Ich komme einfach nicht zur Ruhe

Für den Anwalt muss man nicht verheiratet gewesen sein. Ihr hattet eine Ehe ähnliche Beziehung

Du kennst deine Männer besser, trotzdem würde ich mich beraten lassen

@Angel5, bitte denke über den Vorschlag deiner Schwester noch einmal nach. Dein Sohn ist 12, und sehr sensibel, schreibst du. Er fühlt doch, wie es dir geht. Ich meine, es ist doch ein Unterschied, ihm zu sagen, dass du die Trennung am Verarbeiten bist, und dann mal etwas hochkommt, oder ob du ihm sagen würdest, du seiest vollkommen verzweifelt.
Gerade wenn er so empfindsam ist, wäre es vielleicht hilfreich für ihn, wenn die Stimmungen benannt werden.

Liebe Tara,
ja, vielen Dank – das sehe ich auch so. Ich war nur selbst nicht darauf gekommen. Jetzt überlege ich gerade, wie ich es meinem Sohn sage. Ob ich offen erwähnen soll, dass es mir wegen der Trennung vom Papa nicht so gut geht, oder ob ich lieber eine kleine Notlüge nehme und sage, es liegt an etwas anderem. Ich möchte einfach vermeiden, dass er in einen Loyalitätskonflikt gerät und denkt, Papa sei schuld daran, dass es Mama nicht gut geht. Weißt du, wie ich meine?

Ich überlege noch, wie ich es am besten anstelle, aber mir ist auf jeden Fall klar geworden, dass ich meinem Sohn ehrlich sagen muss, dass es mir im Moment manchmal nicht so gut geht.

Gerade jetzt geht es mir schon wieder etwas besser als noch vor ein paar Stunden. Oh man, das ist wirklich ein Auf und Ab, Wahnsinn! Ich glaube, es hängt auch stark damit zusammen, dass ich im Moment Urlaub habe – und gerade in den Urlauben habe ich meinen Ex immer besonders vermisst.

Morgen Vormittag habe ich auch ein Telefonat mit einer Freundin. Irgendwie merke ich gerade, dass ich alles mal loswerden und meine Maske abnehmen muss. Aber ich habe das Gefühl, dass mir genau das guttut und mir hilft, nach vorne zu schauen.

@Angel5
Vielleicht sagst du deinem Sohn die Wahrheit, ohne Anschuldigungen. Das ihr euch auseinandergelebt habt, und dass es nicht immer ganz leicht ist. Er hat doch alles mitbekommen.

Hey Angel,

es tut mir leid, dass es Dir so schlecht geht, Du schreibst trotzdem sehr fokussiert und aufgeräumt.

Was mich ja umhaut.

Zitat von Angel5:

Immerhin habe ich aber schon eine Antwortmail von einem Psychotherapeuten bekommen, den ich am Montag anrufen kann.

Zitat von Angel5:

Ich habe inzwischen schon die zweite Antwortmail von einem Psychologen bekommen und kann dort am Montag anrufen

wo wohnst Du? (nicht beantworten ), aber meine Güte, am MONTAG einen Termin, ich hatte mal vor, ach sicher 15 Jahre her, eine miese Phase und dachte, hm, Therape, das würde vielleicht helfen.

Wartezeiten gut und gerne 6 Monate (6 Monate, zu dem Zeitpunkt wollte ich eigentlich wieder lustig am Leben teilhaben). Oder ich hätte mich in eine stationäre Psychotherapieklinik einweisen lassen müssen. Das wollte ich aber nun auch nicht.

Vielleicht hat sich das ja auch geändert mit den langen Wartezeiten bei Therapeuten (was mich wundern würde, mit der Gesundheitsfürsorge isses ja mittlerweile hier generell nich mehr so weit her)

Egal, super dass Du diese Termine hast! Lichtblick!

Zitat von Angel5:

Weißt du, mir fehlt es so sehr, loslassen zu können

Zitat von Angel5:

Es fällt mir einfach unglaublich schwer, zur Ruhe zu kommen.

ja, das ist der größte Murks, diese innere Unruhe, Anspannung, irgendwie immer unter Strom stehen, Furchtbar.

18 Jahre Partnerschaft sind natürlich auch eine Hausnummer - Ehrlich gesagt, das wirst Du nicht gerne lesen, aber Du musst Dir Zeit geben.
Man will aus diesem vermaledeiten Zustand natürlich schnellstmöglich raus, aus dem auf und ab, aus dem beklemmenden Gefühl. Aber Angel, dazu braucht es leider Geduld. Und das nervt hoch 10 und geht an die Substanz.

