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Liebe oder Vernunft?

L
Zitat von Baltazar:
Der Pferdefuß der Absprache wäre, es wird mit der einseitigen Liebe nur gehen, wenn ich nichts anderes anfange - forever. Das müßte ich mir entsagen, wie der Mönch im Zölibat. Mit 80 wäre die Enthaltsamkeit sicherlich kein Problem, nur brennen bei mir noch die Lebensgeister der ero. Liebe.
Bei meiner rationalen Abwägung der emotionalen Geborgenheit, die ich in ihrer Nähe spüre, liege ich im Moment genau in der Mitte zwischen einem Nein und Ja. Es ist vertrakt.

Was auch immer dich bewogen hat, sesshaft zu werden, dennoch wirst du dein eigentliches Naturell mit all den Sehnsüchte und Gelüsten niemals loswerden. Ich glaube nicht, dass dir emotionale Geborgenheit bis ans Ende deiner Tage ausreichen wird.
Ihr würdest in dieses Projekt mit einer Selbstgeiselung starten, welche vermutlich irgendwann in gegenseitiger Abscheu endet.
Wenn ihr beide wirklich so tickt, wie du beschreibst, dann wählt sie ein Leben, bei dem sie etwas unerreichbares anschmachtet, sicher mit dem Ziel, dich durch den an dich gerichteten Abstinenzwunsch von sich zu überzeugen und du verzichtest auf das von dir so dringend benötigte Lebenselixier in Form von Liebe und S.?
Ich glaube, dass kann nur scheitern.
Allerdings frage ich mich, warum so ein radikales Experiment mit dem Wissen um dich selbst überhaupt in Erwägung gezogen wird. Möchtest du mal ausprobieren wie es sich anfühlt, gegenteilig zum eigenen Ego zu leben und durch diesen Einschnitt etwas anderes zu spüren als das, was du bereits kennst?
Nichts für ungut, aber das hat was bizzares. Aber vielleicht ist es genau so gewollt.

02.10.2025 08:37 • x 4 #31


B
@QueenA
Das ist eine treffende Metapher: Wenn die Liebe anklopft, müpßte ich die Tür geschlossen halten. Es wäre allerdings irreal anzunehmen, daß eine Frau, in die ich mich verliebt hätte, in meinem Bett übernachtet und es würde nichts passieren, aus dem bloßen Vorsatz der monogamen Enthaltung.
Nein, ich müßte dem Begehren einer anderen Frau im Vorfeld eine konsequente Absage erteilen. Das würde die Absprache mit meiner Freundin verlangen. Es ist in der Tat ein Gedankenkonstrukt. Denkfähigkeit ist aber eine Stärke, die mich und meine Freundin auszeichnet, insofern, frei von Illusionen über die soziale Praxis des Zusammenlebens - wir nennen es ironisch eine Genossenschaft des Geistes - kann es funktionieren.

02.10.2025 08:42 • x 1 #32


A


Liebe oder Vernunft?

x 3


D
Vorab:
Auch ich muss einigen Usern zustimmen, dass dein Schreibstil bemerkenswert ist, und du sehr selbst reflektiert zu seinen scheinst.
Zitat von Baltazar:
Wir sind bisher nur freundchaftlich verbunden. Der Plan ist, wir würden in das geräumgen Haus zusammen ziehen, als Freunde-Paar und Kooperative, würden in dieser Konstellation zusammen bleiben, in getrennten Zimmern und Betten, ansonsten, lebensinhaltlich mit viel Gemeinsamkeiten. Die Charakter-Verbindung mit ihr kann ich mir durchaus vorstellen.


Zitat von Baltazar:
Einziger Fallstrick wäre, was ist, wenn ich mich mittendrin in eine andere Frau verliebe und hypothetisch, diese bei mir übernachten wollte?


Zitat von Baltazar:
Der Pferdefuß der Absprache wäre, es wird mit der einseitigen Liebe nur gehen, wenn ich nichts anderes anfange - forever.

Das hört sich alles nach einem faulen Kompromiss an.
Sie liebt dich, und will dich binden, du liebst sie nicht, und du versuchst zwanghaft, endlich sesshaft zu werden, vielleicht jetzt deinem Alter geschuldet.
Ich denke, dass die Verbindung auf Dauer nicht tragbar sein wird.
Sie hofft, dass du dich in sie verliebst, deshalb möchte sie sich darauf einlassen.
Wie heißt es so schön:
Die Hoffnung stirbt zu Letzt.

Ist es das, was du wirklich willst?
Diesen Eindruck habe ich nicht.
Was passiert, wenn du dich in eine andere Frau verlieben solltest?
Es wird dann in Drama enden und Eure Freundschaft geht kaputt.
Ist es das Wert?

