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Nach 44 Jahren alles vorbei

A
Hallo,

Nachdem ich nun eine zeitlang im Forum gestöbert habe
Möchte ich meine Geschichte erzählen.
Warnung: Es wird laaaaang und vielleicht auch ein bisschen
Verworren. Aber ich muss mir das alles mal von der Seele schreiben.
Ich habe leider niemanden mit dem ich reden kann.

Ich bin 59 Jahre alt, mein Mann ist 61, wir sind seit 44 Jahren zusammen, seit 34 Jahren verheiratet. 
Wir haben einen Sohn (25) der mit seiner Freundin bei uns wohnt (eigene Wohnung im Parterre).
Mein Mann hat mir vor einer Woche mitgeteilt,  dass er sich schon seit 3 Monaten in einer Krise befindet und nicht mehr so weitermachen will. Mehr war erstmal nicht aus ihm herauszubekommen, er wolle sich erstmal selbst klar über alles werden.

Ich habe natürlich schon länger bemerkt das etwas nicht stimmt, aber gedacht es wäre hauptsächlich die Arbeit. Er hat momentan sehr viel um die Ohren (er ist selbstständiger Handwerker).
Da er in letzter Zeit eher genervt reagiert hat wen ich versucht  habe  mit ihm über Probleme/Gefühle zu reden dachte ich es ist besser ihn erstmal in Ruhe zu lassen und erst ein Gespräch zu suchen wenn es wieder ruhiger ist und er mehr Zeit hat.

Ich hatte jetzt also seit einer Woche Kopfkino, und hab mir echt Sorgen gemacht.
Heute hat er mir dann eröffnet dass sich bei Ihm etwas verändert hat, er hätte plötzlich Gefühle die er so nicht kannte. Er wäre unglücklich und würde sogar manchmal in Tränen ausbrechen und er wolle so nicht weiterleben. Er fühlt sich gefangen und möchte seine Freiheit.
So kenne ich ihn gar nicht, ich habe ihn in all den Jahren nie weinen gesehen. Er habe nun für sich entschieden dass er unsere Ehe nicht weiterführen möchte, da er keine Gefühle mehr für mich hat.

Mir hat das natürlich den Boden unter den Füßen weggezogen,
Ich bin total verzweifelt und, glaube ich, immer noch in Schockstarre.

Ich kann das alles nicht so richtig nachvollziehen, er sendet auch so widersprüchliche Signale. Zum einen sagt er, er wolle keine körperliche Nähe und keinen S. mehr, nur noch Freundschaft.
Vor 3 Wochen war ich noch sein Schatz, er sagte dass er mich liebt,
Und S. hatten wir auch noch.
Seit 1 Woche ist er teilweise extrem kalt mir gegenüber, trotz seiner angeblich neu erwachten Empathie.
Er sagt es gehe jetzt um das was er wolle, bisher wäre es immer um mich gegangen, nun müsse er mal egoistisch sein. Und er habe das nun ein für alle mal so entschieden.
Er ist nicht bereit uns bzw. Mir noch eine Chance zu geben.

Es kommt mir so vor, als gibt er mir für alles was ihn unglücklich macht die Schuld und will mich (unbewusst?) bestrafen.
Andererseits nennt er mich immer noch mein Herz und nimmt Abends beim Fernsehen schauen meine Hand.

Ich verstehe ja, dass er mit all seinen neu erwachten Gefühlen, der Arbeit und allem überfordert ist.
Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm soviel Zeit wie er braucht geben werde und ihn nicht bedränge.
Er meint aber es mache keinen Unterschied er hätte das jetzt entschieden und kann keine Rücksicht  auf mich nehmen.

Meiner Meinung nach weiß er gar nicht was er eigentlich will.
Nur was er nicht mehr will. Und das bin leider ich.
Er fühlt sich eingesperrt und will seine Freiheit und er hat wohl auch extreme Schuldgefühle mir gegenüber.
Aber er würde nicht ausziehen, ich solle mir keine Sorgen machen,
Auch finanziell will er alles weiterlaufen lassen wie bisher, denn alleine wäre ich ja nicht lebensfähig. Damit  hat er leider nicht ganz unrecht.

