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Ich fühle mich ihm überlegen und schäme mich dafür

G
Hallo zusammen,

da ihr mir schon einmal die Augen geöffnet habt, hoffe ich auch diesmal auf euren Rat. Vielleicht könnt ihr mir helfen einen anderen Blickwinkel einzunehmen.

Meine letzte richtige Beziehung liegt jetzt 2 Jahre zurück. Mein Ex war ein sehr intelligenter aber auch sehr dominanter und kühler Mann, mit dem ich lange unglücklich war. 3 Jahr lang habe ich mich verbogen und meine Bedürfnisse verläugnet, um die Beziehung am Laufen zu halten. Es hat lange gedauert bis ich verstanden habe, dass nicht ich das Problem bin, sondern dass wir einfach nicht zusammenpassen. Danach habe ich mir geschworen NIE WIEDER eine solche Beziehung einzugehen und lieber allein zu bleiben, bevor ich mich wieder verbiege und zu viele Kompromisse mache. Bis auf einen riesen Auf-die-Fresse-Faller (siehe mein erstes Thema) bin ich seit dem Single. Ich komme gut klar, wünsche mir aber einen Partner an meiner Seite und würde auch gern mittelfristig eine Familie gründen.

Vor 4 Monaten habe ich dann einen netten Mann über das Internet kennengelernt. Wir sind jetzt 2 Monate zusammen und im Grunde läuft es richtig gut. Er ist einfühlsam, hilfsbereit, ich kann mich 100%ig auf ihn verlassen und er nimmt mich wie ich bin. Darüber hinaus ist er ein totaler Familienmensch, was mir sehr wichtig ist. Man könnte also meinen: 6er im Lotto. Aber wie das immer so ist, stellt man nach und nach auch Macken beim anderen Fest und die rosarote Brille rutscht etwas herunter. Eigentlich nicht weiter schlimm aber ich gerate regelrecht in Panik, dass ich wieder den falschen erwischt haben könnte und versinke im einem negativen Gedankenstrudel, der alle Verliebtheitsgefühle auszulöschen droht. Ich muss dazu sagen, dass ich mich allgemein sehr gut in (negative) Gedanken und Unglücksszenarien hereinsteigern kann und immer alles zerhirne.

Das schlimmste dabei ist, dass ich mich ihm irgendwie überlegen fühle (ganz plötzlich, nicht von Anfang an) was dazu führt, dass ich in einer Art Mutter-Rolle schlüpfe, die mich selber total nervt. Ich bin beruflich erfolgreich, ehrgeizig und perfektionistisch. Außerdem bin ich extrem organisiert und strukturiert. Er ist da eher das genaue Gegenteil. Er ist total chaotisch (seine Wohnung gleicht einem Schlachtfeld) und beruflich eher der gemütliche Typ. Er übernimmt mal einen sehr gut gehenden Betrieb von seinem Vater, hat diesbezüglich aber 0 Anspruch und Ehrgeiz. Sein Vater muss oftmals eingreifen, weil mein Freund Termine vergisst, Rechnungen falsch schreibt usw. Ich kriege das gelegentlich mit und erwische mich dann bei solchen Gedanken wie Das kann doch nicht so schwer sein, was macht der denn da den ganzen Tag?. Dafür schäme ich mich dann sehr. Außerdem fange ich dann ständig an, mich bei ihm einzumischen und ihn an Dinge zu erinnern, die mich eigentlich nix angehen, was ihn (verständlicherweise) total nervt. Letztens sagte er schon, dass er vorher auch ohne mich überlebt hat und dass ich seine Probleme bitte nicht zu meinen machen soll.

