Hallo!
@Sarina80
Danke!
Tara, so einfach, wie Du das offenbar siehst, ist es nicht, also daß hier immer jemand Neuer im Spiel sein müßte oder der Partner einfach keinen Bock mehr hat.
@RainbowDash
Es ist ja so: Niemand ist völlig unbeschadet, und jeder bekommt schon in der Kindheit seine Prägungen mit. Und damit wird einen das Leben immer wieder konfrontieren, das ist unvermeidlich.
Worauf es aber ankommt, ist, wie man damit umgeht. Ob man, so wie Du, darüber nachdenkt, den Dingen auf den Grund zu gehen versucht, das eine oder andere auch verändert (bzw. Veränderungen zuläßt - oft drängen sich diese ja geradezu auf). Oder ob man einfach darauf beharrt: Ich bin ok, ich bin im Recht, an und in mir gibt es keine Schwächen, Defizite, Verpeilungen, Überempfindlichkeiten usw. - alles ist genau so, wie es sein soll.
Hinzu kommt noch, daß manches, das durchaus komplexhaft und völlig unrealistisch ist, einer allgemeinen gesellschaftlichen Meinung und Haltung entspricht (so illusorisch sie sein mag), wodurch solche unrealistischen Erwartungen und Forderungen ja zusätzlich wesentlich bestärkt werden, so daß die Betreffenden schon gar nicht auf die Idee kommen, es könnte hier vielleicht in ihnen ein Problem, eine Überempfindlichkeit, eine Verkorkstheit, eine Übertriebenheit vorhanden sein.
Es war ja auch hier von einer 100%igen Ehrlichkeit die Rede z. B. (als ob es tatsächlich irgendeinen 100% ehrlichen Menschen gäbe, als ob 100%ige Ehrlichkeit nicht 100%ig zum völligen sozialen Chaos und Zusammenbruch führen würde). Oder wenn es, in anderen Threads, um Fremdgehen und Betrug geht, offenbar die mächtigstens Reizwörter - dann gibt es zumeist kaum andere Reaktionen als: sofortige Trennung, Mistkerl, Sch.lam.pe usw. Man hält es gar nicht der Mühe wert, vielleicht auch einmal darüber nachzudenken, wo die Ursachen liegen, über die Dinge zu reden, jeder Ertappte, so sehr er vorher Mensch war, sogar über alles geliebter Mensch vielleicht, ist hinterher nur noch Lügner und Betrüger, gar nichts anderes mehr. Eine einzige Aktion - und schon ist alles andere ausgelöscht bzw. war gleich gar nie vorhanden. Man kommt gar nicht auf die Idee, auch einmal die eigenen Wertungen und die zugrundeliegenden Gefühlsreaktionen zu hinterfragen (und die Gründe für Gefühlsreaktionen können immer nur in einem selber liegen - um das zu erkennen braucht man weder Psychologe zu sein noch sonderlich tiefgründig, sondern man bräuchte nur einmal zwei Minuten darüber nachzudenken). Weil man es eben für normal und ganz berechtigt hält und es mit sich gar nicht in Zusammenhang bringt.
Aber diese banale Mehrheitssicht, diese Mehrheitsgefühle können nicht zur nötigen Selbsterkenntnis führen und bringen einen im wirklichen Leben auch nicht weiter. Orientiert man sich einfach an der Mehrzahl, dann müßte man konsequenterweise auch etwa Allergien als der Gesundheit zugehörig ansehen.
Das Problem aber ist natürlich, daß man niemanden zu irgendeiner Erkenntnis über sich selber und über seine Wahrheiten zwingen kann (und das sollte man auch gar nicht). Eigentlich würde das ja das Leben tun, aber wenn man einfach alles verdrängt, von sich wegschiebt, alle Schuld immer nur bei anderen oder notfalls dem Schicksal sieht, sich und seine Vorstellungen und Einstellungen als das Maß aller Dinge betrachtet und daraus jedes Recht, jede Richtigkeit ableitet, dann kann einen das Leben noch so oft am Kragen packen und einen mit der Nase auf die Wurzel des Übels drücken - es wird nichts helfen ... mit verbissen zusammengekniffenen Augen sieht man eben nicht.