Zum besseren Verständnis:

Ich liebe meinen Mann seit ich 16 bin. 10 Jahre später haben wir geheiratet.
Ich habe damals vollzeit gearbeitet und er studiert, dann hat er das Studium abgebrochen und eine Ausbildung im Handwerk und anschließend den Meisterbrief gemacht.
Als er sich dann selbstständig gemacht hat habe ich zuerst noch Halbtags gearbeitet, dann aber aufgehört da die Büroarbeit für den Betrieb immer mehr Zeit in Anspruch nahm.
Dann wurde ich schwanger. Das war damals sehr schwierig für mich, da ich, im Gegensatz zu ihm eigentlich keine Kinder wollte. Als unser Sohn dann geboren wurde, war es endgültig klar das ich zu Hause bleibe um mich um Kind und Büroarbeit zu kümmern.
Ich habe also kein eigenes Einkommen.
Mittlerweile wäre ich aufgrund meines körperlichen Zustandes  auch nicht mehr in der Lage zu arbeiten,  ich habe extrem schlimme Rücken/Bandscheiben Probleme.

Mein Mann war während des größten Teils unserer Ehe spielsüchtig, was ich aber lange Zeit nicht wusste. Erst nachdem unser Sohn auf der Welt war und er die schlimmste Phase seiner Sucht hatte. 
Das war für mich auch die schlimmste Zeit unserer Ehe, ich war mit dem Kind völlig überfordert, finanziell ging es uns sehr schlecht,  viel Streit und Tränen wegen seiner Zockerei.
Damals wäre eigentlich der Zeitpunkt gewesen sich zu trennen, aber ich habe ihn trotz allem zu sehr geliebt,  und natürlich hatte ich auch Angst davor mit dem Kind alleine dazustehen.

Das alles führte dazu, dass wir uns mehr und mehr entfremdet haben, von 2008 an lebten wir zwar unter einem Dach aber nur noch nebeneinander her. Ich habe immer mal wieder versucht mit ihm zu reden, aber er hat alles abgeblockt. 
Ich weiß das er in dieser Zeit Affären hatte, die aber wohl hauptsächlich S. basiert waren.
Alles andere wäre ihm zu kompliziert gewesen.
Er ist ein Mensch der sich sehr schwer damit  tut Andere emotional an sich ranzulassen.
Er sagte immer ich sei da die große Ausnahme, er wäre halt so. Auch richtige Männerfreundschaften hatte er eigentlich nicht. Er war schon so eine Art Einzelgänger, das haben wir allerdings gemeinsam,  ich bin ein eher introvertierter Mensch und hatte auch nie viele Freundschaften.  Die wenigen die ich hatte haben sich im Laufe der Jahre leider alle verloren.

Tja und dann 2015 passierte das womit ich niemals mehr gerechnet hätte.
Er kam auf mich zu und wollte über alles reden. Er hätte endlich eingesehen das es so nicht weitergehen kann. Wir haben Tage und Nächte lang geredet und uns wirklich  ausgesprochen. 
Und wir haben uns wieder richtig ineinander verliebt. So mit Schmetterlinge im Bauch, ständig knutschen und so oft S. wie nie zu vor. Es passierte einfach, wie in so einem kitschigen Film.

Rückblickend sind wir uns einig das dies die beste Zeit unserer Ehe war. Selbst seine Spielsucht haben wir seitdem weitestgehend im Griff. Was zur Folge hatte das es auch endlich mal finanziell bergauf ging.
Dieser Zustand hielt erstaunlicherweise die nächsten 4 Jahre an.
Natürlich wurde es ruhiger aber wir hatten nach wie vor eine sehr enge Beziehung und konnten über wirklich alles reden.

Wann es anfing wieder bergab zu gehen ist nicht ganz klar,
Der Alltagstrott kommt schleichend,  dazu auch noch einige berufliche und familiäre Krisen.
Irgendwann klappte dann die Kommunikation zwischen uns immer schlechter,  ich habe ihm oft gesagt dass ich Angst habe dass wir uns wieder verlieren,  er wurde dann immer wütend wie ich denn sowas denken könne. Es wäre doch alles gut nur zu viel Stress usw.

Dazu kam dann noch 2020 das ich massive Rückenprobleme bekam und mich an manchen Tagen kaum bewegen konnte. Aber die ganze Krankengeschichte spar ich mir jetzt mal, Das ist auch nicht wirklich relevant.
Die Reaktion meines Mannes war das er versuchte mir immer mehr Dinge im Haushalt abzunehmen.  Ich habe ihm immer wieder versucht zu erklären, dass das nicht nötig ist, ich krieg das Meiste noch ganz gut hin, aber er wurde mit der Zeit richtig überfürsorglich und liess sich nicht davon abbringen.