Ich finde er hat damit total recht aber ich komme aus dieser Gedankenspirale irgendwie nicht mehr raus und habe Angst, dass ich durch diese Mutter-Rolle nach und nach den Respekt vor ihm verlieren werde. Immer wenn ich mitkriege, dass schon wieder irgendwas schief gelaufen ist oder wenn er irgendeinen Zusammenhang mal nicht so schnell rafft wie ich, male ich mir Horrorszenarien für die Zukunft aus (ich muss mich um alles kümmern, er fährt die Firma vor die Wand usw.) und rede mir ein, dass wir nicht auf Augenhöhe sind. Ich vergleiche ihn mit den Männern meiner Freundinnen, die allesamt Typ Karrieremann sind und stelle diese auf einen Thron. Dabei weiß ich, dass es auch dort Probleme gibt (Männer arbeiten zu viel, kümmern sich zu wenig um die Kinder usw.). Außerdem hatte ich den Typ Alphamann schon mal und das hat mir gar nicht gut getan.

Ich fühle mich überheblich und schäme mich für meine Gedanken. Außerdem frage ich mich, wieso ich mich nicht einfach auf das konzentrieren kann was ich an ihm so mag. Es gibt so viele Dinge, die er viel besser kann als ich. Daher ergänzen wir uns eigentlich total gut. Wieso kann ich ihn nicht akzeptieren und mögen wie er ist und seine Stärken schätzen? Sind das so Glaubenssätze, die aus der traditionellen Rollenverteilung resultieren? Ich habe das Gefühl, dass meine Angst vor einem erneuten Fehlgriff in eine Art Überperfektion umgeschwenkt ist und ich jetzt den Karrieretyp suche, der alles weiß und alles kann und trotzdem immer zu Hause ist und Zeit für die Familie hat. Dazu am besten noch 3 Ehrenämter und ein Bundesverdienstkreuz. Also die eierlegende Wollmilchsau

Mein Freund wird z.B. mal ein grandioser Familienvater sein – da wäre er mit totalem Herzblut dabei. Aber wenn er dann sowas sagt wie: du kannst später gern Arbeiten gehen, ich kümmere mich um die Kids, unterstelle ich ihm innerlich sofort wieder, dass er chillen will, während ich die Kohle ranschaffe. Dabei hat er letztens erst gesagt wie wichtig er das findet, dass die Frau unabhängig bleibt und dass er seine Partnerin immer darin unterstützen möchte. Und dass er bewundert, dass ich so engagiert und ehrgeizig bin. Da hab ich mich erneut wahnsinnig schlecht gefühlt. Männer, die so bedingungslog hinter ihrer Partnerin stehen und sogar zugeben können, dass sie ihnen in manchen Belangen überlegen sind, findet man sicher nicht an jeder Ecke.

Wie komme ich da wieder raus? Er ist so ein toller Mann und ich möchte ihn wieder stolz und glücklich betrachten können.

04.01.2022 17:59 • x 1 #1


Wollie
Zitat von Giorgio88:
Außerdem bin ich extrem organisiert und strukturiert. Er ist da eher das genaue Gegenteil. Er ist total chaotisch (seine Wohnung gleicht einem Schlachtfeld) und beruflich eher der gemütliche Typ. Er übernimmt mal einen sehr gut gehenden Betrieb von seinem Vater, hat diesbezüglich aber 0 Anspruch und Ehrgeiz.

das was du hier so beschreibst, ist ein sehr grossen Gegensatz, welcher irgendwann später dich so richtig nervt und zur Weissglut treibt. Das hier ist meiner Meinung nach ein potentioneller Trennungsgrund und jetzt schon ein richtiges Pulverfass, es nervt dich ja jetzt schon gewaltig.
Er ist vielleicht mal ein Superpapa, aber die Verantwortung trägst du.....das geht nich gut.

04.01.2022 18:13 • x 13 #2


A


Ich fühle mich ihm überlegen und schäme mich dafür

x 3


Unterwegs
Ihr kennt euch erst 4 Monate und seid seit 2 Monaten zusammen.

Durch die Verliebtsheitsphase sieht man leider nicht immer klar und ich denke erst jetzt zeigt sich, wie kompatibel ihr miteinander seid :/

Das fällt dann meistens eher noch in die Kennenlernphase. Und so wie du über ihn schreibst/denkst (auch wenn du das nicht böse meinst) zeigt schon sehr, dass es auf Dauer definitiv zu weiteren Problemen führen wird.

