, warm, bunt.
Was DU möchtest ...
Sei lieb gedrückt, DU schaffst DAS ...,
bist schon dabei.
LG
Zauberhaft


Dein Nickname könnte nicht besser zu Dir passen Du bist durch und durch Zauberhaft!

Ich musste lange überlegen und erst zwei Schritte zurück gehen, ein Auge zusammenkneifen und die Luft anhalten, bis ich begriff, was Du mit Da setze an meintest. Welche Möglichkeiten dahinter stecken. Dass da da überhaupt Pot.enzial besteht. Danke, dass Du mir gezeigt hast, dass da sehr wohl etwas ist.

Und auch für Dein herzerfrischendes Statement zum Sport, so fernab vom höher-schneller-weiter-besser-bis-es-weh-tut-nur-dann-ist-es-gut.
So klar und deutlich abgegrenzt. Mit dem besten, wichtigsten, wertvollsten Grund, der mich beim Lesen eine innere Konfettibombe zünden ließ: Mein Hobby bin ich. Boah!

Ich muss aufpassen, dass mein Boot auf den sanften Wellen nicht kentert, denn Du wirfst mir Schatzkiste um Schatzkiste hinein, liebe Zauberhaft.

Zitat von DatDori:
Ich wünschte ich könnte mich selbst so reflektieren wie du-fabelhaft!
Ich möchte dich dazu beglückwünschen denn das ist eine Gabe die auch nicht jeder seine nennen kann! Drück dich


Dankeschön, liebe DatDori-Nachtschwärmerin, für diesen funkelnden Diamanten!

Und so, wie er aus Kohle gepresst ist, ist auch diese Gabe lediglich das Ergebnis aus vielen Jahren Druck, festgehalten auf hunderten Seiten Tagebuch. Sie ist das kostbare, zwangsläufige Endprodukt. Nicht der schmerzhafte Prozess.

Das Talent zu Schreiben, das mir hier viele attestieren, ist der rundgeschliffene Kieselstein in dieser strömenden Flut aus Eindrücken, die, gebändigt auf Papier, ihre Bedrohlichkeit verlieren. Und an Sinn gewinnen.

Ich bin sicher, liebe DatDori, da gibt es ganz vieles von Dir, das ich wünschte so zu können wie Du.
Dinge, die so viel wunderbarer sind weil sie aus Dir selbst kommen und aus der Freiheit in Dir.

Viele Grüße
Never

03.01.2020 17:53 • x 1 #37


N
Zitat von Benita:
Ich nehme mal Bezug auf deine Überschrift und meine du bist mittendrinnen, in deinem Leben, ein Leben welches du dir selbst erschaffen hast.

Das gilt es erstmal zu akzeptieren und zu bejahren, denn du selbst hast dir das angetan und dich selbst verletzt damit. Deine Bedürftigkeit und Ängste und Abhängigkeiten werden dir auch im Aussen gezeigt.

Kein anderer kann dich retten, dir deine Ängste nehmen und dir das geben was du brauchst, das musst du selber tun und fürsorglich, wertschätzend, verständnisvoll mit dir umgehen.
Selbstliebe fängt bei den alltäglichen Dingen an, bei der Körperpflege, mit gesundem Essen, mit Bewegung, gutem Schlaf, Dinge loslassen, die dich stören und Selbstliebe hat auch mit Bewusstsein über die Gedanken, die du über dich und andere hast zu tun und auch mit Dingen, die du tust oder unterläßt obwohl sie dir nicht gut tun.
Du kannst mit Dankbarkeit anfangen, 3-6 Wochen, jeden Tag 5 - 10 Dinge aufschreiben, für die du dankbar sein kannst, auch das kann neue Hirnverbindungen schaffen und lt. Studien soll Dankbarkeit oft besser wie ein Antidepressivum wirken können.
Was ist mit den Haustieren ? Liebst du sie ? Gehst du liebevoll und fürsorglich mit ihnen um ?
Falls ja, gehst du auch mir dir so liebevoll um ?
Falls nein, was hindert dich daran ?

