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Paartherapie weil er keine Gefühle mehr hat / bin verzweifelt

S
Liebe TE

Es tut mir sehr leid, was du gerade durchmachst. Ich denke aber, es ist noch zu retten.

Im Laufe der Beziehung vergessen wir Frauen oft uns selbst. Wir opfern alles für den Mann, für die Kinder und vergessen uns selbst. Wir machen uns klein, vergessen unsere Ansprüche, verlangen nichts und geben alles. Und genau da liegt oft das Problem.

Dein Mann vermisst die Frau von früher. Gib sie ihm wieder! Geh shoppen, ziehe dich schön an, geh zum Coiffeur, geh mit Freundinnen raus, sei nicht mehr so schnell verfügbar, gebe ihm nicht das Gefühl, dein ein und alles zu sein, weine nicht vor ihm, distanziere dich. Treibe Sport! Arbeite an eurer Beziehung, aber nur, wenn er es auch tut. Kein Betteln mehr! Mach dich mal rar. Mache spontan was ab, sage ihm, er soll doch auf die Kinder aufpassen, mach dich hübsch und geh raus!

Gebe ihm das Gefühl, dass er dich verlieren wird, wenn er so weiter macht. Gebe ihm aber vor allem dir! das Gefühl, genug zu sein, gut zu sein. Du hast es auch jetzt nicht nötig, auf ihn zu warten. Werde wieder selbstbewusster!

Vielleicht ist es jetzt der grösste Blödsinn, was ich hier schreibe, aber ich an deiner Stelle hätte genau das getan.

Du hast es mit Betteln und Reden versucht. Irgendwann ist ja auch genug.

25.02.2020 11:59 • x 2 #91


Seagull
Liebe MissLilly,

also erstmal möchte ich dir dafür danken, dass du dir soviel Zeit genommen hast und dir so viele Gedanken gemacht hast. Das finde ich wirklich sehr nett und bedeutet mir viel. Danke! (das gilt natürlich für alle Antwortenden hier! Ihr helft mir unglaublich weiter. In der Selbstreflexion aber auch in der emotionalen Verarbeitung...und beim akuten Wundenle..en)

Dann versuche ich einmal auf die einzelnen Aspekte einzugehen, auch wenn ich im Zitieren noch nicht so geübt bin.

Zitat von MissLilly:
offenbar scheint Liebe und alles was damit verbunden ist (z.B Aufmerksamkeit, Zuneigung ect.) eine Art Leistung für dich / euch zu sein! Dein Mann wünscht sich eine Familie die im Kern eine Funktion zu erfüllen hat und um die ER sich NICHT kümmern muss, weil er geht ja schließlich schon so hart arbeiten! Entsprechend erwartet er nicht nur einen ordentlichen Haushalt, einen gedeckten Tisch und freudestrahlende Kinder die ihn wie einen Helden begrüßen wenn er nach Hause kommt, sondern auch noch ein Energiebündel von Ehefrau in Fotomodell - Optik, deren wichtigste Aufgabe es ist ihn zu entertainen.
Der möchte einfach nichts von unangenehmen Themen oder belastenden Sorgen hören, denn die hat der Arme ja schon bei der Arbeit zuhauf.


Da hast du sehr viel wahres gesagt. Es klingt so banal und so lächerlich schon fast...aber es ist sehr richtig so im Großen und Ganzen. Und auch hier mein eigener Anteil (den ich gerade versuche mit meinem Therapeuten aufzuarbeiten): warum glaube ich, dass nur NehmenGeben/Leisten = Liebe darstellen kann?

Zitat von MissLilly:
Das traurigste an der Sache jedoch ist, dass er selbst in sächsueller Hinsicht keinen müden Finger zu rühren scheint, sondern selbst da wie ein Pasche reagiert und offenbar auch du da wieder in der Verantwortung bist, IHN in Stimmung zu bringen und wollüstig über ihn herzufallen.


Das ist in echt anders glaube ich. Er hat schlicht keine Lust. Ich habe versucht mit ihm drüber zu sprechen. Angeblich hat er insgesamt weniger Lust. Ich vermute, dass er keine Lust auf MICH hat. Was ich a) auch verstehen kann (ich war/bin recht unzufrieden mit meinem Körper in letzter Zeit und das strahle ich wohl auch aus) und b) ist es vermutlich in langen Ehen einfach auch mal so (wo bei es andersherum nicht so ist), spielt c) einfach der Alltag/Müdigkeit auch eine wesentliche Rolle.