Natürlich hat jeder so seine Macken, aber tief drinnen spürt man relativ schnell, ob es in den Grundlegenden Sachen passt.

Falls du mal eine gesunde Beziehung hattest (nicht dein Ex!) die für dich 100% gepasst hat, dann wirst du wissen was ich meine.

Ich denke tief drinnen kennst du eigentlich schon die Antwort, auch wenn du’s sehr schade findest.

04.01.2022 19:59 • x 3 #3


A
Wenn er Dich innerhalb kürzester Zeit schon so sehr nervt dann ist es sinnlos an ihm festzuhalten.
Du siehst in ihm einen Versager. I
ch glaube wenn er sich nicht um 180Grad dreht, wird er das in Deinen Augen immer sein.
Und lt Dir sind seine Ambitionen sich überhaupt anzustrengen eher bescheiden

04.01.2022 20:04 • x 5 #4


G
Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben, auf meinen Beitrag zu antworten. Ich gebe ich prinzipiell recht, dass es eher kein gutes Zeichen ist, wenn einen direkt am Anfang schon so Dinge nerven. Und ich denke tatsächlich auch, dass das Thema Ordnung/Orga eins sein wird, was uns immer trennen wird.

ABER: bevor ich die Brocken jetzt einfach hinschmeiße, möchte ich ausschließen, dass es an mir liegt. Ich bin wirklich äußert anspruchsvoll und wählerisch (in allem) und überdenke jede Entscheidung 20.000 Mal (keine Ahnung wieso, aber ich habe ständig Angst vor Fehlentscheidungen). Dass ich nach dem Treffen einer Entscheidung mal zu 100% zufrieden bin, ist trotzdem selten. Eine zu 100% glückliche Beziehung hatte ich auch noch nie. Irgendwas hat mich irgendwann immer gestört, sodass ich die Beziehung beendet habe. Ich wurde noch nie verlassen. Wenn ich so weitermache, werde ich einsam sterben Einfach zu sagen, dass es an den Männern liegt, ist mir zu einfach. Ich hinterfrage mich daher gerade ganz stark selbst und hatte gehofft, dazu vielleicht ein paar Anregungen zu erhalten. Vielleicht muss ich einfach mal lernen, dass niemand perfekt ist (ich ja auch nicht) und dass ich meinen Partner mit seinen Fehlern akzeptieren muss, anstatt jedes Mal das Haar in der Suppe zu suchen. Wenn ich eine pro/contra-Liste machen würde, hätte mein Freund auf der contra-Seite 2 Punkte und auf der pro-Seite bestimmt 25. Wenn mir das jetzt wieder nicht reicht und ich mich wieder auf die Suche begebe, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich eben nix besseres finde, sondern jemanden, der vielleicht mega ehrgeizig, ordentlich und erfolgreich ist aber dafür andere Werte hat als ich, keine Familie will oder meine Interessen nicht teilt? Ich habe einfach Sorge, dass ich den perfekten Mann jage und dabei übersehe, dass ich den eigentlich schon hab und es mir nur selber kaputt mache, versteht ihr?

04.01.2022 21:26 • x 3 #5


B
Tja soll ich dir sagen was dein Problem ist?

Du bist es und weißt du warum? Weil du deine alte Beziehung überhaupt nicht verarbeitet hast.

Du fällst in alte muster und weißt du woher ich das weiß? Weil bei dir nur der Mann schuld war, aber du eben nicht. Alphamann, so etwas gibt es gar nicht. Du hast es zugelassen das er dich so behandelt und du hast es auch zugelassen das du jetzt so eine Rolle machst.

Du teilst die Männer in Rollen ein, anstatt einfach froh zu sein einen Mann zu haben der auch Fehler macht und damit leben kann.