Wie steht es um dein Selbstwertgefühl ?
Kannst du dir erlauben glücklich zu sein ?



Liebe Benita,

kennst Du diese Videoclips, in denen Küchenvirtuosen ihre Torten präsentieren, die aussehen wie Alltagsgegenstände? Dieses Gefühl in dem Moment in dem Du siehst, wie sich ein Messer auf einen braunen, glänzenden Lederschuh zubewegt und Du denkst eh, Moment mal? Den Zenit der Irritation, wenn die Klinge den Schuh zerteilt, der sich physikalisch nicht so verhält, wie er sollte?

Und dann. Die Erkenntnis.

Das ist Dein Beitrag für mich.

Eine süße, reichhaltige Torte, die auf den ersten Blick für mich nicht so aussah.

Die Aufforderung zu mir zu stehen, zu meiner Entscheidung. Zu mir selbst zu halten. Dankbar zu sein. Auf mich zu achten. Für mich selbst einzutreten. Ein gutes Stück Arbeit liegt vor mir.

Ich danke Dir von Herzen nicht nur für die Torte, sondern auch für das Rezept, dass Du mir geschenkt hast!

Die Haustiere musste ich damals bei ihm zurücklassen, ich konnte keine Wohnung finden, in die ich sie hätte mitnehmen dürfen. Sein Beruf ließ ihn oft und unplanbar Tage, mehrfach im Jahr auch ganze Wochen, mit ungewissem Rückkehrzeitpunkt unterwegs sein. Das war sein Schmerz. Dass er sie deswegen abgeben müsste. Zumindest so lange er noch im Haus wohnte haben sich die Nachbarn um sie gekümmert wenn er nicht da war. Was danach kam, weiß ich nicht. Aber ich bin sicher, er hat alles in seiner Macht stehende getan, um ihnen gerecht zu werden.

Ich könnte nicht und schon gar nicht nach so vielen Zeilen behaupten, dass ich irgend eine Form von Selbstwertgefühl besäße. Da sind Listen, die ich mir selbst geschrieben habe. Für Momente, in denen es mir schlecht geht. Zu lesen ist darin alles, worauf ich stolz bin. Was ich erreicht habe. Nur das sind Dinge aus dem Äußeren. Die Ergebnisse von Anstrengung. Sie sind nicht verkehrt, sie haben ihre Berechtigung als Anerkennung für Mühe, Hartnäckigkeit, Disziplin. Aber sie spiegeln nicht das wieder, was ich ohne diese treibende Kraft des Perfektionszwanges bin: nur ich.

Vermutlich bedeutet Glück für jeden etwas anderes. Und ist für mich schwer zu differenzieren von Zufriedenheit. Von sich glücklich schätzen aus Dankbarkeit. Von Übermut und Schalk, der in jeder Faser des Körpers prickelt. Das Reflektieren nach einem guten Gespräch. Der Geruch nach Zuhause. Die Erfahrung, Herausforderungen alleine gemeistert zu haben. Ausgelassenheit auf einer Party. Das Wissen, das zu einem besonderen Zeitpunkt alles in Ordnung ist und seinen Platz hat. Ist das Glücklichsein? Ich weiß es nicht, aber da es flüchtig ist, wird es das wohl sein.

03.01.2020 18:02 • x 1 #38


N
Zitat von Frozen-Joghurt:
Zunächst mal sei gesagt, deine Art zu schreiben und dich auszudrücken finde ich bemerkenswert. Da steckt viel Talent dahinter. Ich lese bei dir heraus, dass du dir selbst aus irgendwelchen Gründen die Trennung von damals nicht verzeihst und jetzt wahrscheinlich das Gefühl hast, dich dafür bestrafen zu müssen, indem du unglücklich bist. Also das, was du über deinen Ex geschrieben hast, klingt so, als wäre eine Trennung das beste gewesen. Horch mal in dich. Denke an den Moment zurück, als du beschlossen hast, die Beziehung zu beenden. Was ...


