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Kein Kinderwunsch als Frau - Austausch

L
Ich hatte und habe keine Kinderwunsch. Ich kommuniziere das sehr früh in der Kennenlernphase. Das wird meistens auch seitens der Männer angesprochen, wie es dazu kommt, dass ich keine Kinder habe. Das nutze ich dann um meinen Standpunkt zu erklären, dann kann der Mann entscheiden, ob das für ihn passt oder nicht.
Generell habe ich keine Probleme mit Kindern. Habe auch eine Partnerschaft gehabt, wo Er ein Kind in die Beziehung mitbrachte. War unproblematisch.

Kritisch wird es, wenn der Partner den nichtvorhandenen Kinderwunsch der Partnerin hinnimmt und zeitgleich den eigenen Wunsch nach Kindern unterdürckt. Das geht nicht gut. Im Bekanntenkreis schon 2 Mal erlebt, war sehr unschön die Trennung.

26.02.2022 16:20 • x 4 #46


lavenderhaze
Ich habe auch keinen Kinderwunsch (obwohl ich gerade mit kleineren Kindern wirklich gut kann, würde ich behaupten) und habe Anfang 30, als innerhalb wirklich allerkürzester Zeit bis auf eine meiner Freundinnen alle ihre Schwangerschaften verkündeten, gemerkt, wie schwierig das werden kann. In der Stadt ist das, denke ich, anders...weil ich doch glaube, dass es inzwischen mehr Menschen gibt, die das Kinderkriegen hinterfragen. Aber hier, eher ländlich, merkt man dann ab einem gewissen Alter doch sehr, dass sich die eigenen Wünsche deutlich von denen der anderen Unterscheiden. Für mich ist am schwierigsten gewesen, zu akzeptieren, dass ich damit eben ganz plötzlich nicht mehr so richtig in meinen Freundeskreis passe (die Interessen gehen einfach zu sehr auseinander, zumal ich auch zuvor schon eher andere Interessen hatte). Kompliziert ist auch, dass ich oft das Gefühl habe, dass man als merkwürdig angesehen wird und sich ständig rechtfertigen muss, wenn man jetzt nicht langsam heiratet, ein Haus baut und Kinder bekommt. Nennt man dann aber seine Gründe dafür, wird man wieder schnell kritisiert oder es wird versucht, zu überzeugen.

26.02.2022 16:46 • x 6 #47


A


Kein Kinderwunsch als Frau - Austausch

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D
Zitat von Unterwegs:
Dazu ist es leider oft so, dass es zu viele Menschen gibt, die furchtbare Eltern sind. Es kann halt jeder der will (und kann) Kinder auf die Welt setzen :/
Das Jugendamt ist auch total überfordert und im Endeffekt sind es Kinder und Unschuldige die das dann ausbaden müssen.

Genau das hat auch die Frauenärztin gesagt, die meine Schwangerschaft abgebrochen hat.
Ich hatte mir immer vorgenommen, entweder bis zu meinem 30. Geburtstag ein bis zwei Kinder zu haben - oder gar nicht.
Eine meiner Cousinen beispielsweise sah das völlig anders; sie wollte ebenfalls ein bis zwei Kinder, aber erst mit 30+.

Als ich 30 wurde, war bereits meine zweite Ehe ein Trümmerhaufen, in den Kinder zu setzen unverantwortlich gewesen wäre.

Als ein Jahr später meine Cousine 30 wurde, erfuhr ich von ihr, dass sie seit Mitte 20 von einem Defekt an ihrer Gebärmutter wusste, der verhinderte, dass sie überhaupt Kinder bekommen konnte. Obwohl wir einander menschlich nicht wirklich nahestehen, tat sie mir in diesem Moment in ihrer Traurigkeit unheimlich leid.

Ich erkundigte mich daraufhin allen Ernstes bei meinem damaligen Frauenarzt nach der Möglichkeit und der Chance einer Gebärmuttertransplantation. Denn meine war ja intakt, doch ich wollte sie nicht nutzen. Mein Frauenarzt fand diese Idee nachvollziehbar und deshalb auch durchaus richtig. Aber er meinte, es gäbe keine gesicherten Erkenntnisse über den Erfolg eines solchen Eingriffs, und riet mir davon ab.

Mit knapp 38 Jahren wurde ich ungewollt und trotz Pille schwanger und sah deshalb nicht ein, weshalb ich Mutter werden und mich womöglich noch darüber freuen sollte. Der männliche Mitverursacher meiner Schwangerschaft, mein damaliger Freund, war Mitte 60, Vater zweier erwachsener Söhne und auf weiteren Nachwuchs ebenfalls nicht scharf.
Zitat:
Zehn Jahre eher hätte ich das anders gesehen. Da hätte ich zu dir gesagt: Vielleicht kriege ich nach zwei Söhnen jetzt endlich 'ne kleine Mickymaustochter. Aber jetzt ist es zu spät, jetzt möchte auch ich nicht mehr.

