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Neustart 2023 - Ex, Next und Kinder

J
Ich habe ja schon oft solche Gespräche mit der Großen geführt. Ich war ja anfangs gar nicht vorsichtig und habe das Wort selbst gebraucht. Ich habe eindeutige Schuldzuweisungen gemacht und damit die Kinder verunsichert. Sie haben aber nicht angreifend dem Papa gegenüber reagiert, sondern wollten ja auch bei uns, dass alles wieder gut wird. Erst die immer stärker werdende Abkehr ihres Vaters hat zu differenzierten Fragen und Gesprächen geführt. Und die wurden immer anders, je älter die Kinder wurden, besonders auch als S.. Vorstellungen eingeflossen sind. Ich war ehrlich. Sie wissen jetzt, dass so etwas passieren kann. Menschen ändern sich und dann kommt es zu Veränderungen. Sie haben begriffen, dass das passiert. Und man irgendwann verzeihen kann. Und sie haben für sich verstanden, dass man manchmal kaum verzeihen kann. Seine Gleichgültigkeit ist nicht zu verzeihen, aber sie lernen immer mehr, dass es nicht mit ihnen zu tun hat.

Ich verstehe, dass die Scham und der Schmerz da ist. Wenn die Kinder das aussprechen und begreifen, ist man noch einmal konfrontiert. Sie haben von Dir ja, so habe ich es in Errinnerung keine Schuldzuweisungen bekommen. Du hast ihnen damit den Papa nie schlecht geredet. Aber ab einem gewissen Alter können sie mehr einordnen. Da ist viel Vertrauen da, wenn sie solche Fragen stellen. Es wird immer wieder zu neuen Fragen kommen. Vielleicht trauen Sie sich auch mal irgendwann Ihren Papa zu fragen. Schmerz ist da, aber die Scham solltest Du aussortieren.

22.06.2025 18:02 • x 3 #12736


Rheinländer
@acre
Zitat von acre:
Meine Kinder haben mich gefragt, ob Ex mich betrogen hat. Das war ein unfassbar schmerzhaftes Gespräch. Und ich habe so viel Scham empfunden.

Vielleicht fehlt mir das Einfühlungsvermögen, aber warum schämst Du dich?
Wenn sich einer schämen müsste, dann doch wohl wer anderes, oder täusche ich mich?

22.06.2025 20:26 • x 4 #12737


A


Neustart 2023 - Ex, Next und Kinder

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C
Zitat von Rheinländer:
@acre Vielleicht fehlt mir das Einfühlungsvermögen, aber warum schämst Du dich? Wenn sich einer schämen müsste, dann doch wohl wer anderes, oder täusche ich mich?

Da hast du natürlich recht - aber ich verstehe das Gefühl. Scham, dass so etwas mit einem gemacht wurde.

22.06.2025 22:56 • x 3 #12738


A
@Rheinländer Natürlich hast du Recht.
Aber so einfach ist es ja nicht.

Kurz nach der Trennung habe ich mich immer mal geschämt, wenn ich sagen musste, ich bin verlassen worden für die jüngere Arbeitskollegin. Es war dieses Gefühl, ich konnte den Mann nicht halten.

Das war aber nur kurz.

Meinen Kindern aber erklären zu müssen, dass ihr Vater mich nicht mehr geliebt und viel gelogen hat, tat nochmal anders weh. Sie sollen mich doch noch ein bisschen länger für unangreifbar halten.

23.06.2025 06:25 • x 4 #12739


J
Mein erster Impuls, kann ich gut verstehen@ acre. Mein besserer Gedanke ist anders. Ja, es ist schwer, wenn die Kinder erkennen müssen, dass ihre Eltern nicht unangreifbar sind. Und, wenn sie erleben müssen, dass einer dafür die meiste Verantwortung trägt, ist es doppelt schlimm. Aber es geht dann mehr darum, dass sie lernen , wie man damit umgeht, dass man angreifbar ist. Und wenn man das im Kopf und Herz hat, sprich verzeihen, aber klare Haltung hat, können sie lernen. Wir können sie ja nur bedingt schützen. Sie stark zu machen, sie so zu schützen, dass sie innerlich eigene Entscheidungen treffen können, dann haben wir viel gewonnen. Ich finde es schön, dass Du Deine Gefühle so klar benennen kannst.