Zitat:
Hier hatte ich ein Zitat das in etwa sagte seit Beginn eurer Beziehung strampelst du dich ab (leider ist es gerade weg)

So, und das hat mir vorhin echt zudenken gegeben. Es stimmt. Es ist so. Seit Beginn... Es war okay für mich. So lange ich dafür im Gegenzug wenigstens geliebt wurde...

Zitat von MissLilly:
Glaubst du wirklich allen Ernstes, dass wenn du alle diese Kriterien (wieder) erfüllen würdest, sich an seiner Einstellung dir gegenüber etwas ändern würde und DU dich dann besser fühlen würdest? Glaubst du, dass er dir und deinen Gefühlen und Emotionen zugewandter wäre und dir Entlastung verschaffen würde?

Das ist tatsächlich mein Bestreben (gewesen?).
Nach der Herzmesseraktion am Sonntag bin ich aber gerade dabei genau dahin zu kommen:

Zitat von MissLilly:
wohl Zeit, dass du aufwachst und selbst noch einmal liest was du da alles geschrieben hast. Vielleicht merkst du ja dann, wie widersprüchlich das Ganze ist. Dein Bauchgefühl meldet sich doch schon ununterbrochen bei dir



Hierzu:
Zitat von MissLilly:
verhält es sich mit euren zahlreichen und festen Gesprächsterminen zu Hause, die sich letztlich nur im Kreis drehen.
Wahrscheinlich sieht sich dein Mann sogar noch als der Geber bzw. tief in sich drin wohl eher als das Opfer in eurer Ehe, weil er sich diesen anstrengenden Gesprächen überhaupt zu Verfügung stellt. Was nützen die vielen Gespräche, in denen DEINE Emotionen einfach nicht beantwortet werden und der darin vereinbarte Aktionismus dazu dann auch noch ausbleibt.

Ich nehme ihm wirklich ab, dass er mitarbeiten möchte. Dass er bemüht ist. Dass er es zumindest versuchen möchte. Aber er hat noch nicht verstanden, dass es anstrengend ist und viel Arbeit ist befürchte ich. Vermutlich ist es auch schwer von ´ich möchte, dass alles flutscht´ zu ´oh, ich muss da jetzt wirklich viel Kraft und Zeit und Energie investieren. Möchte ich das? Hm...weiß ich noch nicht´

Zitat von MissLilly:
welches nach den Strukturen von Lu...tsteigerung und Unlustvermeidung lebt

Nagel auf den Kopf getroffen

Zitat von MissLilly:

Bis dahin empfehle ich dir allerdings dich deinem Mann gegenüber klar und vor allem aufrecht stehend zu positionieren und die Bückhaltung ihm gegenüber einzustellen.
Bedeutet: Du musst nicht ihn daran erinnern was du bist, was du kannst und was du willst, sondern nur DICH selbst!

Danke, das versuche ich gerade. Es ist sehr schwer. Aber I try my very best....

25.02.2020 20:02 • #92


A


Paartherapie weil er keine Gefühle mehr hat / bin verzweifelt

x 3


MissLilly
@Seagull

vielen Dank für deine ausführliche Antwort, die sehr informativ ist
Darf ich noch eine letzte Fragen stellen? Macht deinem Mann seine Arbeit / Beruf noch Spaß?

25.02.2020 20:43 • #93


Seagull
Ja sehr. Er liebt seinen Job.

Das war ja auch etwas, das ich ihm in unsren Gesprächen jetzt gesagt habe: wenn ich nur annähernd die Stufe/Priorität gehabt hätte wie sein Job...wären wir heute wohl an einem anderen Punkt.

25.02.2020 21:05 • #94


Seagull
Zitat von Shakur:
Liebe TE Es tut mir sehr leid, was du gerade durchmachst. Ich denke aber, es ist noch zu retten. Im Laufe der Beziehung vergessen wir Frauen oft uns selbst. Wir opfern alles für den Mann, für die Kinder und vergessen uns selbst. Wir machen uns klein, vergessen unsere Ansprüche, verlangen nichts und geben alles. Und genau da liegt oft das Problem. Dein Mann vermisst die Frau von früher. Gib sie ihm wieder! Geh shoppen, ziehe dich schön an, geh zum Coiffeur, geh mit Freundinnen raus, sei nicht mehr so schnell verfügbar, gebe ihm ...


