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Im freien Fall

Serention
Ich werde das Thema nochmal mit meiner Therapeutin durchgehen. Ich habe einige frühe Kindheitserinnerungen, finde darunter aber eben kaum welche mit Bezug zu dem Gefühl des Alleinseins/Verlassenseins. Hier und da gibt es Verbindungen, aber die sind meiner Meinung nach zu schwach.

Was das in Schutz nehmen angeht... Ja, ich merke auch, dass ich Sie noch in Schutz nehme. Ich bin Sie wohl ein wenig am Idealisieren, was der Situation natürlich wenig dienlich ist. Ich vermisse Sie arg und das obwohl Sie eben Ihr Handeln an den Tag gelegt hat. Das ist schon ziemlich komisch. Wenn ich die Sachlage von außen betrachte, würde ich jedem in meiner Situation raten, Sie zu vergessen und das zu sehen, was Sie getan hat und auf welche Art und Weise sie verletzt hat. Aber ich bekomme es aus meiner Perspektive einfach nicht hin, Sie so zu sehen, wie es der Fall sein müsste. Warum, kann ich nicht sagen...

13.10.2020 22:49 • #31


J
Zitat von Serention:
kaum welche mit Bezug zu dem Gefühl des Alleinseins/Verlassenseins.

Das ist keine einfache 1:1-Relation. Ansonsten bräuchtest Du keine Therapeutin dafür.

Zitat von Serention:
Warum, kann ich nicht sagen...

Für mich sind das nicht unerhebliche dependente Anteile, die da am Werk sind.

13.10.2020 22:54 • x 1 #32


A


Im freien Fall

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Serention
Zitat von jaqen_h_ghar:
Das ist keine einfache 1:1-Relation. Ansonsten bräuchtest Du keine Therapeutin dafür.


Ich hab Ihr, also der Therapeutin, soeben dazu nochmal eine kurze Mail geschickt. Mal sehen ob und wie wir da tiefer reinkommen und das lösen können.

Irgendwo tauchte hier im Thread noch die Frage nach Medikamten auf. Ich habe mich lange dagegen gesträubt, etwas zu nehmen, dass meine Stimmung verändert. Aber da ich in den letzten Jahren, seit der vormaligen Therapie, nie wirklich aus meinen eher melancholischen Gedanken, bzw. meiner pessimistischen Haltung herauskam, habe ich mich vor 4 Wochen dazu entschieden, mir etwas verschreiben zu lassen, dass begleitend hilft. Eine Wirkung ist noch nicht auszumachen. Ich habe eher das Gefühl, an einigen Tagen mehr im Loch zu sitzen als je zuvor, was ich aber nicht unbedingt auf die Medikamente schieben kann. Momentan nehme ich Escitalopram in einer kleinen Dosis (10 mg). Bei einer so langen Dauer von gedrückter Stimmung möchte ich das ausprobieren. Vielleicht trägt es dazu bei, den Prozess des Genesens etwas anzuschieben.

14.10.2020 08:25 • #33


J
Zitat von Serention:
Mal sehen ob und wie wir da tiefer reinkommen und das lösen können.

Ist die Dame Verhaltenstherapeutin oder Tiefenpsychologin / Analytikerin?

Zitat von Serention:
Escitalopram in einer kleinen Dosis (10 mg).

Entspricht 20 mg Citalopram - typische Einstiegsdosierung.
Hatte ich auch mal - hat mir aber nicht so viel gebracht außer Nebenwirkungen. Nach dem Umstieg auf Elontril war's dann besser.

Zitat von Serention:
Eine Wirkung ist noch nicht auszumachen.

Der stimmungsaufhellende Effekt kommt - wenn, dann - frühestens nach 3 Wochen.
Gibt bei Psychopharmaka keine Wirkgarantie - das ist immer ein Stück weit Ausprobieren.

14.10.2020 09:03 • #34


Serention
Zitat von jaqen_h_ghar:
Ist die Dame Verhaltenstherapeutin oder Tiefenpsychologin / Analytikerin?


Sie ist Verhaltenstherapeutin. Vielleicht muss ich dann doch mal zur Tiefenpsychologie. Aber da nen Platz zu bekommen ist schwierig.

Zitat von jaqen_h_ghar:
Der stimmungsaufhellende Effekt kommt - wenn, dann - frühestens nach 3 Wochen.
Gibt bei Psychopharmaka keine Wirkgarantie - das ist immer ein Stück weit Ausprobieren.