Mein Eindruck ist eher, dass du deine Ansprüche ziemlich runtersetzt.
Im Idealfall triffst du die Frau, die du auch liebst bzw. die Richtige, und mit ihr wirst du dann etwas aufbauen können.

Tipp:
Bleibe dir auf jeden Fall treu und mache keine faulen Kompromisse.

Viel Glück.

02.10.2025 08:50 • x 3 #33


Hola15
Kurz und knapp: Mach das nicht!
Unter diesen Bedingungen klappt das nicht. Weiß gar nicht weshalb du darüber nachdenkst.

02.10.2025 09:06 • x 8 #34


QueenA
Zitat von Hola15:
Kurz und knapp: Mach das nicht! Unter diesen Bedingungen klappt das nicht. Weiß gar nicht weshalb du darüber nachdenkst.

Mal eben auf den Punkt gebracht - kurz und bündig!

02.10.2025 09:08 • x 4 #35


L
Zitat von Baltazar:
Denkfähigkeit ist aber eine Stärke, die mich und meine Freundin auszeichnet, insofern, frei von Illusionen über die soziale Praxis des Zusammenlebens - wir nennen es ironisch eine Genossenschaft des Geistes - kann es funktionieren.

Denkfähigkeit ersetzt aber nicht das von dir stetig angestrebte Fühlen.
Ich frage mich auch, wie man sich mit jemanden emotional geborgen fühlen kann, der elementare Wesenszüge des anderen so radikal beschneiden will.
Der Glaube an eine schön geistige Verbindung ist doch hiermit ausgeträumt, wenn sich die Basis voller Limitaktionen zeigt.
Was man natürlich nicht ausschließen kann ist, dass du dich darauf einlässt, feststellst, dass man dir keine Handschellen anlegen kann und eine weinende trauernde Frau zurück lässt, so wie dir das in deiner Geschichte vertraut ist und der Kreis schließt sich wieder.

02.10.2025 09:14 • #36


B
@Lizzzy
Du hast starke Einwände formulliert und brillant die möglichen Komplikationen beschrieben und die
gute Frage gestellt, warum ich diese Verbindung eingehen würde. Als Experiment begreife ich es allerdings nicht. Wenn ich mich darauf einlasse, wäre es ein ernsthaftes Vorhaben mit einem bewußten Vorsatz.

Wahrscheinlich kann ich mir das Modell vorstellen, weil es meiner verwaisten Seele ein emotionales Heim im Alter stiften würde. Mein Bedürfnisnis nach Geborgenheit ist stärker als das nach S. Verschmelzung. Zeit meines Lebens begleitete mich das kalte Gefühl der Verlorenheit in der Welt. Das ist in der Nähe dieser außergewöhnlichen starken Frau anders.

Ich habe früh mein Elternhaus verlassen und auf radikale Weise die Grenzen des Machbaren ausgereizt, ohne irgendein Lebensziel zu verfolgen. Ich bin darüber immerhin literarisch geworden und habe mit dem Schreiben begonnen. Mein abenteuerlicher Lebenswandel hatte seinerzeit seine Bewandtnis und den Ursprung in der emotionalem Verwahrlosung meiner Kindheit. Einige Mal war ich in Kriegsgebieten unterwegs, als Fluchthelfer und Reporter und habe bemerkt, wie ruhig ich war, wenn es um mich herum gekracht hat. Die lebensbedrohliche Gefahr hat mich besänftigt, mittendrin spürte ich keine Angst - ich weiß, das klingt (rückblickend) bizarr, zu der Zeit empfand ich es als richtig.

Das Zuhause meiner Kindheit in einer großen Familie war eine Verwahranstalt, wo lediglich die kreatürlichen Bedürfnisse sichergestellt wurden. Wir hatten, eine zehnköpfige Kinderschar, genug zu essen und einen Schlafplatz im Stockbett und soviel emotionale Zuwendung wie in einem Eisschrank. Der Vater, ein haltlos getriebener Mann, Kind eines von NS-Schergen aus Osteuropa verschleppten Zwangsarbeiters, der kurz vor Kriegsende erschossen wurde, war ein hart arbeitender Holzfäller, den ein tiefsitzender Frust als Aussätziger gepeinigt hat, im norddeutschen Dorf Anfeindungen wegen seiner Herkunft ausgesetzt war, ist nach den ersten Kindern dem Alk. verfallen, tyrannisch und gewaltätig geworden. Ende dreißig war ein körperliches Wrack und ein gebrochener Mann.
Er hatte pechschwarze Haare und einen dunklen Teint, manchmal, wenn wir bei seinen wutentbrannten Alk. Tiraden mitten in der Nacht in der Küche antreten mußten, hatte ich als bibberndes Kind den Eindruck, daß er in uns, seinem blonden und blauäugigen Nachwuchs jene Monster gesehen hat, die seinen Vater ermordet haben.
Er war trotz allem kein bösartiger Mensch, hatte im Leben kaum eine Chance auf eigenes Glück und ist mit Anfang 40 von einem Zug überrollt worden, als SiPo (Sicherheitsposten) bei Gleisbauarbeiten der Bahn, wo er zuletzt angestellt war.
Die Ironie seines Unfalltodes war der Fahrplan in seiner Tasche, den er als Analphabet aber nicht lesen konnte. Er verließ sich bei seiner Aufgabe auf die Fernsicht und warnte die Kollegen vor heran naheneden Zügen mir einem dumpf tönenenden Horn. Am Morgen, als ihn ein Schnellzug mitnahm, herrschte dichter Nebel und er stand mit einer schweren Gasflasche zwischen den Gleisen, um eine Verschnaufpause einzulegen. Dann kam der Zug, früher als gewohnt.

