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Kompletter Kontaktabbruch statt Freundschaft nach F+

alleswirdbesser
Zitat von DreamGirlEvil:
nur hat er eben sehr deutlich gemacht, dass er sich aktuell eine Beziehung wünsch

Puh, das ist natürlich nochmal was anderes. Und tatsächlich unfair dir gegenüber, weil er dich so nah an sich ranließ, um dann ganz abzustoßen. Und zwar alles mitgenommen hat, was eine Beziehung auch hergibt, es aber nie als solche sehen wollte. Klar, du hast es ihm einfach gemacht, aber eben weil du gefühlsmäßig schon so arg dabei warst. Er dagegen hätte früher auf die Bremse treten sollen, um dich nicht zu verletzen.

Mein Freund hat zum Beispiel in den ersten Monaten des Kennenlernens nur freundschaftlichen Kontakt gewollt, es lief rein gar nichts zwischen uns, er sagte später, dass er mich auf keinen Fall verletzen wollte. Erst als er mich besser kannte und sich sicher war, dass er mit mir zusammen sein möchte, sind wir uns näher gekommen. Und ich gebe zu, es ist eine sehr ungewohnte Vorgehensweise, die mich sehr verunsichert hat, habe es sogar einmal beenden wollen. Aber ich hatte auch kein Problem damit einfach Freunde zu sein, ohne Plus (das ist nicht meins) und habe mich dann doch weiter mit ihm getroffen. Und es ist mehr daraus geworden.

Zitat von DreamGirlEvil:
Mir wär's lieber, er würde einsehen, dass er Kacke gebaut hat, sowas mit jemandem abzuziehen, den er gar nicht in seinem Leben behalten will.

Wäre natürlich schön, aber das wird er wohl kaum. Wäre es ihm bewusst, wäre er von Anfang an nicht so weit gegangen, siehe mein Beispiel. Ist natürlich nur ein Beispiel und rein subjektive Wahrnehmung. Wie es halt so ist

12.08.2022 19:40 • x 3 #91


D
@alleswirdbesser

Er hatte aber auch direkt am Anfang kommuniziert, dass er sich nur ein bisschen zu mir hingezogen fühlt und nicht davon ausgeht, dass es mehr wird. Er hat nur dann im Verlauf eben immer wieder sehr ambivalente Zeichen gegeben und das sehr pärchenhafte Verhalten wurde von ihm immer weiter vorangetrieben. Zwischendurch hat er dann immer mal angesprochen, dass die Anziehung bei ihm schwankt und auch mal mehr war und wir uns vielleicht nochmal überlegen sollten, was wir wollen. Ich tendiere nur leider dazu, mich sehr zurückzunehmen und alles geschehen zu lassen, hatten also definitiv beide Anteil dran. Allerdings hatte ich ihm irgendwann, als er meinte, ich sei beim Küssen so defensiv, gesagt, dass das daran liegt, dass das für mich mit Gefühlen verbunden ist und ich das vermeiden wollte. Das hat er bis zum Schluss immer wieder getan, auch direkt nach meinen Aussagen dazu. Von daher, joa, er hätte es früher beenden können und sollen. Andererseits schien er eben auch selbst unsicher und verwirrt.

Plus ist auch nicht meins eigentlich, aber ich war zu den Zeitpunkt in einer so verwirrten Situation, dass ich das akzeptiert hab - ich hab die Nähe ja auch genossen. War aver eigentlich von Anfang an dämlich - ich bin ein absoluter Beziehungsmensch. Und ich find erst Freundschaft eigentlich sehr schön!

Na ja, oder es war ihm bewusst, aber seine eigene Bedürftigkeit (und die ist massiv) war größer.

12.08.2022 19:59 • x 1 #92


A


Kompletter Kontaktabbruch statt Freundschaft nach F+

x 3


D
Falls es Menschen gibt, die's interessiert, noch ein kleines Update.