Liebe Frozen-Joghurt,

deine Worte fühlen sich für mich an wie ein zuversichtliches Lächeln. Ich fühle die Hand, die mich freundlich anstupst. Höre die tröstende Stimme. Danke für das Gefühl einer warmen, flauschigen Decke, die sich in Worten um mich hüllt. Und auch danke für Dein liebes Kompliment.

Es klingt so wundervoll, liebe Frozen-Joghurt, wie Du beschreibst, Dein eigener Freund sein zu können. Dein Lebensbegleiter, der immer bei Dir ist. Diese Stimme die Du in Dir immer hören wirst meinst Du damit die negative Stimme, die Du zwar hörst aber ihr keine Beachtung schenkst... oder eine positive Stimme, die Du Dir angeeignet hast? War das ein langer Prozess für Dich?

Rational weiß ich, dass die Trennung das Beste war. Die Konsequenz aus: ich halte es nicht mehr aus. Ich ertrage es nicht mehr, die treibende Kraft in der Beziehung sein zu müssen, der Motor. Ertrage die Sprachlosigkeit nicht mehr. Die fehlende Meinung. Den fehlenden Austausch, mit der Begründung, ich sei ihm verbal überlegen.

Die Aussage Ja ich weiß, ich bin faul zu hören, der noch nicht mal Versprechungen folgten, die sowieso nie gehalten worden wären. Die Berge an für ihn gebügelter Wäsche zu sehen. Diese Stapel, kniehoch, die er nicht bis zum Kleiderschrank zu tragen vermochte und statt dessen das, was er gerade wollte herauszog, so dass der Rest wieder zerknitterte. Das Kinderprogramm, das er oft als adäquates Abendfernsehen empfand.

Das an jeden Satz angehängte Keine Ahnung. Der Moment in dem ich beschloss, die seit Wochen wuchernde Hecke im Garten zu stutzen, während er seit Tagen auf dem Sofa lag. Mit Blick darauf. Und er irgendwann nach draußen kam und meinte, er würde den Kauf einer Arbeitsbühne ins Auge fassen, damit ich das nächste Mal auch besser an die oberen Bereiche käme. Schweren Herzens dann doch half. Die Nacht, als er weit entfernt unterwegs war und einen Unfall hatte. Mir stundenlang kein Update gab und nicht erreichbar war, weil er das Telefon ausgeschaltet hatte, um Akku zu sparen.

Das Gefühl, als ich den ganzen Tag krank im Bett lag und er nicht ein einziges Mal nach mir sah, ins Fernsehprogramm vertieft.
Der Abend, an dem ich, damals monetär ziemlich klamm, ihn mit meinen letzten 50 EUR zum Essen einlud und er sich zwei Vorspeisen zur Hauptspeise dazu bestellte. Der mehr als unglücklich formulierte Witz, ich könnte das Geld das er mir geliehen hatte, ja auch anders abbezahlen. Und ja, der Humor, der die ganze Welt zum Lachen brachte, sich aber irgendwann als einzige Kommunikationsform herausstellte.

Der Tag, als ich ihm das Herz herausriss und seinen besten Freund, eines der Haustiere, das nachts immer in seinen Armen schlief, weggeben musste. Weil es in den sechs Monaten zuvor ununterbrochen Möbel, Einrichtung und Substanz, Wände, Gardinen, einfach alles zerstörte und offensichtlich unglücklich war. Kein Tierarzt, kein Medikament, keine Pflanzen, kein noch so tolles Wundermittel half. Er während er die Hälfte der Zeit gar nicht da war. Und die andere Hälfte der Zeit lange abwägen musste, wessen Wohl ihm wichtiger wäre, das der Haustiere oder meines. Ihn meine Nervenzusammenbrüche, meine Schwäche, das ihm zuliebe nicht weiter aushalten zu können, verletzten. Und mir nie verzieh, obwohl ich ebenso litt wie er, am ganzen Körper zitternd und allein im Tierheim. Schreiend im Auto auf der Fahrt zurück.

