Neustart 2023 - Ex, Next und Kinder

Liebe acre,

danke für Deine nette Antwort. Gerade Du schreibst oft Dinge, die ich so auch schon gedacht habe .

Ich versuch' mal, deine Fragen zu beantworten:

Thema Ex: Nein, wir hatten aus meiner Sicht eine recht gute und liebevolle Beziehung. Wir haben eine ähnliche Art von Humor und bis zum Schluss viel miteinander gelacht, diskutiert, über Gott und die Welt geredet. Ich habe mich fast bis zum Ende in der Beziehung grundsätzlich wohl und aufgehoben gefühlt und habe das Vertrautsein genossen. Ich habe ihn sehr geliebt und hatte eigentlich immer das Gefühl, dass er mich sogar noch ein bisschen mehr liebt (vielleicht war das falsch). Aber natürlich war es nicht mehr so wie frisch verliebt.

Was wir sicher zu wenig gemacht haben, war, über uns und die Beziehung zu reden.
Ich habe auf jeden Fall nicht alles angesprochen, was mich gestört hat - und bei ihm wird das auch so gewesen sein. Es kann gut sein, dass da doch manch verborgener Groll da war - wenn auch über Kleinigkeiten - aber das kann eine Beziehung vielleicht auf Dauer schon vergiften. Das ist das Hauptergebnis meiner Reflexion über die Gründe des Scheiterns.

Geändert hat er sich relativ schlagartig als er die Neue getroffen hat (bzw. sie - frisch getrennt - hat ein Treffen mit ihm arrangiert) - das war im Frühherbst. Sie kennen sich von früher und ich weiß, dass er sie damals schon toll fand. Das war aber bei ihm öfter bei anderen Frauen so (hat man immer an der Art gemerkt, wie er über sie geredet hat - er ist ein gnadenlos schlechter Schauspieler ) und ich habe das immer recht gelassen gesehen (ich fand auch ab und an mal einen anderen Mann toll, aber das war nichts, weswegen ich meine Beziehung irgendwie in Frage gestellt hätte und ich war sicher, dass es ihm auch so geht).

Nach diesem Treffen, ab dem sie dann wohl auch permanent hin- und hergeschrieben haben, war er, wie gesagt, wie ausgewechselt. Hat sich benommen wie ein trotziges Kleinkind, fast so nach dem Motto Sie muss doch merken, dass ich mich trennen möchte und mir das abnehmen. Hatte dann auch nicht den A... in der Hose, mit mir ein vernünftiges Gespräch zu führen, sondern ich musste ihm die Info aus der Nase ziehen. Dann war tatsächlich innerhalb weniger Minuten Schluss, es gab nicht wirklich ein vernünftiges Gespräch.

Ab da war er dann wie oben beschrieben, wirklich erschreckend. Völlig empathielos, hat alles, auch seinen Auszug, holterdipolter vom Stapel gebrochen, angefangen, wegen finanzieller Dinge Stress zu machen (auch wenn vermutlich ein Blinder mit dem Krückstock sehen konnte, dass ich einfach nicht mehr konnte, zumal ich ja nach außen, für die Kinder, meine alten Eltern, meine ArbeitskollegInnen etc. normal-fröhlich funktionieren musste - aber gut, das kennen wir ja alle hier).

Leider habe ich dieses Forum und auch entsprechende Literatur erst nach ein paar Wochen / Monaten entdeckt, sonst hätte ich den Kontakt vermutlich sofort radikal eingeschränkt. Zu Beginn habe ich noch versucht, mit ihm Gespräche auf einer persönlichen Ebene zu führen, was wirklich katastrophal war. Seit zwei oder drei Monaten kommunizieren wir nur noch sachlich-kurz per E-Mail, wenn was wegen der Kinder oder Orga zu regeln ist. Damit geht es mir viel besser, wobei es mich schon vor dem Abiball des Mittleren graust, zu dem wir ja wohl gemeinsam werden hingehen müssen (alles andere kann man echt nicht bringen und muss sich da aus meiner Sicht als Eltern zusammenreißen).

Damit wären wir schon beim Stichwort - die Kinder. Beim offiziellen Gespräch haben sie die Nachricht O.K. aufgenommen, aber K1 und K3 haben schon Tränen verdrückt, K2 ist eher Typ Pokerface. Schlimm ist, dass zumindest in der ersten Zeit nach der Trennung die Kinder für den Ex auch total in den Hintergrund gerückt sind (er hat sich nur um sie gekümmert, wenn Next keine Zeit hatte - da gab es ein paar wirklich ganz üble Schoten, die ich vor den Kindern z.T. auch verheimlicht habe, das hätte man ihnen echt nicht sagen können). Er ist auch völlig gedankenlos über die Belange der Kinder hinweggegangen, wollte z.B., dass ich mit K3 jetzt im Sommer an meinen Arbeitsort (anderes BL mit völlig anderem Schulsystem) ziehe - K3 hat noch ein Jahr bis zum MSA, mit dem er sich dann für die Oberstufe bewerben muss, d.h. ab dem Sommer zählt jede Note bei ihm. Und dann ein Schulwechsel. Ohne Worte. Egal - gerade habe ich das Gefühl, dass das wieder ein bisschen besser werden könnte - obwohl er letztes WE, als K1 (studiert außerhalb) zu Besuch war, ihn auch überhaupt nicht getroffen hat, obwohl er zu anderen Aktivitäten direkt vor Ort war. Naja, egal - das kann man nicht erzwingen und ich hoffe, dass die Kinder das z.T. nicht mitbekommen.

Aber: Positives gibt es auch: Ich genieße das Alleine-vor-mich-hin-Wursteln, keiner erwartet, dass ich Dinge auf eine bestimmte Art und Weise mache, keiner erwartet, dass ich am WE spätestens um 8 Uhr aufstehe (Eule-Lerche) u.v.m.. Ich habe mich auch wieder (ganz Trennungsratgeber-like) auf meine Hobbies von früher besonnen, mache wieder aktiv Musik etc.. Das wäre prinzipiell natürlich auch während der Beziehung gegangen, aber da wollte ich die wenige gemeinsame Zeit (beide VZ berufstätig, Pendelei) tatsächlich nicht auch noch durch Hobbies noch mehr schmälern.

Ich bin eigentlich ein sehr unabhängiger, autarker Mensch, der gerne mit sich alleine ist. Wie ich schon schrieb: Bei mir ist es glaube ich vor allem die Art der Trennung, die mich zu Beginn so ins Bodenlose hat fallen lassen. Wenn er z.B. vor einem Jahr auf mich zugekommen wäre und gesagt hätte: Ich bin nicht mehr glücklich, lass' und Gespräche führen, lass' uns Paartherapie machen ... - und wir hätten dann wirklich um die Beziehung gerungen und wären irgendwann gemeinsam (!) zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Trennung der bessere Weg ist, wäre ich sicher auch traurig gewesen, aber dieser Abgrund, dieses rabenschwarze Loch, diese Ohnmacht, dieses Sich-benutzt-Fühlen - das wäre nicht da gewesen. Auch Next wäre für mich kein Problem gewesen, wenn sie einige Zeit nach einer solch fairen, erwachsenen, reflektierten Trennung aufgetaucht wäre.

So, jetzt ist es doch lang geworden, obwohl ich die Geschichte eigentlich gar nicht so im Detail aufschreiben wollte - steht ja in verschiedenen Varianten hundertfach im Forum .