Hallo zusammen,
vermutlich gehöre ich auch zu denjenigen die nie gedacht hätten, sich mal in einem Forum anzumelden um über so etwas zu sprechen.
Nun denn, ich will mal mein Bestes versuchen das irgendwie niederzuschreiben.
Fakten: 19 Jahre Beziehung (wir: 37/35), dieses Jahr 10 Jahre verheiratet, zwei Kinder mit 6 und 8, Eigenheim, Freundeskreis etc. pp.
Es ist tatsächlich irgendwie sehr schwierig einen griffigen Einstieg zu finden.
Die Kinder waren/sind beide absolute Wunschkinder. Kind 1 hat aber nach einer gewissen Zeit (~11 Monate) einen ziemlichen Ungehorsam an den Tag gelegt, womit meine Frau jedoch absolut nicht klar kam. Da kam der Sohnemann offensichtlich ziemlich nach seinem Vater in jungen Jahren.
Lange Rede kurzer Sinn, haben, sowohl meine Frau als auch ich Seiten an ihr kennengelernt die vorher nicht da waren. Und diese sind nicht schön gewesen. Impulsiv, aufbrausend, schimpfen wie ein Rohrspatz, da flogen Schimpfworte in alle Richtungen durch die Gegend.
Darüber sind wir uns immer mehr ins Gehege gekommen, weil ich mich natürlich? irgendwo vor meinen Sohn gestellt habe, dawir ja die Erwachsenen sind und irgendwo über seinem Verhalten drüber stehen müssten. Mit jedem Mal Kontra in ihre Richtung, wurde es schlimmer, tagelange wurde sich angeschwiegen. Aber gut, irgendwann wurde der kleine Mann älter und vernünftiger und wir bewegen uns derzeit in einem, doch durchaus ruhigen Fahrwasser.
Viel Vorgeplänkel, ich weiß. aber vermutlich fing es hier irgendwie an.
Nun ja, in all diesen ersten Jahren, ist meinerseits immer mehr Gefühl für meine Frau verloren gegangen. Leider bin ich ein Mensch, der gerne erstmal laufen lässt, weil sich das schon wieder einrenken wird. Jedoch bin ich irgendwann an den Punkt gekommen, dass ich ihr offen und ehrlich gesagt habe, dass ich nicht mehr die Art von Gefühle für Sie hätte, die es aus meiner Sicht für eine gute Beziehung benötigt. Dies ist jetzt knapp 4,5 Jahre her.
Das hat sich natürlich tief getroffen und verletzt und sie muss damit seither leben, was mir abgrundtief leid tut, weil sie das nicht verdient hat.
Fakt ist jedoch auch, dass sich meine Gefühle in den ganzen letzten Jahren nicht geändert haben. Ich mag sie, ich respektiere und wertschätze sie, aber alles nur bis zu einer gewissen Ebene.
Ich bin emotional sehr distanziert zu ihr und kann ihr gewisse Dinge nicht mehr so geben, wie ich es fast 14/15 Jahre lang konnte.
Körperliches findet bei uns seit dem nicht mehr statt und auch davor war es sehr wenig und wenn kam es von mir aus.
Eingefordert habe ich nie etwas, was vermutlich ein Fehler war im Nachhinein betrachtet.
Ich bin irgendwann an den Punkt gekommen, dass ich dann eben auch nicht mehr anfangen wollte und habe alle Bemühungen eingestellt (wobei sie immer dabei war, wenn ich was getan habe). Jedoch möchte ich auch gewollt werden.
Sie sagt und das gestehe ich natürlich voll zu, dass sich halt Dinge ändern wenn man Mama wird, die Libido etc., alles gut und daher auch nie Druck gemacht/eingefordert.
Ohnehin war/bin ich eh ein Mensch der Dinge mit sich ausmacht und versucht meinen Stress nicht noch bei ihr draufzupacken, wenn ich sehe das sie eh schon genug zu tun hat.
Zu dem beruft sie sich dann halt auch darauf, dass sie nichts unternimmt, weil sie sich natürlich unsicher in meiner Richtung fühlt, seit ich ihr das mit den Gefühlen gesagt habe (was auch nachvollziehbar ist).
Nun ja, so leben wir jetzt seit geraumer Zeit. Der Alltag läuft, auch weil meine Frau ein absolutes Organisationstalent ist und den Familienalltag wirklich gut managed. Allerdings ist dies Ding Beziehung einfach nicht mehr da und sie selbst sagt durchaus Sprüche wie Zweckgemeinschaft oder könnte ich mit meinem Bruder zusammenleben. Und ja, sie hat Recht.