Er hat eine Firma und braucht Hilfe, na und? Er sagt du kannst arbeiten gehen, hat er gesagt er bleibt daheim? Oder habt ihr gar nicht weiter darüber gesprochen ?

Ich denke einfach mal das er das gar nicht kann wenn er eine Firma hat, aber er kann von zuhause aus viel machen oder nicht ?

Du hörst etwas und teilst sofort in Kategorien ein und das nur weil Du dein alte Trauma nicht verarbeitet hast.

Du solltest dir Hilfe suchen und zwar klassische Hilfe beim Psychologen. Ansonsten fahrst du diese Beziehung gegen die Wand.

04.01.2022 21:39 • x 4 #6


G
Zitat von Blake88:
Tja soll ich dir sagen was dein Problem ist? Du bist es und weißt du warum? Weil du deine alte Beziehung überhaupt nicht verarbeitet hast. Du fällst in alte muster und weißt du woher ich das weiß? Weil bei dir nur der Mann schuld war, aber du eben nicht. Alphamann, so etwas gibt es gar nicht. Du hast es ...

Hast du meinen zweiten Beitrag in diesem Thema auch gelesen bevor du mich angeschossen hast? Es geht mir gerade darum MICH zu hinterfragen, anstatt ihm die Schuld zuzuschieben. Und auch bzgl. meiner EX-Beziehung habe ich nie gesagt, dass er an allem Schuld war, sondern ich habe erkannt, dass ich meine Bedürfnisse immer hinten angestellt habe, statt zu ihnen zu stehen. In meiner Sprache heißt das: ich bin daran genauso Schuld wie er. Bitte lies vollständig, bevor du mir einen Besuch beim Psychologen nahelegst.

04.01.2022 21:46 • x 3 #7


S
Zitat von Giorgio88:
Wieso kann ich ihn nicht akzeptieren und mögen wie er ist und seine Stärken schätzen? Sind das so Glaubenssätze, die aus der traditionellen Rollenverteilung resultieren?

Ich vermute, ja!
Zitat von Giorgio88:
Ich habe das Gefühl, dass meine Angst vor einem erneuten Fehlgriff in eine Art Überperfektion umgeschwenkt ist und ich jetzt den Karrieretyp suche, der alles weiß und alles kann und trotzdem immer zu Hause ist und Zeit für die Familie hat. Dazu am besten noch 3 Ehrenämter und ein Bundesverdienstkreuz. Also die eierlegende Wollmilchsau

Gut erkannt!
Zitat von Giorgio88:
... ich kümmere mich um die Kids, unterstelle ich ihm innerlich sofort wieder, dass er chillen will, während ich die Kohle ranschaffe.

Kinder aufziehen ist kein Chillen! Das darfst Du hier allen Müttern glauben.

Liebe Giorgio,
Du hast eine tolle Art, Deine Gefühle differenziert zu betrachten und darzulegen!

Nun hat Dir das Schicksal ein Geschenk gemacht: einen Mann, so wie Du ihn Dir gewünscht hast!
Denn ich bin sicher, dass Du nach dem knallharten Karrieretypen insgeheim nach so einem Exemplar Ausschau gehalten hast! Einem Familienmenschen, der eine Frau unterstützt statt niedermacht oder ausbremst! Solch ein Schicksalsgeschenk ist nicht alltäglich!

Warum, liebe Giorgio, möchtest Du nicht von ihm lernen? Lernen, etwas weniger perfektionistisch zu sein?
Deine Ängste etwas reduzieren? Ihn als Deine Ergänzung sehen? Ihr Zwei seid doch ein super Team!

04.01.2022 21:52 • x 9 #8


unbel-Leberwurst
Es gibt keinen zu 100% passenden Partner. Das kannst du dir sofort abschminken. Die Kunst ist es mit den zum Beispiel 70 % Übereinstimmung glücklich zu sein.

Bei euch erscheinen allerdings Welten aufeinander zu treffen, was Ordnung und Disziplin anbetrifft.
Aber macht deswegen einer von euch beiden etwas falsch?