Ich hatte ihn nach dem Gespräch gefragt, ob es für ihn in Ordnung ist, wenn ich ihn nochmal kontaktiere, da ich mir nicht sicher bin, ob ich alles sagen und fragen konnte, was mir auf dem Herzen lag - dem hat er zugestimmt (vielleicht wäre ein guter Zeitpunkt der Start meiner Therapie, schrieb er - hmm).

Ich hatte ihm in der Woche drauf dann noch Dinge von ihm in den Briefkasten geworfen und einen Brief mit meinen Gedanken dazu. Ich habe mich zugegeben etwas aus dem Fenster gelehnt, da ich versucht habe, zu verstehen, was das zwischen uns war.
Zusammengefasst: Ich habe ihm meine Interpretation dazu, warum er mich nicht mit jemand anderes sehen wollen würde, genannt: entweder pures Ego (gern am Haken haben, Option offenhalten wollen ihnen commitment - wäre hart, aber eben nicht ausgeschlossen) oder eben, dass doch mehr Gefühle da waren, denn ich bin ja auch nicht blöd und habe gespürt, dass da etwas da war in den Momenten, in denen wir uns drauf eingelassen haben. Ich habe mich dann auch getraut, meinen Verdacht auf Bindungsangst zu äußern, auf den so Dinge wie kurze Beziehungen, Pseudo-Beziehungen wie das mit mir und sein Interesse an (für ihn) nicht erreichbaren Frauen hindeuten. Zugegeben: Gewagt, aber ich habe eben auch offen gefragt, was es ist, oder ob es vielleicht doch vergeht oder ich nur Projektionsfläche war und ob er das für sich klar hat.

Ich habe aber auch geschrieben, dass ich mich wohl schon in ihn verliebt hatte, das aber immer gedämpft war und solche Gefühle ohne Gegenseitigkeit und commitment auch nicht beständig für mich sind und mich diese Ablehnung daher auch nicht verletzt. Da würde ich in Zukunft anders Grenzen setzen - Pärchenverhalten ohne Beziehungsabsicht geht nicht mehr.
Es ist aber eben so, dass das Gefühl, wenn ich mich wirklich auf jemanden einlasse und mich öffne, grundlegend (platonische!) Liebe ist, ich ihm da vertraut und das zugelassen habe und das eigentlich das einzige war, womit er mich hat verletzen können.
Trotzdem ist dieses Gefühl aber beständig und ich habe ihn als Mensch und Kontakt sehr geschätzt, von gemeinsamem Rumalbern über schwere Gespräche, gegenseitige Unterstützung, Vertrauen. Das fehlt mir und ich bin traurig, das nicht mehr teilen zu können, und obwohl ich durch diese Geschichte viel gelernt habe, finde ich den Verlauf unglaublich schade und versteh's nicht - vielleicht könne er mir dazu irgendwann seine Gedanken mitteilen.

Heute kam nach anderthalb Wochen seine Antwort: Mein Brief habe ihn schockiert, ich sei ambivalent aufgetreten, mein Brief sei übergriffig, und mit welchem Recht ich nach einem Kontaktabbruch seine Gefühle in Frage stelle, Beziehungen/Bindungsstil bewerte, Vorwürfe mache. Mein Brief habe ihn traurig und wütend gemacht und er hätte sich gewünscht, in seinen Gefühlen und Bedürfnissen ernst genommen zu werden und das so stehen zu lassen, er wisse, was er gefühlt habe und sei mir keine Rechenschaft schuldig. Dieses Verhalten von mir entspräche nicht seinen Werten und er müsse mir Gegenüber klarere Grenzen setzen (=Löschen und Blockieren aus Selbstschutz). Er wünsche mir aber nur das Beste für die Zukunft.