Doch manchmal kamen dann auch so Aussagen, dass er sich ja um alles kümmern müsse. Aber das wäre kein Problem, er sei ja körperlich topfit und nicht so gebrechlich wie ich. 
Das tat schon weh, ich hab mir das doch auch nicht ausgesucht und versuche wirklich alles um wieder fitter zu werden und langsam mache ich auch kleine Fortschritte. Aber leider gibt es auch Tage an denen es so schlimm ist das ich nur mit Schmerzmitteln einigermaßen funktioniere.

Ich denke dass mein körperlicher Zustand auch ein Punkt ist der ihn stört und belastet, auch wenn er das nicht so sagt. Das Letzte was ich will ist jemandem zur Last zu fallen.

Unserem Sohn gegenüber hat er gesagt, dass er ja wegen mir auf Alles verzichten muss.
Außerdem gibt er mir wohl die Schuld  dafür dass wir keine Freunde haben. Und die Spielsucht war auch
Nur weil ihm all die Jahre schon immer was gefehlt hat.

Ich dachte immer, wir hätten inzwischen nach dem ganzen Mist, den wir miteinander durchgemacht haben,  eine wirklich gute und stabile Ehe. So sehr kann man sich täuschen.
Ich liebe ihn nach wie vor und das wird sich auch nicht ändern.
Ich werde dieses Jahr 60, 44 Jahre davon habe ich mit ihm verbracht,  also mein ganzes Leben als Erwachsene.
Er ist eigentlich ein wirklich lieber fürsorglicher Mensch, im Moment kenne ich ihn kaum wieder.
Ich habe ihn gefragt ob es eine andere Frau gibt, er sagt nein,
Das wäre nicht das was er momentan will. Ich glaube ihm das auch, er würde es mir sagen wenn so wäre, so gut kenne ich ihn, und wir hatten das ja auch schon.

Ist das die klassische Midlifecrisis? Was kann ich tun, außer ihm Zeit zu lassen? Ist das nur eine Phase? Macht es überhaupt Sinn zu warten ob sich seine Gefühle wieder ändern? Oder mach ich mir nur was vor? Warum will er uns keine Chance mehr geben?

Ich bin todtraurig und ziemlich durcheinander. Ich verliere nicht nur meinen Mann, sondern auch meinen besten Freund und den einzigen Menschen mit dem ich über alles reden konnte.
Ich habe keine Familie, keine Freunde und bin körperlich eingeschränkt.
Und ich habe leider fast keine Hoffnung mehr, ich kenne ihn, er ist furchtbar stur,  wenn er sich einmal eine Meinung gebildet hat ist es fast unmöglich ihn davon abzubringen.


Danke fürs Lesen,  vielleicht kann ich ja wenigstens als abschreckendes Beispiel dienen, dass man sich nie so von einem einzigen Menschen abhängig machen sollte.
Für mich kommt diese Erkenntnis leider zu spät

Es ist jetzt 5 Uhr morgens und ich habe die ganze Nacht geschrieben und traue mich endlich das auch abzuschicken. Vielleicht kann ich dann sogar ein wenig schlafen.

17.06.2023 05:34 • x 10 #1


Wollie
Was für eine Geschichte. Erst mal herzlich willkommen im Forum, wo keiner sein möchte. Ich, ich denke dein Mann ist in einer MLC und ich denke, die Frage ist, wie es mit dir weitergehen kann und nicht, wie es mit euch euch als Paar weitergehen kann. Wie du schreibst, er kann sehr stur sein. Deshalb gehe davon aus, dass er seine Meinung nicht ändert. Deshalb musst du schauen, was für dich jetzt am besten ist und jede Hilfe holen die du bekommen kannst und bleib hier im Forum. Hier sind viele nette Menschen, welche dir ganz viel Hilfe und gute Tipps geben können. Fühl dich von allen hier erst mal herzlich gedrückt.

