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Kopf und Herz im Einklang - Metadiskussion

tina1955
@Myskin , wenn Zweifel dazu führen, dass es dem Zweifler schlecht geht und wenn diese dann nicht mal ausgeräumt werden können, ist es wohl das Beste, sich zu trennen. So ganz grundlos wird wohl kein Mensch zweifeln?

08.02.2022 21:21 • x 2 #16


senzanome
Mitunter zweifelt man auch an der Beziehung, der Arbeitsstelle, einer Freundschaft und es steckt eine ganz andere Unzufriedenheit dahinter, die in einem selbst begründet ist.
Per se finde ich Zweifel als Hinweis auf den Wunsch nach einer Veränderung also nicht schlecht, wichtig ist nur, nicht dem möglichen Irrglauben zu verfallen, mit einem neuen Partner wuerde alles toll, eine anderer Job die grosse Erfüllung sein etc.
Zweifel als Indikator für eine erwünschte Veränderung sind daher nichts schlechtes.
Ich habe in einem solchen Zustand, als ich alles in Frage stellte, nochmal weiterstudiert, zwei Jahre ergab sich dadurch eine Wochenende - Beziehung, die meiner Familie letztlich gut tat...

08.02.2022 21:27 • x 4 #17


A


Kopf und Herz im Einklang - Metadiskussion

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Nachtlicht
Hallo Myskin,

interessantes Thema... ich fass mal ganz kurz grob zusammen welcher Aspekt mich angesprungen hat:

Zitat von Myskin:
Gerade in komplizierten Momenten nicht aus dem Bauch heraus zu agieren, sondern eher lösungsorientiert zu überlegen, wo der Anziehungsverlust, meist ist es ja das in verschiedenen Spielarten, herrührt und dann die Lücken wieder zu schließen.


Vielleicht ist das ist häufig der Weg von Menschen, die dazu neigen sich zu hinterfragen und die ein gut ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein haben. Teamplayer sozusagen. Die vielleicht auch beziehungsmäßig dazu neigen zu schätzen, was sie haben (oder: befürchten, weniger als das Vorhandene erreichen zu können).

Zitat von Myskin:
Gleichzeitig erlebe ich viele Menschen, die von einem ins nächste purzeln und dabei eigentlich immer wieder, mal früher mal später, an die gleichen Punkte kommen, nur mit verschiedenen Statisten


Vielleicht ist das ist häufig der Weg von Menschen, die dazu neigen anderen die Verantwortung für ihre Emotionen zu überreichen und die eine instabilere Nähe-Distanz-Balance besitzen. Egoshooter sozusagen. Die vielleicht auch in Beziehungen daher schneller dazu neigen zu glauben sie kämen zu kurz (oder: mutig genug sind, mehr als das Vorhandene erreichen zu wollen).

Zitat von senzanome:
Und ich bin aus eigener Erfahrung sicher, ich hätte letztendlich bei meinem ersten Mann bleiben können, da sich Muster wiederholen


Danke für deinen sehr interessanten Beitrag, aus dem mich dieser Satz zum Nachdenken brachte.

Mein erster Gedanke war, dass ich vermutlich mit dem Wissen von heute zu meinem ersten Lebensgefährten würde zurückgehen können; aber da ich ohne die Trennung und die darauf folgenden wichtigen Erfahrungen ja mein Wissen von heute nie erlangt hätte, ist das irgendwie ein Paradoxon. Ich denke also, dass der Weg nötig war und wir tatsächlich nicht hätten zusammenbleiben können, da uns ja das dafür nötige Wissen fehlte.

Und mein zweiter Gedanke ist, dass meine persönlichen Beziehungserfahrungen zwar in bestimmten Mustern ähnlich, aber dafür in anderen Bereichen extrem unterschiedlich waren und dass diese Vielfalt meinem Lebensverlauf auch eine wertvolle, einzigartige Färbung gegeben hat sowie einen gewissen Erfahrungsschatz, auf die ich nicht verzichten wollen würde. Auch wenn mir deswegen die Erfahrung einer mehrjahrzehntigen Ehe entgeht/erspart bleibt (je nach Sichtweise).

Dein Satz macht mir aber auch sehr deutlich, dass man sich insbesondere dann nicht leichtfertig trennen sollte, wenn Kinder davon betroffen sind. Dafür sollte dann vielleicht schon deutlich mehr im Argen sein als reine Unzufriedenheit mit der Beziehungsebene.

