Fast sechs Jahre her, krass. Ich möchte euch ein Update geben (oft liest man hier im Forum die Eingangsgeschichten, aber nie wie es den Menschen später ergangen ist) und vllt. können auch diejenigen die gerade eine ungewollte Trennung, den frischen Liebeskummer und den Glauben, dass es nie wieder schön im Leben sein wird einen Erkenntnisgewinn erleben.
Zugleich dient es auch mir, als letzten Schritt meine Sicht, mein Erlebtes niederzuschreiben und damit als Ende der Geschichte.
Stand Ende Mai 2019: meine Ex zog drei Tage nachdem sie mir sagte, es gibt einen Anderen, direkt aus dem gemeinsamen Haus aus, zu ihm.
Die Wochen danach waren für mich unglaublich hart, ich lag die meiste Zeit im Bett (krankgeschrieben), schaute Filme, einfach um mich abzulenken: Essen fiel mehr schwer, die Gedanken wanderten oft zu ihr, Gedanken wie es ihr mit ihm geht, was sie zusammen erleben, Bilder der beiden…. wie konnte das nur passieren, warum mir…. Selbstzweifel. Es wurde besser, geholfen haben mir, auch wenn ich überhaupt keine Lust hatte, mein soziales Umfeld, nach den „Bett-Wochen“ rauszugehen, mich zu zwingen Sport machen, von Tag zu Tag denken und zu leben.
Ich suchte mir Hilfe, machte eine Therapie, kann es nur empfehlen, auch heute noch, unregelmäßig, zur persönlichen Weiterentwicklung. Auch innerhalb der Paarbeziehung halte ich es als unwahrscheinlich sinnvoll und hilft bei der Paarentwicklung. Um mal ein plakatives Beispiel zu nennen, wir nutzen Kfz-Werkstätten ja auch nicht nur wenn der PKW schon defekt ist, sondern auch einfach für Inspektionen etc.
Mir ging es besser, der Abstand von ihr, dieses keinen Kontakt, sorgte für Ruhe, es half mir, mich auf die wichtigste Person in meinem Leben zu fokussieren, auf mich. Ich probierte Neues, vergessene Hobbys wurden wieder spannend, reiste allein, lerne viele neue Menschen kennen. Fühlte mich besser, der regelmäßige Sport, meine Reflexion, änderten nach und nach mein Mindset (lebenslanger Prozess) mein Selbstzweifel wurden leiser.
Monate später, war es dann soweit und ich war bereit für eine Aussprache, ich fühlte mich gefestigt. Retrospektiv, ist es natürlich jedem selbst überlassen, heute kann ich sagen, mir hat es geholfen, mein “Bauchgefühl“ stimmte, ich war nicht verrückt oder sah Gespenster.
Sie erzählte mir alles, kurz vor dem Einzug in unser Haus (also zwei Monate vor der Trennung) traf sie ihren alten Bekannten zufällig und ab dem Zeitpunkt, begann etwas… direkt im Verborgenen (aus Gesprächen wurden Ausflüge, daraus entwickelte sich dann eine Affäre), ihre Geschichten, die ich glaubte, dass sie sich mit Freunden trifft, angebliche Radtouren alleine, bei ihrer besten Freundin übernachtet, alles Schwachsinn. Er ist der Mann ihres Lebens, nie hat etwas besser gepasst, war ihre abschließende Aussage…
Zum Ende ihrer Schilderungen gab es von mir keinen emotionalen Ausbruch, sie wusste, dass so wie es gelaufen ist, es von ihr, richtig richtig schei.. war. Es tat ihr alles sehr leid. Es interessierte mich nicht mehr, (bzw. redete ich es mir da mehr noch ein) mein Leben ging weiter, ohne sie, ohne uns. Es war OK.
Zwei Jahre später: sie schrieb mich an, wir unterhielten uns. Dann die Frage an mich: “Hast du Lust dass wir uns mal wieder treffen?“ Ich war neugierig, sagte ja und eine Woche später saß ich bei ihr in ihrer (relativ neu) bezogenen Whg.
Mit meinem Nachfolger war es schon lange vorbei, er passe nicht zu ihr, sie befindet sich in einer Langzeittherapie, es tue ihr alles so leid, ich wäre der Richtige gewesen, sie hat sich ihr Leben zerstört…
Ich hörte mir alles an, dort saß sie, die Frau die ich geliebt habe, durch die ich mich unfassbar schlecht gefühlt hatte. Sie weinte, mich zu sehen ging ihr nahe. Ich ließ mir nichts anmerken, innerlich war ich zerrissen zwischen Schadenfreude, Kummer und Gleichgültigkeit.
Zum Abschied umarmten wir uns, sie hielt mich lange fest, das war mein Moment, vor dem ich mich gefürchtet hatte, was würde es in mir auslösen? Als ich im Auto war, machte ich meine Musik an, ich lächelte, sang etwas mit. Es war mir vollkommen egal, wie es ihr ging. Ich war durch.
Epilog I:
Sie suchte die Monate/Jahre immer mal Kontakt, ob wir was trinken gehen wollen, ich nicht Lust hätte zu ihr zu kommen etc.. Zuerst reagierte ich noch, später nicht mehr, die letzte Nachricht patzig, ich reagierte nicht.
Epilog II:
Ich traf einen alten Bekannten aus dem Studium zufällig als ich an einem Wochenende unterwegs war, wir unterhielten uns über die üblichen Banalitäten, wer was wie über die alten Kommilitonen weiß. Dann ihr Name, ich fragte genauer nach, sie ist Mutter geworden, der Vater ihres Kindes (ein Freund meines alten Bekannten) verheiratet, Kinder und “glücklich“ in seiner Ehe. Es war ein “Unfall“ mit meiner Ex. Sie hofft auf eine Entscheidung zu ihren Gunsten.
Ich trank mein B., im Geiste prostete ich meinem vergangenen Ich zu und war einfach nur froh, du hast damit nichts zu tun, du hast mit ihr nichts mehr zu tun
PS: An alle die hier sind, denen es schlecht geht, die emotional am Boden liegen, dessen Magen verkrampft, die nicht schlafen können, die andauert an die Ex-Partner:innen denken. Haltet durch, denkt von Tag zu Tag, lasst euch helfen, auch hier im Forum. Ich war/bin sehr dankbar dafür, dass es diese Community gibt. Und dann irgendwann ist der Schmerz vorbei, es ist euch möglicherweise einfach egal und ihr wundert euch, mit einem Lachen, wie ihr nur so wegen dieser Person wart.
Danke fürs lesen.
10.04.2025 14:13 •
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