Ich bin jetzt knapp 4 Wochen damit dran. Ich war auch vor 2 Tagen nochmal beim verschreibenden Arzt und erzählte ihm, dass es eher runter geht, als nach oben. Er meinte, ich sollte der Sache weitere 4 Wochen geben, dann wird es nochmal gecheckt.

14.10.2020 09:07 • #35


J
Zitat von Serention:
Verhaltenstherapeutin.

Dachte ich mir schon. Da interessiert man/frau sich oft weniger für die Vergangenheit - und erst recht nicht für die ganz frühen Geschichten. Dafür stehen die aktuellen Probleme im Vordergrund.

Zitat von Serention:
dass es eher runter geht, als nach oben.

Siehe Beipackzettel: Im Stadium des Eindosierens kann es vorübergehend zu Symptomverschlimmerungen kommen. Die Hirnchemie ist eine ziemlich komplexe Sache, bei der die Wissenschaft noch viel zu wenig durchblickt.

14.10.2020 09:20 • x 1 #36


Serention
Abseits der Therapie und der sachlichen Diskussion hier dazu, ist heute der Gedanke, Ihr einfach zu schreiben mal wieder unglaublich präsent in meinem Kopf. Es bahnen sich Gedanken den Weg, was es denn schaden könnte, Ihr zu sagen, dass ich Sie vermisse wenn es doch einfach das ist was ich gerade empfinde. Ich hinterfrage das Gefühl und stecke mal wieder fest, ärgere mich, dass es bei der kurzen Beziehung und nach der langen Zeit, die es jetzt schon verloren ist, noch immer diese Gefühle gibt und ich nicht merklich voran komme. Ein Gefühl von Schicksalsbegegnung macht sich dann breit und ich mache mir Vorwürfe, nicht mehr getan zu haben... ein ewiger Kreislauf... ich komme da einfach nicht wirklich raus.

14.10.2020 10:29 • #37


DieSeherin
Zitat von Serention:
Es bahnen sich Gedanken den Weg, was es denn schaden könnte, Ihr zu sagen, dass ich Sie vermisse


prinzipiell schadet das nicht - nur dir könnte es schaden! weil du das bestimmt nicht erwartungs-los tätest, oder? und wenn diese erwartungen dann nicht erfüllt werden... was dann?

14.10.2020 10:47 • #38


Serention
Klar... ich würde diese Nachricht natürlich zum Teil an Erwartungen knüpfen. Ein Teil wäre wohl damit besetzt, nicht in Vergessenheit zu geraten und meine Gefühle kundzutun, der andere Teil wäre mit der Erwartung verbunden, eine Rückmeldung positiver Art zu erhalten. Aber die wird es wohl nicht geben. Sie ist schließlich in einer neuen Beziehung. Und das seit 2 Monaten.
So etwas müsste von Ihr selbst kommen, ohne mein Zutun. Ansonsten hätte dies wohl auch keinen Wert. Aber diese blöden hoffnungsdurchtränkten Gedanken kommen eben immer wieder und dann denke ich mir im ersten Moment, dass ich Ihr einfach signalisieren möchte, dass ich noch da bin und auch noch immer für Sie da wäre, wenn Sie möchte. Total bescheuert...

14.10.2020 11:06 • #39


J
Zitat von Serention:
Sie ist schließlich in einer neuen Beziehung. Und das seit 2 Monaten.

Vielleicht auch nur ein Strohfeuer. Es gibt Menschen, die sind einfach nur verliebt in das Gefühl der Verliebtheit. Sobald das nur ein bisschen nachlässt, ziehen sie weiter.

Zitat von Serention:
Aber diese blöden hoffnungsdurchtränkten Gedanken kommen eben immer wieder und dann denke ich mir im ersten Moment, dass ich Ihr einfach signalisieren möchte, dass ich noch da bin und auch noch immer für Sie da wäre, wenn Sie möchte. Total bescheuert...

Das haben wir hier alle in der ein oder oder anderen Form durch. Eine Trennung verläuft in verschiedenen Phasen und es gehört dazu, dass besonders am Anfang immer noch die Hoffnung dabei ist, bis dann die Realisation einsetzt und die Loslösung stattfinden kann. Ich persönlich finde wichtig, diese Gefühle zuzulassen, anstatt sie wegzudrücken, weil sie längerfristig doch einen positiven Effekt haben.

14.10.2020 11:16 • x 1 #40


Serention
Zitat von jaqen_h_ghar:
Das haben wir hier alle in der ein oder oder anderen Form durch. Eine Trennung verläuft in verschiedenen Phasen und es gehört dazu, dass besonders am Anfang immer noch die Hoffnung dabei ist, bis dann die Realisation einsetzt und die Loslösung stattfinden kann. Ich persönlich finde wichtig, diese Gefühle zuzulassen, anstatt sie wegzudrücken, weil sie längerfristig doch einen positiven Effekt haben.