Das ist so unglaublich viel und doch nur ein Auszug. Der ausreicht um ganz deutlich zu sehen, dass die Augenhöhe sich verschoben hatte. Ich war keine Partnerin mehr.

Das Rationale, das Zerbrochene, der Grund das ist das eine. Dem gegenüber steht das, was er einst war. Was wir waren. Es gab viele Jahre nicht einen Tag, an dem er mich nicht zum Lachen brachte. Meinen Intellekt überraschte. Mir jeden Wunsch von den Lippen ablas. Fürsorglich war. Engagiert. Bei mir blieb obwohl ich so viele Baustellen hatte, um die herum ich mir einen gewaltigen Schutzpanzer anfutterte. Mich unterstützte, egal welche Flausen mir gerade wieder durch den Kopf gingen. Mich annahm, wie ich war.

Ich traue mich nicht, den gut gefüllten Kelch leer zu trinken. Denn das, was im Boden eingraviert steht, will ich nicht sehen, es nicht wahrhaben: Ich vertraue mir selbst nicht. Meiner Wahrnehmung nicht.

Womit wir wieder beim Thema Selbstliebe wären.

03.01.2020 18:17 • x 1 #39


Frozen-Joghurt
Zitat von Nevertheless:
Liebe Frozen-Joghurt,

deine Worte fühlen sich für mich an wie ein zuversichtliches Lächeln. Ich fühle die Hand, die mich freundlich anstupst. Höre die tröstende Stimme. Danke für das Gefühl einer warmen, flauschigen Decke, die sich in Worten um mich hüllt. Und auch danke für Dein liebes Kompliment.


Es freut mich, wenn meine Worte so einen Effekt auf dich hatten.

Zitat von Nevertheless:
Es klingt so wundervoll, liebe Frozen-Joghurt, wie Du beschreibst, Dein eigener Freund sein zu können. Dein Lebensbegleiter, der immer bei Dir ist. Diese Stimme die Du in Dir immer hören wirst meinst Du damit die negative Stimme, die Du zwar hörst aber ihr keine Beachtung schenkst... oder eine positive Stimme, die Du Dir angeeignet hast? War das ein langer Prozess für Dich?


Mit der Stimme, die ich immer höre, meine ich tatsächlich meine innere Stimme. Jeder kennt doch diese Art von inneren Selbstgesprächen, die man mit sich selbst ja eigentlich, bewusst oder unbewusst, die ganze Zeit über führt. Am Wochenende ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich am Abend merke, dass ich den ganzen Tag mit niemand anderem geredet habe, als mit mir selber ich habe mir sogar angeeignet, manchmal BEWUSST mit mir selber zu reden.
Ob es schwer war mir das anzueignen? Ich sag mal so, ich musste es irgendwann. Ich habe im Leben viele Enttäuschungen erlebt. Expartner oder ehemalige Freundinnen, viele Menschen haben meine Gutmütigkeit ausgenutzt, mich benutzt, mich kritisiert, um sich selber besser zu fühlen, mich belogen und betrogen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich von keinem ANDEREN Menschen Respekt oder Liebe unbedingt erwarten kann, deswegen bin ich es mir selbst schuldig, dass wenigstens ICH selber gut zu mir bin.
Was mir damals auch geholfen hat, war, dass ich damals nach einer Trennung einfach meinen Rucksack gepackt und für 4 Wochen alleine durch Myanmar, Kambodscha und Thailand gereist bin. Das war eigentlich die Zeit, wo ich mich selbst kennen und lieben gelernt habe. Das klingt vielleicht völlig abgedroschen und klischeehaft, aber so war es. Ich habe tagelang wegen des Monsuns mein Hotelzimmer nicht verlassen können. Da hatte ich nur mich und zwar NUR mich alleine, mit der ich klarkommen musste. Und es war toll. Ich habe gemerkt, was für ein toller Zeitgenosse ich bin. Und wenn man alleine alle Hürden einer solchen Reise meistert, das stärkt das Selbstbewusstsein ungemein. Ich habe das Gefühl, dass ich alles schaffen kann.
Ich weiß nicht, ob so eine Reise vielleicht etwas für dich wäre? Du klingst für mich etwas ausgebrannt, so eine Erfahrung würde dir sicher gut tun.

