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Kurze Beziehung durch Selbstzweifel kaputt gemacht

L
Hallo zusammen,

ich hoffe, ihr verurteilt mich nicht zu sehr. Ich mache mir gerade selbst schon genug Vorwürfe und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Vor ein paar Monaten haben ich online jemanden kennengelernt, mit dem sofort eine gute Verbindung da war. Er wohnt in Frankreich, war aber beruflich in meiner Nähe. Wir haben uns dann mehrmals bei mir getroffen und schlussendlich ist er Mitte Juli sogar zu mir gezogen, um sich hier ein Leben aufzubauen.

Während der Zeit bei mir hatten wir zweimal Konflikte wegen meiner Unsicherheiten. Ich habe mich wegen Kleinigkeiten abgelehnt gefühlt und ihn dafür verantwortlich gemacht, so dass eine schlechte Stimmung zwischen uns entstanden ist.

Vor zwei Wochen musste er spontan zurück nach Frankreich, da seine Mutter krank ist. Mich hat die Situation sehr verunsichert, da bei seiner Abreise nicht klar war, wann wir uns wiedersehen. Er hat auch nicht gesagt, dass er mich vermissen wird. Ich musste fragen, ob er wiederkommt und er meinte, ja, ABER er wüsste noch nicht wann aufgrund der Situation mit seiner Mutter.

Als er weg war, wurden meine Unsicherheiten leider noch größer. Ich habe ihn gefragt, ob ich ihn nerve und zweimal Klarheit eingefordert, wie es weitergehen soll. Als von ihm die Aussage kam, er würde erstmal bis aufs Weitere in Frankreich bleiben und wüsste nicht, wann er zurück kommt, habe ich das zum Anlass genommen, die Beziehung aus Selbstschutz zu beenden.

Ich habe mich so abgelehnt gefühlt… Am nächsten Tag bin ich zurück gerudert und hab ihm gesagt, es tut mir Leid. Ich habe ihn gebeten, nochmal zu sprechen, aber er hat es ignoriert.

Nun bin ich sehr traurig und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ich selbst die Beziehung kaputt gemacht habe. Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss und werde eine Therapie anfangen. Ich kann mir nur nicht verzeihen, dass ich ihn verloren habe. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, noch einmal jemanden zu finden, der so gut passt und mich so interessiert.

24.08.2023 05:19 • #1


W
Zitat von Lasunny:
Als er weg war, wurden meine Unsicherheiten leider noch größer. Ich habe ihn gefragt, ob ich ihn nerve und zweimal Klarheit eingefordert, wie es weitergehen soll. Als von ihm die Aussage kam, er würde erstmal bis aufs Weitere in Frankreich bleiben und wüsste nicht, wann er zurück kommt, habe ich das zum Anlass genommen, die Beziehung aus Selbstschutz zu beenden


Ich verurteile Dich zwar nicht, wie ich nie jemanden verurteile, steht mir auch gar nicht zu, fiele mir auch nicht ein - aber aus Selbstschutz eine Beziehung beenden, die offenbar ja keine Gewalttätigkeiten oder so etwas beinhaltet hat?
Das kommt mit eher, entschuldige, wie eine Feigheit vor sich selber vor.


Zitat von Lasunny:
Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss und werde eine Therapie anfangen


Ja, ist eine Möglichkeit und gerade heutzutage sehr in dieses an sich arbeiten. Quasi wie die Maulwürfe, die sich durch die Erde arbeiten.
Mir erschiene es besser, einfach mal dem Leben die Tür zu öffnen. Mehr an Facetten und Erfahrungen bietet nichts sonst, und wenn Du 20 Jahre auf der Therapeutencouch liegst.

Was eigentlich will man alles therapieren?
Dein nächster Freund ist vielleicht ein ganz anderer Typus - und dann therapierst Du Dich wieder um, um passend zu sein?

Mir scheint, heutzutage sind ja alle diese Therapien schon zur Krankheit geworden, die sie zu heilen vorgeben.