Ich finde auch nicht, dass das bei dir eine Überlegenheit ist. Du willst ihm schlicht und ergreifend dein System überstülpen

04.01.2022 22:01 • x 12 #9


B
@Giorgio88 doch doch ich hab das schon verstanden, aber trotzdem drückst du dich davor und dann kommt das Gefühl wieder hoch und zack hast du das Problem nur auf eine andere Art und Weise.

Irgendwas wird immer sein und das hast du eben nicht verstanden bzw verarbeitet.

Du beziehst Dinge von der alten Beziehung auf die neue und gleichzeitig vergleichst du deinen Partner mit anderen.

Ich denke da ist noch viel in dir ungeklärt und vor allem Hast du dir 2 Jahre lang selbst eingeredet das du so etwas nie wieder willst.

Ich denke das war nicht der richtige Weg. Du hättest dich damit auseinandersetzen müssen. Erkennen müssen das Alpha eben nicht gleich Alpha ist, sondern das du ihn so bezeichnet hast.

Wie gesagt, so ein Problem bekommst du nicht mit paar zeilen in einem Forum geregelt, da hilft nur professionelle Hilfe.

Erkennen, verarbeiten und neu handeln. Jedoch ist das deine Entscheidung und du wirst es schon machen

04.01.2022 22:08 • x 1 #10


C
Ich glaube nicht, dass eure Beziehung Sinn macht. Ich zB bin auch chaotisch veranlagt und konnte nie mit dem Typ Mann super organisiert. Mir persönlich waren die Männer zu steif und auch sie wiederum meinten sich überall einmischen zu müssen, obwohl ich mein Leben bestens gebacken bekomme und ebenfalls erfolgreich und ehrgeizig bin, allerdings eine Allergie gegen Perfektionismus habe. Ich komme und gehe zB als Führungsposition wann ich will, schon alleine aus dem Grund, weil ich eine Tiefe Abneigung dagegen habe in vorgesetzten Strukturen mit zu schwimmen (musste mich im Vorfeld natürlich unter Beweis stellen, damit ich diesen Luxus jetzt leben kann). Also irgendwie ähnlich wie bei euch.

Langjährige Beziehungen hielten bei mir nur dem selben Schlag, daher glaube ich auch, dass du wohl einen strukturierten Menschen an deiner Seite brauchst.

Weder er noch du (b)ist irgendwie falsch, ihr passt nur einfach nicht zusammen.

04.01.2022 22:11 • x 6 #11


S
Zitat von Giorgio88:
Wieso kann ich ihn nicht akzeptieren und mögen wie er ist und seine Stärken schätzen?


....Weil seine Stärken nicht die sind, die du für ein starkes und dauerndes Liebesgefühl brauchst.
Zitat von Giorgio88:
Er ist einfühlsam, hilfsbereit, ich kann mich 100%ig auf ihn verlassen und er nimmt mich wie ich bin. Darüber hinaus ist er ein totaler Familienmensch,

All diese Dinge bewertet dein Verstand als überaus positive Eigenschaften. Doch dein Bauch, dein Unterberwusstsein sagt: Das alles interessiert mich nicht die Bohne,,,, Wo ist das Gefühl von Schutz, Halt, Führung und Kompetenz? Es verlangt dringend nach diesen Qualitäten und hat dich deshalb angewiesen zu prüfen, ob bei deinem Freund in dieser Richtung was zu finden sei. Doch du findest nichts, was deinem Freund in diesen Bereichen auszeichnen würde. Und je genauer du nun hinschaust, desto größer sind die Entäuschungen. Und du spürst, wie dein Bauchgefühl mehr und mehr gegen dich arbeitet. Es macht dir klar Siehst du, er ist schwach. Das ist kein Mann- das ist ein kleiner Junge. Ich hab hier mal eine Mutterrolle für dich, probier mal, vielleicht gefällt sie dir. Wenn nicht, trete ich mal eben gehörig auf die Liebes-und Lustbremse, so kann es ja nicht weiter geh`n..
Dein Überlegenheitsgefühl ist ein klarer Ausdruck, genau dieser Situation. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du deinen Freund auf diese Defizite aufmerksam machen würdest. Eine vollständige Transformation seiner Persönlichkeit ist sicher nicht zu erwarten, aber vielleicht genügen ja schon kleinere Impulse in diese Richtung, um dein Unterbewusstsein zu beruhigen und dessen Alarmzustand zu beenden.