03.01.2020 20:05 • #40


N
Zitat von Chria:
Liebe Nevertheless,

ich weiß gar nicht so Recht, was ich dir raten kann, da ich noch nie eine Trennung durchgemacht habe.
Ich will dir aber trotzdem sagen, dass mich dein Beitrag tief in mir drin irgendwie getroffen hat. Vlt. weil ich auch schon mit dem Gedanken gespielt habe, ob da draußen noch ein tollerer Mann herumläuft. Ich fühle mit dir und wünsche dir, dass du doch noch einen richtig lieben Mann findest.

Ich glaube auch, dass du die Trennung nicht leichtfertig ausgesprochen hast - dann könntest du dir Vorwürfe machen. Aber ihr ward ja lange zusammen und irgendetwas hat einfach nicht richtig gepasst. Deshalb sei bitte nicht so streng zu dir. Selbst wenn danach bis jetzt noch kein besserer Partner kam, ist das kein Grund den alten zu vermissen, weil dort ja eben etwas im Argen war. Lieber solo, als unglücklich in einer Beziehung.Trotzdem muss es schlimm sein, das Gefühl zu haben, etwas falsch gemacht zu haben

Bitte geb den Glauben an die Liebe nicht auf - mit 39 Jahren kann da noch einiges kommen


Liebe Chria,

vielen Dank für deine lieben Zeilen und Dein Mitgefühl.

Wenn ich Dich richtig lese, hattest Du manchmal Zweifel, ob Deine aktuelle Situation richtig ist, Stichwort tollerer Mann. Weißt Du, ich glaube diese Zweifel sind sinnvoll, um Hinsehen zu können und den inneren Kompass ggf. nachzujustieren. Um das Gute noch besser werden zu lassen, das vielleicht nicht immer ganz so gute ausräumen zu können.
Eine Möglichkeit, um die Beziehung an die Kräfte, die täglich an uns zerren und uns über die Zeit hinweg verändern, anzupassen.

Manchmal reicht es leider, nicht und ja, deine Worte Lieber solo als unglücklich in einer Beziehung stimmen absolut.
Ich danke Dir für die Zuversicht.

Liebe Grüße
Never

03.01.2020 23:48 • x 1 #41


N
Zitat von ma777:
Liebe nevertheless, Du sagst, alle kreativen Gene sind bei deinen Geschwistern gelandet. Aber eine Sache kannst du doch auf jeden Fall gut: das schreiben. Kreativ sein tut gut. Du kannst über dich (und vielleicht nur für dich) schreiben oder in andere erdachte Leben eintauchen und Kurzgeschichten schreiben. Was ich zu einer Zeit der Langeweile, Unausgelastetheit und mangelndem Selbstvertrauen getan habe: ich habe bei der hiesigen lokalzeitung angefragt, ob die grad freie Mitarbeiter brauchen. Seitdem gehe ich ein paarmal im Monat für die Zeitung auf Veranstaltungen und schreibe darüber. Manchmal landet man irgendwo, wo man ansonsten nie ...


Liebe ma777,

ernsthaft? So etwas gibt es? Meine Güte, da tun sich völlig neue Perspektiven auf.
Genau so wie Du es schreibst, ein Brückenschlag ins Außen und noch gratis dazu: Spaß. DANKE!