Das erste Mal bin ich im Vorschulalter weggelaufen, habe mich eine Nacht in einer Höhle im Wald versteckt und war stolz, daß mich die freiwillige Feuerwehr bei der Suchaktion nicht gefunden hat. Gerettet hat mich mein Überlebensinstinkt und eine kleine Volksbibliothek im Gemeindhaus, wo wir eingepfercht waren. Die hatte einen Nachmittag in der Woche geöffnet, der Bilbliothekar verstaute den Schlüssel in einer Nische unter der Treppe. Den habe ich mir oft geschnappt und mich heimlich im Bücherraum eingeschlossen, sehr früh lesen gelernt und in die Welt der literarischen Phantasien geflüchtet, gespeist aus Romanen von Jack London und Mark Twain.

Mit diesen Phantasien aus den angelesenen Heldengeschichten meiner Kindheit bin ich früh abgehauen und in eine unbekannte Welt aufgebrochen, mit einem leeren Herzen und einer Wißbegierigkeit, die alles entdecken wollte, was mir verborgen geblieben ist. Und das war sehr viel. Heute weiß ich, was mich hinaus gezogen hat. Die große Lücke einer fehlenden emotionalen Heimat konnte ich allerings nicht schließen.

Und ja, wenn ich mich jetzt auf diese unkonventionelle Verbindung einer Freundschaft in geistiger Umarmung einlassen würe, wäre es genauso gewollt.

02.10.2025 09:50 • x 2 #37


Wurstmopped
Zitat von Baltazar:
Nein, ich müßte dem Begehren einer anderen Frau im Vorfeld eine konsequente Absage erteilen. Das würde die Absprache mit meiner Freundin verlangen

Ja richtig ,wo genau ist das Problem, wenn beide Seiten mit offenen Karten spielen?

02.10.2025 10:04 • #38


Hola15
Zitat von Baltazar:
Die große Lücke einer fehlenden emotionalen Heimat konnte ich allerings nicht schließen.

Wie wäre es denn mit einer Wohngemeinschaft?

Da gibt’s doch einige, in der ich mir dich, mit deiner literarisch/künstlerisch/handwerklichen Ader gut vorstellen könnte.

Wo du Nähe und ein „Zuhause“ finden könntest, ohne die mögliche „Enge“ eines Zweiergespanns.
Wo du deinem Fluchtinstinkt auch leichter mal nachgehen kannst…. und wo du nicht zur Aufgabe elementarer Bedürfnisse angehalten bist.

Die Idee mit dieser Frau mag sich auf einen Minimal-Level leben lassen. Aber ich glaube sie wird euch beiden nicht gerecht.

02.10.2025 10:24 • #39


D
Zitat von Hola15:
Wie wäre es denn mit einer Wohngemeinschaft?

Aber doch nicht in dieser Konstellation.
Ob es eine Freundschaft zwischen Mann und Frau wirklich geben kann, bezweifle ich persönlich.
Aber, abgesehen davon, gibt es ein gravierendes Ungleichgewicht!
Es wird auf Verletzungen hinauslaufen auf lange Sicht gesehen!
Sie, in der unerfüllten Liebe, und TE sich verbieten muss, sich zu verlieben.
Hört sich nicht nach einem guten Plan bzw. Lebenskonstrukt an.
Und hinzu kommt noch, was ist, wenn TE sich verliebt, und welche Frau, würde das mittragen, eine eifersüchtige Mitbewohnerin an der Backe zu haben?
Keine!