04.01.2022 22:33 • x 6 #12


Nachtlicht
Hallo liebe Giorgio88,

Zitat von Giorgio88:
Außerdem bin ich extrem organisiert und strukturiert. Er ist da eher das genaue Gegenteil. Er ist total chaotisch (seine Wohnung gleicht einem Schlachtfeld) und beruflich eher der gemütliche Typ.


Da sehe ich auch sehr großes, nicht banales, Konfliktpotential für eine gemeinsame Zukunft.

Kannst du dir vorstellen, mit ihm zusammen in einer Wohnung zu leben, und dabei einen gemeinsamen Umgang mit den Themen Ordnung, Organisation und Haushaltsführung zu finden, der für beide funktioniert und nicht dem einen mehr Anpassung abverlangt als dem anderen?

Ich kenne es, mit einem sehr unordentlichen Mann zusammen zu leben, und ich bin nicht so perfektionistisch wie du dich nennst, sondern habe es einfach nur gern halbwegs sauber und ordentlich. Mit diesem Partner damals war mein Zuhause einfach ständig dreckig, unordentlich und die Arbeit blieb an mir kleben (weil es ja MICH störte und nicht IHN) und rückblickend kann ich nur sagen, gottseidank ist das vorbei. Sowas kann echt die Lebensqualität drücken, unterschätze das nicht.

Zitat von Giorgio88:
habe Angst, dass ich durch diese Mutter-Rolle nach und nach den Respekt vor ihm verlieren werde


Ja, das wirst du. Sieh zu, dass du da ganz bewusst gegensteuerst, denn er kann es im Moment schlecht (dafür müsste er ja plötzlich ein verantwortungsvoller, ehrgeiziger Mann werden zu dem du aufsehen kannst). Wenn du dich dabei erwischst, wie du mütterliche Gedanken hast, bremse dich aus, bevor sie zu Worten oder Taten werden! Da wirst du dich tatsächlich lernen müssen zu beherrschen und dich zurück zu halten.

Du kannst ihn aber anstelle ihn muttimäßig zu benörgeln, ganz gezielt auflaufen lassen, wenn er seinen Kram nicht geregelt bekommt, vor allem wenn es Kram ist, der auch dich betrifft. Und daran vielleicht auch lernen zu erkennen, ob er primär seinem Vater gegenüber so träge und sorglos ist, oder ob er sich das auch dir gegenüber rausnimmt.

Also als Beispiel, wenn er seine eigenen oder berufliche Termine verpennt - nix sagen, gar nix. Einfach machen lassen, nicht einmischen. Sein Problem, seine Lösung. Sollte er darüber rumjammern, achselzuckend das Thema wechseln. Seine Baustelle.

Wenn er eure Termine verpennt, z. B. den Tisch im Restaurant zu buchen - auflaufen lassen: nicht erinnern, nicht für ihn regeln, sondern ihn die Erfahrung machen lassen, dass dann eben auch nichts läuft, wenn er sich nicht kümmert. Und auch keine Lösung dann anbieten, wenn ihr vorm Restaurant steht. Sein Problem, seine Lösung. Findet er keine oder keine die dir zusagt, verabschiedest du dich bedauernd und machst dir eben zuhause einen schönen Abend.