23.06.2025 07:56 • x 1 #12740


Plague
Zitat von Rheinländer:
Wenn sich einer schämen müsste, dann doch wohl wer anderes, oder täusche ich mich?

Wenn diejenige, die betrogen wurde, sich aber den Schuh anzieht, am Betrug irgendwie mitschuldig zu sein, kann es zu der erwähnten Scham kommen.

23.06.2025 07:58 • #12741


Rheinländer
Liebe Acre,
Zitat von acre:
Kurz nach der Trennung habe ich mich immer mal geschämt, wenn ich sagen musste, ich bin verlassen worden für die jüngere Arbeitskollegin. Es war dieses Gefühl, ich konnte den Mann nicht halten.

OK, das Gefühl kenne ich so nicht in Bezug auf die Trennung. Offiziell wurde ich aber ja auch nicht betrogen.
Ich persönlich habe eher Mitgefühl erfahren, als ich den Freundes und Bekanntenkreis über die Trennung informiert habe.

Zitat von acre:
Meinen Kindern aber erklären zu müssen, dass ihr Vater mich nicht mehr geliebt und viel gelogen hat, tat nochmal anders weh. Sie sollen mich doch noch ein bisschen länger für unangreifbar halten.

Ich denke auch hier, dass das Alter der Kinder entscheidend ist. Hier kann ich dich sehr gut verstehen.

Zitat von Plague:
Wenn diejenige, die betrogen wurde, sich aber den Schuh anzieht, am Betrug irgendwie mitschuldig zu sein, kann es zu der erwähnten Scham kommen.

Die Betrogenen sind meiner Meinung nach Nie Schuld, wenn der eigene Partner fremd geht. Die Betrogenen haben sicherlich einen Anteil daran, dass die Beziehung schlecht gelaufen ist, aber der Betrug selber hat immer der/die Betrüger /in zu verantworten. Es ist immer eine freie Entscheidung, die dahin führt.

@acre
Siehst du dich so wie Plague geschrieben hat und hast deshalb auch Schamgefühle? So wie ich dich lese, kann ich mir das zwar nicht vorstellen, aber wer weiß.

23.06.2025 11:47 • x 1 #12742


Plague
Zitat von Rheinländer:
Die Betrogenen sind meiner Meinung nach Nie Schuld, wenn der eigene Partner fremd geht. Die Betrogenen haben sicherlich einen Anteil daran, dass die Beziehung schlecht gelaufen ist, aber der Betrug selber hat immer der/die Betrüger /in zu verantworten.

Aus genau dem Grund halte ich es für wenig zielführend von Schuld zu sprechen. Da kommt sofort ein unnötig komplizierter ethisch-moralischer Aspekt mit rein, der im Extremfall zu Scham führt, die nicht hilfreich ist.
Das Denken in wechselseitigen Anteilen an der jeweiligen Dynamik halte ich in diesem Sinn für viel sinnvoller und konstruktiiver.

23.06.2025 11:51 • #12743


Rheinländer
Zitat von Plague:
Aus genau dem Grund halte ich es für wenig zielführend von Schuld zu sprechen. Da kommt sofort ein unnötig komplizierter ethisch-moralischer Aspekt mit rein, der im Extremfall zu Scham führt, die nicht hilfreich ist.

Da haben wir einfach unterschiedliche Vorgehensweisen um mit einem Betrug umzugehen, bzw ihn zu bewerten.

Meine Sicht legt den Fokus auf moralische Verantwortung und grenzt mich als Betrogenen klar ab – Mir hat das beim Verarbeiten des Betruges emotional sehr gut getan und war für mich eine große Entlastung. Ich war eher wütend und enttäuscht, als das ich Scham empfunden habe. Mein Therapeut hat mich in dieser Sichtweise damals auch sehr bestärkt.