Du hast so recht.
Also das mit dem retten weiß ich gerade nicht. Aber das mit dem selbst-vergessen und klein-machen.
Ich werde gerade auf jeden Fall selbstbezogener (klingt so blöd). Aber es hilft ja leider nicht über die momentane Traurigkeit hinweg. Leider.

Zur Frau von früher: die werde ich nie mehr. Ich weiß das. Und ob er das verstehen wird, wird sich zeigen. Vielleicht werde ich wieder weniger-fertig und wieder fröhlicher und selbstbewusster. Aber das junge unbeschwerte Ding (meine, nicht seine Worte!) werde ich nie mehr sein,

25.02.2020 22:05 • #95


Seagull
Zitat von Ex-Mitglied:
Liebe Seagull, ich finde es sehr sehr unfair von deinem Mann, dass er von dir verlangt, wieder die fröhliche und unbeschwerte Frau zu werden. Das ist einfach nicht möglich, wenn man gerade so große Not erleidet, die ja nicht (nur) aus einer selbst kommt, sondern auch der ganzen Situation mit einer vielleicht scheiternden Ehe geschuldet ist. Mein Exfreund hat mir das auch immer vorgeworfen, also dass ich in den letzten Monaten viel traurig war und er das am Ende einfach nur noch nervig fand. Das ist einfach kein erwachsenes Umgehen mit Emotionen. Wenn unsere beiden Spezialisten ...

Ach am liebsten würde ich ihm deinen Text ausdrucken und hinlegen.
Genau, du bringst das Dilemma sehr gut auf den Punkt. Wie soll ich denn unbeschwert und fröhlich sein (für ihn), wenn ich so fertig und traurig bin (wegen ihm)?
Das ist halt woran ich arbeiten muss: für MICH unbeschwert und fröhlich werden. Aber haha :-/ das klingt für mich noch sowas von fern und utopisch gerade...

25.02.2020 22:07 • x 1 #96


S
Zitat von Seagull:
Aber das junge unbeschwerte Ding (meine, nicht seine Worte!) werde ich nie mehr sein,


Sei das, was du sein möchtest. Unabhängig von ihm. Und dann kommt das Selbstbewusstsein und die Fröhlichkeit sowieso

25.02.2020 22:08 • x 1 #97


Soheißeichnicht
Du trauerst gerade, da ist es doch total normal, dass du jetzt nicht fröhlich und unbeschwert sein kannst. Setz dich selber nicht so unter Druck. Egal, ob für ihn oder für dich: Unbeschwert sein ist gerade echt viel verlangt. Klar, wäre es gut, wenn man die Trauer und Wut und alles nicht zu sehr spüren würde, aber das sind eben auch normale menschliche Reaktionen. Habt ihr nochmal darüber geredet?

26.02.2020 10:05 • x 1 #98


Seagull
Darüber nicht.
Aber über andere Themen.

Mein Therapeut sagt, dass aus seiner Sicht gerade nichts an einer (zumindest zeitweisen) echten Trennung vorbeiführt.

Er hat wohl recht, es fühlt sich nicht verkehrt an.
Aber ich habe da a) selbst totale Panik vor und b) möchte ich den Kindern das nicht antun. Die armen Mäuse können doch am wenigsten für die Situation!

Ich finde die Gästezimmersache ganz okay als ersten Schritt und werde die mal vorschlagen. Hoffentlich traue ich mich.

26.02.2020 10:51 • #99


Soheißeichnicht
Zitat von Seagull:
b) möchte ich den Kindern das nicht antun. Die armen Mäuse können doch am wenigsten für die Situation!



Kinder merken glaub ich schon immer, wenn zuhause was falsch läuft. Ich als Scheidungskind hab das wenigstens gemerkt, aber ich war da auch schon älter. Ich glaube, es könnte für Kinder sogar so sein, dass es am Ende besser ist, wenn es klare Verhältnisse gibt oder? Ich bin aber selber keine Mutter, deswegen will ich da jetzt auch nichts falsches behaupten.