08.02.2022 21:41 • x 3 #18


Myskin
Zitat von Camaro:
Du meinst in jeder Beziehung schleichen sich Zweifel ein? Meine ganz eigene Meinung dazu. Zweifeln ist aber nicht gleich zweifeln. Jeder zweifelt. Manche mehr, manche weniger. Ob Beziehung oder nicht. Zweifel sind ein großer Bestandteil der Menschheit, des Menschseins. Die Kunst ist sich nicht zu sehr mit zweifeln zu ...

Genau, ich glaube keine Beziehung über längere Zeit kommt ganz ohne Zweifel aus. Mir geht es hier, wie gesagt, wirklich um grundsätzlich gute Beziehungen ohne viel Tragödien oder unüberwindbare Hürden, sondern eher die natürlichen Begleiterscheinungen, wenn die Verliebtsphase einmal nachlässt bzw. ein paar Jahre ins Land gezogen sind.

08.02.2022 22:06 • #19


Myskin
Zitat von tina1955:
@Myskin , wenn Zweifel dazu führen, dass es dem Zweifler schlecht geht und wenn diese dann nicht mal ausgeräumt werden können, ist es wohl das Beste, sich zu trennen. So ganz grundlos wird wohl kein Mensch zweifeln?

Absolut, wenn es Punkte sind, die nicht ausräumbar sind, dann auf jeden Fall.

08.02.2022 22:07 • x 1 #20


Myskin
Zitat von senzanome:
Mitunter zweifelt man auch an der Beziehung, der Arbeitsstelle, einer Freundschaft und es steckt eine ganz andere Unzufriedenheit dahinter, die in einem selbst begründet ist. Per se finde ich Zweifel als Hinweis auf den Wunsch nach einer Veränderung also nicht schlecht, wichtig ist nur, nicht dem möglichen ...

Ja, die allgemeine Zufriedenheit mit sich und dem eigenen Leben spielt auch rein. Ich habe hier auch schon Beiträge im Forum gelesen, in denen Menschen schildern, sich aus Überforderung mit dem eigenen Leben getrennt zu haben, also wegen Umständen, die eigentlich gar nicht so wirklich viel mit der Bindung selbst zu tun haben.

Ich verstehe Zweifel, für mich, daher auch eher als kleines Warnsignal, dass irgendetwas gerade nicht so ganz in die richtige Richtung läuft.

08.02.2022 22:11 • #21


Myskin
Zitat von Nachtlicht:
Hallo Myskin, interessantes Thema... ich fass mal ganz kurz grob zusammen welcher Aspekt mich angesprungen hat: Vielleicht ist das ist häufig der Weg von Menschen, die dazu neigen sich zu hinterfragen und die ein gut ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein haben. Teamplayer sozusagen. Die vielleicht auch ...

Danke für den schönen Beitrag.

Die Darstellung der zwei Positionen, finde ich super. Ich frage mich, welche Menschen letztlich glücklicher werden.

Für mich ist Dankbarkeit auch sehr wichtig in einer Beziehung. Es ist, finde ich, schon sehr viel Wert, wenn man gemeinsame Interessen, Zärtlichkeit, Wertschätzung und Respekt voreinander und einiges mehr teilen kann. Ich finde, oft ist der Fokus mehr auf dem, was fehlt, als auf dem, was schon da und alles andere als selbstverständlich ist.

Die Klammern fand ich übrigens super, das sind echt gute Gedanken.

08.02.2022 22:17 • x 2 #22


C
Zitat von Myskin:
Genau, ich glaube keine Beziehung über längere Zeit kommt ganz ohne Zweifel aus. Mir geht es hier, wie gesagt, wirklich um grundsätzlich gute Beziehungen ohne viel Tragödien oder unüberwindbare Hürden, sondern eher die natürlichen Begleiterscheinungen, wenn die Verliebtsphase einmal nachlässt bzw. ein paar Jahre ins Land gezogen sind.

Zweifel kenne ich eher am Anfang.
Kann das also so nicht bestätigen.

Du musst darauf nicht antworten, aber glaubst du das dir die Antworten hier die Zweifel deiner Ex erklären können?

08.02.2022 22:25 • x 1 #23


Nachtlicht
Zitat von Myskin:
Ich finde, oft ist der Fokus mehr auf dem, was fehlt, als auf dem, was schon da und alles andere als selbstverständlich ist.


Ich glaube, das ist etwas sehr Menschliches. Es hat bestimmt einen tieferen evolutionsbiologischen Sinn wie viele Verhaltensweisen, die uns zunächst schädlich vorkommen. Für die Entwicklung von Neugier oder Ehrgeiz ist so ein Fokus ja essentiell.