Aber dauert genau diese Phase bei mir im Verhältnis zur Beziehung und deren Ende eben nicht schon zu lange an? Klar, man kann es nicht nur auf die Länge der Beziehung rechnen. Es gehören auch noch Intensität etc. dazu. Aber nach meinem Eingangspost, war es damit doch eigentlich nicht so weit her. Das Ende ist Intensiv... ja... aber Verhältnismäßigkeit sieht irgendwie anders aus, denke ich... Oder ist es mein Alter und der Druck, den ich mir da vielleicht selbst mache? Ich weiß nicht...

14.10.2020 11:24 • #41


A
Es ist halt einfach, weil du da höchstwarscheinlich eine alte unverarbeitete Geschichte auf das Mädel projizierst. Ohne Therapie wird das auch nicht zu lösen sein. Es wird länger dauern und ich persönlich bin der Meinung, dass du mit Einnahme der Medikamente es auch noch länger rauszögerst, weil du nicht richtig ans Eingemachte drankommst, wenn du dein Hirn austrickst. Ich würde das lieber lassen, wenn du nicht akut selbstmordgefährdet bist.

14.10.2020 11:32 • #42


J
Zitat von Serention:
Aber dauert genau diese Phase bei mir im Verhältnis zur Beziehung und deren Ende eben nicht schon zu lange an?

Das hängt immer von der individuellen Persönlichkeitsstruktur ab. Manche hängen jahrelang in dieser Phase fest.

Zitat von Serention:
Oder ist es mein Alter und der Druck, den ich mir da vielleicht selbst mache?

Ebenfalls gut möglich.

Zitat von Abraxas:
dass du mit Einnahme der Medikamente es auch noch länger rauszögerst, weil du nicht richtig ans Eingemachte drankommst, wenn du dein Hirn austrickst.

Genauso inhaltsfrei wie die Parolen der selbsternannten Impfgegner.
@abraxas war anscheinend noch nie depressiv, hat noch nie erlebt, wie das ist, wenn Du so antriebslos bist, dass Du morgens schon nicht mehr aufstehen willst und dann dankbar bist, wenn es eine vorübergehende chemische Krücke gibt, damit Du wenigstens das Elementarste geregelt kriegst bzw. Dich besser auf eine Therapie einlassen kannst.

14.10.2020 11:39 • x 2 #43


A
Der TE schreibt nur, er kann seinen Sport nicht mehr betreiben. Seiner Freundin konnte er zumindest noch nachkämpfen wie ein Löwe. Also übertreib mal nicht so Jaqen.

14.10.2020 11:43 • #44


Serention
Dahingehend ist es sehr gemischt. Es ist so, dass ich schwer aus dem Bett komme und in den letzten Wochen sehr oft, spontan Urlaub genommen hab um erstmal klar zu kommen. Meistens dann halbe Tage am Morgen. Mein Arbeitgeber kennt meine Situation und so gibt es dahingehend auch keine Probleme, was das Ganze etwas vereinfacht. Diese Problematik fusst jedoch nicht allein auf der Tatsache der gescheiterten Beziehung, sondern war schon vorher vorhanden, nur nicht immer auf dem gleichen Level und so extrem.

In einer der letzten Therapiestunden habe ich es so erklärt, dass ich das Gefühl habe, mein Standard-Glücklichkeitslevel befindet sich, wenn man es auf einen Graphen übeträgt, auf eine durchgehenden Linie, die sich jedoch ein Stück weit unterhalt der Norm befindet. In seltenen Momenten, z.B. beim Eingehen einer Beziehung wird dieses Level angehoben, so das ich vielleicht auf den Wert von Anderen käme, aber fällt dann relativ schnell wieder ab. Ich befinde mich somit die meiste Zeit in einem unglücklichen Bereich. Und das betrifft dann zeitgleich alle Bereiche in meinem Leben. Hinzukommt dann eine Ohnmacht, bestimmte Dinge, an denen es liegt anzugehen. Z.B. Wohnungswechsel etc. Veränderungen fallen schwer.

Aktuell ist die Situation durch dieses Beziehungsende extrem. Und da ich eben in Richtung Suizidgedanken und -aktionen abgerutscht bin, und auch schon vor Ende der Beziehung wusste, dass ich in eine depressive Phase rutsche und mir schon Hilfe organisierte, gehe ich eben diesmal auch den unterstützenden Schritt mit Medikamenten.

14.10.2020 11:53 • #45


A


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