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Neustart 2023 - Ex, Next und Kinder

EngelohneFlügel
Zitat von KomischerVogel:
Die Geschichte, der Ex sei ein ganz fieser Hund und deshalb konnte man schweren Herzens nicht anders, man war schon seit zehn (manchmal auch zwanzig) Jahren unglücklich und hat es einfach nicht mehr ausgehalten etc. klingt da natürlich besser.


Das ist so wie bei meiner Ex-Frau wie ich einfach mal frech behaupte. Zumindest weiß ich von anderen das sie solche Aussagen wohl gemacht hat und würde auch zu ihr passen. Eben das sie keine Wahl mehr hatte außer sich zu trennen weil ich ja so ein böser Mensch bin.
Somit liegt die Schuld also einzig am Ex-Mann.....und nicht an sich selber. Perfekt.
Dumm nur, das es ein paar Leute gibt die das irgendwann nicht mehr geglaubt haben und dann
mit mir gesprochen haben um dann festzustellen......ich bin immer noch der gleiche wie früher und nicht Mr. Hyde.

12.06.2023 13:14 • x 2 #2146


D
Musste schmunzeln über den Dr. Hyde....Mir geht es aber so, dass ich mich manchmal Frage, ob nicht mein Ex irgendwie zu einem Mr. Hyde mutiert ist?
Jedenfalls tut ein Umfeld, welches den Mut hat, Stellung zu beziehen und das ganze etwas grade zu rücken, schon sehr gut, finde ich. Also die Freunde, die das machen. Dann zweifelt man nicht ganz so an der eigenen Wahrnehmung. Und dann gibt es noch die oberdiplomatischen Bekannten, die einen zwar verstehen, die aber sagen, dass ist deine Sicht, dein Ex sieht es sicher anders....die nützen dann grad weniger bis gar nichts in der besch....Situation.

Tja, die Schuldfrage. Für meinen Ex ist klar, dass ich Schuld bin, dass er sich trennen musste, denn ich habe ihn ja offenbar während Jahrzehnten zu wenig gesehen und bin deshalb Schuld am Scheitern der Ehe.

Ich dagegen gebe ihm klar die Schuld an der Trennung (nicht an allfälligen Beziehungsdefizits) und an all dem Schmerz und Müll, durch den ich im letzen Jahr durch musste.

Ich habe dieses Thema Schuld schon zweimal mit meiner Therapeutin diskutiert und irgendwie kommen wir da nicht auf einen grünen Zweig. Sie hat sehr liberale Ansichten, sie ist selbst so eine unabhängige Person (70 und wohl Single) - ich werde den Verdacht nicht los, dass sie generell etwas mehr auf der Seite der Verlasser steht, einfach weil sie deren Freiheitsdrang nachvollziehen kann?

Also sie ist wie gesagt der Meinung, dass beide ihre Anteile beim Scheitern einer Beziehung haben (ist ja nun auch nichts Neues), dass sie aber lieber in meiner Situation wäre als in der von meinem Ex (der psychische Probleme hat). Aber damit ist die Schuldfrage für mich doch noch nicht vom Tisch. Also das, was mir Ex angetan hat und immer noch tut. Das einzige, was sie nicht fair findet, ist, wie sich Ex aus der Verantwortung stiehlt bzw. nur das Minimum leistet (finanziell und betreuungstechnisch). Ansonsten gibt es für sie so was wie Schuld irgendwie nicht.
Mein Argument war, aber man hatte doch einen Vetrag (Ehe), auf dem ich aufgebaut habe. Ihre Antwort: man sollte nie auf andere bauen. Und Ex wusste damals nicht, dass er den Vertrag nicht einhalten kann.
Ansonsten finde ich die Therapeutin schon gut....aber dieses Thema Schuld, es ist für mich noch lange nicht geklärt....

12.06.2023 13:50 • x 3 #2147


A


Neustart 2023 - Ex, Next und Kinder

x 3


J
Für mich ist die Frage von Schuld an Verhalten geknüpft. Ich sehe nicht mal beim Verlieben oder beim Auseinanderleben die Schuldfrage. SCchuldig wird man erst , wenn man damit Partner und Kinder konfrontiert. Zeigt man Verachtung, Gleichgültigkeit, Rücksichtslosigkeit beim Bewältigen dieses Problems, ist dass furchtbar.. Man hat einen Menschen geliebt, der einem nun im Weg steht. Je ruppiger man sein Problem lösen will, desto schuldiger wird man. Und mit diesem Verhalten schädigt man sich auch sich selbst. Vielleicht deshalb die Schuldumkehr.