02.10.2025 10:37 • x 1 #40


B
@Hola15
Gute Anregung! Mein großes Haus ist über 2-einhalb Etagen wohnlich ausgebaut und weitere Nutzräume im EG, die ich letzt schon teils als Werkstatt eingerichtet habe, gibt es auch noch zur freien Entfaltung.
Auch die Idee einer WG-Kooperative mit weiteren Bewohnern ist im Gespräch. Der Platz wäre vorhanden.
Der Haken bleibt aber auch in dieser geselligen Konfiguration, daß ich die handgreiflichen Finger von der Liebe zu einer anderen Frau lassen müßte. Meine Freundin und ich wären der Nukleus der Kooperative, falls ich jedoch von den Absprache der Enthaltsamkeit abweichen würde, gäbe es wahrscheinlich eine explosive Kettenreaktion, die die Harmonie wieder sprengen würde.

02.10.2025 10:44 • x 1 #41


DieSeherin
Zitat von Baltazar:
Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob es noch für einen nächsten Versuch reicht oder ich dem Begehren einer Frau nachgeben soll, die ich sehr schätze und mag, jedoch nicht wahrhaftig liebe. Sie sagt mir, das störe sie nicht

Zitat von Baltazar:
Nun gibt es aber eine, die mir sagt, daß sie mich liebt, auch weiß, daß ich die Zuneigung (noch) nicht erwidern kann und dennoch bereit wäre, unter dieser Voraussetzung eine lebenslange Beziehung mit mir eingehen würde.


das klingt zunächst mal sehr genügsam von dioeser frau - aber egal, wie sachlich sie an dei sache herangeht, glaube ich, dass sie die ganze zeit in der hoffnung leben würde, dass die liebe bei dir schon noch kommen wird.

Zitat von Baltazar:
Der Plan ist, wir würden in das geräumgen Haus zusammen ziehen, als Freunde-Paar und Kooperative, würden in dieser Konstellation zusammen bleiben, in getrennten Zimmern und Betten, ansonsten, lebensinhaltlich mit viel Gemeinsamkeiten. Die Charakter-Verbindung mit ihr kann ich mir durchaus vorstellen.


das klingt nach einem großartigen und erwachsenem Plan...

Zitat von Baltazar:
Einziger Fallstrick wäre, was ist, wenn ich mich mittendrin in eine andere Frau verliebe und hypothetisch, diese bei mir übernachten wollte?


... mit genau diesem haken!

du klingst danach, als könnest du dich mit haut und haaren, voller leidenschaft verlieben und ich bin mir nicht so sicher, ob du für so einen fall mit deiner mathelehrerin vereinbarungen treffen kannst

02.10.2025 10:46 • #42


C
Auf mich machst du einen sehr selbstbezogenen Eindruck, daran ändern für mich auch deine blumigen Texte nichts.
Klar: eine junge Frau ist ein toller Push für dich, nur nötigst du sie quasi ins Zölibat ... mit gerade mal 49 Jahren?
Aber ok, jeder Jeck ist anders.

02.10.2025 10:56 • x 1 #43


B
@DasLeben
Der Sprengsatz einer unerwarteten Liebe ist sehr realistisch eingeschätzt.
Ich müßte ein Schild um den Hals tragen, auf dem stünde: Verlieben Verboten/ Bei Zuwiderhandlung Rauswurf!
Mir ist die Einschränkung und mögliche Entbehrung bewußt und im Ernstfall wäre es so, daß ich eine Frau, die sich in mich verlieben würde, wegschicken, sofort den Kontakt abbrechen müßte, bevor ernsthafte Komplikationen aufträten. Selbst dann, wenn ich das Begehren teilte.
Was sich liest wie die Selbstgeißelung eines Mönchs im Kloster, würde ich eingehen, wenn ich mich für das Zusammenleben in der beschriebenen Form entscheide.
Was den Stoff der Liebe angeht, ist mein Leben gesättigt, von der Geborgenheit mit einer vertauten Person in unmittelbarer Nähe kann ich aber nicht genug bekommen. Das Bdürfnis überwiegt alle anderen auf der emotionalen Seite.

02.10.2025 10:57 • #44


E
Ich kann zum Teil verstehen, wie deine Situation ist. Bin selbst Einzelgänger und sagen wir speziell. Da bekommt man öfters den Eindruck, dass man nicht zu dieser Welt gehört. Und irgendwie sehnt sich jeder nach Geborgenheit, dass ist in uns allen eingepflanzt.

Betreffend deiner Entscheidung würde ich nur so viel sagen, sollte man sich nicht binden wollen, um etwas zu geben? Gerade weil man anders tickt, weil man eine andere Auffassung über die Liebe vertritt? So mehr nach Peter Lauster....

Die meisten wollen was bekommen, ihnen geht es um die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, um Sicherheit. Stabilität. Willst du so jemand sein?

02.10.2025 11:06 • x 1 #45


A


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