Du hast ja mit Sicherheit auch nicht damit gerechnet hst, dass er : a) sofort eine neue Frau an seiner Seite hat und b) es so aussieht, als wäre das eben was ernstes.

Selber lese ich z. B sehr gerne, aber ich konnte mich in einer echt üblen Liebeskummerphase nicht mal mehr auf das tollste Buch konzentrieren. Hätte es von vorne bis hinten lesen können und am Ende keine Ahnung gehabt, worum es da überhaupt ging. Ein geliebter, gemütlicher Rückzugsort war damit weg!

Genau wie entspannt Musik hören, eine Doku gucken UND auch verfolgen. Mit Genuss kochen und essen. Alles was mal wunderbar ging, weg, vorbei.

Das einzige was mir geholfen hat, war Sport, Sport - mit dem Hund raus (laaange Spaziergänge).

Zitat von Angel5:

aber beim Umsetzen und vor allem beim Fühlen hapert es einfach noch, und das macht mich manchmal mürbe.

ich weiß, vom Kopf ist man natürlich weiter, rational begreift man Umstände - theoretisch kennt man seine Baustellen.

Die Gefühle spielen da meist aber noch lange eine ganz andere Melodie. Gefühle verhandeln nicht und lassen sich auch nicht beeinflussen.

kennt man vielleicht, 1 Mensch lernt 1 anderen Menschen kennen und wundert sich, wieso empfinde ich da nix, der/die ist doch toll, sieht super aus, gleiche Interessen, Hobbys etc. pp

Herz sagt nope, keinerlei Gefühlsregung im Anmarsch

Das mit den Therpeuten könnte insofern eine Verbesserung der Unruhe-Situation forcieren, als das es natürlich eine immense Unterstützung ist, sich jemandem anzuvertrauen, der im Idealfall die richtigen Fragen stellt und Du aus diesem Gedankenkreisel rauskommt.

Zitat von Angel5:

das Ganze aber noch ein paar Jahre aushalten müssen.

also Angel, ich kann natürlich keine Prognose abgeben, ab wann das Leben die gelöste, entspannte, glückliche Angel wieder hat, die mit dem EX endgültig abgeschlossen hat und zuversichtlich in die Zukunft blickt. Ein paar Jahre scheint mir aber sehr pessimistisch

Zitat von Angel5:

Leider hat er das damals abgelehnt, warum genau, weiß ich gar nicht mehr.
Ich werde das Thema aber noch einmal ansprechen.

Du willst ihn noch mal ansprechen.
Das könnte man als Feststellung und als unverhandelbar Aussage kund tun.
Der Kontakt tut Dir nicht gut (klar, wegen Junior muss Orga-Kram erledigt werden, aber diese Übergabe Sitution ist ja nicht notwendig) Nicht umsonst ist der 1 Ratschlag aller schlauen Menschen, Kontakt einstellen, oder - wenn das nicht geht, wegen Kind - halt aufs minimum reduzieren.

Du gehst mühsam 5 Schritte nach vorne, ihr seht euch und zack, zurück auf Start, die nächsten anstrengenden 5 Schritte werden wieder in Angriff genommen, zack ... dasselbe Spiel. Du verstehst?

so, genug vollgesabbelt, eine geruhsame Nacht wünsche ich, soweit es mölich ist, aber Du hast heute ne Menge geschafft, meinen Respekt!

Hallo ihr Lieben,

ich bin echt baff, wie viel Zuspruch ich hier bekomme – danke euch von Herzen dafür. Jedes Mal, wenn ich eine Antwort lese, kommen mir die Tränen, und das tut mir gleichzeitig gut, weil ich so lange nicht mehr geweint habe.

Es gibt eigentlich zwei Themen: Einerseits mein Sohn – mit ihm möchte ich einen Weg finden, offen über meine Gefühle zu sprechen, ohne dass mein Ex automatisch alles mitbekommt. Andererseits mein Ex selbst – im Moment möchte ich einfach nicht, dass er über meine Gefühle Bescheid weiß.

Ehrlich gesagt hat es mich auch sehr überrascht, dass ich schon zwei Antworten von Therapeuten bekommen habe, obwohl ich mitten in einer Großstadt lebe. Das gibt mir wirklich Hoffnung. Auch das Lesen möchte ich ausprobieren – morgen gehe ich in die Bücherei. Fernsehen schaue ich nicht, Handy langweilt mich, vielleicht ist ein Buch ja genau das Richtige. Auf die Arbeit ab Montag freue ich mich auch, das gibt Struktur.

Sport fällt mir schwer, mich aufzuraffen. Was macht ihr so? Joggen vielleicht? Einen Hund habe ich leider nicht, der mich „zwingen“ würde rauszugehen.