17.06.2023 06:07 • x 2 #2


A


Nach 44 Jahren alles vorbei

x 3


G
Hallo und guten Morgen,
ich komme gerade vom Dienst, hatte Nachtschicht. Ich bin heute genau 7 Tage getrennt. Ich fühle bei jedem einzelnen Wort die Schmerzen.
Was ist bei mir passiert.
Ich bin mit meiner Frau, fast wären es am 12.6, 19 Jahre gewesen, verheiratet. Doch kurz davor bekam ich die Auskunft, dass man sich trennen sollte. Was für ein Schlag.
Alles begann glaube während meiner Reha, während dieser bemerkte ich schon diese Distanz. Das telefonieren wurde sehr kurz und ich hatte immer das Gefühl zu stören. Nach der Reha, 4 Wochen, bemerkte ich sofort, dass sic irgendwas geändert hatte. Ich hatte dann noch 3 Wochen versucht etwas aus ihr herauszufinden, aber nichts. Bis zum letzten Sa. als ich wieder dachte, du bist nur noch Gast in diesem Haus. Also versuchte ich mit den Worten, welche wirklich bei mir leider Gottes sehr sparsam sind, hab dich lieb mein Schatz, etwas herauszufinden. Und Richtig! Plötzlich kam, findest du nicht, wir haben uns auseinander gelebt und sollten uns trennen.
Ich war wirklich geschockt.
Nun sitze ich hier und probiere jeden Tag zu überleben.
Mir gehen unzählige Gedanken durch den Kopf.
Ich wollte nur kurz meinen Schmerz von der Seele schreiben, sorry
Euch allen einen wunderschönen Tag
Gruß Gisy

17.06.2023 07:08 • x 3 #3


L
Zitat von Alcena:
Ich liebe ihn nach wie vor und das wird sich auch nicht ändern.

Das mag sein. Aber das stets aushalten in dieser Ehe ist nicht die Lösung finde ich.

Aber Du wirst es wieder tun oder? Warten, leiden, hoffen... Wie immer.

Deshalb rate ich Dir auch nichts, was Du tun könntest, denn das willst Du sowieso nicht. Du wirst Dich nicht wenigstens anwaltlich beraten was die Möglichkeiten sind und Dir einen Plan B überlegen oder?!

Dabei glaube ich, dass gerade dieses Leiden und alles Mittragen, diese völlige Selbstaufgabe (Du hast sogar ein Kind gekriegt, weil er wollte) ihn immer weiter von Dir entfernt hat.

Nur eines sage ich Dir: Bitte schau, dass Du gut isst, extra Vitamine zuführst und hier schreibst. Es gibt auch die Dinge, zur Beruhigung. Achte wenigstens auf Deinen Köprer, wenn schon nicht auf Deine Seele.

Und zum Abschluss: Deine Rückschmerzen sind sooo aussagekräftig: Du trägst schon (viel zu) lange sehr schwer.

P.S. Und diese Aussage von ihm auf Deine Frage nach einer anderen. Da wäre ICH sehr hellhörig geworden.

17.06.2023 07:27 • x 8 #4


L
Zitat von Alcena:
Ich habe keine Familie, keine Freunde und bin körperlich eingeschränkt.

Was ist mit Deinem Sohn und warum sind da keine Menschen um Dich herum?

17.06.2023 07:31 • x 2 #5


Z
@Alcena , ach man, das tut mir leid. Ich glaube auch, gerade wirst du deinen Mann nicht erreichen. Deshalb kümmere dich jetzt um dich, setze den Fokus auf dich. Was brauchst du, wer kann dir beistehen und dich unterstützen? So, wie du deinen Mann beschreibst, könnte für mich die MLC und ein Ausgebrandsein zusammen kommen. Letztlich ist es aber auch egal, was es ist, Fakt ist, die Situation ist nun so. Ich weiß, für dich gerade unvorstellbar, aber vielleicht sollte er nun genau das kriegen, was er gerne möchte: du stehst nicht mehr zu seiner Verfügung. Bitte ihn auszuziehen oder suche du dir eine Wohnung. Bringe da Realität herein, welche Konsequenzen seine Entscheidung hat, er muss es fühlen und die Veränderungen im Alltag spüren. Nach 44 Jahren und so viel gemeinsam gemeistertem Leben wird er sich plötzlich allein wundern, wie das ist. Nutze auch professionelle Unterstützung, um klarzukommen und dir ein eigenständiges Leben aufzubauen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass er irgendwann vor deiner Türe stehen wird. Ich will dir aber keine Hoffnung machen, keiner kann in die Zukunft schauen. Gehe bitte auch zu einem Anwalt und lasse dich beraten, was dir zusteht und womit du rechnen kannst. Das bringt dir mehr Klarheit über deine finanzielle Situation und zeigt deinem Mann die ersten Konsequenzen seiner Entscheidung. Ich weiß, das ist nun ganz schwer, das Gegenteil zu tun, dich von ihm weg zu bewegen. Du willst lieber wieder zu ihm hin. Doch, selbst wenn es morgen wieder gut wäre, dir wird die Sicherheit abhanden gekommen sein und du müsstest womöglich in Angst leben, was übermorgen ist. Tue dir das nicht an. Vielleicht ist irgendwann tatsächlich ein Neustart bei euch möglich, du solltest jedoch die Chance nutzen, dir dein Leben nun nach deinen Vorstellungen aufzubauen. Vielleicht ist irgendwann Platz für ihn wenn ihr beide das möchtet, vielleicht möchtest du dann aber auch nicht mehr. Ich wünsche dir Kraft für deinen Weg und liebe Menschen, die dich begleiten. Alles Gute!

