Plötzlich allein mit 3 Kindern nach Tod meiner Frau

Durch den Systemabsturz heute Morgen hier im Forum, sind alle Beiträge von gestern leider weg.

@Unfreiwillig
Wie geht es Dir? Habt Ihr am WE etwas unternommen?

Die letzten Tage ging es mir überhaupt nicht gut, ich war richtig erschlagen und unglaublich müde. Heute geht es langsam wieder Bergauf.

Eines der Zwillinge möchte seit Montag ohne Windel sein, das klappt erstaunlich gut. Wir waren gestern Abend sogar schon ohne Windel auf dem Friedhof und er ist selbst so unglaublich stolz auf sich. Wie gerne würde ich diesen Fortschritt, diesen Stolz des Kindes mit meiner Frau teilen. Ich weiß genau, wie sie reagiert hätte bei jedem Gang aufs Töpfchen
Das Amoxicillin hat gut angeschlagen, da waren wir am Dienstag zur Kontrolle beim Kinderarzt. Ich scheine also richtig gemischt zu haben. Haben noch ein Rezept bekommen weil es 14 Tage genommen werden soll.

Am Wochenende haben wir es etwas ruhiger angehen lassen, wir hatten die Familie da. Mit meinem Schwiegerpapa habe ich etwas an der Terrasse zugebaut. Sonst haben wir ganz viel gespielt, gelacht uns erzählt. Wir fahren jetzt bald gemeinsam mit den Schwiegereltern in den Urlaub. Der Urlaub (die Tour/Route) wurde Anfang des Jahres gemeinsam mit meiner Frau geplant. Dieser Urlaub trägt ihre Handschrift durch und durch. Das wird für uns alle schwer und schön zugleich.

das klingt, als würdest du die schönen erlebnisse irgendwie doch mit deiner frau teilen... in gedanken, im herzen

Zitat von Unfreiwillig:

Wie gerne würde ich diesen Fortschritt, diesen Stolz des Kindes mit meiner Frau teilen

Und wer sagt, das du dies nicht teilen kannst? Mit deiner Frau? Der Tod ist nicht das Ende, es ist der Übergang zu einer anderen Ebene.

Zitat von Unfreiwillig:

Dieser Urlaub trägt ihre Handschrift durch und durch. Das wird für uns alle schwer und schön zugleich.

Schau, natürlich ist dies alles nicht schön, es ist belastend - aber andererseits wer sollte dich daran hindert, jeden Abend mit einem Ritual deine Frau, die über Euch wacht - mit einbinden in Eure Erlebnisse, vielleicht machst du, kenne deine Möglichkeiten nicht im www einen Vlog, mit Bildern und Geschichten als Erinnerungsstütze oder für andere trauernde, als gutes Beispiel

@Unfreiwillig

Zitat von Unfreiwillig:

Wie gerne würde ich diesen Fortschritt, diesen Stolz des Kindes mit meiner Frau teilen.

Dann mach das doch.

Ich hab - solche Gespräche mit meinem Papa - über eine sehr langen Zeitraum jeden Abend geführt.
Es hat mich zwar oft auch traurig gemacht - aber es gab mir auch unendlich viel Kraft und Halt in meinem Leben.
Mit der Zeit wurde mein Gesprächsbedarf weniger, aber ab und dann mache ich das auch heute noch und erzähle ihm was seine Enkel - so verbrochen haben oder welchen Meilensteine sie mit Bravour geschafft haben.

Zitat von Unfreiwillig:

Ich weiß genau, wie sie reagiert hätte bei jedem Gang aufs Töpfchen

Ja, auch das kenne ich. Es ist ein trauriges und zugleich doch auch schönes Gefühl wenn man sich zu gut vorstellen kann wie der andere vermutlich drauf reagiert hätte.

Ich kann dich nur ermutigen - drück es nicht weg - sondern lass es zu. Es hilft.

Zitat von Heffalump:

Und wer sagt, das du dies nicht teilen kannst? Mit deiner Frau? Der Tod ist nicht das Ende, es ist der Übergang zu einer anderen Ebene.

Zitat von Heffalump:

Schau, natürlich ist dies alles nicht schön, es ist belastend - aber andererseits wer sollte dich daran hindert, jeden Abend mit einem Ritual deine Frau, die über Euch wacht - mit einbinden in Eure Erlebnisse, vielleicht machst du, kenne deine Möglichkeiten nicht im www einen Vlog, mit Bildern und Geschichten als Erinnerungsstütze oder für andere trauernde, als gutes Beispiel

Zitat von Waris07:

Ich hab - solche Gespräche mit meinem Papa - über eine sehr langen Zeitraum jeden Abend geführt.
Es hat mich zwar oft auch traurig gemacht - aber es gab mir auch unendlich viel Kraft und Halt in meinem Leben.
Mit der Zeit wurde mein Gesprächsbedarf weniger, aber ab und dann mache ich das auch heute noch und erzähle ihm was seine Enkel - so verbrochen haben oder welchen Meilensteine sie mit Bravour geschafft haben.