Es stand also glasklar fest, die Schwangerschaft abzubrechen. Genau deshalb empfand ich den ganzen Vorspann mit Pflichtberatung und dem Gezänk um die Kostenübernahme als demütigend. Da es bei mir keinen medizinischen Grund für den Schwangerschaftsabbruch gab, blieb ich letztlich auf den Kosten sitzen und musste mir zusätzlich noch von gänzlich Unbeteiligten irgendwelche Kommentare anhören, wie schön doch Mutterschaft sei und ob ich es mir nicht doch noch überlegen wolle usw. usf.

Die besagte Frauenärztin war die Vernünftigste. Sie sagte gleich im Vorgespräch, dass meine Meinung respektabel sei, weil durchdacht. Ungewollt schwanger zu sein fand auch sie schlimm, und
Zitat:
Frauen wie Ihnen gehört verdammt noch mal nicht 'reingeredet, sondern geholfen.


Nach dem Eingriff sprachen wir noch mal. Und da sagte sie zu mir:
Zitat:
Eigentlich helfe ich lieber Kindern auf die Welt. Aber wenn ich mir manche Eltern so ansehe ... Also, weinen Sie ruhig. Aber vergessen Sie eins nicht: Ihre Entscheidung war richtig, denn sie war verantwortungsbewusst.

27.02.2022 03:41 • x 5 #48


VictoriaSiempre
Es sind immer (okay, Ausnahmen bestätigen die Regel!) die Frauen, die auf Kinder angesprochen werden. Persönlich habe ich noch nie mitbekommen, dass ein Mann Mitte 30 angequatscht wurde, dass es doch nun endlich mal Zeit wäre...

In meinem engeren Umfeld kenne ich spontan 3 Frauen, die ungewollt kinderlos sind. Nee, 4. Bei dreien hatte es körperliche Gründe (und die haben echt alles versucht, inkl. ätzender Hormonbehandlungen und was weiß ich), die vierte hat schlicht keinen Partner gefunden, mit dem sie ihren Kinderwunsch verwirklichen wollte. Für alle war es ganz schlimm, dass sie ständig drauf angesprochen wurden; Nr. Vier wurde on top bedauert, dass sie keinen Kerl findet. Passiert sowas Männern auch?

Müssen Männer auch im Jahr 2022 noch damit rechnen, dass sie karrieretechnisch nen Knick bekommen könnten, wenn sie aus familiären Gründen beruflich kürzer treten? Müssen Männer damit rechnen, alleinerziehend mit Mindestunterhalt dazustehen? Sind Väter diejenigen, die zu Elternabenden in KiGa und Schule (komischerweise ändert sich das auf dem Gymnasium ) gehen, auf Spielplätzen zu finden sind und die gesunden Muffins backen, die bei Geburtstagen im Hort erwartet werden und wo auch die Laktoseintoleranz von Hans-Johann berücksichtigt werden muss? Auch hier bestätigen natürlich Ausnahmen die Regel.

Wir leben noch lange nicht in einer gleichberechtigten Welt, da können die selbsternannten Mannesrechtler soviel jaulen, wie sie wollen.

Ich bin froh und dankbar, dass seit der Pille zumindest jede Frau selbst in der Hand hat, ob sie schwanger werden möchte oder nicht. Und dass sie bei einer ungewollten Schwangerschaft selber entscheiden darf - okay, mit Beratungsgedöns - ob sie den Embryo austragen möchte oder nicht. Darüber hinaus finde ich es eine S@uerei, dass dieser Eingriff bezahlt werden muss.

Selber habe ich ein Kind und möchte es nicht missen Es ist groß mittlerweile und immer noch mein Augenstern. Aber ich kann nicht sagen, dass ich nur freudestrahlend durch die Gegend gelaufen bin und Windeln gewechselt habe, während sein Vater Karriere gemacht hat und nur zur Bespaßung da war.

Ich bin Ü30 Mutter geworden - alle meine Freundinnen hatten da bereits schon ältere Kinder oder eben keine. Ja, da wird es schwierig, überhaupt noch gemeinsame Termine zu finden. Klar, ich höre es schon: Kann doch nicht so schwierig sein! Doch, kann es. Vor allem, wenn der Partner nicht mitzieht oder erst gar nicht da ist.