Liebe Grüße

Never

03.01.2020 23:50 • #42


N
Zitat von Zauberhaft:
Hallo Never, ich zelebriere es so; z. Bsp. beim Autofahren lobe ich mich für das erreichte, auch kleine Dinge. Spreche es aus, ... . Als Abschluss -ich bin eine tolle Frau-. Dann kommt oft noch schwungvolle Musik, und schon gehts mir richtig gut. Kritik an mich gibts auch. Lobe dann Besserung . ...


Liebe Zauberhaft,

wieder so ein starker Beitrag von Dir, wow! Vielen Dank für Deine Offenheit und den Einblick in Deine Vorgehensweise, das klingt fantastisch und für jeden nachahmenswert!

Zitat von Zauberhaft:
Meine Verantwortung ist; meine Werte, Ziele, ... zu verteidigen...

This!


Viele Grüße

Never

03.01.2020 23:53 • x 1 #43


N
Zitat von KBR:
... Zum Kreativen: Vor etlichen Jahren bin ich beim Surfen auf eine Kunstschule gestoßen. Mein Wunsch war immer, malen zu können/lernen. Ich hielt mich weder für besonders talentiert noch für besonders untalentiert. Also buchte ich ein Wochenendseminar. Ich kam in eine ...


Liebe KBR,

Du tust so viel, entdeckst, bist mutig und neugierig. Lässt Dich nicht von den Meinungen anderer beeindrucken. Bleibst nicht stehen, sondern gehst immer weiter, und bereicherst Dein Leben und Dein Inneres. Bleibst Dir selbst wichtig und treu, obwohl Du schon einmal die Notbremse gezogen hast. Das finde ich bemerkenswert!

Ich bin ungefähr so musikalisch wie .. keine Ahnung. Gar nicht halt. Köstlich!

Unbedingt, ja, bitte nimm die Gesangsstunden, die Du ins Auge gefasst hast. Finde es heraus und vor allen Dingen hab Spaß! Aber wem sag ich das, so wie Du Dich liest, hast Du denn allemal und sowieso und das ist Spitze.

Ich drücke Dir sämtliche Daumen, dass der zeitlich perfekt für Dich passende Malkurs Dir eine Zusage schickt und Du wieder Strichlein für Strichlein in einer netten Runde auf die Leinwand zeichnen kannst. Bzw. in dieser Runde das tust, was Dich erfüllt, ganz egal, ob es den anderen Anwesenden gefällt oder nicht.

Danke Dir für diese außerordentlich schöne und bildhafte Motivation.

Viele Grüße

Never

03.01.2020 23:57 • #44


N
Zitat von Ortrere:
Liebe @Nevertheless
Du schreibst ständig Sätze, die bei mir richtig tief einschlagen. So für mich....danke dafür!

Liebe Ortrere,

ein mega Kompliment, wow ehm - Dankeschön!

Zitat von Ortrere:
Wenn Du Lust und Zeit hast, schreib bitte über die ersten 22 Jahre. Es fällt mir schwer, mir eine durchgängig graue Kindheit und Jugend vorzustellen. Du hast Geschwister...hattest Du Freunde? Wie war Deine Kinderzeit? Wie hast Du Dein Zuhause erlebt, wie die Schulzeit? Was hat zu Deiner Berufswahl geführt? Arbeitest Du in Deiner Ausbildungsbranche?

Ja, das sind viele Fragen auf einmal. Mich interessiert es, ob die als grau empfundene Jugend und der von Dir so grell empfundene Wechsel in einen Farbfilm (was passierte da?) für uns Außenstehende ähnlich wirken. Vielleicht findest Du oder wir alle zusammen bei Deiner Rückschau auch ein, zwei Puzzlestücke zu Dir selbst. Greifbare. Echte. Denn Du bist ja da! Wehrst Dich aber so vehement, das zu spüren ....Du kluge, kreative, reflektierte Schreiberin