12.06.2023 14:13 • x 5 #2148


D
@Jamirah Ja, das finde ich einen guten Ansatz, danke!

Komischerweise ist eben diese Therapeutin, die so liberal eingestellt ist, überzeugt, mein Ex habe bestimmt massive Schuldgefühle mir gegenüber. Obwohl er das nie so äussert. Weiss auch nicht, woher sie das wissen will....

12.06.2023 14:17 • #2149


Rheinländer
Die Verlasser/innen, so wie unsere Kandidaten haben keine Schuldgefuhle, denn sie hatten ja uns. Wir sind doch an allem Schuld. Wo sollen die denn ihre Schuldgefuhle her bekommen. Wir sind die bösen, die ihnen ein Leben verwehrt haben, dass ihnen zugestanden hat.
Also meine Ex hat definitiv keine Schuldgefuhle und unser ehemaliger Paartherapeut hat meiner Ex in meinem Beisein gesagt, dass sie Schuld hat, wenn man diesen Begriff benutzen möchte. Nutzt nur im Endeffekt nichts. Sie hatte trotzdem keine Schuld und gut ist.
Ich fand aber schön, dass der Therapeut das so benannt hat, auch wenn ich mir damals nichts dafür kaufen konnte. Es war wie ein streicheln der Seele, auch wenn ich natürlich heute weiß, dass ich meine Anteile hatte.

12.06.2023 14:45 • x 3 #2150


A
Ich wollte genau das gleiche wie @Jamirah schreiben. Es sind zwei Paar Schuhe.
Dass sich Gefühle ändern können, ist einfach so. Auch, dass sie sich unbemerkt so ändern können, dass eine dritte Person Platz findet und man an der alten Beziehung gar nicht mehr arbeiten will. Und das hat dann nichts mit Schuld zu tun.
Wie man sich dann aber trennt, ist die Frage. Wie viele man verletzt und wie sehr man sich aus der Verantwortung stiehlt.
Ich hätte nicht darauf gewettet, dass wir für immer zusammen bleiben. Aber ich hab nie im Leben erwartet, dass er sich in der Trennung so als Vollkatastrophe entpuppt.
Ich glaube, mein NM weiß, dass er schämenswertes Verhalten an den Tag gelegt hat. Gleichzeitig ist das neue Leben nicht so brillant wie es sich im Affärenhormonrausch dargestellt hat. Damit muss man erst mal klar kommen.
Es ist dann vielleicht keine Schuldumkehr, aber man muss ja die Misere rechtfertigen in die man sich da gebracht hat. Und wenn man keinen konkreten Punkt hat, halten dann die Mikroverletzungen her, die einfach im normalen Miteinander entstehen.

12.06.2023 14:53 • x 5 #2151


A
Zitat von Rheinländer:
auch wenn ich natürlich heute weiß, dass ich meine Anteile hatte.

Das finde ich übrigens interessant. Hier im Forum wird ja oft geschrieben, dass man mit dem nötigen Abstand eine bessere Sicht bekommt und seinen eigenen Anteil sieht.
Für mich stellt sich da immer die Frage, sieht man seinen eigenen Anteil wirklich, oder legitimiert man diese große Verletzung mit Gründen, um sie besser verarbeiten zu können und sich nicht mehr so ausgeliefert zu fühlen?

12.06.2023 15:21 • x 5 #2152


EngelohneFlügel
Zitat von acre:
Das finde ich übrigens interessant. Hier im Forum wird ja oft geschrieben, dass man mit dem nötigen Abstand eine bessere Sicht bekommt und seinen eigenen Anteil sieht.