Auf jeden Fall: Vielen, vielen Dank fürs Mutmachen! Gerade bin ich zwar eher pessimistisch, ob ich wirklich abschließen kann, aber ich weiß, dass ich an meinem Selbstwert arbeiten muss. Meine Mission ist deshalb: so wenig Kontakt wie möglich – auch wenn WhatsApp oder mal ein Telefonat unvermeidbar sind. Für meinen Sohn werde ich aber einen guten Weg finden, ihn in meine Gefühle einzuweihen.

Habt einen schönen Abend und nochmals Danke

Ich höre auch immer wieder, dass ich sehr reflektiert bin. Nur leider hilft einem das in solchen Situationen auch nicht weiter – die Dinge sind eben so, wie sie sind. Dadurch wirkt man nach außen oft stärker, als man tatsächlich ist. Und wenn man dann zusammenbricht, sind alle überrascht.

Wie hast Du/habt Ihr denn Eurem Sohn erklärt, warum Du aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen bist?

Zitat von Angel5:

mit ihm möchte ich einen Weg finden, offen über meine Gefühle zu sprechen, ohne dass mein Ex automatisch alles mitbekommt.

okay, damit fällt dann auch das Ansage machen weg, weil Du Dich da nicht in eine schwächere Position bringen willst.

Einerseits verständlich, andererseits noch mal ein Energiefresser, so zu tun als ob alles easy going wäre.
Aber ja, ich versteh das schon.

Was den Sohn betrifft, also, ich hab keine Kinder, daher sollte ich mich da vielleicht eher raushalten.
Du vermutest, dass er, wenn Du ihm die Wahrheit sagst, er das dem Vater gegenüber auch äußern würde? Ja, ist wahrscheinlich so - und sowas unter dem Siegel der Verschwiegenheit zu erzählen (sag Papa nix) ist natürlich der größte Käse.

Was ich z.B sehr positiv finde und von Vertrauen zeugt, er sagt Dir ja, er mag die neue Partnerin und ist auch gerne beim Vater. (oder hast Du die Info vom Ex?) Das lässt schon tief blicken, uch wie sehr Du Dich da unter Kontrolle hast.

Hätte ich z.B NEVER EVER zu Hause erzählt, ich hätte das blaue vom Himmel gelogen, wie bescheuert die Neue ist - meine Mutter war nämlich eher von der nachtragenden Sorte, da hätte ich nie das Ende der emotionalen Erpressungen/Vorhaltungen gehört.
Also, er fühlt sich ja sicher. Und ja. vielleicht bist Du jetzt gerade zur Zeit nicht unbedingt Mary Poppins, aber ich bin sicher, Du bist ne gute Mutter.

good night

@Angel5

Zitat von Angel5:

dass ich vermutlich seit über zehn Jahren in der Menopause bin – ohne es zu wissen.

Das tut mir sehr leid, dass muss schlimm gewesen sein.

Zitat von Angel5:

Im April 2024 bin ich aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen – nach so vielen Streitigkeiten, Vorwürfen und fehlender Wertschätzung. Ich wollte mit diesem Schritt etwas retten, Abstand schaffen, das „Gift“ aus dem Alltag nehmen. Aber für ihn war das der Schlussstrich.

Wie habt ihr das kommuniziert?
Hast du gesagt, dass du nur Abstand möchtest, hat er gesagt dass es dann für ihn die Trennung ist, war es ein entweder /oder?

Zitat von Angel5:

im Moment möchte ich einfach nicht, dass er über meine Gefühle Bescheid weiß

Warum?

@VictoriaSiempre

Als ich aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen bin, stand die Trennung eigentlich noch nicht fest. Ich dachte damals, es wäre erst einmal nur eine räumliche Trennung, um den „Gift“ aus unserem Alltag zu nehmen – mit der Hoffnung, dass wir trotzdem zusammenbleiben. Unserem Sohn haben wir erklärt, dass es so ähnlich ist wie bei Oma und Opa: getrennte Wohnungen, aber trotzdem ein gutes Miteinander. Er fand das gut.

Direkt nach meinem Auszug hat sich mein Ex dann allerdings endgültig getrennt. Unserem Sohn haben wir das erst einige Monate später gesagt, und dazwischen waren wir sogar noch gemeinsam im geplanten Urlaub.

Ich habe tatsächlich kein Problem damit, dass mein Sohn die Ex-Partnerin mag. Wenn es anders wäre und er sie gar nicht mögen würde, wäre das für meinen Ex vermutlich sogar ein Grund zur Trennung. Denn dann würde mit ihr etwas nicht stimmen. Für mich wäre es natürlich gut, aber für meinen Sohn nicht.

