Zitat von Mira_:Wenn Du wirklich,wirklich gehen willst, wärst Du weg.
Liebe Mira,
vielen Dank für Deine Antwort und Deine Fragen zu meinem Thema. Ich sehe ja hier, das ich nicht alleine mit Schwierigkeiten bin. Wir teilen hier im Forum alle so Einiges was doch recht intim ist und suchen Solidarität und Anregungen, auch gute Nachfragen.
Gleichzeitig ist es aber auch plötzlich Unangenehm das Innerste so nach Außen zu kehren. Vor allem ist es dann Unangenehm wenn Leute daher kommen die einen nicht kennen und nur pauschalisieren oder mit Allerweltsweisheiten oder einfach nur saufrech und Klugsch.risch über einen urteilen.
Daher bemühe ich mich selbst, wenn ich auf Andere eingehe sehr vorsichtig und möglichst differenziert zu antworten.
Wenn eine Liebesbindung gebrochen ist oder zu brechen droht erleben wir Menschen so ziemlich das Schlimmste was einem im Leben wohl passieren kann, zählt doch das Lieben und die Familie zu den wichtigsten und wertvollsten Bausteinen unseres Lebens und unserer Gesunderhaltung.
Lebensmodelle zerbrechen. Wir sind dann also ohnehin schon ziemlich verletzt und brauchen sicher nicht noch, das Andere mit einiger Schadenfreude über einen quasi herfallen wie Aasgeier.
Ok. Soweit sozusagen ein Vorwort zu dem Versuch einer Antwort.
Zitat:Du liebst deine Frau nicht mehr, deine Tochter ist bereit wieder weg zu ziehen. Und dennoch haderst Du.
Ich hadere nicht sondern suche vernünftige Lösungen. Für mein liebes Pubertier bedeutet das Leben noch ein einfaches Wünsch Dir was - und wenn ich an meine Jugend denke, habe ich mir auch oft andere Eltern und andere Lebensorte gewünscht. Pragmatismus passt nicht zur Jugend sondern die Träume und Traumwelten. Und darin nehme ich sie, meine liebe Tochter, auch ganz ernst.
Im Grundsatz ist es entschieden, sowohl von Außen als auch von Innen. Weihnachten habe ich meinen Job in diesem Land hier verloren und ich bin nicht bereit und auch nicht mehr wirklich fähig unter diesen Umständen hier teilweise unter Lebensgefahr meine Brötchen mühsam zu verdienen. Das ist keinerlei Ausrede sondern berechtigter Selbstschutz.. Mir ist klar, das ich aus diesem Rattenrennen aussteigen muss(te).
Ich habe einen eigentlich berufsfremden Job gemacht der wahnsinnig hart und anstrengend ist. 20 Tonnen Ladung (Auch mal Klopapier übrigens, was aber leichter ist) über 12-15 Stunden täglich durch die Gegend -und das sind manchmal auch Dörfer....) zu kutschieren, pro Tour mal eben 5000km runter zu reißen ist schon recht herausfordernd.
Der Blick auf´s Konto am Monatsende war dann auch nicht das, was mir hier einst versprochen worden war. Der Unfall mit einer empfindlichen und sehr schmerzhaften Hand-Verletzung war für mich wie ein Symbol, ein Fingerzeig. Irgendwann lande ich mal im Graben oder fahre vielleicht ein Kind tot.
Und diese hier skizzierte Herrschsucht meiner NF, ich nenne es der Einfachheit halber so, ist auf Dauer auch einfach nur nervig und stressig. Ich fühle mich Müde und verbraucht, antriebslos und abgrundtief traurig, bemerkte das Absterben der Liebesflamme in mir, kämpfte dagegen an wie ein Löwe doch obsiegte eben doch die Schwermut, auch wenn ich als echter Berliner durchaus vieles mit Humor zu nehmen verstehe.
Burn Out als mögliche Diagnose so etwas kennen die hier nicht.
Ich habe meine (auch beruflichen) Gefilden verlassen für diese Beziehung, obwohl ich mir in der Heimat in meiner Profession einen wirklich guten Namen gemacht hatte.
Als Kunstschaffender braucht man schon eine sehr stabile Philosophie und Psyche um in einer eher materialistisch orientierten Welt seinen Stand behaupten zu können.
Nicht umsonst kennen wir so manche Dramen um die Stars - die alle so gerne bewundern!
Wäre ich alleine so wüsste ich sofort was ich täte. Zur Not würde ich tatsächlich eine Zeit lang im Auto leben bis ich irgendwo einen Job gefunden hätte. Aber meine Tochter braucht ein richtiges Zuhause und dafür bin ich verantwortlich.
Ich kann auf niemanden zählen, mein Vater ist sehr alt und dement und ohnehin unausstehlich und die alten Freunde die sind alle längst weg, entweder auch raus aus Deutschland oder bereits verstorben.
Wenn Du wirklich gehen willst wärst Du längst weg diese einfache Formel ist so auf mich derzeit einfach nicht anwendbar.
Natürlich bin ich auch voller Ängste, das gebe ich unumwunden zu. Und diese Angst ist auch sehr lähmend.
Mich führt das übrigens dazu, das ich die Ängste anderer ganz gut verstehen und ernst nehmen kann.
Ich habe sehr gekämpft war sehr engagiert und habe vieles ausprobiert und gewagt. Und im Ergebnis immer nur kurze Freuden und lange Leidenswege. Nein Ich bin nicht ins Leiden verliebt, aber auch nicht mehr in die Liebe.
Man nennt das wohl Resignation.
Nun hab ich das recht ungefiltert und schnell in die Tasten gehauen. Als Antwort für Deine konstruktiven Fragen zu meinem Thema. Doch ich denke, das ist eben nicht nur mein Thema...!
Und wieder kommen sicher irgendwelche aus einer Ecke gekrochen die es nur als selbst- bemitleidendes Jammern abtun. Das trifft nicht zu. Und wenn , dann dürfte hier wohl niemand von seinen Sorgen und Nöten berichten und dieses Forum hätte sich erledigt.
Noch was: Meine NF habe ich inzwischen damit konfrontiert das eine Trennung nun unausweichlich geworden ist. Ich habe eingesehen, das ich sie nicht verändern kann.
Das ist ja auch eigentlich nicht das wirkliche Ziel einer Bindung. Sie sollte mir sagen was sie sich wünscht. Weiter behauptet sie, mich zu lieben und sie will keine endgültige Trennung. So wird es also, sobald die Reisebeschränkungen wieder gelockert sind, auf eine räumliche Trennung hinaus laufen.
Erstmal.
Die Liebe stirbt nie einen natürlichen Tod. Sie stirbt, weil wir das Versiegen ihrer Quelle nicht aufhalten, sie stirbt an Blindheit und Missverständnissen und Verrat. Sie stirbt an Krankheiten und Wunden, sie stirbt an Müdigkeit. Sie siecht dahin, sie wird gebrechlich, aber sie stirbt nie einen natürlichen Tod. Jeder Liebende könnte des Mordes an seiner eigenen Liebe bezichtigt werden.Anaïs Nin