Deine Sichtweise hat bestimmt den Anspruch zukunftsorientierter sein, als meine und ist dies bestimmt auch, wenn man der Typ Mensch dafür ist. Weg von Schuld, hin zum Verstehen, warum etwas so gelaufen ist, wie es gelaufen ist.

In der Akkutphase der Trennung /Bekanntgabe des Betruges, kann ich mir jedoch kaum vorstellen, daß ein Großteil der Betrogenen deine Sichtweise einnehmen können. Nach einer gewissen Zeit ist das hingegen vielleicht einfacher, obwohl auch das nicht auf mich zutrifft.

23.06.2025 13:22 • x 2 #12744


Plague
Zitat von Rheinländer:
n der Akkutphase der Trennung /Bekanntgabe des Betruges, kann ich mir jedoch kaum vorstellen, daß ein Großteil der Betrogenen deine Sichtweise einnehmen können.

Das würde Ulrich Clement, dessen Buch über Betrug ich gelesen habe, vielleicht auch anders sehen, aber den Standpunkt kann ich durchaus verstehen und es gibt diesbezüglich mit Sicherheit interindividuelle Unterschiede.

Der Begriff Schuld birgt halt immer das Risiko der recht einseitigen Ursachenzuschreibung und dient dann gerne auch dazu, sich der notwendigen Auseinandersetzung zu entziehen. Wenn man also rechtzeitig diese Perspektive aufmacht, hat das durchaus Vorteile.

23.06.2025 13:32 • #12745


C
Zitat von Plague:
Aus genau dem Grund halte ich es für wenig zielführend von Schuld zu sprechen. Da kommt sofort ein unnötig komplizierter ethisch-moralischer ...

Das sehe ich im.Grunde wie du - trotzdem (oder gerade deswegen) empfinde ich Scham darüber, verlassen worden zu sein.

23.06.2025 13:46 • #12746


Plague
Zitat von Caecilia:
empfinde ich Scham darüber, verlassen worden zu sein.

Scham ist eine soziale Emotion, d.h. sie hat vor allem was damit zu tun, wie ich mich in der Gesellschaft fühle. Die Botschaft ist dann oft: Ich bin nicht perfekt, ich habe Fehler gemacht, ich habe versagt - darum will ich ins nächste Erdloch versinken, damit es keiner mitkriegt. Wenn ich es hinkriege, diese impliziten Anforderungen, die ich bei mir und scheinbar auch auf Seiten der Gesellschaft sehe, bewusst zu machen und zu reflektieren, wird es meiner Erfahrung nach einfacher und ich muss mich weniger schämen.

23.06.2025 18:08 • x 1 #12747


A
@Rheinländer Ich versuche es mal ein bisschen aufzudröseln, aber habe im Hinterkopf, dass es um Gefühle geht und deshalb nicht unbedingt logisch ist.

Zitat von Rheinländer:
Ich persönlich habe eher Mitgefühl erfahren, als ich den Freundes und Bekanntenkreis über die Trennung informiert habe.

Ich habe unglaublich viel Mitgefühl erfahren. Aber direkt nach der Trennung war ich auch in einer Situation, in der ich mich ständig anderen gegenüber offenbaren musste. Ich musste den Lehrern der Kinder schreiben, dass wir uns getrennt haben, ich musste anderen Eltern Bescheid geben, dass wir jetzt Umgangsregelungen haben, ich musste mit dem Finanzamt und der Bank sprechen. Ich war so tief verletzt und so am schwimmen, dass es jeder mitbekommen hat. Und es war eine so persönliche Angelegenheit, die ich nach außen tragen musste. In der Zeit hatte ich nur dieses Wissen: Er ist für eine andere gegangen. Und darüber musste ich Leute informieren mit denen ich mein innerstes gar nicht teilen wollte. Für dieses Angegriffensein, diese Hilfsbedürftigkeit, diese Ohnmacht, diese Erschöpfung in dieser Zeit habe ich mich immer mal wieder geschämt. Mein Selbstbild von starker, souveräner Frau hat nicht mehr funktioniert.