17.06.2023 07:34 • x 5 #6


B
Guten Morgen liebe Alcena
Ich weiß selbst, wie es ist in einer sehr langen Partnerschaft zu sein, aber bei uns sind es ´nur´ 24 Jahre. Mein EM und ich waren ebenfalls noch Teenager 15/18 als wir zusammengekommen sind.
In unserem Freundes- und Kollegenkreis gibt es auch sehr viele Langzeitbeziehungen.
Bei den meisten, bei denen es zu ernsthafteren Krisen kommt, gibt es oft die selben Gründe.
Damit meine ich nicht immer eine Dritte Person. Die kommt meistens erst, wenn in der Beziehung etwas nicht stimmt.

So wie du geschrieben hast, hattet ihr sogar schon vor einigen Jahren Krisengespräche.
Habt ihr bei den Gesprächen auch Lösungen erarbeitet und die dann auch angewendet?
Oder wurde alles angesprochen und ging dann weiter wie vorher? Oft verfällt man wieder in den alten Trott. Wie war es bei euch?

Das mit den fehlenden Freundschaften sehe ich auch als großes Problem und eventuell auch mit einen Grund. Sehr viele Paare machen den Fehler, dass sie zu sehr an einander klammern.
Das ist eigentlich auch sehr schön, aber auf Dauer schadet es der Beziehung und den Ehepartnern selbst. Man braucht gemeinsame, aber auch eigene, soziale Kontakte. Andere Menschen, neben dem EP, mit denen man sich austauschen kann.
Eigene Erfahrungen und Erlebnisse an denen man persönlich wachsen und reifen kann.

So ist es auch mit dem Beruf. Du warst bei ihm angestellt, was ja oft so ist, wenn der Mann selbstständig ist. Das kann natürlich so ein Beruf sein, bei dem man viel raus und unter Leute kommt, was dann schön ist. Aber du hast den Bürojob gemacht. Das heißt, du warst all die Jahre auch dort nur für dich, ohne neue Eindrücke, keine neuen anderen Menschen oder Gesprächsthemen. Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du, nachdem das Kind da war, nicht mehr richtig gearbeitet und dich nur um das Kind gekümmert. Das kommt ja auch sehr oft vor.
Nur oft bringt es dann auch mit sich, dass man selber und auch die Partnerschaft nicht mehr weiter reift. Man fährt sich fest in der täglichen Routine und dreht immer wieder Kreise.

Jetzt ist bei euch das Kind schon in den Brunnen gefallen. Die Krise zeichnete sich schon vor Jahren ab, auch wenn ihr einige Zeit wieder auf einem Hoch wart. Um da wieder raus zu kommen, falls das noch geht, müsst ihr beide etwas ändern und auch mehr für euch tun. Such dir Hobbys, such dir Freundinnen. Fange eventuell ein Ehrenamt an. Mach dich mental unabhängig von deinem Mann. Er könnte auch morgen umkippen, nicht mehr da sein.
Vielleicht merkt er auch, was für eine Verantwortung er für dich hat. Sein Leben ist ja auch teilweise anders, da er raus arbeiten geht und dadurch automatisch mehr Menschen kennenlernt und mehr erlebt. Er sieht also, wie es auch anders gehen kann. Eventuell kommt bei ihm die Krise auch mit daher.

Deine Rückenprobleme lassen dich jetzt sicher nicht große Sprünge machen, aber versuch zumindest was geht. Und das in erster Linie für dich. Was meinst du, wie dein Mann gucken wird, wenn er plötzlich eine ganz unabhängige, selbstbewusste Frau vor sich hat?
So wie du es beschreibst glaube ich auch nicht, dass dein Mann 100% hinter der Trennung steht.
Deshalb nutze es jetzt und fange an etwas zu tun. Für dich und nicht deinen Mann.