Leider ist man hier, wie Du bei Deinem Ex(?), völlig machtlos. Es wäre nicht anders, als würde man einem Mann, der im Kampfanzug, mit Pistolen in den Händen und Allahu akbar schreiend durch die Straßen läuft, sagen: Hör mal - es gibt keinen Gott. Was sollte an ihm groß sein? Der würde ganz gewiß auch nicht den Kampfanzug ausziehen, die Pistolen wegwerfen und sagen: Aha Danke! Auf die Idee bin ich ja noch gar nie gekommen. ... und würde still und leise davongehen und sich denken: Was war ich für ein vollkommener Depp!.
So funktioniert der Mensch nicht. Sondern er ist beherrscht von seinen Vorstellungen (von denen er nicht einmal weiß, woher sie kommen, das interessiert ihn auch gar nicht) und Empfindlichkeiten und beharrt darauf, als ginge es ums blanke Überleben, selbst, wenn sie ihm nur Fallstricke sind, Gruben, in die er selber fällt.
Wie Du sagst, ist Dein Freund ja auch ein liebevoller Mann, hat viel Zeit mit Dir verbracht, Du warst (bist) ihm sehr wichtig - aber offenbar hat diese Ex-Freund-Geschichte etwas Komplexhaftes in ihm angestoßen und die negativen Emotionen zum Ausbruch gebracht. Und das ist halt leider immer das Verhängnisvolle. Denn heftige Emotionen sind wie eine Überschwemmung, die alles andere fortreißen, und man ist nicht mehr in der Lage, etwas klar, ruhig und realistisch zu sehen. Es wird auch alles abgeblockt, der eigene Ausbruch wird rationalisiert, so absurd er auch sein mag, Sturheit und Starrsinn tun das Übrige - und irgendwann glaubt der Betreffende selber, es sei tatsächlich so, wie es ihm dieser Ausbruch und seine Verpeiltheit eingedröhnt haben.
Wenn Du dann versuchst, dem irgendwie entgegenzuwirken, führt das nur dazu, daß er noch starrsinniger und uneinsichtiger wird und sich immer nur noch mehr Argumente zusammenphantasiert, die ihm seinen Rückzug, seine Abkehr, seine Kälte als berechtigt erscheinen lassen. Jedes Mückchen wird zum Elefanten, jedes Gegenargument zu einem Unsinn oder einer Lüge. Wie immer man sich verhält: es ist immer falsch und es ist immer ein Beweis, der gegen einen und für die Trennung spricht. Es ist, als wäre die Beziehung in den Treibsand gefallen, und je mehr gestrampelt wird, um so mehr versinkt sie.
Letztlich kann man also gar nichts anderes tun als das, was Du gemacht hast. Nämlich sich zurückzuziehen, so schwer das auch sein mag.
Ganz ohne Hoffnung wäre ich an Deiner Stelle zwar nicht, weil dieser Vorfall ja noch nicht so lange her ist und dann immer die Möglichkeit besteht, daß die Sehnsucht über den Starrsinn siegt und er sich wieder einkriegt. Nur ist die Frage: Was dann? Selbst wenn die Beziehung wieder auflebt, ist zu befürchten, daß das Drama seinen neuerlichen Lauf nimmt. Weil man realistischerweise ja nicht annehmen kann, daß sich in kurzer Zeit etwas in ihm entscheidend geändert hätte. Vermutlich fehlt ihm dieses Urvertrauen in das Leben an sich, und das bekommt man auch von der tiefsten Liebe nicht geschenkt, sondern das kann man sich nur Schritt für Schritt erarbeiten. Und erst, wenn man dieses Urvertrauen zumindest halbwegs hat, wird man auch vertrauen können - und damit auch nicht mehr die Liebe torpedieren müssen.
Liebe Grüße