Tja, wie gesagt: Sicherlich habe ich mich aus dem Fenster gelehnt, im Grunde waren es aber meine Gedanken und Fragen (nachdem er dem ja zugestimmt hatte, dass ich mich nochmals melde - und er mich auch laufend analysiert und meine Gefühle hinterfragt hatte). Ich habe ihm trotzdem viel Wertschätzung entgegengebracht, meine Gefühle offengelegt (so offen von Verliebtheit und Liebe sprechen tue ich nicht leichtfertig). Ich hätte mir tatsächlich einfach etwas mehr Verantwortungsübernahme für die Auswirkungen des eigenen Handelns gewünscht von jemandem, der eine Person angeblich etwas bedeutet, der sie bis zuletzt (trotz der klären Ansage, dass da Gefühle sind) zur Befriedigung seines Nähebedürfnisses nutzt und sich dann mit einem kompletten Kontaktabbruch im wahrsten Sinne des Wortes aus der Affäre zieht und mit jeglichen Fragen allein lässt.

Mir ist durchaus bewusst, dass zu gescheiterten Beziehungen immer zwei gehören und ich sicherlich durch meine Unsicherheit und mein Klammern dazu beigetragen habe. Dennoch: Stelle ich einmal seine Aussagen in Frage (was er bei mir so oft getan hat) muss ich aus Selbstschutz blockiert werden. Und nein, er MUSS nichts - aber welchen Werten entspricht es, jemanden zwar v*geln zu können, wenige Tage später aber den Kontakt abzubrechen und keine Möglichkeit mehr für Rückfragen zu geben? In meinen Augen macht er es sich sehr leicht, seine Bedürfnisse nach Nähe und Bindung in seinem Rahmen zu erfüllen, negative Gefühle von anderer Seite aber bloß fernzuhalten. Bin gespannt, ob hier noch jemand eine Meinung dazu hat, wollte es aber zumindest für Menschen in ähnlicher Situation mal geteilt haben. Ich vermute, mir hilft seine (in meinen Augen!) sehr egozentrische, kalte Antwort und die völlig fehlende Bereitschaft, mit den Gefühlen des Gegenübers umzugehen (nachdem man dessen Vorzüge bereitwillig genutzt hat - emotional und körperlich), ihn in einem anderen Licht zu sehen und zu erkennen, dass ich da Gefühle für eine Illusion entwickelt habe. Kuscheln, Küssen, S. und regelmäßige Treffen mit emotionalen Themen gingen, aber wenn es schwierig wird, werden einfach alle Brücken von heute auf Morgen abgerissen, um nicht damit konfrontiert werden zu müssen, was auf anderer Seite los ist, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich bin - wie er - traurig und wütend.

21.08.2022 16:11 • x 2 #93


DieSeherin
schade, dass das nun irgendwie alles weggefegt hat, was eventuell noch hätte sein können, aber ehrlich gesagt, kann ich ihn ganz gut verstehen

Zitat von DreamGirlEvil:
mit welchem Recht ich nach einem Kontaktabbruch seine Gefühle in Frage stelle, Beziehungen/Bindungsstil bewerte

22.08.2022 09:04 • #94


D
Zitat von DieSeherin:
schade, dass das nun irgendwie alles weggefegt hat, was eventuell noch hätte sein können, aber ehrlich gesagt, kann ich ihn ganz gut verstehen ...

Danke dir für deine Rückmeldung!
Ich weiß gar nicht so recht, ob da noch was hätte sein können - ich glaube immer mehr, dass er wirklich nur die Vorzüge einer Pseudo-Beziehung genutzt hat, statt mich tatsächlich als Menschen zu schätzen.

Seine Gefühle in Frage stellen - ja, wie gesagt sicherlich gewagt, aber er war ja nun mal sehr ambivalent und ich habe versucht, zu verstehen. Meine Gefühle hatte er am laufenden Band in Frage gestellt (das sagt doch nur dein Kopf, was sagt denn dein Gefühl?, und wenn ich sagte, natürlich spielen Kopf und Gefühl da zusammen und beeinflussen sich gegenseitig - ja, ich kann Gefühle für jemanden haben und der Verstand kann dafür sorgen, dass ich trotzdem nicht das Bedürfnis nach Beziehung entwickle, obwohl Gefühle da sind - wurde mir nicht geglaubt). Dass er zu vermeidender Bindung neigt und unsere Bindungsmuster sich gegenseitig triggern, hatte er sogar mal gesagt.
Und wie gesagt - erneuter Kontaktaufnahme für eventuell aufkommende Themen hatte er ja sogar zugestimmt.

