Hallo Peggy,
liest du hier noch mit? Deine Geschichte hat mich sehr berührt, denn sie ähnelt meiner sehr. Ich bin noch etwas jünger als du und meine Geschichte ist schon einige Jahre her. Auch ich fühlte mich in meiner Ehe von meinem damaligen Mann nicht mehr geliebt und nichtmal mehr wahrgenommen. Auch er war krank damals und ist inzwischen leider verstorben. Er zog sich im Laufe seiner Krebserkrankung mehr und mehr in sich zurück und war irgendwann für mich nicht mehr greifbar. (Du sprichst von einer Lungenerkrankung deines Mannes. Ist es COPD? Das ist wirklich eine Schice Krankheit! Ich kenne sie, denn meine Mutter ist daran gestorben.) Nun ja, was ich sagen will ist, dass das Verhalten deines Mannes für dich nicht schön ist, aber es ist typisch für einen chronisch erkrankten Menschen und es wird sich im Laufe seiner Krankheit weiter verschlimmern. Irgendwann wird er nur noch im Bett liegen und gar nicht mehr aktiv sein können. Er wird sich immer mehr in sich zurück ziehen.
Das du dagegen angehen willst, ist verständlich aber es wird zu nichts führen. Leider! Meine Mutter konnte irgendwann vor lauter Luftnot nicht mehr sprechen und ist an einer der vielen Lungenentzündungen erbärmlich erstickt. Das ist das Schicksal, das auch deinem Mann bevor stehen wird. Egal ob er weiter raucht oder nicht. Das erklärt vielleicht, warum er unvernünftiger Weise weiter raucht und nicht mehr gegen seine Erkrankung kämpft. Er weiß vielleicht schon längst, was ihm bevor steht und ist dabei, sich damit abzufinden. Das du dagegen Sturm läufst, ist verständlich, hilft ihm aber wahrscheinlich nicht. Im Gegenteil!
Nun zu dir. Das dir diese Geschichte mit dem jüngeren Mann passiert ist, ist auch nur zu verständlich. Du bist an einem Punkt deines Lebens, wo du noch einmal aufblühen möchtest. Erst recht, da direkt neben dir ein Mensch lebt, der todkrank ist. Das zu ertragen fordert deine ganze Kraft. Da ist es sozusagen dein Ausgleich dir irgendwo etwas zu suchen, das dich daran erinnert, das du noch lebendig bist. Es ist also sozusagen sehr schlau, von deiner Seele, sich eine Kraftquelle zu suchen und die sahst du eben in diesem Mann. Das ist nichts verwerfliches und nichts, was dir ein schlechtes Gewissen machen sollte. Es ist einfach eine natürliche Reaktion auf deine Lebenssituation.
Ganz offensichtlich bist du völlig überlastet. Daher auch dein Krankenschein und ich hoffe sehr, das du deine Kur antreten kannst. Es ist nämlich für dich kurz vor 12! Du solltest dich schnell um dich selbst kümmern können, ansonsten stehst du die bevorstehende Zeit mit deinem Mann nicht durch.
Der Liebeskummer, den du nun empfindest ist ebenso unangenehm wie verständlich. Aber mal ehrlich, im Moment scheint es für deine Psyche einfacher zu sein, um den Liebeskummer zu kreisen, als dir Gedanken um deinen Mann und euer Leben zu machen. Besser bittersüßem Liebeskummer gedanklich nachhängen, als sich der Realität zu stellen. Kann das sein?
Alles das kenne ich aus eigener Erfahrung. Ich schreibe es nicht, um dir Vorwürfe zu machen. Ganz im Gegenteil. Ich will dir sagen, alles was dir passiert ist, ist deiner derzeitigen Lebenssituation geschuldet und kein Grund, dich selbst zu verurteilen. Weißt du, unsere Seele ist manchmal einfach schlauer und oft sehr viel weiter als unser Verstand. Sie hat dafür gesorgt, das du wenigstens eine Zeit lang wieder Lebendigkeit, Sinnlichkeit und aufregende Verliebtheitsgefühle spüren durftest. Das ist doch wunderbar und war vielleicht deine Rettung.
Leider hielt der Mann nicht das, was er zu versprechen schien und er zog sich zurück. Sei ihm nicht böse! Er hat vielleicht intuitiv gespürt, das du momentan nicht zu haben bist . Du hast dich schon längst entschieden, bei deinem Mann zu bleiben. Daher bringt es nichts, das dir alle hier zu einer Trennung raten. Du bleibst bei deinem Mann, nicht aus Angst oder Bequemlichkeit, sondern weil du ihn tief im Innersten immernoch liebst. Du spürst es nur nicht mehr im Augenblick. Glaub mir, das wird sich ändern, sobald es ihm schlechter geht oder er verstorben ist. Dann wirst du erkennen, das alle deine Entscheidungen einen Sinn ergeben und das du sehr richtig gehandelt hast.
Hör also weiterhin auf deine innere Stimme. Bleib bei deinem Mann. Er braucht dich und wird dich in Zukunft noch sehr viel mehr brauchen. Verzeih dir deine Liebesgeschichte zu dem anderen. Sie hat dich gerettet! Behalte den anderen in liebevoller Erinnerung. Vielleicht begegnet er dir irgendwann in vielen Jahren erneut. Das kann man nie wissen. Und vor allem, sorge gut für dich selbst! Hole dir die Kraft die du in Zukunft brauchst, wo immer du sie finden kannst. Geh spazieren mit deinem Hund und freu dich an der Natur. Liebe dich selbst und deinen Körper. Gönne ihm sinnliche Erfahrungen in der Sauna, beim Duschen oder wo auch immer möglich! Umarme dich selbst und gib dir die Kraft und die Anerkennung die du verdient hast!
Du bist eine großartige Frau!
Alles Liebe!
23.09.2019 08:39 •
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