Ich kann jede Frau verstehen, die keine Kinder will. Aber ich muss sie auch gar nicht verstehen, sondern es einfach ohne Diskusssionen akzeptieren. Wir dürfen es selber entscheiden, zum Glück. Das ist ein Punkt, wo ich mir mehr Frauensolidarität wünsche würde.

Aber natürlich ist es ein Thema, dass in einer Partnerschaft nicht ausgeklammert werden kann. Wenn eine/r unbedingt Nachwuchs will und der/die andere partout nicht, dann kann es aus meiner Sicht nicht funktionieren. Da prallen Welten aufeinander und einer ist immer der Loser. ‍️

Was anderes mag es sein, wenn es bei einer gefestigten Partnerschaft aus irgendwelchen Gründen nicht klappt.

27.02.2022 04:43 • x 4 #49


D
Zitat von VictoriaSiempre:
wenn es bei einer gefestigten Partnerschaft aus irgendwelchen Gründen nicht klappt.

Das trifft auch auf eine Freundin von mir zu, eine Generation älter als ich. Seit sie wusste, dass sie keine Kinder bekommen kann, bepseudomuttert sie jeden, der ihr sympathisch und 'ne Ecke jünger ist. Ihr Mann ist inzwischen ganz genauso. Mit der ungewollten Kinderlosigkeit haben sich beide abgefunden; ihrer Liebe zueinander hat es nicht geschadet.

Damals, als ich gerade im Schlamassel war, rief sie mich an und erzählte, dass ihr eine ambulante Op. bevorstünde, vor der sie Angst hatte. Ich beruhigte sie und sprach ihr Mut zu, aber sie meinte, ich klänge irgendwie nicht gut. Kind, was ist los?
Ach herrje. Sollte ich ihr jetzt was vorschwindeln? Nicht bei dieser Frau und ihrem Instinkt. Aber einer ungewollt kinderlosen Frau erzählen, dass ich vorhabe, meine Schwangerschaft abbrechen zu lassen? ...
Ich entschloss mich quasi zur Flucht nach vorn und rechnete mit einem Donnerwetter.
Das bekam ich von ihr auch zu hören, und warum? - Weil ich es ihr nicht sofort gesagt, sondern mir erst mal ausgiebig ihre Angst wegen ihres Eingriffs angehört hatte.
Zitat:
So, Kind, jetzt hör mir mal zu. Ja, ungewollt kinderlos ist schlimm. Aber ungewollt Kinder zu kriegen wäre noch schlimmer. Natürlich würde ich mich lieber mit dir auf dein Kind freuen, ganz klar. Aber wenn du kein Kind willst, dann darf dich auch niemand dazu zwingen, nur weil's passiert ist.

Rumms, mir fiel ein Stein vom Herzen.
Plötzlich hörte ich meine Freundin lachen. Da sie ansatzweise an Telepathie glaubt, schlossen wir einen Pakt. Jede wusste, wann die andere unters Messer kommt: sie an einem Freitag, ich am darauffolgenden Montag. Wir versprachen uns, unmittelbar vor Einsetzen der Narkose ganz fest aneinander zu denken,
Zitat:
so dass wir Schluckauf kriegen und dass jede weiß, dass die andere an sie denkt. Und am Mittwoch, wenn jede ihrs hinter hat, dann telefonieren wir und freuen uns gemeinsam, wie tapfer jede für sich war.
Haben wir genau so auch gemacht ...

27.02.2022 11:49 • x 4 #50


D
Zitat von VictoriaSiempre:
Darüber hinaus finde ich es eine S@uerei, dass dieser Eingriff bezahlt werden muss.

Das muss er dann, wenn es keine medizinischen Gründe dafür gibt, es also auf Wunsch der Frau gemacht wird.
Man will damit wohl verhindern, dass Frauen den Schwangerschaftsabbruch als Mittel der ganz normalen Geburtenplanung betrachten. Leider wird dabei übersehen, dass dieser Gedanke in den allermeisten Fällen eine plumpe Unterstellung ist. Nur die wenigsten Frauen sind wirklich so leichtsinnig. Und die finden dann auch Mittel und Wege, den Schwangerschaftsabbruch medizinisch begründen und von ihren Kostenträgern finanziell abfedern zu lassen.

Am schlimmsten und erschreckendsten finde ich in diesem Zusammenhang Diskussionen, die es leider auch auf dieser Plattform gibt und die von Männern geführt werden, denen eine ungeborene Leibesfrucht aus eigener Zeugung offenbar wichtiger ist als die Frau, mit der sie sie gezeugt haben.

27.02.2022 12:09 • x 3 #51




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