Also aus meinem Empfinden heraus ja, man sieht was man hätte besser machen können oder anders, was aus Sicht des Ex-Partners nicht so schön war und man kann gewisse Aussagen des Ex zumindest nachvollziehen warum. Der andere Part ist dann aber, wieviel Gewichtung gebe ich mir selber für diese Verfehlungen. Sind diese wirklich so schlimm oder hat nur der Ex-Partner dies zu kleinlich gesehen? Ist mein Verhalten wirklich unter aller Kanone gewesen ohne das ich es merke? Hier helfen dann Freunde mit denen man offen reden kann was ist an mir falsch.
Ich hab das so getan und ja, bei ein paar Sachen hat meine Ex-Frau schon recht aber grundsätzlich bewerten andere diese Macken als nicht so dramatisch. Jeder Mensch hat eine Grauzone und meine Ex-Frau lebt leider in einer schwarz oder weiß Welt. Das mußte früher oder später krachen.

12.06.2023 15:43 • x 4 #2153


Rheinländer
@acre
Zitat von EngelohneFlügel:
Also aus meinem Empfinden heraus ja, man sieht was man hätte besser machen können oder anders, was aus Sicht des Ex-Partners nicht so schön war und man kann gewisse Aussagen des Ex zumindest nachvollziehen warum. Der andere Part ist dann aber, wieviel Gewichtung gebe ich mir selber für diese Verfehlungen. Sind diese wirklich so schlimm oder hat nur der Ex-Partner dies zu kleinlich gesehen? Ist mein Verhalten wirklich unter aller Kanone gewesen ohne das ich es merke? Hier helfen dann Freunde mit denen man offen reden kann was ist an mir falsch.
Ich hab das so getan und ja, bei ein paar Sachen hat meine Ex-Frau schon recht aber grundsätzlich bewerten andere diese Macken als nicht so dramatisch.

Ich sehe es genauso wie der Engel.
Ja es gab Dinge die sie gestört haben. Diese wurden jedoch nie angesprochen und schon gar nicht mit den Worten Wenn sich das nicht ändert, dann lasse ich mich scheiden, oder so ähnlich.
Aber wie Engel schon schrieb, konnte auch ich mit Abstand ebenso Dinge sehen die verbesserungswürdig waren. Für mich war das auch nichts das eine Trennung rechtfertigt, aber sicherlich sehe ich dies als meinen Anteil an.

12.06.2023 16:05 • x 3 #2154


alleswirdbesser
Zitat von acre:
Für mich stellt sich da immer die Frage, sieht man seinen eigenen Anteil wirklich,

Ich kann das mit einem absoluten Ja beantworten.

Aber dieser Anteil ist noch lange kein Grund für einen heimlichen Warmwechsel oder gar Fremdgehen. Mir ist aber klar, dass ich nicht die perfekte Ehefrau war und es mit der Zeit wohl tatsächlich einiges verbockt habe, was seine Gefühle schwinden ließ. Nur war auch er kein perfekter Ehemann, was ich jedoch zumindest mal kommuniziert habe. Und ja, er frass die Kritik in sich hinein und schmollte.

Was meine Ehe betrifft, sehe ich meine Anteile sehr deutlich.

Zitat von Rheinländer:
Diese wurden jedoch nie angesprochen und schon gar nicht mit den Worten Wenn sich das nicht ändert, dann lasse ich mich scheiden, oder so ähnlich.

Ich dagegen sprach das manchmal an, nicht so barsch, aber doch deutlich. Am Ende war er der Verlasser.

12.06.2023 16:25 • x 3 #2155


A
Vielen Dank für eure Antworten.

Habt ihr denn in der Beziehung gedacht, dass ihr die perfekten Ehepartner seid und erst danach kam das Erwachen?

Ich weiß ja um meine Baustellen, genau so wie ich um seine weiß. Ich hab halt einfach nur gedacht, Großzügigkeit trägt uns.

12.06.2023 16:58 • x 1 #2156


alleswirdbesser
Zitat von acre:
Habt ihr denn in der Beziehung gedacht, dass ihr die perfekten Ehepartner seid und erst danach kam das Erwachen?

Nein, ich hielt uns bei weitem nicht für perfekt, änderte aber auch nichts an mir, denn ich war auch unzufrieden. Als Eltern waren wir ein gutes Team, dachte ich zumindest, als Paar so ziemliche Versager. Ich konnte aber damit leben ohne ausbrechen zu müssen.

Trotzdem kam das richtige Erwachen erst danach. Solange es funktionierte, ohne dass man sich ändern musste, sah ich zumindest keine Notwendigkeit an mir zu arbeiten, denn er hätte da mitmachen müssen, was aussichtslos war. Ich war mir aber seiner zu sicher.