Auf die Weise trennt sich sehr krass und sehr schnell die Spreu vom Weizen, Giorgio, denn entweder merkt er wie blöd es sein kann, wenn man seinen Kram nicht geregelt kriegt und er lernt die Lektion und kümmert sich in Zukunft verantwortungsvoller, oder er kapiert es nicht, schiebt die Verantwortung auf dich etc. in letzterem Fall wirst du über kurz oder lang ohnehin ein massives Problem mit deinem Respekt ihm gegenüber bekommen. Denn gerade wenn es darum geht, gemeinsam eine Familie zu gründen, willst du ja einen starken Partner dem du auch zutraust, in schwierigen Situationen souverän und handlungsfähig zu sein. Da hast du ja aktuell begründete Zweifel, ob das bei ihm so ist.

Für mich liest es sich, als sei der junge Mann bisher ein wenig vom Leben/Vater verwöhnt worden und müsse noch etwas nachreifen. Das kann ja durchaus noch gelingen, aber eben auf keinen Fall, wenn du da jetzt ungeduldig die Zügel in die Hand nimmst und ihm vorsagst wie es geht. Damit zementierst du höchstens sein Verharren in der spätpubertären Phase. Lass ihn machen und sei du selbst eine erwachsene Frau, die ihren Kram auf die Reihe kriegt und nur dann an ihm interessiert ist wenn er seinen Kram ihr gegenüber auch auf die Reihe kriegt. Schafft er das, sehe ich durchaus Chancen, denn viele andere Seiten an ihm gefallen dir ja ausgesprochen gut.

Zitat von Giorgio88:
du kannst später gern Arbeiten gehen, ich kümmere mich um die Kids


Rollenklischee hin oder her - ich muss sagen, ich fände das auch wenig attraktiv und ja, für mich riecht das auch danach dass das in seiner Vorstellung (in meiner übrigens auch) der einfachere Job ist im Vergleich zu einem doch oft sehr fremdbestimmten Vollzeitarbeitsplatz. Vor allem aber fehlt da irgendwie die Frage, ob du dir das für dich denn auch so wünschst, oder zumindest dir vorstellen könntest.

04.01.2022 22:38 • x 8 #13


Wollie
Zitat von Giorgio88:
Und ich denke tatsächlich auch, dass das Thema Ordnung/Orga eins sein wird, was uns immer trennen wird.

und ich prophezeie dir, dass dir irgendwann der Hauptgrund sein wird für die Trennung. Das ist nicht zu überwinden, da prallen zwei Grundcharaktereigenschaften aufeinander, die nicht konfatibel sind.

04.01.2022 22:59 • #14


Z
Ich glaube, jeder Mensch hat Werte oder Eigenschaften, die die Bindung beeinflussen und welche, die die Anziehung beeinflussen und im besten Fall ist das im Gleichgewicht (und bei jedem Menschen individuell) und mal überwiegt die Anziehung und mal die Bindung.

Ich habe das Gefühl, dass du @Giorgio88 bei deinem Freund Eigenschaften siehst, die wichtig für eine spätere Familiengründung für dich sind (toller Papa) aber du siehst auch Dinge, die dich eben stören (wenig Ehrgeiz, Verlässlichkeit).

Ich finde auch, dass du dich für das was du fühlst nicht schämen brauchst, aber dieses in die Mutti- Rolle kommen finde ich auch bedenklich.
Oft killt zum Beispiel das auf längere Sicht die Anziehung und Leidenschaft.

Hilft es dir vielleicht, wenn du für dich überlegst, was genau du von deinem Partner erwartest und welche Eigenschaften du beim Partner unbedingt "brauchst" um eine erfüllte Partnerschaft zu führen?

Oder noch weit gefächerter: Wie sieht für dich eine glückliche Beziehung aus und wie stellst du dir das vor?

Ich glaube, wenn man sich diese Fragen selbst beantwortet und genau überlegt, was erwarte ich von einer Beziehung und was von meinem Partner und dann überlegt, wo sehe ich Spielraum und wo kann ich gut Kompromisse eingehen, dann bringt einen das mehr zu sich und dann ist auch ehrliche und authentische Kommunikation mit dem Partner möglich

04.01.2022 23:04 • x 5 #15


A


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