22.08.2022 09:56 • #95


T
Dir ist schon bewusst, dass deine Aktion sehr übergriffig war und ich vollstes Verständnis für seine Reaktion habe? Ist das nachvollziehbar für dich?

22.08.2022 10:23 • x 3 #96


N
Ich glaube, du weißt überhaupt nicht,was übergriffiges Verhalten wie Klammern in zwischenmenschlichen Beziehungen und auch solche Aktionen wie die Letzte in deinem Gegenüber auslöst.Es tut mir leid,aber er wirkt irgendwie,trotz allem,reflektierter auf mich,als du. Klingt hart,sollte dir aber wirklich zu denken geben.

22.08.2022 11:04 • #97


D
Bloß wie wirkt sich Klammern aus? Indem ich ausdrücke, dass ich mich freuen würde, wenn er auch sagt, er möchte mich gern sehen, und darüber nicht so happy bin (ohne das geäußert zu haben), dass er meint mich zwei Mal die Woche zu sehen ist schon ein Privileg? Indem ich ihn nach einem gemeinsamen Urlaub frage, ob er zwei Tage später gemeinsam Mittagspause machen möchte (wollte er nicht - hab ich mich nicht zu beschwert)? Indem ich ihm immer zu schnell geantwortet hab? Es gibt viel in genau diese Richtung, wo ich mich mittlerweile frage, ob ich wirklich so unerträglich klammere oder nicht viel eher er stark Abstand gesucht hat. Das Klammern findet ja auch viel in meinem Kopf statt. Gedrängt habe ich nie. Dieser Brief am Ende war das Offensivste, das je von meiner Seite aus kam. Ich habe meine Bedürfnisse so gut wie gar nicht geäußert (definitiv auch ein Problemfeld!) und mich mit jeglichen Erwartungen sehr zurückgehalten. Ich versuche es dem anderen Recht zu machen, um geliebt zu werden. Und dann muckt man einmal auf (Rückzug aus dem Plus-Teil der Freundschaft, als er meinte Menschen kommen und gehen und es mache ihm nix aus, wenn ich jetzt fahre; Wunsch nach Klärung nach plötzlichen Kontaktabbruch) und dann ist Eskalation. Oh je...

Sagen wir so: Meine Therapeutin hat beide Briefe gelesen und ich hatte (mal wieder) so viel Sorge, alles falsch gemacht zu haben, zu viel gewesen zu sein, und sie hat mir da sehr den Wind aus den Segeln genommen und fand weder meinen Brief übergriffig noch seine Reaktion angemessen.
@nothappy Definitiv habe ich Baustellen, blinde Flecken und Dinge, die bearbeitet werden sollten. Ich denke jedoch nicht, dass es mir zu denken geben sollte, wenn ein*e Forumsnutzer*in mich für weniger reflektiert hält.

Wie dem auch sei - ich wollte den Teil bloß teilen für Menschen in ähnlichen Situationen. Vielleicht hilft ja dem einen oder der anderen ein Einblick in so eine Geschichte.

22.08.2022 13:13 • x 1 #98


ElGatoRojo
Zitat von DreamGirlEvil:
ob ich wirklich so unerträglich klammere oder nicht viel eher er stark Abstand gesucht hat.

Denn darüber kann man ja in diesem Fall durchaus verschiedener Meinung sein.

22.08.2022 13:16 • x 2 #99


DieSeherin
Zitat von DreamGirlEvil:
Das Klammern findet ja auch viel in meinem Kopf statt.

was aber für ein gegenüber durchaus spürbar sein kann... außerdem ist ja nicht die häufigkeit, sondern die intensität, die aus interesse zeigen dann klammern macht?

