Hey @Carmen1977 ,
ist ja ätzend, in was für einer Situation du bist. Fühl dich umarmt.
Nach der langen Zeit ist er natürlich eine signifikante Bezugsperson für dich. Also bricht ja nicht nur gefühlt, sondern bestimmt tatsächlich viel weg, was für dich in den letzten 2 Jahrzehnten wichtige Funktionen hatte. Vielleicht hilft es dir ein wenig, zu schauen, was da genau wegbricht, und wie du es dir vielleicht anderweitig holen kannst?
Wenn ein Teil von dir schon mal die Absurdität und Schädlichkeit deines Handelns verstanden hat, ist das doch schon mal gut. Du arbeitest daran, sei einfach hartnäckig, irgendwann werden deine Gefühle nachziehen. Verzeih dir selber das irrationale Handeln, ich bin da ganz bei @E-Claire , es hat vermutlich eine wichtige Funktion für dich gerade. Vermutlich machst du es nur schlimer, wenn du dich dann auch noch selbst geißelst.
Vielleicht hilft es dir auch, dir auf einer ganz theoretischen, basalen Ebene zu überlegen, wie du dir Beziehungen vorstellst, und auch wie du dir reine Freundschaften vorstellst, was du da wirklich brauchst. Und abzugleichen, ob du das bekommen hast, bzw. ob du es wohl jemals bekommen wirst. Realitätscheck, oder so.
Ich selber hatte gegen Ende meiner Ehe ein bisschen eine ähnliche Situation, ich hab immer und immer wieder, wie unter Zwang, versucht Versöhnungsgespräche anzustoßen, habe herzzerreißende eMails im dutzend geschrieben, hab den Trennungs- und Scheidungsprozess verzögert, so gut ich konnte... Ich denke, ich habe es nicht ganz so übertrieben wie du, dafür hab ich das ganz schön lange durchgezogen.
Was mir letztlich geholfen hat:
-Auf der Kopfebene, dass ich mir klar gemacht habe, was ich von ihm will, dass ich klar kommuniziert habe, was ich von ihm will, und was ich bereit bin, dafür zu tun, und dass diese Botschaft auch ganz bestimmt angekommen ist. Er WILL das mit mir nicht haben, daran ändert auch die 1000ste Mail nichts. Und alles, was von ihm an oberflächlich freundlichen, zugewandten Sachen gekommen ist, hab ich darauf überprüft, ob das nun der bedeutet, dass er es doch will. Nein, hat nicht darauf hingedeutet. Es hat darauf hingedeutet, dass er eine saubere, freundschaftliche Scheidung will. Ich hatte einfach keine Lust, weiterhin den Papagei zu spielen. Das Pingpong war einseitig.
-Sehr hilfreich war, ähnlich wie bei @Fanta1 , dass er irgendwann zunehmend genervt auf Versöhnungsversuche reagiert hat. Hat superwehgetan... Aber war wichtig. Und ganz ehrlich: eigentlich wäre es doch eine gesunde Reaktion auf dein stalking mal sauer zu werden und eine Grenze zu ziehen, auch um seiner neuen Beziehung willen. Was sagt es über ihn aus, dass es ihm trotzdem lieber ist, sich von dir das Ego streicheln zu lassen, und dich im Orbit und Verfügbar zu halten?
-an dem Punkt habe ich tatsächlich eine dreimonatige Kontaktsperre verhängt. Etwas albern, weil wir die ganze Zeit im selben Haus gewohnt haben. Wir haben trotzdem nur noch sachlich über eMail bezüglich Scheidung und Kinder kommuniziert. Das war für mich ganz wichtig, weil ich mich, ähnlich wie du, an jedem freundlichen Wort aufgehängt habe, und dachte, wenn man noch so freundlich und zugewandt zueinander ist, muss es doch auch mit der Beziehung nochmal was werden können... Vielleicht ist eine zeitlich begrenzte Kontaktsperre für dich auch ein möglicher Weg? Einen Cut machen, aber er muss ja nicht gleich für immer und endgültig sein? Ich meine, wenn er ein potentieller guter Freund ist, dann wird er verstehen, dass du verletzt und traurig bist, und wird dir diesen Raum gerne geben, nicht wahr?
-ich habe dann für mich angefangen eine Reihe von Ritualen zu machen, damit meine Seele langsam aufschließt:
Eine Weile hatte ich ein Glas aufgestellt, wo ich jedes mal 2Euro reingeworfen habe, wenn ich in meinem Kopf den Quatsch in den alten Bahnen durchdacht habe, im Selbstmitleid gebadet hab, oder im Kopf Diskussionen mit ihm geführt habe. Da ist ganz schön viel Geld reingekommen... Einerseits konnte ich mich drauf freuen, mir von dem Geld irgendwann was schönes zu kaufen, andererseits hat es sichtbar gemacht, wieviele Ressourcen da reinfließen, die ich besser anders nutzen könnte. Und ich musste nicht böse auf mich sein, wenn ichs wieder gemacht habe, weil, hatte ja auch was gutes.
Ich habe symbolisch meinen Verlobungsring vergraben, und ein schönes Ritual darum gemacht.
Ich habe eine Weile lang jeden Abend vor dem Einschlafen meinen Exmann innerlich in die Reihe der Exfreunde gestellt
Ich denke, bei mir war es alles das zusammen. Ich wünsch dir, dass du auch bald aus deinem Hamsterrad aussteigen kannst, Toi toi tot, dir!
16.03.2023 08:08 •
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