Ich nehme noch einmal Luft und tauche ab, kann Deine Fragen jedoch nicht en detail beantworten, denn Narben sind ein Erkennungsmerkmal. Nicht nur für mich, auch für diejenigen, die sie zugefügt haben. Nicht nur mir. Außerdem möchte ich in diesem öffentlichen Bereich keinesfalls jemanden triggern. Belassen wir es also bei Stichworten, die meine Kindheit und Jugend beschreiben:

Körperliche Gewalt. Seelischer Missbrauch. Gebrüll. Aberkennung als Mensch mit eigenen Bedürfnissen und Gefühlen. Massives überschreiten von Grenzen und Rechten. Demütigungen. Unverhältnismäßige Strafen. Bösartigkeit. Ausbeutung. Kontrolle. Willkür. Was heute richtig ist, ist morgen falsch, übermorgen wieder andersherum. Keinerlei Orientierung. Ein harmloser Wunsch ist eine unzumutbare Anmaßung. Eine mit größten Befürchtungen gestellte Bitte wird schulterzuckend gewährt. Jähzorn. Unberechenbarkeit. Scheinheiligkeit. Vertrauensbrüche. Verweigerung klärender Gespräche und jahrzehntelanges Verschweigen von Gründen. Zurückweisung. Das Verbot von lautem Lachen und Ausgelassenheit. Das Zelebrieren von Macht und das Ergötzen an der Angst und der Verzweiflung. Wiederholungszwang für Dinge, die nicht gut genug waren. Bis sie perfekt waren.

Effekt: man lernt, anderen Menschen ihre Wünsche aus ihrer Mimik und Gestik abzulesen, noch bevor sie den Mund aufmachen. Und man verschwindet. Aber das, was man tut, tut man sehr gut.

Ich weiß nicht, ob die obigen Zeilen Dir ein Bild von dem vermitteln können, was ich mit Grau meinte. Es hat mir nie an Nahrung und Kleidung und einem Dach über dem Kopf gemangelt, wofür ich dankbar bin. Wohl aber mangelte es mir und meinen Geschwistern an allem anderen.

Das grau war immer da und dauerte bis zum Tag meines Auszuges. Danach hing ich erst einmal in der Luft, weil mir niemand mehr sagte, wer ich heute und wer ich morgen zu sein hatte.

Vieles konnte ich aufarbeiten und auch das Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung von meinen Eltern weitestgehend ablegen. Denn das was ich brauchte, habe ich damals gebraucht. Es würde nichts nützen, wenn ich es heute bekäme. Das noch immer klaffende Loch, das hier viele völlig zurecht erkannt haben, ist die Selbstliebe.

Deswegen war da auch dieser Wechsel von grau zu Farbfilm, als mein Ex in mein Leben trat. Weil er mir das gab, ja, freimütig schenkte, was ich noch nie zuvor erhalten hatte.

So, puh, bevor ich wieder auftauche: aufgrund einer speziellen Ausprägung in meinem Lebensweg ist der Wiedererkennungswert zu hoch, als dass ich auf Freundschaften (die ich durchaus hatte) und den Grund meiner Berufswahl eingehen könnte.



Ich weiß nicht, ob Du, ihr, etwas damit anfangen könnt. Ich habe hier schon so viel Input von Euch erhalten, so viel gute Tipps und Denkweisen und so wahnsinnig Hilfreiches, ich brauch nicht noch mehr. Ihr hab mich reich beschenkt und so viel Zeit in mich investiert. Die ich respektieren möchte, aber kräftemässig gerade nicht mehr kann. Ich bin leer und randvoll zugleich.
Die Eindrücke nach drei Tagen ständigem Kreisen um mich Selbst wollen verarbeitet werden und ich muss kurz stehen bleiben, brauche dringend eine Pause davon, vom Wirbelsturm in meinem Kopf. Und nach dieser Pause möchte ich auch die Gelegenheit finden, diesem Forum und allen die da sind und noch kommen mögen, etwas zurückgeben, ihnen zu helfen, so wir ihr mir.

Bitte entschuldigt.


Viele Grüße
Never

04.01.2020 00:14 • x 3 #45


A


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