Ich kann von mir behaupten, in all der Zeit keinen Blödsinn gemacht zu haben und mir nicht irgendwelche Bedürfnisse wo anders geholt zu haben.
. bis ich vor etwas über einem Jahr, durch Zufall, eine andere Frau kennengelernt habe. Wir kannten uns aus einer gemeinsamen Sportgruppe und sind darüber ins Gespräch gekommen und daraus entwickelte sich langsam aber stetig immer ein bisschen mehr, bis sowohl sie als auch ich, an einem Punkt angekommen sind, dass wir Gefühle für einander haben.
Es ist auch nicht bei nur Gesprächen geblieben, so viel Offenheit und Ehrlichkeit muss sein. Das hat aber ziemlich lange gedauert bis dort mehr passiert ist.
Was mich in dieser Hinsicht etwas tröstet, ist die Tatsache das die Gefühle für meine Frau weg waren, bevor ich die Neue kennengelernt habe.
Mir war auch vor dem Kennenlernen irgendwo bewusst, dass meine Ehe nicht mehr an einen Punkt kommt, womit ich zufrieden bin. Natürlich wirkt jemand neues nun auch irgendwie wie ein Katalysator, dass ist mir klar.
Ich habe meiner Frau dann vor knapp 3 Monaten gesagt, dass dies kein Zustand ist, den ich noch 3, 4 oder 5 Jahre so leben möchte. Diese permanente nebeneinander herleben, ohne Zärtlichkeiten, dieses Wohlfühlen beim anderen etc.
Leider bin ich auch derjenige, der irgendwo stur ist, wenn ich einmal an einem Punkt angekommen.
Meine Frau liebt mich, sie hätte auch gerne irgendwie mal einen Kurzurlaub gemacht o.ä. (auch bereits vor 3-4 Jahren schon), dies habe ich alles geblockt, weil ich überhaupt kein Freund von irgendwelchen aufgesetzten/gezwungenen Sachen bin. Vielleicht wäre etwas Zwang hier nicht verkehrt gewesen.
Vor ungefähr drei Wochen habe ich ihr gesagt, dass eine Trennung durchaus eine Option für mich ist, da ich einfach keine Geühle mehr habe und ich mich auch nicht mit ihr alt werden sehe. Und wenn, dann nur nebeneinander, aber nich miteinander. Ihr Eltern sind hier für mich ein recht mahnendes Beispiel, obwohl es die besten Schwiegereltern sind die man sich vorstellen kann.
Eigentlich ist meine Frau bei uns die deutlich emotionalere Person. Aber bei diesen Gesprächen, lernte ich sie auch irgendwie neu/anders kennen. Aber vielleicht gehört das zum Muttersein dazu?!
Eine Trennung ist für Sie absolut keine Option, sie würde auch lieber so weiter nebeneinander herleben, als sich zu trennen.
Natürlich führt sie mit Recht div. Dinge an, die wir haben. Allen voran die Kinder. Und allein der Gedanke daran zerreisst mir das Herz. Ich bin überhaupt kein egoistischer Mensch und bei mir kommen zu 99% alle anderen Menschen vor mir.
Ich finde es schrecklich, dass ich genau in diesem Punkt der Meinung bin, dass ich egoistisch sein muss/kann/darf.
Mir geht es in meinem Alltag nicht schlecht, überhaupt nicht. Aber ich möchte mit einer Person alt werden, zu der ich mich hingezogen fühle, für die ich Gefühle habe. und diese habe ich seit Jahren nicht mehr für meine Frau.
Natürlich weiß sie nicht, dass es jemand anderen gibt. Damit könnte ich das alles beenden, was ich aber nicht will. Es ist schon so schlimm genug (andere würden sagen: lass dir Eier wachsen).
Ich glaube einfach das ich mit der Neuen etwas bekomme, was ich sonst nicht mehr bekommen werde. Ob das alles hält, steht natürlich in den Sternen.
Auf der anderen Seite gibt es auch so viele Rahmenparameter die stimmen und welche ich kaputt machen werde. Allen voran die Kinder die leiden werden.
Gefühlsmässig habe ich mich entschieden, allerdings steht auf der anderen Seite eine gehörige Portion Vernunft im Weg.
Egal welche Abbiegung ich nehme, ich mache viel kaputt. und ich weiß einfach nicht weiter.
Ich habe keine Ahnung ob ich das irgendwie darstellen konnte was mich umtreibt, seit Wochen und Monaten.
Schon mal danke das ihr es bis hier hin geschafft habt!