Da habt ihr recht, ich erzähle es ihr auch. Wir haben das Ritual jeden Abend nach dem Essen, gehen wir zum Friedhof dort trinke ich den üblichen Espresso mit meiner Frau und wir erzählen ihr was am Tag los war und was uns beschäftigt - wie früher, beim Abendessen.

Auch so halte ich oft Zwiesprache mit ihr über den Tag.

Gute Idee mit dem Vlog oder Blog ich bin nur nicht so der Typ, der das nach außen trägt. Ich weiß, das steht etwas im Widerspruch zu meinen Aktivitäten hier im Forum bloß hier ist es natürlich weitaus anonymer.

Aber vom Grundsatz her wisst ihr sicher was ich meine, auch wenn wir ihr die High- und Lowlights des Tagesberichten - etwas bewegendes oder alltägliches mit einem geliebten Menschen zu teilen ist nochmal was anderes. Und das fehlt mir aber das darf es auch.

Zitat von DieSeherin:

das klingt, als würdest du die schönen erlebnisse irgendwie doch mit deiner frau teilen... in gedanken, im herzen

Genau, in Gedenken und im Herzen

Zitat von Unfreiwillig:

Gute Idee mit dem Vlog oder Blog ich bin nur nicht so der Typ, der das nach außen trägt.

Musst du ja nicht - ich dachte, für deine kleinsten Kinder. Als Tagebuch der Erinnerung, sortiert nach Tagen, Monaten, Jahren

Und ne Website muss ja nicht zwingen öffentlich sein

@Unfreiwillig
Deine Frau hat im Januar den Urlaub geplant, daher vermute ich, dass sie nicht an einer Krankheit litt, bei der der Ausgang absehbar war.
Es ist natürlich nochmal härter, wenn ein Verlust einen sehr plötzlich trifft.

Der Urlaub wird sicher nicht leicht. Alles, was man ohne den geliebten Menschen zum ersten Mal allein erlebt, ist eine große Herausforderung.

Ich finde es toll, dass Du zu Deinen Schwiegereltern einen guten Draht hast. Ihr könnt euch gegenseitig stützen. Die Kinder sorgen sicher auch für genug Abwechslung.
Deine Frau ist eh dabei, so oder so.

Zitat von Unfreiwillig:

Mit meinem Schwiegerpapa habe ich etwas an der Terrasse zugebaut. Sonst haben wir ganz viel gespielt, gelacht uns erzählt. Wir fahren jetzt bald gemeinsam mit den Schwiegereltern in den Urlaub. Der Urlaub (die Tour/Route) wurde Anfang des Jahres gemeinsam mit meiner Frau geplant. Dieser Urlaub trägt ihre Handschrift durch und durch. Das wird für uns alle schwer und schön zugleich.

Das freut mich sehr, dass deine Schwiegereltern für euch da sind. So geht ihr euch gegenseitig Kraft, könnt zusammen weinen, lachen und von deiner Frau erzählen. Ich glaube, ein Mensch der so gegenwärtig ist, ist immer noch unter uns.
Leider nicht mehr körperlich, aber es gibt so vieles zwischen Himmel und Erde, das wir nicht fassen können.

Ich finde es irgendwie beruhigend, führe oft Zwiegespräche mit meinem Vater und frage ihn im Rat.

Heute schaffe ich es nicht auf eure Nachrichten einzugehen, denn heute war ein schwerer Tag. Eine weitere Beerdigung eines geliebten und geschätzten Menschen. Der Tag hat mich aufgewühlt aber gleichzeitig in mir auch für Ruhe gesorgt.

Heute möchte ich euch daher ein wenig davon erzählen, wie meine Frau und ich uns kennenlernten und was mich am meisten an ihr faszinierte:

Manchmal begegnet man einem Menschen und spürt sofort: *Da ist etwas Besonderes*. So war es bei uns. Ich habe sie während meines Studiums auf einer WG-Feier kennengelernt. Es war einer dieser Abende, an denen man eigentlich gar nicht lange bleiben wollte und sich überreden lassen musste überhaupt vor die Tür zu gehen – und dann verändert sich plötzlich alles.

Sie saß mit einem Buch in der Küche, mitten im Trubel. Diese Mischung aus Konzentration und Offenheit faszinierte mich. Wir kamen ins Gespräch – über Politik, Literatur, soziale Themen, Reisen, Lebensentwürfe als würden wir uns schon ewig kennen. Das Buch wurde schnell zur Seite gelegt.