12.06.2023 17:20 • x 2 #2157


D
@acre Ich habe so ähnlich gedacht wie du. Mir war klar, dass vieles nicht perfekt ist, aber das habe ich auch nicht erwartet. Und bin davon ausgegangen, dass er das auch so sieht. Da war ja bis zum Schluss viel Verbundenheit, ähnliche Ansichten, gute Gespräche. Aber ja, da gab es wohl auch Dinge, wo ich weggesehen habe.

Ich habe seine Macken teilweise akzeptiert, teilweise gemosert, je nachdem. Und auch er hat viele Macken! Er hat es in sich reingefressen (ausser beim S., da hat er immer kommuniziert, mehr wäre besser...). Bei ihm kam es dann 2x raus: vor etwa 4 Jahren aus dem Nichts der Schock-Satz: er wisse nicht, ob er mit mir alt werden wolle. Auf meine Frage nach dem Warum kam die Antwort, dass ich seine Vision von einem einfachen Leben im Alter (auf dem Campingplatz) nicht teilen würde. Und dann eben die Explosion bei der Trennung.

Und natürlich habe ich ihn während der Trennung gefragt (in der Paartherapie), warum er denn nichts gesagt habe, wenn alles so schrecklich war für ihn? Seine Antwort: er habe vieles runtergeschluckt, sonst hätte es wegen schlechter Stimmung noch weniger S. gegeben. Ich muss sagen, für diese Aussage schäme ich mich echt für ihn. Glaube auch nicht, dass es so war, er war wahrscheinlich irgendwie überfordert damit, Missstände zu kommunizieren. Deshalb musste halt eine Begründung her, warum er nie was gesagt hat... Schon krass, wie sich die eigene Wahrheit zurechtgebogen wird.

Und wenn es wirklich so ist, dass eine Beziehung nach 24 Jahren wegen zu wenig S. scheitert (es ging immer nur um die Häufigkeit, nicht um was anderes)... dann haben wir wohl wirklich nicht zusammengepasst. Nein, wenn das die Priorität Nr. 1 ist.. da habe ich halt andere Prioritäten, die mir in einer Partnerschaft wichtiger sind. Z.B. füreinander da zu sein. Was er ganz offensichtlich nicht kann.

12.06.2023 17:32 • x 1 #2158


J
Eine so lange Ehe, wie wir fast alle geführt haben, war doch kein gleichbleibendes Konstrukrt , Da waren die Schmetterlinge, die Kinder, Geldsorgen Berufssorgen. Da ist die Paarbeziehung auch mal im Hintergrund. Wenn man das merkt und es stört, dann muss man reden, das haben unsere Ex nicht wirklich getan. Vielmehr haben sie mit dem Warmwechsel ein Ventil genommen, die Luft rausgelassen statt eine Luftpumpe zu nehmen. Das lag an ihnen nicht an uns.

12.06.2023 17:35 • x 8 #2159


A
@DasWird Es gibt auch Dinge, die mir jetzt erst klar werden. Ich denke, er war unglücklich in unserem Leben. Allerdings hat er sich davon das meiste selbst zuzuschreiben. Es war nicht meine Verantwortung ihn glücklich zu halten.

Lange Zeit waren Unzulänglichkeiten des Anderen halt einfach sympathisch und haben denjenigen ausgemacht. Dann habe ich halt mal mitbekommen, wie er in einer Videokonferenz, dass Next erzählt hat. Da waren auf einmal ihre Unzulänglichkeiten sympathisch.
Zitat von alleswirdbesser:
Ich war mir aber seiner zu sicher.

Das kann ich so auch unterschreiben. Mein Alltag war so voll und interessant, dass ich gedacht habe, es reicht, damit ich für ihn interessant bin. War scheinbar nicht so.

Vielleicht grenzt das Ganze so ein bisschen an die Frage der Schuld. Was habe ich getan, dass es für ihn möglich war, mich so zu behandeln?


Zitat von DasWird:
füreinander da zu sein. Was er ganz offensichtlich nicht kann.


Wenn du ganz ehrlich bist, konnte er das in der Beziehung?

12.06.2023 18:02 • x 2 #2160


A


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