Öffne Dich doch einfach dem Leben, auch wenn es unvermeidlich auch seine Melancholien und Unglückseligkeiten mit sich bringt.
Gerade diese sind es doch, die die Menschen aus mir unerfindlichen Gründen nicht mehr aushalten. Das Leben, ernsthaft verstanden, ist eben kein Zwirn, an dem man sich hinauf- oder sonstwohin handelt.

Man kann ja mal etwas gründlich verbocken, aber das sind eben die Lehrstunden, die man zu absolvieren hat.

24.08.2023 05:49 • x 9 #2


A


Kurze Beziehung durch Selbstzweifel kaputt gemacht

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L
Zitat von Lasunny:
Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss und werde eine Therapie anfangen.

Das finde ich sehr gut und mach das bitte auch wirklich. Und bitte lass den Mann in Ruhe. Der weiß, wo er Dich findet.

Du hast Dir offenbar ein Muster angewöhnt, mit dem genau das Gegenteil von Nähe und Sicherheit erreichst. Das gilt es anzusehen und zu bearbeiten.

Du wirst Dir dann auch irgendwann verzeihen bzw. der Lasunny, die zu der Zeit leider nicht anders agieren konnte und diese Beziehun damit ehrt, es als Initialzündung zu nehmen, dieses Muster zu durchbrechen.

24.08.2023 06:03 • x 3 #3


L
Danke für die aufbauenden Worte. Ich kann erkennen, dass das Beziehungsende nötig war, um meine Themen zu bearbeiten. Aber dass ich ihn dadurch verloren habe und alles, was wir hätten haben können, tut gerade unendlich weh.

24.08.2023 06:09 • x 1 #4


CiRa78
Warum muss man für jede Diskrepanz im Leben zum Therapeuten?

Liebe und lieben ist schön und sollte leicht sein und kein schlechtes Bauchgefühl verursachen. Du erzählst leider wenig, um die Situation einschätzen zu können. Hast Du sehr geklammert? Ihm ständig mit Kleinigkeiten in den Ohren gelegen? Wie war es im Alltag?

Ihr seid sehr schnell zusammen gezogen. Das kann klappen oder auch nicht. Vielleicht war es ihm dann doch zu eng, zu nah. Leider kann es vorkommen, dass die rosarote Brille weg ist und von der anfänglichen Verliebtheit nicht mehr viel da ist. Aber auch das gehört zum Leben dazu und musst du akzeptieren.

Lass ihn am besten in Ruhe und konzentriere Dich erstmal auf Dich.

24.08.2023 06:13 • x 2 #5


L
Zitat von Lasunny:
Aber dass ich ihn dadurch verloren habe und alles, was wir hätten haben können, tut gerade unendlich weh.

Das verstehe ich total und jetzt ist auch die Zeit für Trauer. Aber verlier Dich nich und geh weiter voran. Es wird Zeit brauchen, eine Therapieplatz zu finden. Am besten gehst Du das gleich an.

24.08.2023 06:13 • x 1 #6


L
Ich habe zum Glück am Samstag ein Erstgespräch.

Das Schlimme ist, dass ich genau weiß, an welchen Stellen ich mich falsch verhalten habe und das kann ich nun nicht mehr ändern. Ich kann es nicht zurückdrehen…

24.08.2023 06:15 • x 1 #7


E-Claire
Zitat von Lasunny:
Das Schlimme ist, dass ich genau weiß, an welchen Stellen ich mich falsch verhalten habe und das kann ich nun nicht mehr ändern. Ich kann es nicht zurückdrehen…


Hey Lasunny,

Du magst genau wissen, an welchen Stellen Du Dich “falsch” Verhalten hast, aber Du hast ja für Dein Verhalten Gründe gehabt.
Diese gehen auch nicht einfach so weg und an der Stelle mal in sich zu gehen und mit Unterstützung zu erarbeiten, wie du da mit dir selbst und dann mit anderen besser umgehen kannst, ist ein sehr guter Weg!

Alles Gute.