Viele Grüße
B

17.06.2023 08:59 • x 4 #7


B
Zitat von Alcena:
Danke fürs Lesen, vielleicht kann ich ja wenigstens als abschreckendes Beispiel dienen, dass man sich nie so von einem einzigen Menschen abhängig machen sollte.
Für mich kommt diese Erkenntnis leider zu spät

Liebe @Alcena, du selbst entscheidest, ob und inwiefern diese Erkenntnis für dich zu spät kommt. Du kannst dich in dein Schneckenhaus zurück ziehen und vergangene Lebensentscheidungen bedauern. Ja, dann kommt die Erkenntnis zu spät. Die Vergangenheit kannst du nicht zurück drehen.

Du hast auch die Möglichkeit aktiv zu werden. Wenn du jetzt noch nicht bereit bist, große Veränderungen umzusetzen, kannst du dich wenigstens vorbereiten. Deine finanzielle Situation. Hast du alle relevanten Unterlagen kopiert, Steuererklärungen, Bilanzen der letzten Jahre, Kontoauszüge, Versicherungsbescheide, Übersicht über eure Altersvorsorge, Grundbuchauszug, Kreditunterlagen? Wenn nicht, solltest du das schleunigst tun. Zu deiner eigenen Sicherheit ist es gut, wenn du jetzt Klarheit bekommst, was dich finanziell erwartet, wenn eure Trennung umgesetzt wird. Das nimmst du und gehst zu einem auf Familienrecht spezialisierten Anwaltskanzlei und lässt dich beraten. Du musst ja noch nichts in die Wege leiten, wenn du das nicht willst. Nur die Informationen solltest du haben.

Dein Sozialleben. Wenn du weiterhin nichts unternimmst, wird niemand an deine Tür klopfen und dich aus deinem Trübsal herauslocken. Ein Satz hat mich besonders stutzig gemacht:
Zitat von Alcena:
Selbst seine Spielsucht haben wir seitdem weitestgehend im Griff.

Es ist seine Spielsucht! Er allein ist dafür verantwortlich und in der Lage, diese in den Griff zu bekommen. Generell hängst du wohl sehr in einer Negativ-Verantwortungsschleife viel zu tief drin.
Zitat von Alcena:
Unserem Sohn gegenüber hat er gesagt, dass er ja wegen mir auf Alles verzichten muss.
Außerdem gibt er mir wohl die Schuld dafür dass wir keine Freunde haben. Und die Spielsucht war auch
Nur weil ihm all die Jahre schon immer was gefehlt hat.

Übernimm jetzt Verantwortung. Für dich. Für dein Leben. Er soll sein Leben auf die Reihe bekommen. Fraglich, ob du das alleine schaffst, möglicherweise bist du viel zu tief in diesem Sucht-Verantwortung-Schuld Strudel verhaftet. Es gibt sehr gute Beratungsstellen, zum Beispiel Caritas, die Angehörigenberatung anbieten. Das wäre eine Möglichkeit für dich, diesen Wust in dir zu sortieren und für dich selbst Ordnung in das Schuldchaos zu bringen.

In Frankfurt gibt es sehr viele Möglichkeiten in Selbsthilfegruppen aktiv zu werden. Magst du dir das mal anschauen? Umsetzen ist dann deine Sache. Schau dich einfach mal um:
https://selbsthilfe-frankfurt.net/news

https://selbsthilfe-frankfurt.net/mitst...lbschatten

Deine Gesundheit. Was tust du für deinen Rücken? Meist bietet die VHS Rückenschule an, dort triffst du andere Menschen, manchmal Gleichgesinnte. Aqua-Gymnastik, Rückenyoga, es gibt so viele Möglichkeiten, dir Gutes zu tun. Wie schaut es mit einer Kur aus, hast du schon? Sprich mit deinem Hausarzt, der wird auch gute Anlaufstellen kennen.

Geh es an. Langsam. In deinem Tempo. Jeden Tag einen kleinen Schritt.

17.06.2023 09:13 • x 5 #8


A
Wie ihr seht klappt das mit dem Schlafen leider nicht, bin immer noch wach.
Meinen Sohn nimmt das alles auch ziemlich mit und er versteht es genauso wenig wie ich.
Mein Mann hat wohl ihm gegenüber schon länger Andeutungen gemacht und ist auch vor ihm mal in Tränen ausgebrochen. Das hat ihn echt erschüttert, weil er seinen Vater auch noch nie so gesehen hat.

Das Verhältnis der beiden war schon immer schwierig, er hat natürlich auch Einiges aus der Zeit seiner Spielsucht mitbekommen, auch wenn ich versucht habe das möglichst von ihm fernzuhalten.
Solange er noch klein war, war er der beste Papa von allen für ihn, aber spätestens seit der Pubertät hat sich das geändert, weil mein Mann auch nicht in der Lage war ihm gegenüber Gefühle zu zeigen.

