Neue Liebe, beide aus langjährigen Ehen - kompliziert

Zitat von dionysos:

Tja, ich bin hoffnungsloser Romantiker... das, was mir diese Frau schon an HIGH-Gefühlen gegeben hat, will ich wieder haben, dazu muss ich jetzt eventuell mit ihr durch ein dunkles Tal.

Eher ein hoffnungsloser Abhängiger, lieber dionysos. Diese High-Gefühle vom Anfang kommen nicht wieder. Sie gehören in die Anfangszeit und selbst wenn ihr wieder zusammen kämt, gäbe es die High-Gefühle nicht mehr in dieser Form und auch nur in verkürzter Zeit, mit umso längeren und dunkleren Tälern dazwischen.

Für eine von dir erhoffen Wiederauflage der Affäre/Beziehung würde ich dir raten, die Trennung komplett zu akzeptieren und in die Kontaktsperre zu gehen. Hinter ihr her zu steigen wird dir nichts bringen, schon gar nichts von Dauer, höchstens dich weiter in die On-Off-Höllenspirale schrauben.

Nun versuche doch mal die Zeit, da die Beziehung ja von ihr beendet wurde, zu nutzen um zu versuchen zum wahrscheinlich ersten Mal im Leben auch mal deine Mitte zu finden.

Vielleicht wäre es für dich hilfreich zur Bewältigung und Einschätzung deiner Situation, dich auch einmal mit den emotionalen Dynamiken von Beziehung, insbesondere von Affärenbeziehung zu befassen.

Kurz gesagt ist das nämlich so, dass es die eigenen Gefühle von Verliebtheit umso stärker befeuert, je gefährdeter das ganze Konstrukt ist.

Zunächst baut ja eine Affäre in ganz besonders hohem Maße auf Unsicherheit, und damit drohendem Verlust des Schönen, auf. Das an sich kann die Gefühle schon ganz ordentlich puschen. Dazu deine/eure instabilen/unreifen Persönlichkeiten, die sich massiv auf ein Gegenüber werfen, weil sie nicht in sich selber ruhen. Ihr habt euch da schon mächtig idealisiert und, wie du selbst schreibst, in Traumwelten katapultiert.

Im Laufe des Jahres änderte sich dann immer mal wieder die Dynamik zwischen euch, letztlich nachhaltig zu deinen Ungunsten.

Sprich: als ihr Affäre wart und du immer mal wieder überlegt hast, es zu beenden um bei deiner Frau zu bleiben, brachte diese Unsicherheit und der im Raum schwebende Verlust die Verliebtheit deiner Geliebten zum Überkochen.

Später drehte sich das dann, und du warst derjenige, der dann die Verlustängste spürte und dem darüber die Beziehung immer kostbarer erschien. Das gipfelte nun in dieser Trennung und deiner aktuellen Verzweiflung.

Ich sage dir, dass das zwischen euch bis heute überhaupt keine echte Chance auf Bestand hatte, und dass ihr die ganze Zeit mal gleichzeitig, mal einseitig ein Strohfeuer abgebrannt habt aus euren Mangelsituationen heraus, alles an unerfüllten eigenen Bedürfnissen auf den neuen Menschen projiziert und diesen idealisiert, aber im Grunde doch die ganze Zeit nie wirklich in Ruhe kennengelernt, weil ihr doch letztlich selbst gar nicht wisst, wer ihr eigentlich seid. Das ist etwas ganz typisches für diese Affärenlieben, sie brennen zu hell, sie sind zu schön um wahr zu sein und damit eben genau das: nicht wahr.

Das klingt im letzten Absatz böse, soll aber eigentlich dir helfen können besser zu verstehen und zu verarbeiten, was da los war und dich davon befreien, zu glauben es handele sich um die verlorene große Liebe. Die musst du erst noch finden, sie nennt sich Selbstliebe. Auch wenn du es gerade nicht sehen kannst, ist die aktuelle Situation diesbezüglich deine wohl bisher größte Chance. Es wäre ratsam, dich nicht in Kürze gleich wieder in die nächste Beziehung zu stürzen, sondern mit Hilfe deiner Therapie(n) zu lernen, mit dir selbst ins Reine zu kommen.

Zitat von Goldy:

Ich würde mir nur wahrscheinlich an eurer Stelle wünschen, dass ich einen Partner habe, der endlich Mal kein psychisches Problem in irgrndeiner Form hat.

Das habe ich auch gedacht schon beim Eröffnungsposting. Aber, wie du schon schriebst, wenn man es gar nicht anders kennt, ist es sehr schwer die eigenen Muster zu sehen, geschweige denn zu durchbrechen.

Zitat von Goldy:

Weil man im Grunde Angst vor dem Ungewohnten hat.

Ja.

Und, ein Gedanke noch dazu, weil eine gesunde Liebe bisweilen im Vergleich zur toxischen fast schon langweilig anmutet. Es fehlen einfach die besonderen Höhenspitzen, wenn man sich miteinander durchgängig wohl und geborgen fühlt. Manche verwechseln das dann vielleicht mit fehlenden Gefühlen.