24.08.2023 07:21 • x 1 #8


DieSeherin
Zitat von Lasunny:
Aber dass ich ihn dadurch verloren habe und alles, was wir hätten haben können, tut gerade unendlich weh.


was weißt du denn alles über diesen mann?

Zitat von Lasunny:
Das Schlimme ist, dass ich genau weiß, an welchen Stellen ich mich falsch verhalten habe


ich weiß nicht, was du alles falsch gemacht haben solltest. einem menschen der dich liebt, sollte es wichtig sein, dass du keine ängste haben musst, er sollte dir vermitteln, dass dein wohlergehen ihm wichtig ist und dass er dich vermissen wird. er sollte dir erklären, wie das in der nächsten zeit ablaufen wird...

24.08.2023 10:01 • x 3 #9


L
@DieSeherin Er ist emotional stabil, aber meine Aussetzer und Ängste waren zu viel für ihn.
Als er in Frankreich war, hat das in mir eine extreme Unsicherheit ausgelöst, weil ich nicht wusste, ob er wieder kommt. Ich habe ihn beispielsweise gefragt, ob ich ihn nerve und dann nach einem Telefonat habe ich ihn gefragt ob alles okay sei und dass er mir bitte sagen soll, sollte er es beenden wollen. ich denke diese Zweifel waren einfach zu viel für ihn.
Es kam aber auch nie eine klare Aussage, dass er das mit uns möchte. Die hätte ich gebraucht.
Aus Selbstschutz habe ich es dann selbst beendet.

24.08.2023 10:23 • #10


DieSeherin
Zitat von Lasunny:
Es kam aber auch nie eine klare Aussage, dass er das mit uns möchte. Die hätte ich gebraucht.

eben, da finde ich es relativ normal, wenn man verlustängste entwickelt. würde mir auch so gehen

24.08.2023 10:25 • x 4 #11


Ayaka
Zitat von Lasunny:
Wir haben uns dann mehrmals bei mir getroffen und schlussendlich ist er Mitte Juli sogar zu mir gezogen, um sich hier ein Leben aufzubauen.

sehe keinen Grund Verlustängste zu entwickeln, wenn er auf der anderen Seite sogar schon zu ihr gezogen ist.

In einer Fernbeziehung kann es eben immer mal sein, dass der eine aufgrund familiärer Themen zurück in die Heimat muss - werde ich genauso machen, wenn es meiner Mutter mal nicht gut geht und sie mich braucht.

Fernbeziehungen sind nicht einfach @Lasunny - und wenn du darunter zu sehr leidest, war es wahrscheinlich auch der richtige Schritt es zu beenden.

Ich finde es schadet nicht, dir die Themen Kontrollzwang, Verlustangst trotzdem noch mal näher anzuschauen.

24.08.2023 10:34 • x 2 #12


L
@Ayaka Ja, ich bereue meine Handlungen so sehr. Es gab eigentlich keinen Grund für die Angst, denn er hat noch weiterhin den Kontakt gesucht. Es ist so schlimm gerade… Ich bin kaum lebensfähig und vegetiere nur vor mich hin.

24.08.2023 10:53 • #13


Ayaka
die Selbstzerfleischung bringt dich aber nicht weiter - du hast gemäß deiner Gefühle gehandelt und es ist ganz wichtig, dass du dir auch selbst verzeihst.

Wir alle machen Dinge die wir im nachhinein betrachtet vielleicht ändern würden, das gehört zum Leben. Sei gut und liebevoll zu dir selbst, das hilft übrigens auch bei Verlustängsten. Versuch dir gegenüber positiv und achtsam zu denken.

24.08.2023 10:57 • x 2 #14


L
Danke für den Rat. Ich sehe gerade nur den großen Verlust, nämlich ihn. Und kann mir nicht vorstellen, wieder jemanden zu finden, der so gut in mein Leben passt.
Es gab keine Probleme, außer die, die ich selbst kreiert habe… Schrecklich

24.08.2023 10:59 • #15


A


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