Guten Morgen... falls das hier noch jemand liest (@Momoo? @ GW42?)
Die vergangenen Tage war ich zu überfordert von meiner eigenen Geschichte, um dazu was zu schreiben. Seit der Sachenrückgabe bin ich stark geblieben, keine Treffen, nur sporadisch SMS, einmal Telefon. Warmer Entzug eben, ausschleichend. Wie ich mich damit fühle, weiss ich selbst nicht so recht. Größtenteils wie betäubt, als ob jemand in unserem gemeinsamen Film die Pausetaste gedrückt hat und ich nur auf Play drücken müsste, denn er will mich ja noch. Und ich mag noch nicht auf Stop drücken, ich habe Angst vor der Entgültigkeit, dass ich die letzte Brücke einreisse, obwohl ich doch jetzt schon weiss, dass ich nicht umkehren werde.
Er leidet, entsetzlich, wie er sagt. Aber worunter? Unter dem Verlust meiner Person, den er trotz aller Warnungen und Bitten, mich nicht zu vertreiben, geradezu forciert hat? Unter sich selbst, weil er nun mit seiner ganzen Negativität, seiner ständigen unter der Oberfläche brodelnden Wut alleine ist, weil er niemanden hat, und sogar von seinen Kollegen gemieden wird?
Liebe GW42, danke für Deinen letzten Beitrag. Mein Mängelexemplar hat die schönen Momente nicht vergessen, das hat er immer wieder gesagt, aber er hat seine - wie absurd, ebenfalls am nächsten Morgen - wieder einsetzenden Tiefschläge gar nicht im Gegesatz zu seinem innigen, liebevollen, zärtlichen Verhalten gesehen! Oder überhaupt als problematisch. Erst jetzt, wo ich weg bin, fällt es ihm (angeblich) wie Schuppen von den Augen, dass er einsieht, selbst nicht so behandelt werden zu wollen. Es fällt mir schwer, das zu glauben, dass er das auch so empfindet. Man kann doch Empathie nicht einfach mal so eben verstehen. So gerne ich es glauben würde, habe ich doch vor allem die Befürchtung, dass es sich hier wie für Narzissten typisch um das Nachspielen von Empathie handelt, wenn auch seinerseits nicht bewusst.
Du beschreibst auch exakt das, was ich selbst durchhabe: Reichen die extrem tollen Momente, um den ganzen Rest zu ertragen? Und die Antwort lautete und lautet immer noch: NEIN. Dadurch konnte ich überhaupt erst anfangen, mich zu lösen und auf die Trennung vorzubereiten, sie auszusprechen und jetzt aufrechtzuerhalten. Es hilft mir, jetzt am Telefon stark zu bleiben, wenn er weint, um Verzeihung bittet und virtuell die schönen Momente heraufbeschwört.
Auch zum Thema S.: Ich brauch Dir wohl nichts auszuführen. Im Vergleich dazu war alles bisherige Kinderkram, langweilig, nicht der Rede wert. Hier wurde ein neuer Benchmark gesetzt. Es hat gepasst, als ob wir genetisch füreinander geschaffen wären. Auch das ist etwas, was mir Angst macht, das nicht mit einem normalen Mann erleben zu können.
Auch Deine Andeutungen zur Kindheit treffen bei uns den Kern. Er zumindest kennt körperliche Nähe von seinen Eltern nicht, nicht mal seine Mama hat mit ihm als Kind geschmust. Und als der Vater ihn mit 13 / 14 anfing fast täglich zu prügeln, hat sie das ohne Widerworte geschehen lassen. Er hat das (auch wenn weniger klar ausgedrückt) selbst als Grund vermutet, warum er mit seinen fast 50 Jahren als erste Frau mit mir schmusen und Innigkeit erleben wollte und konnte.
Ich dagegen finde das nicht nur normal, sondern eine zwingende Voraussetzung, mit meinem Partner zu schmusen, auch kleine Zärtlichkeiten zwischendurch, und zwar als normales, tägliches Miteinander, nicht als Ausnahme. (Und das war mit meinem Seelenschmerzmann auch so, neben den Abwertungen und Tiefschlägen.) Übrigens kenn ich das auch von zu Hause, dafür sind bei mir in Kindheit / Jugend andere Sachen abgelaufen, die mich haben in diese Beziehung reinrutschen und so lange verharren lassen.
Momoo, ich hoffe, Du hast recht damit, dass er doch noch nicht derjenige, welcher war. Danke.