Anfangs dachte ich: Das kann eigentlich nicht passen…sie diskutiert dauerhaft, das tut nicht gut mit uns Ich merkte aber, was sie in mir damit bewegte und ich wollte immer mehr von hören - die Zeit mit ihr fühlte sich einfach magisch an. Da war kein Funken Oberflächlichkeit in ihrer Person. Sie war mit Anfang 20 Jahren klüger, reifer und reflektierter als viele Menschen die ich bis dahin kannte. Und sie konnte jeden in Grund und Boden argumentieren – charmant, aber messerscharf.

Was mich aber wirklich gepackt hat, war ihre Vielseitigkeit: Sie war in sozialen Projekten aktiv, engagierte sich politisch, schrieb, organisierte, träumte groß. Sie gründete sogar während des Studiums mit Kommiliton/innen eine medizinische Initiative, die sich für die Versorgung benachteiligter Kinder in ländlichen Regionen Afrikas einsetzte. Das war kein symbolisches Projekt – sie sammelte Spenden, reiste selbst mit und brachte Aufmerksamkeit dorthin, wo sonst niemand hinsah.

Diese Neugier auf die Welt, auf Menschen, auf Veränderung riss mich mit. Ich wollte verstehen, wie jemand so denken, so fühlen, so handeln kann. Und je näher ich sie kennenlernte, desto klarer wurde mir: Ich wollte bleiben. Ich wollte Teil davon sein.

Dass ich es wurde und mit ihr so viele schöne Jahre, Erinnerungen und drei wundervolle Kinder bekommen durfte, erfüllt mich mit Demut und unendlicher Dankbarkeit.

@Unfreiwillig Und eben diese Dankbarkeit, dass euch dieses Glück zuteil wurde, ist der Seele größter Trost.
Ich finde eure Rituale der Zwiesprache sehr schön, und weiß selbst, dass Antworten kommen.

Der Vormittag war heute wirklich wild. Die Kinder testen gerade extrem ihre Grenzen. Die Zwillinge sind grade in so einer Übergangsphase von Mittagsschlaf zu keinem… Heute war die Laune aber gegen 11:30 Uhr so drüber, dass wir mit dem Buggy zum schlafen eine Runde los sind und es hat keine 5 Minuten gedauert.

Jetzt habe ich noch mit dem großen Kind alleine was gemacht, was auch sehr schön war.

13:30 Uhr muss ich allerdings einen der Zwillinge für das Amoxi wecken meint ihr es macht was wenn man es mal 15 Minuten später gibt?

Zitat:

[url=/post3912666.html#p3912666]Zitat von Heffalump[/url]
Musst du ja nicht - ich dachte, für deine kleinsten Kinder. Als Tagebuch der Erinnerung, sortiert nach Tagen, Monaten, Jahren

Und ne Website muss ja nicht zwingen öffentlich sein

Das stimmt, das ist wirklich eine gute Idee Ich überlege mir ein Format. Am besten eins, wo ich auch tagsüber immer wieder kurz was rein tippen kann was ich sonst mit meiner Frau besprochen hätte.

Zitat:

[url=/post3912671.html#p3912671]Zitat von Pippa[/url]
Deine Frau hat im Januar den Urlaub geplant, daher vermute ich, dass sie nicht an einer Krankheit litt, bei der der Ausgang absehbar war.
Es ist natürlich nochmal härter, wenn ein Verlust einen sehr plötzlich trifft.

Ja der tot war überhaupt nicht absehbar. Sie war kerngesund, alles war schön und dann plötzlich. Es tut mir leid aber aktuell kann ich noch nicht ganz drüber reden, ich hänge da emotional gerade fest weil es für mich ziemlich traumatisch war. Vielleicht in ein paar Tagen aber diese Woche fällt es mir schwer gedanklich dahin zurückzugehen.

Zitat:

[url=/post3912843.html#p3912843]Zitat von Loewenherz[/url]
Ich finde es irgendwie beruhigend, führe oft Zwiegespräche mit meinem Vater und frage ihn im Rat.

Oftmals fällt einem das gar nicht so auf, die Zwiegespräche finden total oft in meinem Kopf statt und später fällt es mir irgendwie auf wie oft ich mich an sie gewendet habe

Zitat von Unfreiwillig:

Vielleicht in ein paar Tagen aber diese Woche fällt es mir schwer gedanklich dahin zurückzugehen.

Du - alleine - bestimmst wann und was du hier mit uns teilen möchtest.
Das ist völlig in Ordnung und ich denke jeder hier versteht das auch.
Mach dir also keinen Kopf und zwing dich zu nichts.

Zitat von Unfreiwillig:

Oftmals fällt einem das gar nicht so auf, die Zwiegespräche finden total oft in meinem Kopf statt und später fällt es mir irgendwie auf wie oft ich mich an sie gewendet habe

Ja genau;-)

Zitat von Unfreiwillig:

meint ihr es macht was wenn man es mal 15 Minuten später gibt?

Ach woher, das macht nix. Hauptsache so einigermaßen+~ 1-2 h