Zitat von Seagull:
Ich finde die Gästezimmersache ganz okay als ersten Schritt und werde die mal vorschlagen. Hoffentlich traue ich mich.


Ich wünsch dir viel Kraft und Erfolg dabei!

26.02.2020 11:02 • x 1 #100


Seagull
Ich bin so traurig gerade.
Gestern hatten wir mal wieder ein Gespräch bei dem deutlich wurde: das wird eigentlich nichts mehr.
Er braucht mehr Zeit. War wieder vom unaufgeräumten Tisch genervt. Fühlte sich von mir unter Druck gesetzt, als ich ihm sagte, wie es mir geht. Sieht gemeinsames Fernsehen als unsere Paar-Quality Time (sicher, kann es auch mal sein -aber nur?!).

So gern ich ihm diese mehr Zeit geben würde (er geht jetzt auch zum Therapeuten, um sich selbst klarer zu werden)...ich kann nicht mehr. Ich weiß, dass ich mich später sehr ärgern werde, ihm diese Zeit nicht gegeben zu haben. Aber mir geht es immer schlechter in diesem Zustand -der nun schon seit 2 Monaten anhält.

Ich schlafe kaum noch, sehe entsprechend zerknittert aus -und weiß genau, dass das nicht gut ist für seine Gefühle, wenn er mich morgens so sieht. Aber ich kann einfach nicht mehr

PS: Ach ja, ins Gästezimmer ziehen möchte er nicht. Also werde ich das vermutlich tun nach dem Wochenende (fahre heute erstmal zu meinem Bruder).

28.02.2020 10:28 • x 1 #101


EngelohneFlügel
Auch wenn es sehr schwer ist, die Distanz zu ihm wird dir gut tun. Ob nun Besuch von Verwandten oder eben das du ins Gästezimmer ziehst. Ich habe es selber gespürt das man seinen eigenen privaten Rückzugsort braucht gerade wenn man noch unter einem Dach lebt. Bedenke aber, meine rein subjektive Erfahrung, das geht auch nicht auf Dauer. So unvorstellbar ich das hielt, die räumliche Trennung hat mir so gut getan obwohl sie mich ja quasi raus schmiss. Dafür muß ich ihr eigentlich Danken. Erst in meiner eigenen Wohnung konnte ich die Ruhe für mich selber finden den Emotionen freien Lauf zu lassen und anfangen richtig zu verarbeiten.

28.02.2020 10:49 • x 1 #102


Soheißeichnicht
Ach liebe Seagull, das klingt so schrecklich. Ich verstehe glaube ich, wie du dich fühlst. Er hat gerade die komplette Macht über dich, entscheidet, wie die Beziehung läuft, entscheidet, dass er nicht ins Gästezimmer will, du fühlst dich unter Druck, weil du nicht gut aussiehst (weil du nicht schläfst WEGEN IHM), er braucht Zeit, er braucht dies und jenes. Ich glaube, du musst bald einen Schlussstrich ziehen, das hält man einfach nicht aus, dieses hin und her bindet einach soviele deiner Energien, da ist es vielleicht besser, sich komplett rauszuziehen.

28.02.2020 11:00 • x 1 #103


Seagull
Ja genau so ist es.

Ich bin so unendlich traurig. Dieses nicht-mehr-gewollt-werden tut schrecklich weh.

Aber ich muss mich mehr distanzieren innerlich. Es zerreißt mich, wenn ich an die Kinder denke. Wenn ich an all die Jahre denke, an unsere gemeinsame Vergangenheit. Aber ich muss versuchen diese als solche zu akzeptieren: als Vergangenheit.

Oh Gott, ich könnte nur heulen...

28.02.2020 11:05 • x 3 #104


EngelohneFlügel
Zitat von Seagull:
ch bin so unendlich traurig. Dieses nicht-mehr-gewollt-werden tut schrecklich weh.


Sieh es mal so. 1 Mensch will dich vielleicht nicht mehr.....dafür gibt es da draußen zig tausend andere Menschen. Und du hast 2 Menschen die dich für immer wollen, ein Leben lang......eure Kinder.

28.02.2020 11:39 • x 3 #105


A


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