22.08.2022 13:29 • #100


D
Zitat von DieSeherin:
was aber für ein gegenüber durchaus spürbar sein kann... außerdem ist ja nicht die häufigkeit, sondern die intensität, die aus interesse ...

Hierzu vielleicht noch spannend: Zu Anfang hat er recht häufig geschrieben, da war es eher ausgeglichen bis hin zu oh krass, der meldet sich aber häufig, das kenne ich gar nicht so und jetzt will der auch noch telefonieren, oh je. Unausgeglichen wurde es erst durch diesen Plus-Teil und die Ambivalenz zwischen die Anziehung wird nicht mehr werden und zugegeben, ich mag dich wohl doch ganz gern, zwischen das Gefühl reicht nicht und Eifersucht seinerseits. Ich sage ihm, ich meide es ihn zu küssen, weil das bei mir Gefühle auslöst, und eine Minute später küsst er mich. Sorry, so viel Feingefühl erwarte ich dann doch, dass man das lässt, wenn da nix ist. Sicherlich hat er meine Unentspanntheit diesbezüglich dann auch mitbekommen, aber wenn ihn das stört, dann wäre der Weg der Wahl doch klare Verhältnisse schaffen. Außer natürlich, man hat die Person an sich halt gar nicht so gern und wenn sie die Funktion nicht mehr erfüllt, ist sie eher Ballast.
Ich habe jedenfalls für mich gelernt: Ambivalenz macht mich super unentspannt und klammernd. Entweder, man meint's ernst mit mir, oder es bleibt reine Friendzone. Harte Lehre, aber das saß.

22.08.2022 14:01 • #101


T
Warum analysierst du das so zu Tode? Was bringt dir das?

22.08.2022 14:23 • x 1 #102


D
Zitat von Tin_:
Warum analysierst du das so zu Tode? Was bringt dir das?

Das ist mein Verarbeitungsprozess. Ich muss mich da sehr umfangreich mit beschäftigen, um das irgendwann beruhigt ad acta legen zu können.
Bonus: Nur so kann man wirklich draus lernen. Mir kommen ja tatsächlich auch jetzt noch immer Erkenntnisse.

22.08.2022 14:32 • x 1 #103


FrauDrachin
Zitat von DreamGirlEvil:
Mir kommen ja tatsächlich auch jetzt noch immer Erkenntnisse.

Über sein Fehlverhalten?
Hilft vielleicht, die Sache beruhigt ad acta zu legen, aber hilft es dir wirklich weiter?

Alles, was ich hier bisher von dir gelesen habe, scheint darauf hinauszulaufen, dass er irgendwie einen an der Waffel hat, dass er dich ausgenutzt hat, dass er so ambivalent war, dass er seine Versprechen gebrochen hat...
Mag ja alles ganz oder teilweise stimmen. Aber hilft es dir wirklich weiter?
Ich bin mir sicher, man könnte für sein Verhalten auch genausogut wohlmeinende Erklärungen finden, und trotzdem seine Entscheidung akzeptieren. Was spricht denn gegen die Arbeitshypothese, dass er der Sache wirklich unvoreingenommen eine Chance geben wollte?

Eigentlich war ja deine ganz große Sehnsucht, einen engen Freund zu haben. Und diese Erwartung hast du ihm übergestülpt. Und stülpst sie ihm jetzt noch über. Und deine Argumentation geht dahin, dass ihr ja jetzt enge Freunde sein müsstet, wenn er nicht irgendwie falsch, bindungsängstlich, was auch immer wäre.
Hast du dir denn inzwischen schon mal wirklich Gedanken über dein Konzept und deine Erwartungen an Freundschaft gemacht?
Ist dir bewusst, dass wirklich enge, tiefe Freundschaften einem höchstens eine handvoll mal im Leben widerfahren, dass sich sowas absolut nicht herbeizwingen, herbeibeschließen, herbeiquatschen lässt?
Hast du dir bewusst gemacht, dass gegengeschlechtliche Freundschaften nochmal schwieriger sind, besonders wenn man sie mit partnerschaftlichen Sachen vermischt?