Welche Eigenschaften oder Haltung letztlich zu größerem individuellen Glückserleben führen .. puh ich glaube das kann man so pauschal gar nicht sagen weil dazu ja noch viele weitere psychologische Parameter beitragen als nur das Beziehungsverhalten

08.02.2022 22:26 • x 1 #24


Myskin
Zitat von Camaro:
Zweifel kenne ich eher am Anfang. Kann das also so nicht bestätigen. Du musst darauf nicht antworten, aber glaubst du das dir die Antworten hier die Zweifel deiner Ex erklären können?

Das bestimmt zuteilen auch, aber es ist tatsächlich so eine kleine Spurensuche, warum Beziehungen scheitern, warum sie oft aus den selben vier, fünf Gründen scheitern, warum Menschen zuteilen auch Trennungen später bereuen und was sich daraus lernen lässt.

Hatte es erst vor ein paar Tagen mit einer Bekannten davon: Getrennt, weil irgendwie ein wenig die Luft raus war und eine neue Person in dem Moment spannend erschien - das ging natürlich rasend schnell zu Bruch, dann wollte man wieder zurück, aber das Vertrauen war nicht mehr herstellbar. So Geschichten beispielsweise gibt es ja Unzählige.

08.02.2022 22:41 • #25


Myskin
Zitat von Nachtlicht:
Ich glaube, das ist etwas sehr Menschliches. Es hat bestimmt einen tieferen evolutionsbiologischen Sinn wie viele Verhaltensweisen, die uns zunächst schädlich vorkommen. Für die Entwicklung von Neugier oder Ehrgeiz ist so ein Fokus ja essentiell. Welche Eigenschaften oder Haltung letztlich zu größerem ...

Ich frage mich, wie viel die fortwährende Disneyfizierung da zu sehr schrillen Vorstellungen geführt hat und auch zu der Erwartung, dass ein Mensch alles in sich vereint - und seien es auch sich völlig widersprechende Aspekte (Klassiker: Geheimnisvoll und gleichzeitig ganz nah und vertraut oder maximal selbstständig und gleichzeitig allzeit verfügbar).

08.02.2022 22:44 • #26


Nachtlicht
Zitat von Myskin:
fortwährende Disneyfizierung




Zitat von Myskin:
Erwartung, dass ein Mensch alles in sich vereint


Oder auch: dass ein Mensch alles für einen anderen sein muss. Am besten immer.

08.02.2022 22:52 • #27


Myskin
Zitat von Nachtlicht:
:mrgreen: Oder auch: dass ein Mensch alles für einen anderen sein muss. Am besten immer.

Ja, alles unterhalb von 100 Prozent Liebe 24/7 wird nicht geduldet.

08.02.2022 22:56 • #28


J
Zitat von Myskin:
Ja, alles unterhalb von 100 Prozent Liebe 24/7 wird nicht geduldet

Was wird denn geduldet? Was erwartet man oder besser gesagt, wünscht man sich, um zufrieden und zwischendurch auch glücklich zu sein?
Natürlich kann man das alles mit Schlagwörtern wie Vertrauen, Treue, Gemeinsamkeiten usw. beantworten, aber ich denke, da muss es wesentlich mehr geben, was ein andauerndes Wir ausmacht.
Ich kenne/kannte zwei Langzeitpaare, die noch von Liebe sprechen, man es ihnen anmerkt/es fühlt.
Das erste Paar (57 Jahre zusammen) hatte gleiche Interessen und somit eine Basis für gemeinsame Erlebnisse.
Das zweite Paar (46 Jahre zusammen) hat absolut gegensätzliche Interessen, beide machen vieles getrennt, sind aber (verbal) interessiert an den Hobbys des jeweils anderen.
Dieses Beispiel ist extrem runtergebrochen und primitiv ausgeführt, aber zeigt es, dass es zwischen den Zeilen einfach mehr geben muss, als Konstellationen von Umständen, die passend sein könnten.

09.02.2022 00:05 • x 3 #29


weise
Zitat von Myskin:
Schöner Beitrag, Danke. Also vielleicht noch vorweg: Es geht nur um Beziehung, die zumindest irgendwann mal auch funktioniert haben, harmonisch und schön waren. Nicht dauerhafte Problembindungen, die deutlich mehr schlechte, als gute Tage haben. Mir fiel in dem Kontext auch noch ein Text von Gottmann ein, dass es ...

ich glaube in unseren Breitengraden werden Beziehungen mit idealistischer Liebe gleichgesetzt...ich glaube dass nur in jungen Jahren solch eine idealistische Liebe zustande kommen kann, rein, leicht, leidenschaftlich....

und jeder, der nach sowas im mittleren oder gehobenem Alter sucht, klammert sich einzig an die Erfahrungen aus der Jugend

09.02.2022 00:21 • x 3 #30


A


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