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis sowohl zu ihm als auch zu seiner Freundin und will ihn nicht zu sehr belasten. Sie versuchen mich zu trösten, sind aber genauso ratlos wie ich.

Ich habe keine Eltern mehr und auch keine Geschwister, aufgewachsen bin ich seit meinem zweiten Lebensjahr bei meiner Oma, meine Eltern haben sich damals getrennt und ich hatte dann nicht mehr
Viel Kontakt zu Ihnen. Inzwischen sind alle tot, zuletzt meine Mutter vor 3 Monaten.

Ich hatte nie viele Freundschaften und die wenigen sind über die Jahre verloren gegangen.
Es fällt mir sehr schwer auf neue Leute zuzugehen, ich habe da auch schon ein paar sehr unschöne
Erfahrungen gemacht. Keiner mag unglückliche Menschen.
Und als mein Mann und ich 2015 wieder zusammen gefunden haben, waren wir uns wohl einfach selbst genug und ich war endlich mal glücklich. Es haben sich halt einfach keine neue Freundschaften ergeben.
Klar Bekanntschaften schon aber das ging nie tiefer.
Also habe ich aktuell leider niemanden mit dem ich über die ganze Situation reden kann.

17.06.2023 09:19 • x 4 #9


L
Zitat von Alcena:
Keiner mag unglückliche Menschen.

Das stimmt nicht. Keiner mag unglückliche Menschen, die nicht - in ihrem eigenen Tempo - verändern möchten.

Ich kann Dir nur raten Dir die Beiträge von @brigthness2 und @begonie35 immer wieder zu Gemüte zu führen.

Glück ist ein TUN-Wort. Ich habe das selbst schwer gelernt. Wenn Du nicht aufstehst, wird sich nichts für Dich zum Guten verändern.

Eigenverantwortung ist Dein Thema.

17.06.2023 09:38 • x 6 #10


L
Zitat von Alcena:
Also habe ich aktuell leider niemanden mit dem ich über die ganze Situation reden kann.

Ok, dann tu das hier. HIer verurteilt Dich niemand. Du bist eine starke Frau. Das sehe ich daran, was Du schon so viele Jahre tragen kannst.

17.06.2023 09:40 • x 5 #11


P
@Alcena
warst du bei deinem Mann angestellt, als du die Buchhaltung über die vielen Jahre gemacht hast?
Zitat von Alcena:
Er ist eigentlich ein wirklich lieber fürsorglicher Mensch


über 44 Jahre lang?
Er und sein Körper sind auch ca 60 Jahre auf der Erde. Dazu Handwerker. Das zehrt.
Mein Körper dient mir auch schon solange. Von daher weiß ich aus eigener Erfahrung, dass sich da etwas ändert. Vieles fällt viel schwerer als die Jahrzehnte davor. Und wenn langzeit vielfachbelastung dazu kommt, dann kann das jetzt schlichtweg zuviel sein. Der sogenannte letzte Tropfen hat das Fass gefüllt.
Wenn man nicht mehr kann, kann man nicht mehr. Da sind Diagnosen auch egal. Zuviel ist zuviel. Da ist auch ein weniger an Zuviel zuviel. Da geht nur noch radikaler Stopp. Verstehe ich persönlich super gut.

Zitat von Alcena:
Ich habe keine Familie, keine Freunde und bin körperlich eingeschränkt.


wie andere schon schrieben, siehe zu, dass du das geändert bekommst und übernehme selber Verantwortung für dich, für deinen Zustand und für dein Leben.
Und da ich auch in dem Alter bin, weiß ich, es ist möglich.

Und hier zu schreiben ist ein super Start. Gut, dass du das hinbekommen hast.

17.06.2023 09:43 • x 4 #12


S
Zitat von Alcena:
Ich habe ihn gefragt ob es eine andere Frau gibt, er sagt nein,

Fühl Dich gedrückt Alcena. Das tut mir sehr leid für Dich. Das passiert so oft, Alcena, auch ohne Bandscheibenprobleme, dass ich geneigt bin zu sagen „The same procedure as everywhere“.

Das „Nein“ Deines Ehemannes zu einer aktuellen Affäre nehme ich ihm nicht ab. Üblicherweise ist ein intruder (sprich eine andere Frau) involviert.