Jetzt nach 2,5 Jahren und meinen eigenen Kindern gegenüber ist es etwas anderes. Auch da möchte stark und souverän wirken. Und dass sie zunehmend verstehen wie ausgeliefert ich dieser Situation war, beschämt mich. Ein kleines bisschen sollen sie noch an meine mütterliche Allmacht glauben.
Das andere ist aber auch, dass ich mich für Ex schäme. Meine Kinder werden irgendwann verstehen, dass ihr Vater eine Zeit im Leben hatte, wo sie für ihn unwichtig waren. Ich schäme mich, dass ich nicht sagen kann, für euch haben wir alles versucht. Haben wir ja nicht. Er ist einfach gegangen.

@Jamirah Ich kann so viel schönes sehen, was in den Kindern durch diese essentielle Erfahrung entstanden ist. Da ist so eine Ehrlichkeit und Großherzigkeit entstanden, dass ich denke, ich werde stolz sein, wenn sie zu Männern werden. Ich hätte es aber gern, wenn sie noch ein paar Jahre Zeit gehabt hätten bis sie über mich und meine Befindlichkeiten nachdenken müssen.
Wenn sie zum Beispiel dabei erwische, dass sie in meinem Gesicht meine Gedanken lesen können, bin ich auf der einen Seite sehr stolz, dass sie diese Empathie haben, auf der anderen Seite wünsche ich mir noch mehr kindliche Ignoranz.

Zitat von Rheinländer:
Siehst du dich so wie Plague geschrieben hat und hast deshalb auch Schamgefühle? So wie ich dich lese, kann ich mir das zwar nicht vorstellen, aber wer weiß.

Überhaupt nicht. Für mich gehen Scham und Schuld auch nicht so Hand in Hand. Ich kann mich auch für Sachen schämen ohne Schuld zu haben.

23.06.2025 21:41 • x 5 #12748


Rheinländer
@acre

Danke für deine ausführliche Erklärung.

23.06.2025 22:10 • x 1 #12749


S
Das mit der Scham verlassen worden zu sein kenne ich aber auch. Meiner Meinung nach habe ich mich nie so ganz arg gehen lassen um das als Rechtfertigung hernehmen zu können. Es wird ja (leider!) oft so gesprochen:naja wundert mich nicht das er sich eine andere gesucht hat, schaut mal wie die sich gehen lässt....
Wenn ich das schreibe kommt es mir direkt hoch,ich hasse dieses Gerede.
Ich habe nach der Trennung stark abgenommen und nicht wieder zugenommen. Ich gebe zu, ich habe mich erst recht geschminkt usw. da ich ich genau diese Sprüche nicht ertragen hätte. Das hätte mir den Rest gegeben.
Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht gönnen. Im Gegenteil aber, ich habe sehr viel Zuspruch, Bestätigung und Verständnis erhalten. Und wenn man jetzt mal nur von Äußerlichkeiten sprechen will, oft gehört das NextiMopsi das absolute Gegenteil von mir ist.

Mittlerweile bin ich da zum Glück weit weg davon. Ich sehe nicht ein für jemand anderen auf mich zu achten. Wenn ich mal verloddert zum einkaufen gehe, pffff mir egal wer was denkt. Schließlich habe ich verdammt viel um die Ohren das soll erst mal jemand leisten.

Ich komme immer mehr zu der Erkenntnis das EX ein absoluter Lappen ist. Männlichkeit ist für mich jederzeit und in alles Lebenslagen hinter der Partnerin zu stehen und alles mit ihr zusammen zu wuppen. Alles andere kommt mir nicht mehr ins Haus . Dann lieber alleine

Klingt gerade so gereift irgendwie.....Wartens ab bis ich wieder einsam rum hänge, dann trauere ich wieder den guten Zeiten nach in denen wir zu viert einfach glücklich waren

24.06.2025 17:21 • x 6 #12750


A


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