Ich wäre ehrlich gesagt, auch angepisst, wenn ich einen Brief bekommen würde, in dem ich peinlichst analysiert werde... Den Übergriff (und damit das Klammern) würde ich darin sehen, dass du seine Entscheidung als autonome Person, diese Beziehung (oder was auch immer) zu verlassen nicht akzeptierst, und glaubst, seine Beweggründe und Gefühle besser zu verstehen, als er selber. Gerade wenn ihr anfangs so tiefe Gespräche und so intensiven Seelenstriptease hattet, muss man mit so Aktionen nochmal achtsamer sein. (Und ja, das gilt blöderweise genauso, wenn er auch übergriffig war...)

Zitat von DreamGirlEvil:
Ich habe jedenfalls für mich gelernt: Ambivalenz macht mich super unentspannt und klammernd. Entweder, man meint's ernst mit mir, oder es bleibt reine Friendzone. Harte Lehre, aber das saß.

Das ist doch schon mal ne gute Erkenntnis, aber mE halt immer noch Oberfläche.
Ambivalenz ist für viele von uns ein großer Ansporn, sich noch mehr anzustrengen. Schau doch diesbezüglich mal in deine Kindheit.
Und: es ist nicht sein Job, auf dich aufzupassen, zu schauen, dass es dir gut geht, deine Grenzen zu wahren, sondern deiner.

22.08.2022 14:54 • x 2 #104


D
@FrauDrachin
Danke dir für deine ausführliche Antwort!
Zitat von FrauDrachin:
Über sein Fehlverhalten?
Hilft vielleicht, die Sache beruhigt ad acta zu legen, aber hilft es dir wirklich weiter?
Alles, was ich hier bisher von dir gelesen habe, scheint darauf hinauszulaufen, dass er irgendwie einen an der Waffel hat, dass er dich ausgenutzt hat, dass er so ambivalent war, dass er seine Versprechen gebrochen hat...
Mag ja alles ganz oder teilweise stimmen. Aber hilft es dir wirklich weiter?
Ich bin mir sicher, man könnte für sein Verhalten auch genausogut wohlmeinende Erklärungen finden, und trotzdem seine Entscheidung akzeptieren. Was spricht denn gegen die Arbeitshypothese, dass er der Sache wirklich unvoreingenommen eine Chance geben wollte?

Hierzu vielleicht noch die Anmerkung: Ich stelle mich in 90 % der Zeit selbst in Frage und traue mich kaum, ihm Fehlverhalten zu unterstellen - das habe ich aber vermutlich wenn, dann eher hier gemacht, um dazu Feedback zu bekommen. Dass ich seine Vorgehensweise, den Kontakt so hart abzubrechen vor dem Hintergrund dessen, was er mir vermittelt hat, daneben finde, dabei bleibe ich. Mit Erkenntnissen meine ich aber durchaus: Ich lerne viel darüber, wie ich mich wann in welchen Situationen warum verhalte und das hilft mir (hoffentlich), es in Zukunft besser zu machen.
Prinzipiell bin ich ihm aber ja wohlgesonnen und versuche (sogar recht krampfhaft), mein positives Bild von ihm zu erhalten und wohlmeinende Erklärungen zu finden. Der Sache unvoreingenommen eine Chance geben - Moment. Wenn er von Anfang an sagt Die Anziehung wird bestimmt nicht mehr und Freundschaft Plus vorschlägt? Damit war jegliche Unvoreingenommenheit im Kern erstickt.