Ich würde mir keine Hoffnungen auf ein Zurückkommen machen, sondern davon ausgehen, dass die Ehe mittels Affäre gesprengt wurde. Ist nicht schön, aber häufig Realität. Nach meiner Erfahrung haben in dem Alter Deines Mannes beinahe alle Ehemänner Affären gehabt, wobei nicht jede Affäre die Ehe sprengt.

Ist so. Eigentlich sollte man junge Frauen transparent darüber aufklären, was ab einem gewissen Alter passiert, damit sie besser disponieren können.
Aber dann gäbe es vmtl weder Ehen noch Kinder. Lg

17.06.2023 10:25 • x 7 #13


Brennessl
liebe alcena!

erstmal tut mir leid was du da durchmachen musst.

ich war nie so lange in einer beziehung und auch nie verheiratet, deswegen kann ich mich wahrscheinlich nicht so gut in deine lage versetzen, möchte dir aber trotzdem gerne etwas schreiben.


Zitat von Alcena:
Meiner Meinung nach weiß er gar nicht was er eigentlich will.
Nur was er nicht mehr will. Und das bin leider ich.
Er fühlt sich eingesperrt und will seine Freiheit und er hat wohl auch extreme Schuldgefühle mir gegenüber.
Aber er würde nicht ausziehen, ich solle mir keine Sorgen machen,


er will also seine freiheit, was genau bedeutet das denn für ihn, hat er das mal genauer definiert?

gleichzeitig mag er aber nicht ausziehen? wie soll das funktionieren? und möchtest du das überhaupt? willst du so leben?

da würde ich ihn mal ein bisschen festnageln, denn wenn er eine trennung will, muss er auch mit den konsequenzen leben.

ich finde es immer schräg wenn menschen die eine beziehung / ehe nicht mehr wollen davon ausgehen, dass alles in gewohnten bahnen weiterläuft. ehrlich, diesen zahn würde ich ihm mal ziehen.


du gibts für mein gefühl ein bisschen zu sehr die verständnisvolle frau, spielst bei seinem ambivalenten verhalten zu sehr mit (siehe hand halten und S.), so kann er weiter rumeiern und sich rausnehmen was ihm gerade passt.

ich weiß es ist unfair, aber ich fürchte in dieser situation muss du die jenige sein die das heft in die hand nimmt und eine klare linie zieht.


Zitat von Alcena:
Auch finanziell will er alles weiterlaufen lassen wie bisher, denn alleine wäre ich ja nicht lebensfähig. Damit hat er leider nicht ganz unrecht.


also diese seine aussage finde ich ist, gelinde gesagt, eine frechheit.

er will dir offensichtlich suggerieren, dass du ohne ihn nichts schaffen kannst, du glaubst das auch noch und machst dich damit abhängig. so kann er schön weiter bestimmen wie die sache läuft.

es gibt hier sicher frauen, die in der gleichen lage waren wie du, die geglaubt haben es ohne mann finanziell nicht zu schaffen, ich kann das auch nachvollziehen nach so vielen jahren, glaube aber, dass es immer möglichkeiten gibt, wenn man nur will. vielleicht kommen da noch ratschläge von betroffenen.


auch wenn es dir schwer fällt, du solltest ihn mehr spüren lassen was eine trennung bedeutet. fang an dich zurückzuziehen, lass keine nähe mehr zu und sag ihm, dass so ein leben auf dauer für dich nicht geht.

dein mann hat es im moment zu bequem. der braucht einen schuss vor den bug.

ich wünsche dir viel kraft.

17.06.2023 11:04 • x 6 #14


S
Zitat von Brennessl:
er will also seine freiheit, was genau bedeutet das denn für ihn, hat er das mal genauer definiert?

In der Regel bedeutet dies, noch so viele Frauen flach zu legen, wie möglich, so lange es noch geht.

Zumindest erzählte mir das ein 60jähriger (!) Affärenführer. Ab einem gewissen Alter merken Männer, dass es mit der Potenz langsam dem Ende zugeht. Das ist mMn der Grund, warum man(n) nochmal (bevor es ganz vorbei ist mit dem V*****) alles nachholen will, was geht. Als ich den 60jährigen Affärenführer und Familienvater fragte, was er in seinem Leben anders machen wolle, würde er nochmals leben, antwortete er mir:“Alle zwei Monate eine andere Frau flach legen.“

Meiner Meinung nach, deutet dies auf eine erktile Dysfunktion hin. Genau das habe ich dem Affährenführer auch so ins Gesicht gesagt. Seine Antwort: Betretenes Schweigen.

17.06.2023 11:24 • x 3 #15


A


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