Also hast du dich eigentlich getrennt und bist ausgezogen (bedeutet für fast jeden Trennung wenn der Partner „auszieht“)
Und bis heute niemals wieder ihm ein Zeichen gegeben, dass du reflektiert hast, dass du dich evtl. für etwas entschuldigen möchtest, noch Gefühle hast oder jemals dafür empfänglich gewesen wärst. Stattdessen schweigst du ohne dass er Kenntnis davon hat, ohne dass du von seinen Gefühlen Kenntnis hast? Vielleicht ist die neue Beziehung auch nicht toll aber im Gegensatz zu 0 Libido und 0 Nähebedürfniss sind es nach jahrelanger trockenphase mit der Neuen evtl. auch nur minimal mehr, die reichen um ihn in der Beziehung zu halten. Möglicherweise auch nur eine Freundschaft plus oder oder… Sollte dir wirklich etwas an ihm liegen und an eurer Vergangenheit bzw. Einer gemeinsamen Zukunft, musst du wohl oder übel deinen Panzer ablegen und jetzt als letzte Chance all in gehen. Sofern du es ernst meinst mit ihm und euch. Der Rest hier ist doch alles Rätselraten da niemand seine Gedanken oder Empfindungen lesen kann und viel zu häufig auf Grund eigener negativer Erfahrungen pauschal der Ex zum Teufel ernannt wird.

Wieviel ist dir deine Familie wert? Würdest du darum kämpfen? Es wenigstens versuchen?

Ich habe es damals versucht aber bin auf taube Ohren gestoßen. Aber ohne Versuch hätte ich nicht mehr in den Spiegel schauen können. Und wenn es um Zweifel nur Kindern zu liebe gewesen wäre, versucht hätte ich es.

@Küstenperle

Ich weiß nicht … ich habe einfach kein gutes Gefühl dabei, meinem Sohn von meinen Gefühlen zu erzählen. Ich glaube, das würde alles nur verkomplizieren. Ja, ich vermute auch, dass er es dem Vater weitersagen würde – und natürlich würde ich ihn nicht in die doofe Situation bringen, ihm gleichzeitig noch zu sagen: „Aber sag dem Papa nichts davon.“

Mein Sohn weiß, dass ich weder schlecht über seinen Vater noch über die Freundin seines Vaters rede – gerade weil er sie offenbar mag. Das habe ich von ihm erfahren. Mein Ex selbst spricht nie über seine Beziehung, hat auch keine Fotos von ihr in der Wohnung. Würde ich nicht wissen, dass sie existiert, wäre sie für mich ein Phantom. Was für mich aber eigentlich auch ganz gut so ist.

Ich musste übrigens sehr lachen über den Satz, dass ich nicht Mary Poppins bin. Danke auch für den Zuspruch, dass ich eine gute Mutter bin. Im Moment fällt es mir manchmal schwer, das zu glauben – aber der heutige Tag im Forum hat mir wirklich gutgetan.

Oh Gott, ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so lange wach war … Danke euch allen!

@Sretsnovicx

Doch, tatsächlich hatten wir dieses Gespräch schon einmal. Ende letzten Jahres bin ich vor ihm zusammengebrochen. Seine Reaktion war für mich sehr verletzend – aber es war eben einfach verletzend. Er konnte nicht nachvollziehen, dass für mich plötzlich alles anders war. Und natürlich war er in dieser Frischverliebtheitsphase auch loyal gegenüber seiner neuen Partnerin.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er sich zurückziehen würde, wenn ich ihn jetzt, während er in einer Beziehung ist, noch einmal direkt mit meinen Gefühlen konfrontiere. Ende letzten Jahres habe ich schon gemerkt, dass er etwas verstört reagiert hat. Deshalb glaube ich, dass es kein kluger Zug wäre – dafür kenne ich ihn gut genug.

Gleichzeitig hoffe ich, dass er sieht, wie sehr ich mich verändert habe: dass ich mehr Energie habe, dass ich früher aufstehe, wenn wir morgens telefonieren, auch am Wochenende, wenn wir uns abstimmen. Auch über meine Hormonbehandlung habe ich mit ihm gesprochen – vielleicht sollte ich das noch etwas deutlicher machen, ohne dabei zu direkt zu sein.

Und ja, irgendwo denke ich: Wenn er wirklich offen für meine wahren Gefühle wäre, dann wäre seine jetzige Beziehung wohl auch nicht so stabil. Aber das hieße im Umkehrschluss auch, dass er selbst den Schritt gehen müsste, wenn er es so empfinden würde.

Dieser Zusammenbruch und das Gespräch über meine Gefühle waren jedenfalls sehr schmerzhaft für mich – und diese Erinnerung sitzt tief.