Zitat von FrauDrachin:
Eigentlich war ja deine ganz große Sehnsucht, einen engen Freund zu haben. Und diese Erwartung hast du ihm übergestülpt. Und stülpst sie ihm jetzt noch über. Und deine Argumentation geht dahin, dass ihr ja jetzt enge Freunde sein müsstet, wenn er nicht irgendwie falsch, bindungsängstlich, was auch immer wäre.
Hast du dir denn inzwischen schon mal wirklich Gedanken über dein Konzept und deine Erwartungen an Freundschaft gemacht?
Ist dir bewusst, dass wirklich enge, tiefe Freundschaften einem höchstens eine handvoll mal im Leben widerfahren, dass sich sowas absolut nicht herbeizwingen, herbeibeschließen, herbeiquatschen lässt?
Hast du dir bewusst gemacht, dass gegengeschlechtliche Freundschaften nochmal schwieriger sind, besonders wenn man sie mit partnerschaftlichen Sachen vermischt?

Ja, all das ist mir durchaus bewusst. Das war auch alles zwischen uns von vornherein Thema und wir waren uns da eigentlich recht einig. Sonst hätte ich ihm da ja gar nicht so vertraut. Ich hatte das Gefühl (und da hab ich mich mal wirklich aufs Gefühl verlassen), er könnte einer dieser Handvoll sein, ja. Es lief am Anfang sehr unkompliziert und harmonisch, er schien ähnlich viel Interesse an (platonischer!) Freundschaft zu haben wie ich, er erzählte mir von deinen Dating-Geschichten, ich ihm von meinen Ex-Beziehungen. Lief! Und dann kam die dämliche Plus-Geschichte dazu. War nicht klug. Mein Konzept von Freundschaft bleibt das Gleiche - ich mag enge, tiefe Bindungen. Darüber waren wir uns - ursprünglich - einfach sehr einig.

Zitat von FrauDrachin:
Ich wäre ehrlich gesagt, auch angepisst, wenn ich einen Brief bekommen würde, in dem ich peinlichst analysiert werde... Den Übergriff (und damit das Klammern) würde ich darin sehen, dass du seine Entscheidung als autonome Person, diese Beziehung (oder was auch immer) zu verlassen nicht akzeptierst, und glaubst, seine Beweggründe und Gefühle besser zu verstehen, als er selber. Gerade wenn ihr anfangs so tiefe Gespräche und so intensiven Seelenstriptease hattet, muss man mit so Aktionen nochmal achtsamer sein. (Und ja, das gilt blöderweise genauso, wenn er auch übergriffig war...)

War mir wie gesagt durchaus bewusst, dass ich mich da aus dem Fenster lehne. Ein bisschen denke ich mir da aber eben schon: Muss er mit leben können, wenn er das bei mir genauso macht. Und es war eben auch kein So bist du, das weiß ich ganz genau!, sondern Diese Gedanken habe ich, kann das so oder so sein?. Aber ja, einen kompletten Kontaktabbruch, nachdem er wenige Tage vorher noch mit mir schlafen konnte und davon sprach, wie schön das Vertrauen und die Vertrautheit zwischen uns seien, das fällt mir schwer zu akzeptieren.


Zitat von FrauDrachin:
Das ist doch schon mal ne gute Erkenntnis, aber mE halt immer noch Oberfläche.
Ambivalenz ist für viele von uns ein großer Ansporn, sich noch mehr anzustrengen. Schau doch diesbezüglich mal in deine Kindheit.
Und: es ist nicht sein Job, auf dich aufzupassen, zu schauen, dass es dir gut geht, deine Grenzen zu wahren, sondern deiner.

Keine Sorge, das ist nicht die einzige Erkenntnis. Die Auseinandersetzung mit Verhalten und der Blick in die Kindheit, Bindungsmuster, Glaubenssätze, etc. sind Therapie-Inhalte. Dass ich mehr für meine Bedürfnisse einstehen und darauf achten muss, ebenfalls. Dennoch habe ich ihm zumindest vertraut, gut und rücksichtsvoll mit mir umzugehen, denn wir haben es eben nicht Affäre sondern Freundschaft-Plus genannt. Ist aber nun auch müßig, das weiter auseinanderzunehmen.

22.08.2022 15:28 • x 1 #105


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